Foto DS
Vorbemerkungen:
Seneca, ein Zeitgenosse von Paulus, schreibt: "Es nützt geistiger Gesundheit, sich von den Befürwortern des Wahnsinns abzuwenden." Und auch der folgenden Aussage von Stap Schneider am 11.06.2017 in Chicago ist aus christlicher Sicht sicher zuzustimmen, obgleich sie noch etwas zu kurz greift:
„Es ist sehr wichtig, dass unsere Beziehung zu Jesus Christus nicht an der Qualität der Beziehung zu unserem Segensträger abhängt. Das müssen wir klar unterscheiden. … Selbst wenn in der Gemeinde etwas schief läuft und die Beziehung zu unserem Priester oder zum Apostel oder zum Bischof, ihr könnt nennen wen ihr wollt, schlecht ist, dann darf das trotzdem niemals die Verbindung zu unserem Herrn Jesus beeinflussen. Unsere Verbindung ist eine direkte Verbindung zu Jesus Christus. Wir sind verwurzelt in ihm. Das ist sehr wichtig, das kann ich bestätigen. Denn eines Tages passiert etwas und die Verbindung zu dem Knecht Gottes ist nicht mehr dieselbe. Dann ist sehr wichtig, dass unsere Verbindung zu Jesus Christus dadurch nicht beeinflusst wird. Wir sind in Jesus Christus verwurzelt und diese Verbindung ist nicht abhängig von diesem oder jenem Bruder.“
Dieser Feststellung ist noch ein weiteres hinzuzufügen: Nicht nur Amtsträger oder die Gemeinschaft sind dem Verhältnis gegenüber Jesus, dem Christus, nachgeordnet, sondern selbst die Zugehörigkeit zur einer Kirche ist zu hinterfragen, wenn sie auf Grund ihrer Lehre, gemachten Fehlern und negativen Beeinflussungen dem befreienden Wort des Evangeliums im Wege steht. Ist das einmal erkannt, kann daraus die Notwendigkeit aus der Verantwortung gegenüber sich selbst und seiner Familie abgeleitet werden, den Schritt zum Austritt und zur Veränderung zu wagen, der immer ein Schritt der Befreiung ist, wie die hier eingestellten Berichte zeigen.
Mit dem Ausstieg wird aber ein langer Weg zu sich selbst und zu einem neuen Sinn des Lebens hin nötig, oder man scheitert. Moderne Theologen wissen, dass auch der religiöse Weg ein Weg zu sich selbst hin ist. Insofern können theologische Texte und/oder psychologische Artikel der Wegfindung dienen und schließen sich nicht etwa gegenseitig aus. Der Mensch an sich bleibt in seiner Existenz immer hinter seiner „Essenz“, seinem potentiell möglichen essenziellen Wesen zurück und ist damit sich selbst entfremdet. Psychologie und Theologie können und wollen dabei eine Hilfe sein, dieser Entfremdung oder Fremdbestimmung trotz kontingenter Lebenssituationen ein Stück weit entgegen zu wirken. Denn wie in therapeutischen Sitzungen stecken auch in guten Predigten oder theologischen Texten immer undogmatische, lebenspraktische Hinweise für den eigenen Weg zu sich selbst, die helfen, der bisherigen Fremdbestimmtheit zu entkommen.
"Alles hat seine Zeit!" Dies wusste schon im 3. Jhd. vor Christus der Prediger Salomo und setzte hinzu, "dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes."
Möge also dieser Schritt heraus aus der geistigen Gefangenschaft in die Freiheit noch vielen Lesern gelingen, wenn die Zeit dafür gekommen ist!
Weitere Aussteigerberichte sind gerne willkommen!
Aussteigerberichte:
- Ausgetreten: Endlich frei 15.10.2019
- Die Eisigen unter uns ~ In den Fängen eines NAK-Soziopathen und seiner Familie ~ von Petra M. 21.7.17
- Amtsträger als manipulierte Opfer in NAK-Fesseln –Bemerkungen eines noch aktiven NAK-Amtsträgers (16.3.17)
- Ein Vorsteher steigt aus - Gründe und Hintergründe (19.1.2017)
- Um jeden Preis: Lüge als Systemschutz in der NAK (9.1.2017)
- Geistgewirkte Predigt oder wieder einmal massiver Amtsmissbrauch durch den Bez.Ältesten J.? Ein Bericht aus Berlin aus dem Jahr 2008 (A.B. 12. 2016)
- Mein Gott, darum habe ich dich verlassen (Kornelia Mai 2015)
- Wenn die Sonntage zur Qual werden (Rita Mai 2013)
- Erst Love Bombing, und dann ... (Ein Forumstext vom 12. Feb. 2004)
- Seelischer Mord
- Fred Galka: Akzente, die für mich beim Ausstieg besonders wichtig waren
- Ich bin ein Psycho
- Einer,der es geschafft hat
- Flügellahm?
- NAK-Erziehung und –Sozialisation aus der Sicht des Zeitzeugen Otto
- Sekte und Sucht
- T.A.: Die NAK aus meiner heutigen Sicht
22. Mai 2013 Persönliche Notizen im Nachhinein von Detlef Streich
Chor, einen Vers als Einstimmung und persönlicher Abgesang vom Dezember 2012:
Ein neues Apostellied mit alten Zitaten
O Ewigkeit, du Donnerwort,
Schwert der Apostel immerfort!
Was ist´s, das ihr bisher verkündet?
Apostelheil – jenseitsgegründet!
Die Welt ist euch ein Jammertal.
Und nur im ewgen Freudensaal
Liegen Ziel und Sinn bereit.
Also auf zur Ewigkeit!
Warum denn nun noch länger weilen?
Lasst schnell uns aus dem Leben eilen.
Und ihr, Apostel, geht voran:
Vorwärts, aufwärts, himmelan.
Apostelamt, du kaltes Licht,
Erleuchtest dich, mich siehst du nicht.
Du predigst Wasser und trinkst Wein
Und schenkst dir auch sehr reichlich ein.
Apostelwort, heilloses Heil,
ein schleichend Gift, ein leiser Pfeil!
Drohbotschaft statt Frohbotschaft
Glücklich, wer es dort wegschafft ...
… und frank und frei sein Leben lebt!
Sei´s drum, was noch im Wege steht:
Geh aus, mein Herz und suche Freud
von nun an selbst in deiner Zeit.
Verehrte Leser meiner Homepage,
mit diesem Artikel verabschiede ich mich aus den Reihen derer, die sich schriftlich um eine sachliche Auseinandersetzung mit der NAK bemühen. Lediglich die Predigten von Stap Schneider werde ich weiter verfolgen und ggf. das Schneiderlexikon ergänzen. Ich hoffe, meinen Teil dazu beigetragen zu haben, Menschen, die sich von der NAK verletzt oder enttäuscht fühlen, zu helfen und Gedankenanstöße gegeben zu haben, die ihnen Impulse für ihren weiteren Weg vermitteln konnten. Der NAK-Gläubige ist es trotz aller Intelligenz nicht gewohnt, über seinen Glauben zu forschen oder zu reflektieren. Irgendetwas muss das Fass zum Überlaufen bringen, bevor man sich auf das völlig unsichere Terrain des Zweifels und Loslassens begibt. Wenn aber tatsächlich das bisherige Glaubensgeländer instabil wird, besteht die große Gefahr, dass man sich ein neues, nun scheinbar wahres Geländer sucht und tatsächlich auch findet, das sich einige Zeit später aber als genauso falsch herausstellt. Dazu gibt es deutlich klärende Untersuchungen von mir auf der Unterseite Drehtüreffekt.
Als ich vor 2001 genau an diesem Punkt meines geistlichen Ausstiegs war, gab es im noch jungen Netz nur sehr wenig Material zum Thema NAK. Damals regte ich mich auf über einen Ausspruch vom Stap. Fehr am 18.3.2001, in dem er ausgehend von einem Zitat aus Johannes 6, 29: "Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat" in der Predigt ausführte:
"Es mag mancher Mensch behaupten - und dabei hat er sicherlich auch bis zu einem gewissen Grad recht -, dass er Gottes Werke tut, aber wenn der Glaube an die Sendung fehlt, mögen solche zusehen, wohin sie mit ihrem Lebensschifflein fahren."
Ich setzte mich hin, las genau in der Bibel und schrieb, angespornt von Will Andrich, einen ersten Artikel "Gottes Werke wirken - Anmerkungen zu einer Predigt von Stap Fehr 2001", später entstand daraus eine kürzere Satire, in dem ich die stammapostolischen Reden von ´Gottes Werk` als gänzlich falsch überführte. Nebenbei bemerkt: Der Artikel hat von seiner Gültigkeit leider nichts verloren, denn bis auf den heutigen Tag wird in der NAK der gleiche Unsinn gepredigt:
Wort zum Monat 02/2006 | Gottes Werke
„Es geht also auch heute darum, die Apostel des Herrn aufzunehmen und ihrem Wort zu glauben. … Glauben wir denen, die der Herr heute sendet, seinen Aposteln – das ist Gottes Werk."
Link: 2021 Offener Brief an aktive Amtsträger der NAK: Zweifler an der Lehre berauben sich des göttlichen Segens
Damals fragte ich mich allerdings wie es sein kann, dass ich kleiner Mitbruder den geistlichen Führer des Werkes Gottes logisch und mit der Bibel widerlegen konnte, der doch dem eigenen Anspruch nach direkt vom Heiligen Geist inspiriert spricht. Als Schlusswort der Arbeit diente als Antwort auf diese Frage ein Zitat von M. Luther:
„Was Gott innerlich ordnet, als den Glauben, das gilt ihnen nichts. Sie fahren zu und nötigen alle äußerlichen Worte und die Schrift, die auf den innerlichen Glauben dringen, auf eine äußerliche neue Weise, den alten Menschen zu töten und erdichten allhier Begriffe ...und des Gaukelwerks mehr, da nicht ein einziger Buchstabe davon in der Schrift steht ..., dass aus der Erkenntnis Christi nichts anderes macht denn ein menschlich Werk.“ (....)
15.10.19 Ausgetreten: Eine unglaubliche Freiheit
Lieber Herr Streich!
Heute habe ich zufällig von Ihrem NAK-Ausstieg 2005 gelesen. Das ist genau der Zeitpunkt, wo ich meine persönliche Wende erlebte. Im Jahr 1962 wurde ich in ein Neuapostolisches Elternhaus (Vati war Priester) hineingeboren. Wenn ich jetzt schildere, wie ich meine Kindheit und Jugend erlebte, will ich niemanden verurteilen oder anklagen.
Man war als Gotteskind etwas Besonderes, etwas Besseres!: Ein auserwähltes Königskind (siehe Gesangbuchlied "Mein Vater ist reich...Bin ein königlich Kind, aus Gnaden erwählet..." oder "Über die Erde wandelt eine heilige Schar, sie tragen Kronen unsichtbar" - und ich durfte dazu gehören!) Ein Königskind wird man nur durch Handauflegung eines lebenden Apostels, der so den Heiligen Geist spendet. Diese Macht reicht bis in die Ewigkeit. Das Bibelwort "In meines Vaters Reich sind viele Wohnungen..." wurde so ausgelegt: Da sind die Bereiche, wo die Trinker sind, wo Mörder sind, wo Ehebrecher sind usw. Die in die Ewigkeit gegangenen neuapostolischen geistgetauften Gotteskinder können diese armen gefangenen Seelen besuchen und zum Apostelaltar auf Erden einladen. 3x im Jahr kann ihnen ein lebender Apostel die Sakramente spenden und sie brauchen nicht mehr zurück in ihre Bereiche. Es wurde aber immer nur von schlimmen "Bewohnern" gesprochen. Ich habe nie gehört, dass es eine Wohnung gab, wo solche wohnten, die auf Erden viel Gutes getan haben.
Im Kindergottesdienst wurde mal erklärt, warum auch andere Glaubensrichtungen Glaubenserlebnisse haben: Wenn ein Kind seinen Schulfreund mitbringt, wird die Mutter auch ihm Brot geben, nicht nur dem eigenen Kind. Aber der Erbe ist nur das eigene Kind. Übertragen bedeutet das: Nur die Neuapostolischen sind Gottes Kinder und somit Erben im Himmel. Alle anderen sind arme verirrte Schafe in fremden Ställen Und für ein Gotteskind gilt: Gift probiert man nicht. Außerdem darf man keinen Gottesdienst mutwillig versäumen. Denn nur solche, die hier überall dabei sind, werden auch dabei sein, wenn der Herr Jesus wiederkommt um die Seinen zu sich zu holen.
Wir sind zwar in der Welt, aber nicht von der Welt. Um uns herum sind Weltmenschen und Versuchungen, denen man wiederstehen muss. Ein Gotteskind sucht keine Luststätten der Welt auf: kein Kino, kein Theater, keinen Rummel, keinen Zirkus, erst recht keinen Tanz oder Party. Das sind Verlockungen des Teufels. Der Kindergottesdienstlehrer sagte: Ja, die Tiere im Zirkus hat der liebe Gott geschaffen, aber nicht den Clown. Als Kinder mussten wir ansagen können: "Unser lieber Stammapostel heißt... und wohnt in..., desgleichen, Bezirksapostel, Apostel Bischof, Bezirksältester. Immer "der liebe..." Das war wichtig: Segen konnte man nur erlangen, wenn man zu seinen Vorangängern aufschaute. Es gab nichts zu kritisieren, denn sie verkündeten Gottes Willen.
Geprägt hat mich auch das Wort: "In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden."
Als ich 8 war, begann ich bei unserem Vorsteher, Harmonium spielen zu lernen. Täglich musste ich eine Stunde üben. Eigentlich war ich immer allein. Ich musste Harmonium üben und fleißig für die Schule lernen. Mit der Zeit entwickelte ich eine Angst, mich mit "Weltmenschen" abzugeben. Es war für mich eine Qual, mit jemandem allein sein zu müssen, der nicht neuapostolisch war.
Meine Lehrstelle (Technischer Zeichner) besorgte der Vorsteher. Ich musste nichts dafür tun. Viel lieber hätte ich Tierpfleger gelernt, aber diesen Gedanken durfte ich nicht aufkommen lassen, weil man da sonntags arbeiten musste und Gottesdienste versäumen würde. Eigentlich war ja der Hauptberuf sowieso "Neuapostolisch". Alles Irdische war zweitrangig.
Einen Freund für mich suchte der Bischof aus. Es gab zu dieser Zeit eine Liste in der NAK, wo man sich als Single eintragen konnte. Nach wenigen Wochen haben wir uns in seiner Gemeinde im Erzgebirge verlobt. Mein Herz war nicht dabei, aber es war doch Gottes Wille. Nach der Verlobung bin ich noch rechtzeitig aufgewacht und habe sofort Schluss gemacht. Ich hatte meinen späteren Mann längst in unserer kleinen Nachbargemeinde ausgesucht. Bei ihm habe ich zum ersten Mal erlebt, dass er nicht so 100-prozentig linientreu war und super mit "Weltmenschen" zurechtkam. Mutti nannte mich zwar einen Rumtreiber (wie gern hätte sie mindestens einen Bischofsenkel als Schwiegersohn bekommen), aber schnell bin ich zu ihm gezogen. Wir bekamen zwei Söhne. Mit der Wende 1989 wurde die kleine Nebengemeinde wieder in meine Heimatgemeinde aufgenommen.
Aus mir war inzwischen ein ganz brauchbare Orgelspielerin geworden, d.h. für neuapostolische Verhältnisse brauchbar. Man hatte in der NAK nichts können müssen als 3 Gemeindelieder begleiten. Beinahe regelmäßig nach dem Gottesdienst bekam ich von unserem Dirigent (natürlich ein Laie, der nicht besser orgelte als ich) einen "Anschiss" belangloser Art: zu schnell, zu langsam, zu leise..., irgend so was in der Art.
Privat hat sich mein Mann 1990 selbständig gemacht. Ich wurde mitarbeitende Ehefrau. Auch wurde er Priester. Immer wieder geriet er mit dem Vorsteher in Konflikte, weil er nicht zu allem Ja und Amen sagte und seine Meinung offen vertrat, nicht nur hinten herum wie die Anderen. Er hat sich als Handwerker für die Gemeinde den A.... aufgerissen, ohne Dankeschön oder Anerkennung. Als er einmal die Nacht vom 24. zum 25. Dezember (unsere Kinder waren noch relativ klein) im Kirchenkeller verbrachte, weil er immer wieder die Heizung starten musste, weil der Gasdruck zu niedrig war, kam nicht etwa der Vorsteher zu ihm in den Keller um sich zu bedanken, dass die Geschwister Weihnachten in einer warmen Kirche feiern können. Das erste, was er vom Altar sagte: "Alles, was Menschen machen, ist unvollkommen."
Ich hab meinen Mann immer bewundert, wie er den ganzen Ärger weggesteckt hat.
Irgendwie hatte ich immer den Wunsch, musikalisch etwas mehr zu machen. Durch die NAK auf Ewigkeit "getrimmt" (Es sind deine Berge und Täler gar schön, doch nicht zu vergleichen den himmlischen Höhn - Fort, fort mein Herz zum Himmel - Meine Heimat ist dort in der Höh....) habe ich 2002 begonnen, mich den Bestattungsinstituten vorzustellen und Musik zur Trauerfeier anzubieten. Ich bildete mir damals ein, sehr gut darin zu sein. Es war anfänglich ein mühsamer Weg. Als ich eine ev. Trauerfeier spielte, fragte der Pfarrer im Anschluss, ob ich auch mal einen GD in der ev. Kirche spielen würde. Na klar wollte ich das. Inzwischen waren wir im Jahr 2005. In der NAK gab es das neue Gesangbuch. Ich erlaubte mir, einen 3-stimmigen Satz mit schönen Verzierungen zu spielen. Sofort kam die Kritik: "Sonja, das geht gar nicht." Das war der Anfang vom Ende.
Ich sagte: "Doch, diesmal weiß ich genau, dass das geht und im Übrigen könnt ihr in Zukunft euren Sch... allein machen. Nächste Woche spiele ich beim Pfarrer." Ich war stinksauer. 2 Tage später war Ämterversammlung. Mein Mann kam nach einer halben Stunde schon wieder heim. Er sagte, er macht den Zirkus nicht mehr mit und legt sein Amt nieder. - Und dann passierte gar nichts. Keiner kam und fragte: "Das kannst du doch nicht ernst meinen. Wir brauchen dich doch." Dort habe ich die Welt nicht mehr verstanden. Dort hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen
Ich hatte in 4 Wochen 5kg abgenommen, konnte weder lachen noch weinen. Mein Mann sagte zu mir: "Geh zum Arzt, du bist doch krank."
Aber der liebe Gott hatte vorgesorgt: Der GD in der ev. Kirche am nächsten So gefiel mir so gut, dass ich umgehend alle Kirchgemeinden angeschrieben hatte, um Orgeldienste anzubieten. Das fand ein großes Echo. Nur der KMD bremste mich ein wenig aus und wollte mich kennen lernen. Er bot mir Unterricht an - ich lehnte ab.
Zu dieser Zeit konnte ich niemandem vertrauen. Ich weiß nicht, was aus mir geworden wäre, hätte ich nicht genau zu diesem Zeitpunkt meinen inzwischen verstorbenen lieben Herrn K. kennen gelernt. Herr K. war Musikschuldirektor im Ruhestand und Bezirksältester bei den Adventisten. Er hat nie Werbung für seinen Glauben gemacht, er hat sich meiner angenommen. Unter seinen Händen bin ich von einem verkümmerten Mauerblümchen (Man war ja als Frau in der NAK die Null und hatte hinter dem Mann - möglichst Amtsträger!, der die 1 war, zu stehen. Andersherum hatte die Null ja keinen Wert.) zu einer wunderbaren Rose erblüht.
Mein Mann hat ca. 2Wochen nach diesem Vorfall beim Bezirksältesten angerufen und um eine Aussprache gebeten. Die lief auf noch höherer Ebene mit dem Ergebnis: Immer schön von unten nach oben. Die Segenslinie muss eingehalten werden. Der höher stehende Segensträger ist zu akzeptieren, das ist gottgewollt!
Er hat noch paar Jahre mitgemacht, weil er immer sagte, die Geschwister sind es wert, dass ich sie nicht im Stich lasse.
Ich ging in der Woche nur noch meinem Mann zuliebe mit, ob sonntags Stammapostel-Übertragung oder sonst was für "Fest-GD" war, ich spielte bei den Evangelischen. Ich hatte inzwischen einen tiefen inneren Frieden gefunden, hatte allen vergeben, fand es beinahe belustigend, wie man jetzt von den Neuapostolen als armes, abgefallenes Schaf angesehen wurde. Dabei dachte ich: Ihr armen Menschen, wie seid ihr doch verblendet und verzichtet auf ein Leben in Freiheit.
Im Jahr 2007 las ich von einem Chorprojekt, nahm teil und begegnete dem KMD wieder. Inzwischen war viel passiert, meine Seele geheilt. Nun war ich auch bereit, seinen Unterricht anzunehmen. Ich durfte diesen mit der D-Prüfung abschließen und wurde auf Anraten unseres Steuerberaters ganz offiziell freiberuflicher Kirchenmusiker. Auch bin ich in die Kantorei gegangen und genieße wöchentlich beim KMD professionelle Chorleitung. Ich muss das mal so sagen, denn wenn ich an meine NAK-Zeit denke: Was gab es dort für Arroganz und Größenwahn von Dirigenten, die sich einbildeten, wer zu sein und was zu können.
Beim ersten WO 2007, liefen einfach nur die Tränen, weil ich das erleben durfte: Jauchzet, frohlocket live mitzusingen.
Im Jahr 2011 sind mein Mann und ich aus der NAK ausgetreten. Eine unglaubliche Freiheit.
Ich habe in den Jahren gefühlt, dass Gott mich führt, mir Menschen an die Seite gegeben hat, die mich auf den Weg gebracht haben, den ich heute voller Freude selbstbewusst und in Freiheit gehen kann. Es klingt vielleicht komisch, aber für mich ist das nicht selbstverständlich, dass ich mit den Nachbarn am Gartenzaun schwatze, das wäre bis vor 15 Jahren nicht denkbar gewesen. Heute bin ich nicht nur als Kirchenmusikerin zu Trauerfeiern, Hochzeiten oder Gottesdiensten unterwegs. Ich darf auch Pfarrer zu Andachten in Seniorenheimen vertreten oder bei Seniorenzusammenkünften. Außerdem halte ich ab und zu selbst eine (weltliche) Trauerfeier.
Aus Dankbarkeit wollte ich Gott etwas zurückgeben. So habe ich ein Ehrenamt als Grüne Dame (freiwilliger Besuchsdienst) in der Klinikseelsorge angenommen. "Schuld" daran war Herr Kr. Als ich ihn einmal fragte: "Warum machen Sie das, warum sind Sie so gut zu mir, ich gehe Sie doch eigentlich gar nichts an?" lautete seine Antwort: "Ach wissen Sie, der Herr Jesus tut uns so viel Gutes, da können wir doch unserem Nächsten auch Gutes tun."
Hoffentlich habe ich Sie jetzt nicht gelangweilt, aber Sie sollen wissen: Mein Ausstieg war ein Segen. Im Nachhinein kann ich sagen: "Gottes Mühlen mahlen langsam aber trefflich fein." Es passt alles zusammen wie ein Mosaiksteinchen zum Anderen. 43 Jahre in der NAK gehören zu meinem Leben. Gott hatte einen Plan mit mir. Ich kann nur staunen, wie präzise er diesen umgesetzt hat. Hoffentlich vergesse ich nie, ihm täglich dafür zu danken.
Unbekannter Weise viele Grüße von der glücklichen Aussteigerkollegin Sonja!
21.4.17 Petra M.: Die Eisigen unter uns ~ In den Fängen eines Soziopathen und seiner Familie ~
Vorbemerkungen DS: Die folgenden Ausführungen von Petra M. zur NAK sind keine Zeilen eines Insiders, wohl aber einer schwer betroffenen Frau, die mit einem soziopathischen Mann liiert war, der und dessen Familie Mitglieder der NAK sind. Zwar ist nicht die NAK die Ursache hinter der psychischen Erkrankung dieses Mannes, dennoch bereitet der religiöse Hintergrund den Auswirkungen der Erkrankung viel Raum zur Entfaltung. Davon handeln die folgenden und erschütternden Zeilen. Ich habe nur einen vergleichsweise kurzen Auszug aus dem Bericht von Petra M. erstellt. Besonders Frauen sollten aber den ganzen Text lesen. Auf ihrer Homepage kann man im Gästebuch auch einen Eintrag hinterlassen. Quelle: http://www.die-eisigen-unter-uns.de/index.htm
(Ende Kap. 9) Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie solch empathielose, selbstherrliche, egoistische Menschen erlebt und fing an mich mal mit der Glaubenskultur der Neuapostolischen Kirche zu beschäftigen, um vielleicht mal einen Einblick zu bekommen, was in deren Köpfen los ist? Wie kann es sein, das Menschen, die an Gott glauben, sich so unmenschlich verhalten? Schon nach wenigen Recherchen war klar, ich war nicht nur in die Fänge eines Soziopathen geraten, sondern auch in die Fänge einer fundamentalistischen Sekte. Mittlerweile dachte ich, an einem Punkt angelangt zu sein, an dem mich schon gar nichts mehr schocken kann... doch weit gefehlt, das war wirklich die Krönung des ganzen Irrsinns!
Auszüge aus Kapitel 10
Statt mit christlich bescheidenen Menschen, hatte ich es mit der zukünftigen Elite der Menschheit zu tun. Sie liessen mich fallen wie ein Stück Dreck und jetzt wusste ich auch endlich warum. Sie kennen nur die Liebe zu ihrer Kirche, zu ihrem Glauben, aber nicht die Liebe zu anderen Menschen. Ich war nur so lange wichtig und interessant für sie, solange ich mich um ihr "Schwarzes Schaf" in der Familie gekümmert habe. Kaum war ich weg, war ich als Mensch in ihren Augen nichts mehr wert, eine Ungläubige, ein Mensch 2ter Klasse. Wozu sich also noch mit mir beschäftigen?
Bitter, ganz bitter und enttäuschend. Sie werden sich mehr als gefreut haben, dass ich mich nicht mehr gemeldet habe und sie nun aus dieser unmoralischen und unfairen Nummer so einfach rauskamen. Ich habe noch nie in meinem Leben solch eine unglaubliche Arroganz und Scheinheiligkeit erlebt.
Mein ganzes Leben ist zerstört und keinen von denen interessiert es.
Sie leben einfach so weiter, als wenn nichts gewesen wäre…
als hätte es mich gar nicht gegeben.
16.3.2017 Amtsträger als manipulierte Opfer in NAK-Fesseln –Bemerkungen eines noch aktiven NAK-Amtsträgers
Ich bin fasziniert von der intensiven Aussagekraft der Berichte auf dieser Homepage gegen die Machenschaften der NAK Führung, der Maßnahmen zur inneren Selbstfindung, der Kraft für neue Wege aus der NAK hinaus. Vielen Dank für alle Mühen und die Mühen Ihrer Mitstreiter im Netz. Wir, als Familie, sind im Begriff, ein neues Leben zu beginnen…
Nach dem Lesen des Aussteigerberichtes des Vorstehers vom 19.01.2017 kann ich nur sagen, dass es in der „unteren Ebene“ auch in unserer Gemeinde mehr als brodelt. Ich weiß, dass es sehr gut ist, dass man im Internet Ausstiegshilfen, Erfolgsberichte, schlimme Tatsachen usw. von den NAK Strategen für aktiv Mitdenkende zu lesen bekommt.
Weil ich noch aktives Mitglied in der NAK bin (bin auch noch AT), aber dennoch nicht mit dem System NAK konform gehe, nutze ich Möglichkeiten, Informationen an den Mann/ die Frau zu bringen. Es gab schon so manch aufmerksames, verdutztes Gesicht in der NAK. Ich denke, dass Anstöße zum Nachdenken immer mehr notwendig sind.
Das perfide System NAK mit seinen „Schreckensszenarien“ muss bald ein Ende haben!!! Und es ist ja auf einem guten Weg der Selbstzerstörung. Jede Aktion kann dazu beitragen, dass endlich alle sehen, wie unangenehm die Betrugsstrategie des Stammapostels, der Apostel und der sonstigen Nachläufer sind.
„Wem die NAK ein Amt gibt, dem raubt sie auch den Verstand“ Sie leben, ohne sich eigene Gedanken zu machen als manipulierte Opfer in NAK – Fesseln.
In meiner Familie hat dieser Ablöseprozess vor einigen Jahren begonnen, ist allerdings noch nicht zu Ende. Dank Ihrer Aktivität und Hilfe sind wir schon gut vorangekommen. Unser eingeschlagener Weg geht nicht mehr umzukehren.
Verfasser aus NAK-Süd
19.1.2017 Ein Vorsteher steigt aus - Gründe und Hintergründe
Seit meinem 18. Lebensjahr war ich Amtsträger der neuapostolischen Kirche. Mein aktives Engagement hat aber bereits viele Jahre früher begonnen. So war ich ab meinem 15. Lebensjahr in verschiedenen Chören, Jugendgruppen und beim Hausieren (Weinbergsarbeit) tätig. Obwohl ich um die gebotene Demutshaltung bemüht war, kann ich nicht verleugnen, dass mich meine Tätigkeit in der NAK, vor allem die Ordination zu diversen Amtsstufen, mit heimlichem Stolz erfüllte.
Insgesamt war ich über 25 Jahre Amtsträger, zuletzt Hirte und Vorsteher einer größeren Stadtgemeinde. Für mich stand der Mensch im Mittelpunkt. Gemäß dem Vorbild Jesu, der den Menschen gedient hat, versuchte ich, jedem einzelnen Gemeindemitglied zu dienen. Die Nähe zum Menschen war mir wichtiger als das System Kirche. Dort wo dieses System der tätigen Nächstenliebe im Weg stand, habe ich mich darüber hinweggesetzt. Für mich wurde im Laufe meiner langen Amtstätigkeit der Maßstab des Evangeliums immer wichtiger. Irgendwann in den letzten Jahren gelangte ich zur Erkenntnis, dass das System NAK mit dem Evangelium nicht viel zu tun hat. So habe ich mich beispielsweise gefragt, wo Jesus das Opfern gefordert hat bzw. von einer Opfer-Segen-Kausalität sprach. In den Evangelien ist nichts davon berichtet. Eben so wenig wie von dem in der NAK intensiv praktizierten Entschlafenen-Wesen und so manches mehr.
In der Zeit meines Zweifels gab es dann ein paar unschöne Ereignisse, welche aus meinem Zweifel an die NAK Überzeugung werden ließen: Im Dorf, in welchem ich wohne, habe ich ehrenamtlich den evangelischen Kirchenchor bei Beerdigungen dirigiert. Als 2015 seitens des ev. Chores die Idee aufkam, gemeinsam mit dem örtlichen neuapostolischen Chor einen Beerdigungschor zu gründen, habe ich diese Idee dem Bischof und dem anwesenden Bezirksvorsteher und seinem Stellvertreter vorgetragen. Ohne mich groß anzuhören oder nachzufragen, wie diese Idee umgesetzt werden könnte, hat der Bischof mit zornesrotem Gesicht untersagt, einen gemeinsamen Chor zu gründen. Seine offizielle Begründung war, dass „unsere Geschwister“ geschützt werden müssten. Vermutlich meinte er, vor zeitlicher Überbeanspruchung…
Ein weiterer Vorfall geschah im Sommer 2015, als der Apostel zum Entschlafenen-GD in unsere Gemeinde kam. Es war mit 28°C im Kirchenschiff und über 30°C auf der Empore außerordentlich heiß. Deshalb ließ ich in der Kirche Stehtische aufstellen, auf welche wir (von mir spendierte) Wasserflaschen aufstellten – insgesamt über 250 Stück. Dieses Angebot wurde von allen dankbar angenommen, am Ende des Gottesdienstes war das Wasser fast komplett aufgebraucht. Als ich vor dem Gottesdienst in der Sakristei die Amtsträger darauf hinwies, dass sie sich am Wasser bedienen sollen, hat der Apostel sehr genervt gesagt, dass dies zwar lieb gemeint sei, wir die Hitze aber nicht so hoch hängen und wichtig nehmen sollen. In Afrika sei es noch viel heißer und da würde auch kein Aufhebens darum gemacht. Ich hatte das Gefühl, dass der Apostel über die Wasser-Aktion sehr aufgebracht war. Mit dieser Einstellung hat er mir heftigst vor den Kopf gestoßen und ich habe mich gefragt, ob Jesus auch so denkt wie sein Gesandter?!
Meine Zweifel an der Heilsnotwendigkeit der Apostel haben sich durch das Verhalten des Stammapostels und der Bezirksapostel weiterhin verstärkt. Im November wurden wir in der Vorsteherversammlung vom Bezirksvorsteher gebeten, das Apostelamt wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Da war bei mir das Maß voll. Ich bat den Bezirksältesten um ein Gespräch, weil ich nicht mehr hinter der Kirchenlehre der NAK stehen kann. Dieses fand einen Tag später im Anschluss an einen Bischofs-GD statt. Teilgenommen haben neben mir der Bischof, der Bezirksvorsteher und der Bezirksevangelist. In diesem Gespräch habe ich dargelegt, warum ich nicht mehr hinter der Lehre stehe. Der Bischof hat in die Runde gefragt, was der Gemeinde gesagt werden soll. Nachdem ich ihn bat, die Wahrheit zu sagen (dass ich nicht mehr hinter der Lehre stehe), war seine Aussage: „Das können wir nicht sagen. Wir sagen, es sei aus persönlichen Gründen!“ Ich war sehr verblüfft, dass der Bischof unverblümt davon spricht, dass man die Wahrheit nicht sagen könne.
Am darauffolgenden Donnerstag fand ein weiteres Gespräch mit dem Apostel und dem Bischof statt. Noch einmal habe ich etwas ausführlicher meine Beweggründe dargelegt. Der Apostel hat erneut die Frage gestellt, was der Gemeinde gesagt werden soll. Auf meine wiederholte Bitte, die Wahrheit zu sagen, war seine Antwort ebenfalls: „Das können wir nicht tun. Wir geben allgemein persönliche Gründe an“. Daraufhin habe ich eingewendet, dass man sich unter persönliche Gründe sehr viel vorstellen könne, wie z.B. Eheprobleme, Krankheit, Existenzprobleme mit meiner Firma und so weiter. Meine Familie und die Gemeinde haben es verdient, dass die Wahrheit gesagt wird. Dieser Einwand wurde vom Apostel lapidar abgewendet mit den Worten: „Das wird die Gemeinde dann schon sehen, wenn in Ihrer Ehe alles in Ordnung ist.“ In diesem Moment wurde mir einmal mehr bewusst, dass der Mensch nichts zählt. Allein der Schutz des Systems steht im Mittelpunkt. Ich wurde in meinem Handeln und meiner Meinung bestärkt - wenn ein Apostel die Aussage trifft, dass die Wahrheit nicht gesagt werden kann, kann er kein Gesandter Jesu sein. In diesem Gespräch habe ich deutlich zum Ausdruck gebracht, dass ich die Menschen, die Glaubensgeschwister, die Gemeinde sehr liebe. Jeden einzelnen würde ich gerne in den Arm nehmen. Keiner hat etwas damit zu tun, dass ich nicht mehr hinter der NAK-Lehre stehe. Dennoch scheint es die Gemeinde nicht Wert zu sein, die Wahrheit zu erfahren.
Am Samstag hat der Bezirksälteste in einem Rundemail die Vorsteher des Bezirks über meine Amtsniederlegung informiert. Selbstverständlich war ich nicht im Verteiler. Am Sonntag gab der Bezirksälteste meine Amtsniederlegung „aus persönlichen Gründen“ bekannt. Wohl um unangenehme Fragen zu unterdrücken, sagte er, dass die Gemeinde nicht fragen, sondern lieber beten soll. Zurück blieb eine fassungslose Gemeinde, Spekulationen wurden Tür und Tor geöffnet.
Sehr fragwürdig war ein 2016 vom Bischof gehaltener Gottesdienst. Er hat zu Beginn des Gottesdienstes sehr massiv, eindringlich und energisch gegen ungute Stimmungen und Gerede gewettert. Mir wurde später von Amtsträgern und weiteren Gemeindemitgliedern berichtet, dass sie sich unter der Zornespredigt sehr unwohl gefühlt hätten. Nach einer guten Viertelstunde behauptete der Bischof, dass er nicht wisse, warum dies alles der Heilige Geist in ihm erweckt habe, er geht jetzt aber zum normalen Gottesdienst über.
Viele Gemeindemitglieder suchten die Schuld meines Abgangs bei sich. Die Stimmung ist schlecht und es brodelt. Drei Diakone sind von ihrem Amt zurückgetreten, ein weiterer hat sich vorerst beurlauben lassen. Daraufhin wurde im Oktober 2016 ein Gemeindeabend durch den Apostel veranstaltet. Die Fragen nach meinem Motiv blieben weiterhin unbeantwortet. Der Apostel hat sich hinter der Schweigepflicht versteckt. Obwohl ich ihn im November 2015 darum gebeten habe, die Wahrheit zu sagen, hat er es wieder nicht getan. Nach einiger Zeit hat er dann doch die vage Aussage getroffen, dass es sein kann, dass eine Person gegenüber der Lehre eine Meinung entwickelt.
Den Silvestergottesdienst 2016 hielt der Apostel ebenfalls in der Gemeinde. Im Anschluss an den GD sagte er, dass es denen, die sich von der NAK-Lehre abgewendet haben, nicht gut geht. Auch wenn sie gut aussehen und bekunden, dass es ihnen gut ginge, wäre dies nicht so. Somit unterstellt er den Aussteigern, dass sie lügen. Den Gemeindemitglieder wird suggeriert, dass sie es bei NAK-Aussteigern mit Lügnern zu tun haben. Die wenigsten bemerken, dass sie manipuliert werden und dass es der Apostel selbst ist, der da lügt.
Mittlerweile bin ich aus der NAK ausgetreten. Den letzten Impuls dazu gaben mir ein paar fanatische Aussagen des Stammapostels, wie zum Beispiel „Wir sind hier im Exil und warten auf unsere Befreiung“ oder „Gott tötet nicht die Menschen, die nicht so denken wie er. Der Mensch ist frei zu denken so wie er will. Gott tötet auch nicht diejenige, die anderer Meinung sind wie er. Er lässt alle leben. Auch wenn in der Kirche manche nicht mit ihm einig sind, lässt er sie dennoch leben. Es ist aber eine Prüfung.“
Meiner Familie und mir geht es sehr gut. Wir genießen die Freiheit und die Zeit, die wir nun vermehrt miteinander verbringen. Nach und nach wurde uns klar, was wir während meiner aktiven NAK-Zeit alles entbehrt haben. Dinge, die in jeder Familie selbstverständlich sein sollten, sind in Familien mit aktiven Amtsträgern nur sehr schwierig bis unmöglich umzusetzen: Zeit für die Ehefrau und die Kinder zu haben ist das eine – freie geistige Ressourcen zu haben das andere. Wir blühen auf und genießen ohne schlechtem Gewissen unser DASEIN. Wir sind Gott dankbar für das Leben. Seit ich den „englischen Rasen der NAK“ verlassen habe, befinde ich mich auf einer beeindruckenden Blumenwiese und entdecke und bestaune täglich neue Blumen. So langsam wird mir der wahre Reichtum der göttlichen Schöpfung erst bewusst.
S.Z.
9.1.2017 Um jeden Preis: Lüge als Systemschutz in der NAK
Mit großem Interesse habe ich den nachstehenden Bericht einer Aussteigerin aus Berlin gelesen und ich kann es nur dick unterstreichen, daß in der NAK gelogen wird um jeden Preis, wenn es darum geht das System zu schützen.
In den Jahren 2005/2006 hat mich meine eigene Mutter bei dem sog. Apostel Korbien angeschwärzt, daß ich meine Frau nicht im Griff hätte. Hintergrund war die Tatsache, daß meine Frau die Hausbesuche des Hirten und Vorstehers strikt ablehnte. Der Vorsteher selbst hatte Probleme mit starken, selbstbewußten Frauen und meine Frau kam mit der schleimigen, unehrlichen Art des Hirten nicht zurecht. Laut Hierarchie wäre für mich als Priester und meine Familie der Hirte zuständig gewesen. So beschwerte sich meine Mutter bei allen Leuten über mich und machte auch mir permanent ein schlechtes Gewissen, da sie deshalb immer sterben wollte. Wenn ich sie besuchte, sang sie mir immer wieder sehr leidend vor : " Wer die nicht liebt, die Gott gestellt zum Dienen, wie kann der Gottes Gnade recht verstehn......"
Schlußendlich holte ich mir Rat bei einem Mann, wo ich schon auf Missionsreisen gemerkt hatte, daß er einen fiesen Charakter hat : bei dem sog. Apostel nach NAK-Verständnis. Wir wissen ja heute, daß es Apostel im Sinne des Evangeliums Jesu Christi nur im unmittelbaren Anschluss an das Leben und Wirken Jesu Christi auf dieser Erde gab !
Der sog. Apostel führte mich geschickt dahin, mich von meiner Frau zu trennen und er gab mir den Rat in Ermangelung einer eigenen Wohnung zu meiner Mutter zu ziehen.
Da ja auf dem Rat der Segensträger der Segen ruht ( das war uns ja von frühster Kindheit eingeimpft worden ), habe ich Dussel mich doch tatsächlich in meiner Verzweiflung danach gerichtet. Wie konnte ich nur ???
Als ich aus meinem Traum erwachte und den Betrug erkannte, wandte ich mich hilfesuchend an Stammapostel Leber. Der zeigte sich zwar am Beginn des Antwortbriefes zunächst scheinbar betroffen, signalisierte dann aber, daß er da nichts tun könne. Das sei schließlich eine Angelegenheit zwischen Korbien und mir.
Für mich las sich das so: Was zählt schon die Seele eines verzweifelten Priesters und schon erst recht die einer Frau ! im Vergleich zu einem Apostel (wenn er denn einer wäre, heißt es nicht so treffend: Das Werk macht den Meister ! ).
Anfang 2014 bin ich dann auf Anraten einer Ärztin vor der Verfolgung durch die NAK aus der Kleinstadt Wernigerode in den Schwarzwald geflüchtet und hatte auch ca. 3 Jahre zum eigenen Schutz den Kontakt zur eigenen Mutter abgebrochen. Seit einigen Monaten lebe ich bei Berlin, wobei mir Berlin von Kindheit als Heimatstadt meines Vaters vertraut ist. Bereits als Jugendlicher floh ich vor der geistigen Enge in der NAK und in der Familie im Harz zu Verwandten nach Berlin, die als Einzige aus einer Riesenfamilie später selbst der NAK den Rücken gekehrt haben.
Ich selbst bin seit Januar 2014 Mitglied der evangelischen Landeskirche und war die Zeit im Schwarzwald nebenberuflich als Organist in derselben tätig. Gottesdienste besuche ich dort zugegeben mehr als selten.
Für Außenstehende scheint es völlig unmöglich, das in der NAK Erlebte nur ansatzweise nachzuvollziehen. Es ist eben doch eine andere Welt, eine Untergrundbewegung, welche Unbeteiligten im Großen und Ganzen sicher verborgen bleibt.
Am Meisten leide ich heute darunter, daß ich damals tatsächlich selbst noch geglaubt habe, es würde sich in meinem Leben etwas zum Positiven verändern, wenn ich den Rat des Apostels befolge. Dafür könnte ich mich heute selber ohrfeigen, daß ich damals so naiv war und dem Rat der "Segensträger" gefolgt bin, die viele Seelen ins Verderben geführt haben und nach wie vor führen.
Über den Apostel und den Vorsteher läßt sich allerdings nur noch sagen: Der Eine ist genauso dumm, wie der Andere aussieht !
Lothar P.
28.12.2016 Geistgewirkte Predigt oder wieder einmal massiver Amtsmissbrauch durch den Bez.Ältesten J.? Ein Bericht aus Berlin aus dem Jahr 2008
Anmerkung DS: Siehe dazu auch die Aktualisierung vom 3.2.2016 als Ergänzung zur Situation in Berlin-Zehlendorf aus Insiderinformationen: Die Dirigenten und der BezÄlteste J.) - BezÄ J. ist seit 2014 im Ruhestand
Sehr geehrter Herr Streich,
mit gemischten Gefühlen verfolge ich die Ereignisse in den Gemeinden Mariendorf und Zehlendorf auf NAK-Ausstiegshilfen. Was dabei auffällt, ist die Rolle des Bezirksältesten J.. Ich kenne ihn aus meiner aktiven NAK-Zeit persönlich und muss zugeben, dass ich ihn über Jahre hinweg sogar wertschätzte. Doch als ich mich im Jahr 2008 von meinem nicht neuapostolischen Ehemann trennte, änderte sich alles. Ich informierte meinen Vorsteher über die Trennung. Einige Zeit später kam der Bezirksälteste J. in unsere kleine Berliner Gemeine Sch. . Ich saß wie immer in der ersten Reihe im Chor, also ganz nah am Altar, und war völlig ahnungslos. Das Textwort, unter dem der Gottesdienst stand, empfand ich als besonders wohltuend, denn die letzten Wochen hatten mich (wegen der Trennung) einiges an Kraft gekostet:
„Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben." (1. Johannes 4,11).
Als der Bezirksälteste den Altar betrat, fiel mir sofort der Ton auf, der anders war als sonst: aggressiv und polternd. Sehr schnell kam er auf den Punkt. Seine ganze Predigt drehte sich um Scheidung, Trennung, Leid, Schuld, Sünde, Verfehlung, Familie, Kinder, Verantwortung und immer wieder Schuld und Sünde etc. Nichts von dem, was er der Gemeinde entgegenschmetterte, passte auch nur annähernd zu dem Textwort. Ehrlich gesagt, kann ich keinen einzigen seiner Sätze widergeben, denn ich saß völlig erstarrt auf meinem Platz und traute meinen Ohren nicht. Ich konnte nicht fassen, dass er MEINE private Situation sozusagen gerade vor der ganzen Gemeinde ausbreitete und seine persönliche Meinung und Verachtung gleich noch hinterherschickte. Ich dachte, wenn ich jetzt mitten in der Predigt hinausgehe, hochrot und den Tränen nahe, dann hat auch der letzte Gottesdienstbesucher kapiert, dass ich gemeint bin. Also wartete ich, bis der Chor singen sollte, und schlich dann wie ein verprügelter Hund hinaus. Draußen lehnte ich zitternd am ganzen Körper an der Wand des Kirchengebäudes und weinte, während drinnen der Chor sang.
Beim nächsten Gottesdienst sprachen mir viele Geschwister ihr Mitgefühl aus. Selbst mein Vorsteher sagte später über diesen Gottesdienst: "Ich habe die Luft angehalten." Meine zum größten Teil neuapostolische Verwandtschaft war schockiert und gab mir den Rat, mir von so einem Idioten nicht meinen Glauben kaputt machen zu lassen. Das sah ich genauso. Mein Leben lang glaubte ich und mein Glaube war mein Leben. Ich schickte dem Bezirksältesten folgenden Brief:
Berlin-Sch., 06.06.2008
„Ihr Lieben, hat uns Gott so geliebt, so sollen wir uns auch untereinander lieben." (1. Johannes 4,11)
Sehr geehrter Bez.-Ältester J. ,
nach gründlichem Überlegen möchte ich mich in Bezug auf den Gottesdienst in Schmargendorf unter o. g. Textwort nun doch an Sie wenden.
Dass dieser Bibelvers nach dem Pfingst-GD noch einmal Thema war, hat mich sehr gefreut und getröstet - bis zu dem Zeitpunkt, an dem Sie den Altar betraten. Mir wäre nicht im (Alb-)Traum die Idee gekommen, dass aus einem GD unter diesem Wort letztendlich eine öffentliche Verurteilung werden würde. Da Sie - wie ich von meinem Vorsteher weiß - über meine persönliche Situation im Bilde sind, habe ich Ihre Worte natürlich auf mich bezogen (so wie das Wort vom Altar ja immer in erster Linie einem selbst gilt und nicht dem Banknachbarn usw.). Sie werden nun möglicherweise erwidern, dass eine Predigt immer an die ganze Gemeinde gerichtet und niemand persönlich gemeint ist. Dazu möchte ich bemerken, ich erwarte keinesfalls, dass das Thema Trennung und Scheidung momentan zum Tabu erklärt wird - natürlich nicht! Aber es ist ein Unterschied, ob ein Thema erwähnt wird, weil es in den Kontext passt oder ob gezielt Insider-Wissen genutzt wird, um verbale Ohrfeigen zu verteilen, zu demütigen, zu beschämen und das alles vor einer versammelten Gemeinde. Da klang Ihre rhetorische Frage, sie wüssten selbst nicht, weshalb gerade dieses Thema "erweckt" wurde, einigermaßen platt.
Sie sollen wissen, ich habe den Gottesdienst nicht aus Protest verlassen, sondern weil ich mein Gesicht nicht verlieren wollte. Ich bin mir meiner Schuld durchaus bewusst. Ihre deutlichen Worte von dieser Stelle waren unnötig. „So einen Gottesdienst hat Schmargendorf noch nicht erlebt.“ (Zitat eines Gottesdienstbesuchers)
Nach Ihrer Predigt stellt sich mir unbedingt die Frage, ob ich noch tragbar bin als Orgelspieler, Sänger, Gemeindemitglied?? Ich weiß, dass ich meinem Umfeld und auch der Schmargendorfer Gemeinde viel zumute, aber bisher habe ich mich trotz allem immer geborgen und getragen gefühlt. Es gibt in der Gemeinde Schmargendorf Menschen meines Vertrauens und ich bin sehr dankbar, weil ich gerade jetzt erlebe, wie sie für mich und meine Familie eintreten – das ist eine wunderschöne Erfahrung.
Mit freundlichem Gruß
A.B.
Antwortschreiben vom Bez.Ältesten J. (pers. Anrede und Gemeindename wurde entfernt)
Liebe Schwester
Ich danke Ihnen, dass Sie sich mit Ihrem Erleben an mich wenden und bekunde Ihnen meine Betroffenheit, Sie so verletzt zu haben!
Um es zu ermöglichen, wieder ein ungetrübtes geschwisterliches Empfinden zu haben, möchte ich Ihnen vorschlagen, dass wir uns zu einem Gespräch treffen, an dem, Ihr Einverständnis vorausgesetzt, auch Ihr Vorsteher teilnehmen könnte.
Dies würde dann in der Kirche stattfinden können.
Teilen Sie mir doch bitte mit, ob es für Sie so vorstellbar wäre um dann einen Termin verabreden zu können. Auch ein Gespräch direkt zwischen uns ohne andere Beteiligung ist möglich. Ich lege eine Karte mit meinen Verbindungsdaten bei, die Sie gerne nutzen können.
Zu der Frage nach Ihrem Einsatz im Chor und an der Orgel kann ich auf einheitliche Regelungen hinweisen, die diese Tätigkeiten weiterhin uneingeschränkt auch bei ehelichen Trennungsprozessen befürworten, zumal bei Ihnen keine Spannungsfelder in der Gemeinde zu befürchten sind, da Ihr Mann ja gar nicht zur Gemeinde gehört.
Ich wünsche Ihnen weiterhin die bisher erlebte tragende Geborgenheit in der Gemeinde und bete darum, auch bei Ihnen wieder Gnade zu finden.
In herzlicher Verbundenheit
Grüßt Sie Ihr Glaubensbruder
Von dem persönlichen Gesprächsangebot habe ich keinen Gebrauch gemacht. Für mich war damit die Sache erledigt, dazu brauchte es kein Gespräch mehr. Ich wollte glaubensmäßig zur Tagesordnung übergehen, zumal mein Privatleben gerade stressig genug war.
Nach einer Weile kam der Bezirksälteste wieder in unsere Gemeinde. Auf dem Parkplatz lief ich ihm direkt in die Arme. Ich hätte diese direkte Begegnung gern vermieden, aber ein Ausweichen war unmöglich. Also begrüßten wir uns. Er hielt meine Hand fest und entschuldigte sich nochmals. Und dann sagte er etwas, was wahrscheinlich versöhnlich gemeint war, aber diese Worte versetzten meinem ohnehin schwankenden Glaubensgebäude den letzten Stoß: "Liebe Schwester, SIE waren doch gar nicht gemeint. Es war jemand ganz anderes gemeint."
Seine Worte waren auf zwei Ebenen vernichtend, aber ihm schien das gar nicht bewusst zu sein. Zum einen log er mir glatt ins Gesicht, denn es gab in unserer kleinen Gemeinde zu diesem Zeitpunkt niemanden außer mir, der in Trennung lebte, denn solche Nachrichten sprechen sich naturgemäß schnell herum. Er hat also ganz dreist und spontan eine zweite Trennung erfunden. Und zum anderen hatte er gerade zugegeben, ganz bewusst und gezielt Insiderinformationen zu nutzen und in die Predigt, die ja eigentlich vom Heiligen Geist "gesteuert" wird, einzubauen ("Es war jemand ganz anderes gemeint").
In den nächsten Monaten versuchte ich wirklich, glaubensmäßig die Kurve zu bekommen, aber die letzten Worte des Bezirksältesten liefen in Endlosschleife in meinem Kopf. "Sie waren doch gar nicht gemeint....". Und ich hatte mein Leben lang wirklich geglaubt, der Heilige Geist spricht aus dem Dienenden! Wie konnte ich? Wie dumm war ich eigentlich? Langsam fing ich an, das System NAK zu begreifen. Ca. ein Jahr nach besagtem Gottesdienst bin ich aus der NAK ausgetreten. Es folgte eine lange Zeit der Trauer und der aktiven Aufarbeitung. Doch dass ich mit dem Thema NAK noch nicht fertig bin (und es wohl nie sein werde), zeigt die Tatsache, dass ich immer noch Mitleser auf NAK-kritischen Seiten bin.
Sehr geehrter Herr Streich, ich habe lange mit mir gerungen, ob ich Ihnen schreiben soll oder nicht. Nun habe ich es doch getan. Vielleicht passt mein Bericht zum Thema Amtsmissbrauch. Dann können Sie meinen Text gern für NAK-Ausstiegshilfen nutzen.
Mit freundlichen Grüßen
A.B.
6.5. 2015 Kornelia: „Mein Gott, darum habe ich dich verlassen …“
Warum habe ich dich nach mehr als einem halben Jahrhundert verlassen?
Weil ich nie Hilfe durch dich erfahren habe –
weil ich Ängsten ausgesetzt war, die ich ohne dich nie kennengelernt hätte –
weil „...das ist die größte Freiheit mir, gebunden sein in deinem Sinn“ niemals mit meiner Freiheitsliebe vereinbar war -
weil „durch Leid zur Seligkeit“ ein menschenverachtendes Gedankengut ist -
weil ich mir nicht mehr unwürdig und sündig vorkommen will.
Und nun sagst du zu mir:
Aber das ist doch nicht mein Denken – ich bin doch der Gott der Liebe – ich bin doch der allwissende Schöpfergott, der es doch gut mit seiner Schöpfung meint – der sogar seinen eingeborenen Sohn geopfert hat …...
Liebes Kind, du hast das wohl alles falsch verstanden, es ist sehr schade, dass du dich von mir abwendest. Und alles Übel auf dieser Welt ist nicht mein Werk, es ist das Werk der Menschen, denn sie haben von mir einen freien Willen bekommen und können ihn sowohl zum Nutzen als auch zum Übel verwenden.
Dann muss ich dir leider antworten:
Du bist nicht allwissend, du bist nicht die Liebe – du bist einfach NICHTS.
Ein liebender Schöpfer: der hätte doch bei seinem Tun nachgedacht – der hätte nicht bestimmt, dass der eine Teil seiner Schöpfung den anderen Teil davon auffressen muss, um zu überleben. Ein wissender Schöpfer hätte gewusst, was der Mensch mit seinem freien Willen alles anstellt und wiederum ein liebender himmlischer Vater müsste nicht die geschädigten, gefolterten, missbrauchten und gemetzelten Seelen auf ein Strafgericht in der Ewigkeit verweisen, sondern er würde eingreifen. Eingreifen im Hier und Jetzt. Aber das tust du nicht – also, warum sollte ich dich anbeten, verehren, zu dir aufschauen?
Und weil wir gerade so gut beim Thema sind. Hast du dir schon mal dein Bodenpersonal angesehen? Deine sog. Stellvertreter – egal welcher Couleur – sind sie wirklich das Beste, was zu finden war? Dann muss ich dir leider sagen, dass dein Personalbüro gehörig geschlampt hat. Hast du dir mal die machtgeilen, geldgierigen, übergriffigen Schwarz- und Buntkittel angesehen?
Sie spielen mit den Ängsten der anvertrauten Seelen von Kindesbeinen an, greifen manipulierend in die innersten Angelegenheiten ein, fordern sog. Opfer und drohen bei Nichteinhaltung mit ewiger Verdammnis und Höllenqual.
Davon hast du noch nichts gehört? Du bist noch nie zur Osterzeit in sog. Vorsonntagsschulen und religiösen Erbauungsstunden gewesen und hast dort Bilder gesehen, die schon dreijährigen Kindern einen gekreuzigten Teil von dir zeigen? Und du hast noch nie erlebt, dass den Anvertrauten gesagt wurde, dass genau dieser Jesus für die Sünden der Menschen sterben musste und somit jeder Mensch für dessen Tod verantwortlich gemacht wird?
(Man muss sich mal vorstellen: Menschen werden in Kriegen selten dafür verantwortlich gemacht, ganze Völker ausgerottet zu haben, aber dass Mann-Frau-Kind dafür verantwortlich ist, dass ein imaginäres Wesen schuldlos getötet wurde, wird fest in Kopf und Herz zementiert).
Diese Liste könnte man bis zum St. Nimmerleinstag fortsetzen.
Es wurde einfach schon viel zu viel allzu Menschliches in deinem Namen verbreitet, gepredigt, zum Dogma erhoben, damit manipuliert, verletzt, herabgewürdigt, ausgegrenzt und gemobbt.Du bist nie eingeschritten – du bist nie bei den verletzten Menschen gewesen – du hast einfach alles zugelassen und auf später vertröstet. Sag mir einen Grund, warum ich dich nicht verlassen sollte – sollte es dich geben und du nicht nur ein menschlicher Versuch sein solltest, um das Dasein erklärbar zu machen.
Ich habe dich unter Schmerzen verlassen – ja, unter Schmerzen, denn mein Verstand war durchwoben von herabwürdigendem Gedankengut. Meine Gefühle waren indoktriniert von Geburt an und ich fühlte mich schlecht, sündhaft, unwürdig weil ich deine Größe nicht erkannte, weil ich mich nicht einfügen konnte. Ich verdrehte mein Sein, mein Handeln, weil ich der Gemeinde und dir gefallen wollte und wurde dabei krank.
Ich habe den Schritt geschafft – kam mir als Nestbeschmutzer vor und musste viel an mir arbeiten – meinem Leben einen neuen Sinn geben. Und nun bin ich vom nachtrottenden Schäflein zum Wildschaf mutiert. Ich bin verantwortlich für mein Tun, mein Reden, mein Schreiben – kann nichts mehr in die „Sündenvergebung“ legen, bete nicht mehr zu dir und weiß den Spruch zu schätzen: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott. Ich handle und trage meine Entscheidungen selbst, brauche keine imaginäre Hilfe mehr und weiß du was:
Ich fühle mich sehr, sehr gut dabei!!
Mein Gott, darum habe ich dich und deine schrecklichen Vertreter hier auf Erden verlassen
- „was dahinten, das mag schwinden, ich will nichts mehr davon.“
Eine Ausstiegsgeschichte: Wenn die Sonntage zur Qual werden (Rita Mai 2013)
Als fünftes von acht Kindern wurde ich 1952 in eine neuapostolische Familie hinein geboren.
Das Kirchenlokal befand sich in unserem Hause, somit hatte sich unser ganzes Leben der
Allgegenwart der NAK unterzuordnen.
Von unseren Eltern lernten wir den absoluten Gehorsam der Kirche bzw. den „Vorangängern“
gegenüber. Im Grunde genommen wurden wir von der Kirche erzogen. Eigene Impulse und
Gefühle mussten stets unterdrückt oder sogar als falsch bewertet werden.
Ich lernte, dass sich alle Weltmenschen auf dem falschen Wege befänden und nur wir
NAKler vom Herrn Jesu heimgeholt würden. Es erübrigt sich wohl die Ängste und Beeinträchtigungen
die aus diesen Indoktrinationen entstanden sind, zu beschreiben.
Fremdbestimmt wie ich war, wollte ich es allen recht machen. Willenlos und angepasst, sehr
zur Freude meines Vaters, der als Diakon/Priester/Vorsteher diente, ordnete ich mich dem
Kirchendiktat unter. Fragen und Zweifel waren verboten.
In der Schule waren wir Aussenseiter und durften an keinem weltlichen Anlass teilnehmen.
Solche Situationen waren für mich immer sehr schwierig (Scham und Angst anstelle von
Freude und Ausgelassensein).
Mein eigenes „Ich“ war zu jener Zeit schon arg unter das Kirchenräderwerk geraten, denn es
gab nur ein WIR in der Kirche und auch in unserer grossen Familie.
Mit knapp zwanzig Jahren lernte ich meinen Mann kennen. Schnell wurde ihm klargemacht,
dass eine Heirat mit mir nur als NAK-Mitglied in Frage kam.
Zum Glück hat er sehr vieles hinterfragt und oftmals an meinem starren Glaubensgebäude gerüttelt.
Sehr jung wurden wir Eltern von zwei Töchtern. Nun entsprachen wir so richtig dem NAKFamilienbild.
Wir blieben in meiner kleinen Herkunftsgemeinde und wurden natürlich für viele kirchliche Aktivitäten gebraucht, wie Musik, Sonntagsschule und anderes mehr. Obwohl mein Mann sein rebellisches Wesen beibehielt, wurde er als Diakon ordiniert.
Unser neuapostolisches Familienleben war nicht immer so bilderbuchmässig. Einerseits war
da mein Mann der nicht einfach hinter allen Schafen hertrotten wollte, andererseits ich, die
ich nie etwas anderes gelernt hatte….
Endlich, in der Pubertätszeit unserer Töchter wurden meine erstarrten, unterdrückten Gefühle
etwas aufgeweicht (vielleicht holte ich meine verpasste Pubertät nach). Ich begann mir Fragen
zu stellen. Mich störte das trennende in unserer Kirche. Die da draussen –falsch- wir da drin –
richtig-. Wer in der Natur bzw. Schöpfung Gott begegnen wollte wurde gemäss Stammapostel
Fehr verhöhnt, weil eine Begegnung nur am Altar durch das Wort Gottes möglich war.
Genau dieses „Wort-Gottes“ musste kritiklos hingenommen werden. So geschehen, als ein
Priester das Beispiel brachte, dass Gott einem Schaf, das die Herde verlassen wolle, die Beine
brechen werde (natürlich aus Liebe). Viele Schäfchen- inkl. mir- zuckten zusammen, nahmen
es aber widerstandslos hin.
Für die Sonntagsschule habe ich mich gerne engagiert, durfte ich unter dem damaligen
Vorsteher diese relativ liberal gestalten.
Dann wurden die neuen bebilderten Lehrmittel in Vorkursen eingeführt. Auch dort begegnete
ich immer wieder Ungereimtheiten die unwidersprochen blieben. Eine Aussage in einem
dieser Lehrmittel war die Erklärung: wie kommt Jesu in dein (Kinder)-Herz? Indem du deinen
Apostel zuerst an- und aufnimmst und ihn liebst!!! Ich dachte an den zu jener Zeit in unserem
Apostelbereich tätigen Apostel, mit seiner metallenen Stimme, zu dem ich niemals ein
Vertrauensverhältnis hatte aufbauen können. Wie bitte soll ein Kind das bewerkstelligen?
Im weiteren Verlauf, die berühmte Renaissance war angekündigt, hoffte ich auf grosse
Veränderungen. Leider blieb es bei diesen Ankündigungen. Das einzige was dann
erfolgte, waren Veränderungen mit Vorsteher-Wechsel wie auf einem Spielbrett. Eine solche
Aktion wurde auch in unserer Gemeinde vorgenommen. Das hatte mich zutiefst erschüttert.
Mit welcher Lieblosigkeit wurde da gewirkt.
Wie es den jeweils betroffenen Geschwistern dabei erging, war nicht wichtig.
Ich habe über diese Befindlichkeit zweimal dem damaligen Bezirksapostel geschrieben.
Zurück kamen typisch neuapostolische Floskeln, wie treu bleiben, der liebe Gott macht keine
Fehler. Kurz gesagt, man wurde nicht ernst genommen.
Die Wirkung all dieser Ereignisse liess nicht lange auf sich warten. Die Sonntage wurden zur
Qual. Ich fühlte mich so elend um aufzustehen und in den Gottesdienst zu gehen.
Was konnte ich tun? In dieser Zeit träumte ich, dass ein Glasgebäude in kleinste, allerkleinste
Stücke zusammengefallen war und mein Vorsteher behauptete dieses wieder
zusammenflicken zu können. Ich sah jedoch die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens und
sagte ihm dies.
Nun realisierte ich, dass dieser Traum in der Wirklichkeit angekommen war. Meine Seele
hielt es nicht mehr aus. Zugleich wusste und spürte ich, dass es kein „Gemeindeproblem“ war
und ein Gemeindewechsel, wie vielfach empfohlen, das Problem nicht lösen würde, Das
System NAK war/ist das Problem und wer dieses System infrage stellt, wird zum Opfer (aus
einem Zitat vom ehem. Apostel Sepers).
Es gab kein zurück mehr. Ich sprach mit den zuständigen Amtsträgern und hoffte auf ihr
Verständnis –als Seelsorger-!! Aber weit gefehlt, meinem Vorsteher war nur wichtig, dass er
keine Schuld an meinem Abgang hatte.
Mit diesem Schritt waren natürlich die Probleme noch nicht gelöst, im Gegenteil. Im Jahre
2001 mit 49 Jahren vollem Engagement in der NAK einfach abtreten? Mein Mann konnte es
fast nicht verstehen. Er war noch beschäftigt mit der Jugendarbeit. Eine Tochter hat einen
Priester zum Mann, steckte also auch fest. Die andere Tochter hat sich schon länger
zurückgezogen aus der Kirche. Meine Eltern und Geschwister!!
Was habe ich da angerichtet? Als Ehefrau, Mutter, Tochter, Schwester?
In dieser Ablösungszeit kann mir ein Buch von Anselm Grün in die Hände (Finde deine
Lebensspur, Herder Spektrum), ich zitiere:
„Steh auf!“
Offensichtlich bleibt der Tochter des Jairus nur der Weg, durch den Tod aus dem Bannkreis
des Vaters/Kirche auszubrechen. In Wirklichkeit ist sie nicht tot, sondern nur erstarrt. Doch
die Vertrauten des Vaters erkennen das nicht. Für sie ist sie tot, weil sie nicht mehr die Rolle
der braven und angepassten Tochter spielt. Jesus geht auf sie zu, fasst sie an der Hand und
sagt zu ihr: „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“(Mk 5,41). Das griechische Wort für „fassen“
(krateo) heisst auch „mächtig, stark sein“. Jesus hält die Hand der Tochter und teilt ihr von
seiner Kraft mit. Der Vater/Kirche hatte sie in seiner Angst festgehalten und ihr alle Kraft
genommen. Jesus gibt dem Mädchen die Hand und lässt seine Kraft in sie einströmen. Aber er
traut ihr auch zu, dass sie sich auf die eigenen Füsse stellt und die Verantwortung für ihr
Leben übernimmt. Das Mädchen steht auf und geht umher. Es geht nun die eigenen Wege. Es
befreit sich von den Fesseln die der Vater ihm unbewusst angelegt hat, vom Über-Ich des
Synagogenvorstehers, von der Macht der frommen Befehle, die sie in ihrem Unbewussten
gespeichert hat.“ (Das Zitat "Steh auf" habe ich dem Buch von Anselm Grün u. Maria-M. Robben, Finde deine Lebensspur, Die Wunden der Kindheit heilen- Spirituelle Impulse, Seite 64, entnommen (ISBN 3-451-27516-3) erschienen im Herder Verlag. )
Diese Geschichte hat mich in meinem Befreiungsversuch sehr unterstützt.
Trotz allen Ängsten und Schuldgefühlen wusste ich immer, es gibt kein zurück und ich
brauche keinen Ersatz. Ich konnte standhalten als mich nach einigen Tagen der Bezirksälteste
zurückholen wollte und mir empfahl den Bischof anzurufen und mit ihm zu reden. Ich sagte
nein, weil ich genau wusste, wie ein solches Gespräch verlaufen würde.
Zum ersten Mal in meinem Leben hörte ich in mich hinein. Was für Wünsche und Ziele
ausserhalb der NAK sind für mich möglich bzw. umsetzbar. Habe ich überhaupt welche? Bis
anhin haben andere mein Leben bestimmt, nun musste ich mich aus diesem Spinnennetz von
autoritären Systemen lösen.
Denn diese gab es auch ausserhalb der NAK. Ich habe gelernt mich unterzuordnen und
anzupassen. So lebten wir als Familie im gleichen Haus mit den Schwiegereltern und die
Schwiegereltern hatten das Sagen. Ich liess mich bis zur Erschöpfung tyrannisieren. Nun
folgte auch in diesem Bereich der Schritt in die Freiheit, indem ich meinem Mann und seinen
Geschwistern diese Aufgabe zurückgab. Auch dieses System strafte mich mit „Liebesentzug“,
was nicht immer einfach auszuhalten war.
Nach ca. drei Jahren zog sich mein Mann ebenfalls aus dem kirchlichen Wirken zurück.
Auch ihn entmutigte diese unfeine Art, wie mit den jugendlichen Menschen umgegangen
wurde und er vergeblich auf eine Veränderung in diesem Bereich wartete.
Im Jahre 2005 verlangte ich den schriftlichen Austritt aus der NAK. Diesem wurde nicht
sofort stattgegeben. In einem Brief des damaligen Apostels wurde ich zu einem Gespräch in
die Verwaltung eingeladen. Leider hat er mir in diesem Brief auf plumpe Art gedroht, was mit
jenen passiere, die in den falschen Zug einsteigen würden….. So habe ich auf dieses Gespräch
verzichtet und schriftlich festgehalten, dass die NAK meinen Weg, obwohl es mir sehr gut
gehe, weder verstehen könne noch wolle.
Dieser Schritt war noch sehr wichtig für meine Befreiung.
„Die Seele ist aus dem Netze des Vogelfängers entronnen. Sie ist frei.“
Heute weiss ich, dass mich eine innere Kraft berührt und geführt hat in dieser nicht einfachen
Zeit. Diese Kraft ermutigte mich eine Ausbildung zur Kinesiologin zu absolvieren. Die
Ausbildung beinhaltete die Möglichkeit viele meiner Blockierungen und Verletzungen aus der
Vergangenheit aufzuarbeiten. Auf diesem Weg wurde ich auch an das systemische Aufstellen
geführt. Diese Arbeit unterstützte mich/uns bis heute auf unserem Weg in die Freiheit.
Der Vollständigkeit halber darf ich noch erwähnen, dass unsere Ehe all diesen
Schwierigkeiten standgehalten hat, im Gegenteil heute führen wir eine Partnerschaft die
diesen Namen verdient. Mein Mann hat mich in die Ausbildung zum systemischen Aufstellen
begleitet und wir sind sehr dankbar für die positiven Auswirkungen.
Im Jahre 2006 habe ich mir die Broschüre „Zur Psychodynamik religiös fundamentalistischer
Bewegungen“ ausgedruckt. Nun ist sie mir wieder in die Hände geraten, ich kann nur
gratulieren zu dieser stimmigen Arbeit. Sie ist hochaktuell und zeitgemäss.
Leider sind all die Neuerungen in der NAK nur Kosmetik und täuschen die Mitglieder und die
Öffentlichkeit auf ein Neues.
Bis heute habe ich meine Geschichte innerhalb der Familie bzw. dem Freundeskreis bewahrt.
Durch die Sichtung im Internet finde ich jedoch, dass mein Erleben vielleicht das eine oder
andere ausstiegswillige Mitglied ermutigen und unterstützen könnte.
In diesem Sinne wünsche ich jedem die Kraft und den Mut NEIN zu sagen zu einem System
dass Abhängigkeit, Unterwerfung und Selbstaufgabe von seinen Mitgliedern einfordert.
Ein System das Entwicklung und Wachstum verhindert und unterdrückt kann nicht göttlich
sein.
Erst Love Bombing, und dann ... (Ein Forumstext vom 12. Feb. 2004)
Mein Name ist Ria und ich bin 35 Jahre alt Ich bin weder neuapostolisch, noch gehöre ich einer anderen Religion an. Aber mein Mann, den ich nun seid 3 Jahren kenne, und seine Kinder aus erster Ehe, die bei uns leben, sind NAKler. Vorher hatte ich ehrlich gesagt noch nie etwas von der NAK gehört, und deshalb war ich erstmal ganz irritiert. Locker lustig wie ich bin frage ich erstmal ohne nachzudenken und eigentlich auch mehr so aus Spaß: „Is das ne Sekte, oder warum sagt mir das nichts?“ Ich wußte ja nicht... Nun, neugierig bin ich auch und erzählt hat mir mein Mann nicht sehr viel, deshalb bin ich ganz schnell mit in die Gottesdienste gegangen. Ich war super beeindruckt gleich als ich zur Tür reinkam. Da schüttelten mir doch tatsächlich wildfremde Menschen die Hand und alle schienen sich wirklich zu freuen das ich da war. Ich war echt gerührt und dachte wenn ich bis jetzt nicht glauben konnte, hier wirst du es können, hier wirst du „etwas“ empfangen. Also lauschte ich dem Priester ganz gespannt und verstand eigentlich nichts. Auch nichts beim nächsten und übernächsten mal....
Die Kinder gingen teilweise noch in die Sonntagsschule und ich dachte mir wenn ich da mit hingehen würde, dann „kommt“ mir da bestimmt was. Ich wollte noch ein wenig darüber nachdenken. Dann standen kurz hintereinander 2 Familienfeste von Seiten meines Mannes an. Und dann war ich ehrlich gesagt das erste mal ein bißchen geschockt. Bei diesen Festen gab es nichts was wirklich an ein Fest, eine Feier erinnerte. Bis auf das Essen vielleicht, aber ansonsten kam weder Stimmung auf, noch wurde etwas dazu beigetragen. Da spielte nichtmal Musik. Es wurde NUR über die Kirche geredet, über Priester, Apostel, Geschwister, Heimgegangene usw. Da ein Hirte zur Familie gehört, sprach meist er und alle hörten ihm andächtig zu. Mir schienen alle wie im Trance und plötzlich fühlte ich mich wie, entschuldigt, Satan persönlich. Ich verhielt mich natürlich ruhig und hoffte insgeheim das wir bald nach hause fahren. Kaum im Auto schwärmten mein Mann und die Kinder von dieser tollen Feier... Lang war es nicht mehr so schön. Panik stieg in mir hoch, sollte doch auch bald in meiner Familie eine Feier stattfinden.... Unmöglich konnte ich sie dorthin mitnehmen.
Zu hause angekommen bat ich meinen Mann um ein Gespräch. Wieder erzählte er mir so gut wie nichts. Er beteuerte mir das er mich liebe und mich so akzeptiert wie ich bin. Ich fand das nicht fair, aber lies dann erst einmal von der sache ab.
Ein paar Tage später kündigte sich besuch bei uns an, und zwar wollte der Beziksälteste mal vorbeischauen.
Mein mann sagte mir das sei weil sich alle so freuen das er wieder eine liebe Frau gefunden hat und das ich mich so toll um die Kinder kümmere usw., er wolle halt schauen ob wir zufrieden sind und es uns gut geht.
Hui, ich war ganz begeistert und überlegte direkt wie wir denn unseren gast bewirten könnten. Aber mein mann meinte das wäre nicht nötig. Hm, na gut dachte ich noch, mach ich wenigstens nen kaffee. Aber auch das sollte ich nicht machen.
Als es dann endlich soweit war und der Bezirksälteste kam, alle waren ganz freudig erregt, stellt sich bei mir ganz schnell die Ernüchterung ein. Ohne viel drumherum fragte er wann wir denn heiraten würden. Da ich ganz ehrlich bin, sagte ich ihm das das selbst wenn wir es vorhätten, gar nicht ginge, da ich noch verheiratet war zu dem zeitpunkt.
Ich glaube das hat dem gar nicht gefallen, denn er schickte dann erstmal die Kinder auf ihre Zimmer und wurde ganz ernst. Dann redete er nur noch mit meinem mann. Es ging um sein Amt als Diakon. Er würde ihm ans herz legen, dem Apostel einen Brief zu schreiben und ihm den Sachverhalt zu schildern und gleichzeitig darum bitten das Amt ruhen zu lassen bis wir unsere Verhältnisse geklärt hätten. So ginge es ja schliesslich nicht!
Glaubt mir, ich hatte Tränen in den Augen. Vor Wut!
Mein Mann schien ihm noch dankbar zu sein für den Tip. Als er sich verabschiedet hatte, ging bei uns die Post ab. Unser erster Streit war fällig. Ich wollte endlich kapieren was da lief. Mir wurde es inzwischen nämlich schon ehrlich gesagt zu viel. Aber auch diesmal sollte ich keine Antworten bekommen. Unser Gespräch endete indem wir beide auf der Couch saßen und jeder für sich einfach weinte.
Von da an ging ich nicht mehr mit in die Kirche. Für meinen mann und die Kinder war es ok das ich zu hause blieb und für mich war es ok das sie Sonntags in die Gottesdienste gehen. Mittwochs ging mein Mann nun auch nicht mehr. Ich habe ihn nicht darum gebeten zu hause zu bleiben. das würde ich nie tun. Bis dahin war mir noch nie groß afgefallen das wir zu hause nicht beteten. Ich war es nicht gewöhnt, deshalb fiel es mir wohl auch nicht auf. Eins der Kinder sagte dann mal, das sie gar nicht mehr beten seid ich da bin. Nun, das tat mir leid und ich versicherte das dies bestimmt nicht an mir liegt. Wir redeten mit meinem Mann und der sagte, es wäre einfach ok so wie es jetzt ist. Damit fanden sich auch die Kinder ab. Ich hatte wohl ein schlechtes gewissen, zumindest den Kindern gegenüber, aber sie meinten das brauche ich nicht weil der Papa das ja gesagt hat. Dann folgten Anrufe von Frauen aus der gemeinde, die sich alle mit mir verabreden wollten. Erst nahm ich diese Einladungen auch an, weil ich einfach dachte dies geschieht aus Nettigkeit. Aber mit welcher „Schwester“ ich mich auch traf, alle wollten mich von ihrem Glauben überzeugen. Mein Argument: ich akzeptiere das ihr glaubt, also bitte akzeptiert das ich nicht glaube, ignorierten alle. Eine war dann sogar ziemlich fies umd meinte das ich schon sehen werde was ich davon habe wenn der Vater seinen Sohn schickt! Ich hab mich nie wieder mit einer getroffen. Und ich habe davon auch nie jemandem erzählt. Ich war und bin zu jedem aus der Kirche und der Familie meines mannes nett und höflich.
Da ich immer noch so viele Fragen hatte und ich bemerkte wie die älteste unserer Töchter nach ihrer Konfirmation ihr komplettes Leben nach der Kirche ausrichtete, suchte ich Antworten im Internet. Jeder von euch wird wissen auf was ich da zu erst gestossen bin. Genau...NAK-eine Sekte?? Da waren so viele Berichte von Aussteigern, die die wahnsinnigsten Horrorgeschichten erzählten. Aber ganz viele berichte waren von Frauen, die an der Seite ihrer Amtstragenden Männer einfach nicht mehr damit zurecht kamen das sie als Gehilfin ihres mannes nur für die Kinder zu sorgen und die Kirche zu putzen hatten. Das sie immer allein waren, und das die Kinder mehr und mehr auch nur (unter Zwang?)für die Kirche lebten. Unsere Tochter ist auch an 5 Abenden der Woche in der Kirche!
Ich hatte solche Angst. Ich habe den ganzen tag gelesen, mir war schon schwindelig.
Als mein Mann von der Arbeit kam konfrontierte ich ihn sofort damit. Er versicherte mir das alles was ich gelesen habe nicht wahr ist. Er schwor auf Gott das er nie hinter sowas stehen würde. Das glaubte ich ihm, denn ich kannte ihn ja inzwischen und wußte das er ein liebevoller mann ist und ihm nichts wichtiger war als WIR (unsere Familie).
Da ich mich nun also eigentlich auch gar nicht beklagen konnte und mein mann mir sagte das er auch wenn wir dann verheiratet sind kein Amt übernehmen würde, kümmerte ich mich einfach nicht mehr um all diese geschichten. Ich gewöhnte mich an die familienfeste und sorgte dafür das unsere kleineren Töchter immer pünktlich zum Religionsunterricht kamen. Ich schaute das sie Sonntags Morgens hübsch aussahen und heiratete schließlich im März diesen Jahres sogar kirchlich. Zwar eine haustrauung, aber ich wollte meinem Mann diesen Wunsch nicht ganz abschlagen. Es war eine schöne Hochzeit. Unsere familien vermischten sich und so war es keinesfalls langweilig oder spiessig.
Im nächsten jahr hat unsere andere Tochter Konfirmation. Seid ein paar Wochen darf sie nun mit zu den Chorproben. (Die große und mein mann sind auch im Chor) Sie hat sich zwar gefreut, aber so richtig toll findet sie es nicht. Da dachte ich mir so da wird sie ja nicht hin müssen wenn sie nicht will, aber da hab ich mich nun geirrt. Mein Mann findet es zwar eigentlich ok wenn sie nicht will, aber da kommen dann die Omas ins Spiel... Besser das Kind ist in der Kirche als in der Discothek. (hat meine Schwiegermutter mir tatsächlich so gesagt) Da fiel mir wieder ein das mein Mann in seinem ganzen Leben auch nie in einer Disco war und plötzlich wusste ich das sein „ich hatte da einfach nie Lust drauf“ einfach ein Vorwand war um nicht sagen zu müssen: „ich durfte ja nicht“ Da fing es bei mir wieder an zu kochen.
Das Kind sollte auf keinen Fall unter Zwang zum Chor noch sonst irgendwohin.
Sie stehen Sonntags schon nicht gern auf um in den Gottesdienst zu gehen, aber sie tun es. OK, aber alles andere muss einfach nicht sein, wenn sie nicht möchten.
Das sieht mein Mann eigentlich auch so, und er will nun, nach unserer letzten Aussprache, auch mit den Kindern reden das sie sich neben der Kirche auch einen Freiraum schaffen sollen.
Ich finde das sehr gut, nur sehe ich noch nicht das es letztendlich so geschehen soll.
Er sagt selbst das seine Eltern dann wohl auf die Kinder einreden würden und sicher auch der Jugendleiter demnächst. Bei aller Liebe könnte er nichts weiter tun als den Kindern von ihm aus das OK zu geben.
Gegen seine Eltern werde ich mich auch nicht wehren, ich möchte sie nicht verletzen.
Aber einen Jugendleiter werde ich nicht ins haus lassen um unseren Kindern ein schlechtes Gewissen zu machen.
Meinem mann habe ich das noch nicht gesagt.
Ich weiß nicht was noch alles auf uns zukommt.
Langsam entschwinden mir die Kräfte und ich denke es wird nie anders.
Soll ich mich damit abfinden?
Was kann ich tun?
Soll ich den Kindern helfen oder ist es schon OK was so läuft?
Habe mir das nun wirklich von der Seele geschrieben und hoffe das ich hier nicht nur negative Reaktionen erfahre.
Liebe Grüße,
die ziemlich ratlose Ria
(Ich konnte die Verfasserin, deren Name geändert ist, leider nicht um die Erlaubnis zur Einstellung dieses Textes fragen, da sie auf Mails nicht mehr reagierte. Sollten persönliche Rechte verletzt sein, bitte ich um Rückmeldung)
"Seelischer Mord" 30.1.2013 Verfasser bekannt
Grüß Gott,
es ist interessant das ich nach 30 Jahren mich in vielen Gefühlen der damaligen Zeit ( 1983 ) wieder finde. Heute bin ich 47 Jahre alt und alles wiederholt sich. Ich bin so dankbar, dass ich mich 1983 / 1984 aus der NAK gelöst habe. Aber mit was für Verlusten und welch enormen Schwierigkeiten. 12 Jahre bis 15 Jahre später, also in den 90iger Jahren erkannte ich noch besser die NAK Strukturen. Bis heute haben sich die emotionalen Probleme vieler Menschen in der NAK nicht geändert. Am
heutigen Tag, durch Zufall auf Ihre Seite gestoßen, muss ich erkennen, warum mein Weg so steinig und hart und stur verlaufen musste!
Meine Sturheit und mein enormer Durchsetzungswille entstanden aus meiner inneren und äußeren Revolution gegen die NAK und demnach gegen diese Obrigkeit und meinen Eltern, die sehr an der Kirche glauben und geglaubt haben. Tja, und diese Art von Erziehung, in Form von Gehorsam, Treue und Obrigkeitsdenken hat mein Berufsleben negativ beeinflusst und gestaltet.
Heute erkenne ich die Auswirkungen noch besser und leider muss ich dadurch meinen Traum aufgeben und meinen Betrieb schließen. Die NAK hat mir als Kind schon die Freiheit und die Lebensfreude genommen. Bis heute hat sich das in meinem Leben eingeschlichen. Der Geist eines Kindes wurde bei mir und wird wohl noch heute negativ beeinflusst. Wenn man immer wieder hört, dass ja bald der Jesu Christ kommt und die Seinen zu sich holt, wo kann ein heran wachsender Mensch da Lebensfreude, Lebensmut und Eigenverantwortlichkeit ? Wo lernt man an sich selber zu glauben?! Mann legt ja sein Schicksal in die Hände der NAK und damit an den nächsten "Vorangänger" ( Priester oder Vorsteher )! Man wird erzogen das zu tun, was die Kirche sagt und verlangt!
Danke für Ihre Ausführungen und für die erneute Erkenntnis! Ich wünsche Ihnen alles erdenklich Gute auf den neuen Weg. Ich gehe ihn weiter, weil ich freier geworden bin und muss heute noch, mit 48 Lebensjahren gegen meine eigene Mutter ankämpfen und heute noch hören, dass ich mich
versündige und nicht ins Himmelreich komme!
Die NAK ist für mich seelischer Mord!
Fred Galka: Akzente, die für mich beim Ausstieg besonders wichtig waren
1. Zu sehen, dass man in einer Sekte nie nur das arme Opfer ist, sondern in unterschiedlichem Umfang immer auch Täter und sei es nur, ein Kind wegen der Störung eines Apostelgottesdienstes von Herzen ärgerlich angeraunzt zu haben oder sein Kind ab dem frühesten Alter abends allein zu Hause gelassen zu haben, um Chorproben und Gottesdienste zu besuchen. Selbst als Funktionsträger bzw. AT ist es schwierig und sehr schmerzlich seine Täterschaft zu akzeptieren.
2. Zu sehen, dass die meisten Dinge, die in der NAK-Zeit meine Seele berührt haben, aus mir selbst kamen und nicht aus der NAK. Ich meinte nur, dass diese Berührungen an die NAK gekoppelt sind. Die Diamanten und Edelsteine in meinem Glauben habe ich selbst eingebracht, nicht die Kirche. Das hilft, dass die Trauer über die lange Zeit in der Sekte gemildert wird und etliche Selbstvorwürfe unterbleiben können.
Mit Edelsteine und Diamanten meine ich eigene spirituelle Erfahrungen, die unabhängig von Glauben und Religion sein können, auch wenn Religiöses oft ein Auslöser dafür ist. Da jeder Mensch in irgendeiner Weise eine spirituelle Ader hat, wie stark oder unspektakulär auch immer, könnten diese im Rückblick dazu führen, dass man in seiner Sektenvergangenheit eigene "Leuchttürme" entdecken kann, die aus dem tiefsten Selbst kamen und absolut nichts mit damals intensiv positiv erfahrenen Sektenerfahrungen zu tun haben. Für mich war es wichtig, zu sehen, dass ich auch in der NAK aus mir heraus für mich gesorgt habe, auch wenn ich es damals nicht unterscheiden konnte und es unbewusst blieb.
Wichtig war für mich auch, zu erkennen, dass ich damals in der NAK SINN erlebt habe (mit Frankl gesprochen: gefunden habe), auch wenn die Art und Weise in der ich mein Leben mit diesem Sinn gestaltet habe, mir geschadet hat und mich damals in viele innere Konflikte gestürzt hat, die ich dann meist im zugunsten der NAK entschieden habe, auch wenn es mir damit, damals meist unbewusst, nicht gut ging. Das war dann das sogenannte "Überwinden" (schüttel).
Und es war wichtig für mich, akzeptieren zu lernen, dass ich solche Entscheidungen zugunsten der NAK selbst getroffen habe. Damit wird das Erlebte nicht besser, aber es tut einerseits gut auch im Nachhinein zu erfahren, dass ich durchaus nicht nur das arme Opfer war/bin und andererseits ist es schmerzlich, zu erkennen, dass ich dadurch die "Schuld", besser die Verantwortung nicht einfach pauschal auf mein ehemaliges NAK-Umfeld abwälzen kann. Und dieses schmerzliche Erkennen tut mir letztendlich auch wieder gut. Damit sage ich nicht, dass ich mangels Wissen und mangels anderer Erfahrungsmöglichkeiten und durch den Gruppendruck und die offiziell vermittelten Ängste, eine andere Wahl hätte haben können, solange ich Gott/Kirche/Apostel/Glaube/gute NAK-Welt nicht trennen konnte und ich entschuldige damit keinesfalls das System NAK. Aber zu erkennen, dass ich in gewisser Weise auch in dieser Zeit eigene Entscheidungen getroffen habe, ist hilfreicher für mich, als zu wissen, dass ich mir damit geschadet habe und ist hilfreicher für mich, als nur Opfer gewesen zu sein."
11.09.2010 Jürgen, Nickname „Psycho“ (mit freundlicher Genehmigung)
"Ich bin ein Psycho"
Hallo zusammen,
was mich wütend macht? Was mich wirklich wütend macht? – Ich habe mein Leben lang meine Gefühle auf kleiner Flamme gekocht, ich habe sie so gut es ging mit analysieren und interpretieren unter Kontrolle gehalten, weil mir die Menschen denen ich vertraut habe, immer gesagt haben, ich dürfe keine Wut, keine Angst, keine Zweifel, keine Verzweiflung fühlen, weil ich sonst Gott nicht gefalle. Und jetzt, jetzt wollen die Gefühle hoch, wollen raus! Und jetzt sagen mir wieder Menschen, denen ich vertraue, ich soll diese Gefühle relativieren, solle nicht meinen, ich könnte andere retten, denen es nicht so geht wie mir. Nur, was wissen die denn?
Ich will und kann andere nicht retten! Um die geht es auch gar nicht! Es geht um mich! Mir ist es nicht oft bewusst geworden, was in der NAK abgelaufen ist! Ich habe nur mein Leben nie in den Griff bekommen! Ich bin von vorne bis hinten verarscht, belogen, betrogen, ausgenommen, ausgenutzt und missbraucht worden! Ich bin unter fast ständiger Überwachung gestanden! Ich habe ständig Angst davor gehabt, was passiert, wenn Jesus jetzt wiederkommt! Ich habe diese Angst als Kind gehabt, wenn meine Eltern am Mittwoch- oder Sonntagabend im „Gottesdienst“ waren! Ich habe sie als Jugendlicher gehabt, wenn ich alleine war und jemand aus der NAK sich verspätet hat! Es war immer meine Entscheidung, heisst es. Wirklich?! Ich mag in den letzten Jahren Entscheidungen getroffen, doch dort zu bleiben, obwohl ich ahnte, was geht! Davor habe ich noch nicht einmal geahnt, was geht und wenn ich es doch ahnte, haben Schutzmechanismen gegriffen, die mich dort hielten! Ich wusste doch, was passieren würde, wenn ich gehen würde! Ich hätte keine Freunde mehr! Ich hätte Ärger mit der Familie!
Und wenn die doch recht hätten, was dann? Es hat keinen Stacheldraht, keine Tretminen, keinen sichtbaren Todesgürtel gebraucht um mich lange zu halten – nur meine Angst! Angst, die systematisch aufgebaut wurde! Angst die ich nicht fühlen durfte, weil sie Gott nicht gefiel, Angst, die ich deswegen weginterpretiert, weganalysiert habe! Schön, ich bin raus! Aber bin ich frei?! Kann ich loslassen?! Mein Leben ist immer noch ein Minenfeld! Ich habe es die letzten Nächte wieder gemerkt. Es ist fast alles vermint in meinem Leben. Überall sind Auslöser, die mir wieder einen Rückschritt eintragen! Rums! Und ich muss diesen Gedanken, der mich dann quält, wieder niederkämpfen!
Bisher habe ich gedacht, dass ich das selber auslöse, weil ich ins Internet schaue. Langsam merke ich, ich schaue ins Internet, wenn mich wieder so ein Gedanke quält, noch bevor er mir bewusst wird. Mich macht das müde, mir nimmt dieser Kampf die Kraft und wenn ich ihn nicht kämpfe, nimmt mir die unbewusste oder bewusste Qual jede Kraft. Ich kann die Auslöser in meinem Leben nicht vermeiden, denn jede Situation, und wenn sie noch so schön ist, kann einen solchen Gedanken oder eine solche Gedankenflut auslösen, der ich nur noch durch Kampf Herr werden kann. Und Unterstützung hole ich mir von den Aussteiger- und Kritikerseiten, weil ich sie sonst nirgends holen kann! Ich müsste auf mein ganzes Leben verzichten, um einigermassen sicher vor diesen Gedankenfluten zu sein! Es sind Erinnerungen, schlimme Erinnerungen, quälende Erinnerungen, die anderen wieder völlig harmlos erscheinen müssen. Erinnerungen in denen die alten, früher oft unbewussten Gefühle, bewusst in Erscheinung treten und mich dann quälen. Noch hilft es mir, diese Gefühle wieder durch Analysieren und Interpretieren nicht zu heftig werden zu lassen. Doch ich will wieder leben! Ich will nicht mehr auf Sparflamme weiterleben und weiterfühlen! Ich will doch nur leben … mehr nicht.
Einer, der es geschafft hat
Die erste Schlange auf dieser Erde muss neuapostolisch gewesen sein, denn sie bediente sich derselben Mittel wie es die Neuapostolen heute auch tut. Die Aussage "Sollte Gott wohl gesagt haben?" entspricht genau dem, was die NAK heute in abgewandelter Form auch immer wieder vermittelt.
Das Thema NAK ist ein leidiges Thema. Auf der einen Seite stehen die (noch) tief Gläubigen und auf der anderen Seite stehen die sogenannten Aussteiger. Den Gläubigen kann man erzählen was man will und sie würden alles glauben. Die Berichte der Aussteiger hingegen sind bis auf ein paar Abweichungen alle gleich. Fest steht, man wird weder bei den Gläubigen noch bei dem Führungspersonal etwas ändern können. Die Gläubigen werden mit Angst und Schrecken, Psychoterror und falschen Versprechungen in Schach gehalten und die "hohen Herren" lieben das Geld und ihre abgesicherte Versorgung.
Das einzige was man wirklich tun kann ist, die die Austreten wollen in ihrem Vorhaben zu unterstützen. Sie benötigen Begleitung, Rat und Tat. Ich kann nur wünschen, dass es noch sehr viele schaffen, dieser Psychosekte den Rücken zu kehren!
Ich selber war von Kindheit an über 45 Jahre neuapostolisch davon über 20 Jahre im Amt. Daher weiß ich, wovon ich rede. Ich hatte Privataudienzen bei Brinkmann und Leber. Dabei ging es nicht um Recht oder Unrecht, sondern um grundlegende Dinge in der Seelenpflege. Dabei musste ich erleben, dass es den "hohen Herren" eigentlich gar nicht um die Seelen an sich geht, sondern dass sie ganz andere Interessen verfolgen. Abstoßende Kälte ging von diesen sogenannten Führungskräften aus. Zugegeben ich weiß nicht viel, aber einige Dinge weiß ich mit hundertprozentiger Sicherheit die da wären:
Die NAK ist alles, aber mit Sicherheit keine Kirche und schon gar keine "Auserwählte kleine Herde" Wäre es so, dann müsste Gott einen schweren Kapitalfehler begangen haben und sich geirrt haben. Obwohl Gott alle Dinge möglich sind, aber das er sich so geirrt haben soll ist selbst für einen Gott unmöglich.
FAZIT:
Die NAK ist ein knallhartes Wirtschaftsunternehmen wo sich einige Herren auf Kosten der Gläubigen ein schönes abgesichertes Leben genehmigen. Zahlen sind kaum bekannt, aber nach einer Publikation im Schweizerischen Nachrichtenmagazin FACTS betrug das Reineinkommen von Stap. R. Fehr laut Steuerausweis vom 24.6.1996:
1993: SFr. 208.000.--
1994: SFr. 269.800.-- Zuwachs: SFr. 61.800.-- jaehrlich
1995: SFr. 302.400.-- Zuwachs: SFr. 32.600.-- jaehrlich
Dies entspricht einer Steigerung des Reineinkomens von SFr. 7.866.-- pro Monat inner-
halb zweier Jahre auf SFr. 25.200.
Die NAK arbeitet mit indirektem Psychoterror, der seinesgleichen sucht.
Die NAK ist tatsächlich der WOLF im Schafspelz.
Das sage ich nicht, weil ich verbittert wäre, nein, sondern weil ich im Nachhinein erkannt habe, mit welch fatalen Mitteln diese Sekte ihre Schäfchen beisammenhält. Heute bin ich frei und glücklich, denn ich habe es geschafft aus der NAK auszutreten, bin aber nur knapp einer Psychotherapie entgangen. Und was wahrscheinlich kein noch gläubiger, neuapostolischer Christ nachvollziehen kann ist, dass ich heute dankbar, glücklich und ein freier Mensch bin. Selbst wenn es einen "Tag des Herrn" geben sollte und ich nicht daran teilhaben könnte, würde ich sagen: ALLES - NUR NIE MEHR ZURÜCK!!!
Mehr möchte ich dazu nicht sagen.
Meine Mailadress und meinen kompletten Namen habe ich bewusst nicht angegeben, weil ich die Reaktionen der NAK und deren Gläubigen kenne. Darauf habe ich echt keinen Bock.
P.S. Mit meinen Ausführungen will ich niemand zu nahe treten noch beleidigen oder beschuldigen. Es sind meine ganz persönlichen Erfahrungen und Eindrücke. Mein Bericht soll lediglich denen eine Hilfe sein, die bereit sind aus der NAK auszutreten bzw. schon ausgetreten sind.
Ich weiß wie furchtbar und schwer diese Zeit ist.
..................................................................................................................
(DS) Diese Zahlen will ich noch nachsetzen:
Laut einer Berechnung von Horst Hartmann lagen die Bezüge im Jahr 1999 bei folgenden Summen:
Stammapostel: 362.880 SFR
Bez.-Ap. : 272.160 SFR
Apostel: 192.326 SFR
Bischof: 90.720 SFR
Wie hoch sind die Einkommen wohl heute? (DS)
Von „Flügellahm am 11.1.2012“, mit freundlicher Genehmigung:
Lieber Detlef,
ja, deine Texte haben mich schon vor Jahren bestärkt, gerade in dem Selbstverständnis, dass ich aus der Zeit unter der Käseglocke der NAK ganz schön viel mit mir verwachsenen Ballast mitgenommen habe – und der daraus folgenden Milde und Zärtlichkeit gegenüber mir selbst, die ich der erlernten Beziehungslosigkeit entgegensetzen kann. Als ich damals nach immer längerer Abwesenheit meinen Geistlichen auf einem Jugendausflug sagte, woran ich nicht mehr glauben könne, brach ich kurz darauf zusammen, übergab mich, auf dem Weg nach Hause in einem Auto erbrach ich in eine Tüte, legte mich zuhause mit Fieber ins Bett und war nach kurzem Schlaf und Anruf bei meiner Mutter gesünder als zuvor.
Heute und nach einer weiteren sehr hilfreichen Therapie-Einheit freue ich mich, dass ich mit der Familie eine Ebene fand, auf der wir zusammen leben können. Schon bald nach meinem Abschied von der NAK stellte ich gegenüber Familienmitgliedern deutlich klar, dass Wille und nicht Krankheit mich zum Verlassen brachte. So wurde mir beispielsweise ein Leitwort aus „Unsere Familie“ geschickt, und in der mit Kugelschreiber ergänzten Widmung wurde ich als „flügellahm“ bezeichnet. Ich antwortete, dass diese Metapher Krankheit und einen Mangel und ein Unvermögen unterstelle, dass die Wirklichkeit, die ich so wollte, aus Sicht derjenigen, die mich als „flügellahm“ bezeichneten, allerdings schlimmer sei: Ich war nicht etwa flügellahm, sondern hatte mir, um in dieser Metapher zu bleiben, willentlich die Flügel ausgerissen, verspürte nun blutend große Schmerzen aber ein ungleich größeres Glück, dass ich es getan hatte. Das wollte ich so und das würde auch so bleiben. Nach dieser Klarstellung näherten wir uns langsam wieder an und mittlerweile haben wir ein für mich schöneres, lebendigeres Verhältnis als zuvor.
In deinen Texten finde ich das mir damals Wichtigste wieder: Ich stand vor den Geistlichen und sagte: „Ich finde keine Anleitung, wie ich stark und MIT meinen Fähigkeiten leben kann! Ich finde keinen Bezug zu meinem echten Leben!“ Es war erstaunlich zu sehen, wie die beiden, die damals vor mir standen, ein Jugendleiter und ein Vorsteher, sehr ratlos und sehr ruhig da standen. Als wäre ich ein Erwachter und sie die Schlafenden, sich in den Schlaf Flüchtenden.
Ich bin gerne wach, mit allen Entscheidungen, allen Konflikten und , hurra! , allen Fortschritten. Im Leben außerhalb dieser Gemeinschaft fand ich überhaupt erst einen Weg. Die Pointe, die mein Leben schrieb, ist: Der vielfach erwähnte „dornige, steile Weg“ ist eine Rolltreppe mit Massagesesseln drauf, eine Rolltreppe, die sich im Kreis dreht. Einen Weg, der überhaupt so genannt werden darf, weil ich ihn beschreiten muss und daher auch so viel sehe, diesen Weg fand ich außerhalb der NAK.
Danke für die Mühe, Präzision und Aufrichtigkeit in deinen Texten.
NAK-Erziehung und –Sozialisation
Mit freundlicher Genehmigung von Otto (21.01.2011 naktuell)
Während meiner Kindheit, Jugendzeit und Jungmännerzeit war das Leben in
der NAK insoweit durch 'Strenge' und 'Verbote' gekennzeichnet, als durch
neuapostolische Gottesdienste mit Predigern aller Amtsstufen (einschl.
Sonntagsschule, Jugendstunden), durch die dazugehörige NAK-Literatur
(Guter Hirte, Jugendfreund, Wächterstimme, Unsere Familie), durch
Hausbesuche von lokalen Amtsträgern mit Nachdruck vor Augen geführt
wurde, dass die in in der Bevölkerung vorhandenen Bereiche der Kultur
(Bücher lesen, Film, Theater), des Sports (Vereinssport jeglicher
Sportart), des Nachbarschafts- und Vereinslebens (einschl.
Gaststättenbesuche, Tanzveranstaltungen) zur 'bösen Welt' gehörten, in
der der 'Widersacher' Gottes sein Wesen des Unglaubens treibe und wo die
'Gotteskinder' nicht hingehörten und wo schon der Versuch, sich damit zu
beschäftigen, die Gefahr in sich geborgen habe, vom Herrn nicht erkannt
und nicht angenommen zu werden, d.h. auf ewig von Gott verstoßen zu sein.
Da war den jungen Leuten, die zum Glauben an das, was in der Kirche
gepredigt wurde, von Geburt an exzessiv erzogen wurden und die dann auch
versuchten, alles zu glauben, keine Alternative gegeben, also folgten
diese in der Regel treu und taten Woche für Woche alles in und mit ihrer
NAK-Gemeinde das, was durch die entsprechenden Leute in der NAK amtlich
und so liebevoll, wie es hiess, gelehrt wurde. Sicher waren unter ihnen
auch solche, die aus Angst vor sonst schlimmen Folgen eines Ungehorsams
einfach den 'schmalen Weg', den Jesus (!) so die Apostel gelehrt habe
(so hieß das damals), im eingeforderten 'kindlichen Glauben' gingen -
unter Verzicht auf Dinge der 'Welt'.
Ich halte fest: Das, was als 'Welt' und 'Gefahren der Welt' bezeichnet
wurde, beruhte nich auf Ideen und Ansichten von einfachen
Kirchenmitgliedern, von lieblosen Eltern unter ihnen, auch nicht von
Amtsträgern unterer Stufen in den örtlichen NAK-Gemeinden, nein, es war
das Ideen-, Gedanken- und Lehr'gut' aus dem damaligen NAK-Apostolat,
angefangem beim Stammapostel bis zum jeweilig örtlich zuständigen
Apostel, natürlich hochgehalten und auch hier und da noch angereichert
durch apostelseits bekannte (!)'Verschärfungen' der NAK-Bischöfe und
Bezirksämter! Wobei zu beachten ist, dass die Apostel aus diesem Kreis
hervorgingen und daher die Dinge vor Ort aus eigenem Erleben kannten.
Ich will hier weiter eine Lanze für die Eltern damaliger Zeit brechen:
Sie, längst verstorben, wage ich nicht als ohne Liebe und Verständnis
für die Kinder zu bezeichnen. Sie liebten ihre Kinder genauso wie es die
heutigen Eltern tun! Aber ihre Liebe zu den Kindern war durch Parameter
ihrer eigenen NAK-Erziehung und -Sozialisation geprägt in einer Weise,
dass sie es als Liebesausdruck ansahen, die Kinder in den Grenzen, die
das NAK-Apostolat verbindlich vorgab, zu halten, damit sie nicht
verderben sollten und als etwa Verlorene eine Beute des Teufels würden.
Hier den seinerzeitigen als Eltern gelebten Kirchenmitgliedern einen aus
ihnen selbst hervorgegangenen Fanatismus auch nur ansatzweise
vorzuwerfen, ist das Schlimmste an Verleumdung dieser Menschen, was
geschehen könnte.
Wenn 'Fanatismus', wenn 'Fehlgeleitetes' im Zusammenhang mit
NAK-Verhalten der Vergangenheit geäussert wird, dann kann sich das
allenfalls auf das Apostolat der NAK beziehen, denn dort war, wie schon
gesagt, die Geburtsstätte der Verbote. Das war damals schon das einzige
Gremium, das das Sagen in der NAK hatte und seine absolute
Herrschaftsgewalt und Verehrung durch die Mitglieder in dieser Kirche
durchsetzte. 'Wo Apostel stehn, Gottes Winde wehn', hiess die Devise und
die Mitglieder waren durch entsprechende Liedansagen immer mit dabei,
solches zu bestätigen. Also handelten sie entsprechend - denn wer von
ihnen wollte nicht 'beim Hirten', sprich: Stammapostel sein, wenn der
Herr kommt?
Und nun noch etwas zur Frage 'Schaden' oder 'nicht Schaden' für die
damaligen Kinder (Kirchenmitglieder).
Was soll man darunter verstehen? Erleidet ein Mensch, dem Kultur in
unserem Lande verschlossen bleibt, einen Schaden? Hat ein Mensch, der
keinen Sport im Club betreibt, dadurch Schaden?
Ich beantworte die Frage mal so: Es kommt auf denjenigen selbst an!
Natürlich kann jeder hier sagen, dass er (subjektiv empfunden)
durch Verbote der NAK keinen Schaden genommen habe.
Es mag ja Menschen geben, die nie ein Buch lesen, nie ins Kino gehen,
nie ins Theater, die also allem, was wir unter Kultur verstehen, ein
Nein entgegenbringen, sich nirgends dran beteiligen, und die damit hoch
zufrieden sind. Die nichts an Entbehrung empfinden, weil sie sich anders
beschäftigen, z.B. mit ihrer Kirche.
Aber die Tatsache, dass es solche Menschen gibt, die auf alles
verzichten wollen und können, was die Welt um uns herum anbietet,
rechtfertigt nicht eine Feststellung etwa der Art, dass Verbote der
Kirche, diese Dinge betreffend, da nicht zu Schaden führend, als
'belanglos', 'harmlos', 'unbedeutend' einzustufen seien! Das gilt für
Kultur, Sport, Gemeinschaft unter Bürgern, Vergnügungen wie Kirmes,
Tanz, Schützenfeste, Gartenpartys usw.usf.
Das zu diesem Thema von dem Zeitzeugen
Otto
Sekte und Sucht (Druckversion) Autor: Kai Sender
Ich bin spielsüchtig und alkoholsüchtig. Trocken bin ich seit 18 Jahren, spielfrei seit 16 Monaten. 2011 habe ich eine stationäre Therapie in der Fachklinik St. Marienstift - Dammer Berge GmbH - 49434 Neuenkirchen gemacht. Auf meiner Homepage schreibe ich über meine Spielsucht und Alkoholsucht, meine Therapie und meine Gefühle und über das, was ich über mich und meine Sucht lerne.
Ich habe seit 2002 keinen Kontakt mehr mit meiner Familie. Auslöser war eigentlich ein Telefongespräch zwischen mir und meiner Mutter, in dem es mal wieder – zum gefühlten 3.922 Mal – um Inhalte ihres Glaubens ging. Meine ganze Familie gehört einer, wie sagt man so schön, religiösen Sondergemeinschaft, der Neuapostolischen Kirche, an. Ich bin darin aufgewachsen und sehr spät – zu spät – 1994 ausgetreten.
Ich habe zwar lange dazu gebraucht, aber heute kann ich es akzeptieren, wenn jemand in einer Sekte ist und sich dort wohl fühlt. Soll er. Dort gibt es Antwort auf alle Fragen des Lebens, dort gibt es ganz klare Lebensregeln, Richtlinien und eine absolut deutliche Unterteilung in entweder schwarz oder weiß, entweder gut oder schlecht, entweder Gott oder Teufel, entweder entweder entweder…
Man hat einfach jemanden ganz oben in der Hierarchie, der extrem gut mit Gott kann und daher weiß, was so alles passieren wird in oder eher mit der Welt und den Menschen heute und in alle Ewigkeit, und Ewigkeit muss schon sein, darunter macht man es nicht. Und der sagt einem dann, was zu tun ist, um die ewige Herrlichkeit zu erreichen. (Ich habe das mal mit ziemlich viel Jägermeister zu erreichen versucht, jahrelang, aber das ist eine andere Geschichte. [Klappte übrigens auch nicht!])
Man muss also nicht selbst nachdenken, was richtig ist im Leben, man muss nicht selbst herausfinden, wo die Wege lang gehen könnten – das alles wird einem nämlich vom Altar aus gepredigt. Oder im Kindergottesdienst gesagt oder in einer Jugendversammlung oder bei einem Hausbesuch des zuständigen Priesters oder in der Sektenverwandschaft oder man liest es in den kircheneigenen Publikationen, deren es viele gibt.
In einer Sekte findet man auch ein ausgeprägtes soziales Verhalten – jedenfalls untereinander – jedenfalls offiziell - jedenfalls…na ja, ist auch egal. Aber man lernt auf jeden Fall, sich umeinander zu kümmern, man besucht die Kranken, hilft den Einsamen, bildet eine vertraute Gemeinschaft, und das hilft vielen Menschen. Viele fühlen sich dort geborgen – und das ist auch gut so. Wenn es ihnen das Leben erleichtert, verschönert – sollen sie dort bleiben!
Bei all dem gibt es nur ein kleines Problem: solange Du mit der kircheneigenen Meinung übereinstimmst, ist alles in Ordnung. Sobald Du aber Fragen stellst, ob es nicht auch etwas anders ein könnte, wird nicht etwa Deine Frage beantwortet, sondern Du selbst wirst als schlechter Mensch dargestellt. Mir ist das oft passiert. Der für mich zuständige Priester hat so oft auf meine Fragen geantwortet: “Aber Kai, wenn Du ein reines Herz hast, dann wirst Du doch auch die Meinung des Apostels haben!” Ergo: andere Meinung – kein reines Herz – schlechter Mensch.
Folglich hast Du zwei Möglichkeiten: entweder (das Wort kennen wir ja schon) auf Linie bleiben und … äh…glücklich sein oder wenigstens so tun … oder aussteigen.
Ich weiß, jeder halbwegs vernünftig denkende Mensch wird die Lösung für eine solche Situation kennen, aber sooo einfach ist das nicht.
Aussteigen ist der Horror!
Es ist ja nicht so, dass mir selbst die Situation glasklar war. Es war ja bei mir noch Glauben vorhanden, darunter aber auch der Glaube, dass in dieser Kirche ganz kräftig etwas schief läuft. Also was tun? War das nun Gottes Werk, obwohl gelogen wurde, was das Zeug hielt? Obwohl Heuchelei an der Tagesordnung war und die Lehre vorne und hinten eierte? Oder war es eher Blendwerk, Zuckerbrot und Peitsche für ein Leben in geregelten Bahnen? Hatte ich als ein Gotteskind eine Art garantierte Heilssicherheit oder war ich eher eine dependente Persönlichkeit?
Mit diesen Zweifeln stieg ich aus. Mein Weltbild brach von heute auf morgen zusammen. Alles hatte an Gültigkeit verloren. Und die Angst, ob nicht eventuell doch die Kirche recht hatte, blieb eine ganze Weile.
Also, der Auslöser für den Bruch mit meiner Familie war besagtes Telefongespräch, in dem meine Mutter mir zum wiederholten Male erzählen wollte, dass sie – gemäß der sehr ausgeprägten Entschlafenenlehre dieser Kirche einmal einen Geist gesehen habe, der sie um Hilfe bat.
Nun ja, tausendmal gehört, tausendmal ist nichts passiert – aber diesmal reichte es mir und ich sagte, dass ich ihr nicht glaube. Und das war’s dann. Sie legte den Hörer auf, es gab noch einige Mails hin und her, in denen ich aber auch nicht klein beigab und als dann am Sonntag darauf meine Frau Geburtstag hatte, wurde sie quasi in Sippenhaft genommen, denn es wurde ihr nicht zum Geburtstag gratuliert. Als ob sie das Telefongespräch geführt hätte. Als ob sie an dem Gespräch beteiligt gewesen sei.
Und da reichte es mir. (Während ich das hier schreibe, rege ich mich gerade wieder auf und werde wütend. So ist das mit den Gefühlen und der Familie bei mir. Und so kann ich es heute spüren. [Dazu war ja nicht viel nötig, nur zwei Süchte und mehr als ein Jahrzehnt.])
Seitdem bin ich mit dem nicht vorhandenen Familienkontakt sehr zufrieden. Das einzige, was mich an dieser Situation traurig macht: ich habe nicht miterlebt, wie meine Nichten und Neffen aufwuchsen. Wir hätten sie ja gerne mal mit in den Urlaub genommen. Einmal gab es eine kurze Begegnung, als mein Vater verstarb, der lange Zeit für mich auf einem Sockel stand und den ich lange Zeit geliebt habe. Er hatte wirklich hervorragende Eigenschaften und war ein Ausnahmemensch.
Und dann aber eine zufällige Begegnung mit meiner Schwester nach so vielen Jahren. Gisela und ich waren an einem Sonnabendmorgen in der Innenstadt Bremens frühstücken und wollten dann noch etwas einkaufen. Unterwegs traf ich zum erstmals nach vielen Jahren meine Schwester wieder. Wir drei waren ziemlich perplex und es war eine erst komische Situation. Dann redeten wir wohl eine Viertelstunde oder etwas länger, meistens Small-Talk.
Zuerst habe ich meine Schwester nicht wiedererkannt. Klingt komisch, ist aber so. Dabei hat sie sich eigentlich nicht verändert. Aber ich brauchte etliche Sekunden, um sie zu einzuordnen. (Jaaaaaa, ich finde das ja auch sehr merkwürdig. Alle Hobby-Freuds sind herzlich eingeladen, das mal auseinanderzupflücken. ) Bei Gisela war das anders, sie wusste sofort, wer da plötzlich vor uns stand.
Anfangs habe ich mich komisch gefühlt, irgendwie unwohl, aber ich konnte das nicht so richtig einordnen. Im Laufe des Gesprächs aber merkte ich, dass sich nichts geändert hat in meiner Familie, in der Denkweise und dem Umgang miteinander. Da war ich dann richtig froh über dieses Zusammentreffen, denn es hat mich in meiner Entscheidung bestärkt, weiterhin ohne Kontakt zu bleiben. Es war nett und höflich und es gab auch ein Angebot eines weiteren Treffens, und natürlich habe ich auch gefragt, wie es meiner Mutter gehe, denn ich bin ja neugierig.
Aber was ist das komische Gefühl zu Anfang gewesen?
Das habe ich der Gruppenstunde am Donnerstag darauf erfahren, als ich unter anderem auch von dieser Begegnung erzählte. Die Mitglieder meiner Selbsthilfegruppe meldeten sich nach dem Bericht natürlich zu Wort und jemand meinte, ihm komme es so vor, als ob ich mich klein gefühlt hätte. Und da merkte ich: ich hatte mich geschämt. Ich war wieder zurückgefallen in das alte dumme Verhalten gegenüber meiner Familie und in Bezug auf meine Sucht. Als ich das merkte, fing ich gehörig an mich zu ärgern. Die Selbsthilfegruppe musste lachen. “Was fällt mir ein, mich zu schämen? Habe ich es denn noch immer nicht kapiert?” Ich bin zwar süchtig, aber sie sind immer noch Sektierer…(Es soll sich ja einiges geändert haben in dieser Gemeinschaft. Aber das hilft mir jetzt auch nicht mehr. Für manche unterliegt Gottes Wort halt einer Mode. Mal so, mal so)
Nun, ich habe einen Trost. Die Scham dauerte nur ein paar Sekunden. Das ist doch schon mal ein Anfang.
Daher getröstet und frei: Weitermachen!
Frage von Detlef: „Der Zusammenhang zwischen Sekte und Sucht ist noch wenig bis gar nicht untersucht. Ich selbst unterrichte in der Schule gerade ein Suchtpräventionsprogram "Fit und stark fürs Leben" (http://www.schule-bw.de/unterricht/paedagogik/gewaltpraevention/kbuero/projekte/projekt35.html).
Hauptsächlich geht es da um Persönlichkeitsstärkung, Gefühle, Ich-Sätze und Konfliktbewältigung. Gerade diese Erziehungsbestandteile werden in der Sozialisation innerhalb der NAK geradezu ausgeblendet, bzw. wird einer solchen Entwicklung bewusst entgegengesteuert. Hast du in diesem Zusammenhang Sekte-Sucht fachlich qualifizierte Erfahrung vielleicht in Zusammenhang mit deiner gemachten Therapie?
Kai: Ich habe mir einmal das Programm zu Deinem Präventionsprogramm angeschaut - ach, hätte ich so etwas als Kind durchlaufen können, wäre ich nicht süchtig geworden!
Ich denke, auch in meiner Suchtentwicklung ist der Zusammenhang mit der Sekte ganz klar gegeben. Überhaupt habe ich bei allen meinen Mitpatienten und auch Mitgliedern meiner Selbsthilfegruppe GGG - Gemeinsam gegen Glücksspielsucht die Erfahrung gemacht, dass bei ausnahmslos allen die Ursache der Suchtentwicklung in der Kindheit liegt.
Wobei ganz klar festzustellen ist, dass man in dem Sinne nicht von einer "Schuld" sprechen kann. Niemand hat in dem Sinne "Schuld" an meiner Krankheit Sucht, doch ist es überaus hilfreich zu erkunden, wo die Ursachen für die Fehlentwicklung liegen.
Bei mir war es ganz klar die NAK. Konfliktfähigkeit brauchte ich nicht zu erlernen, da es in meiner Familie und der NAK keine Konflikte gab: alle hatten sich lieb und alles war schön und wir waren ja auch Gottes Kinder, so dass man niemals Grund hatte, traurig oder verärgert zu sein. Ganz im Gegenteil, wenn man Gefühle zeigte, die anderen unangenehm waren (also eigentlich alles außer "Lachen"), wurde man diszipliniert durch die Behandlung als Störer, als "schlechter" Mensch.
Daher lernte ich, nur positive Gefühle zuzulassen und alle anderen zu unterdrücken. Ebenso lernte ich nicht, dass Konflikte zum normalen Leben gehören und also bitte auch ausgetragen werden sollten. (Ich bin heute noch dabei zu lernen, wie man Konflikte austrägt...)
Bei mir war aber auch ausschlaggebend, dass ich die Verantwortung für mein Leben wie in meiner Sektenzeit abgegeben hatte. Ich ließ stets andere über mich und mein Leben entscheiden, ohne dies übrigens zu merken. Das ist mir erst in der Therapie klar geworden. Seitdem bin ich dabei, mir selbst Erlaubnis für mein Leben zu erteilen. Das mag sich merkwürdig anhören. Aber da ich keine Antworten mehr auf bestimmte Fragen erhalte (Wer bin ich? Wo komme ich her? Wo gehe ich hin? Was ist der Sinn all dessen?), muss ich mich wohl oder übel daran gewöhnen, dass es diese Antworten einfach nicht gibt. Das macht mein Leben unsicherer als zu NAK-Zeiten. Denn das bedeutet, ich muss nun Dinge selbst entscheiden. Das ist zwar eine neue Freiheit. Die aber erfordert auch mehr Mut, denn ich könnte mich ja falsch entscheiden.
Niemand erteilt mir Absolution für meine Entscheidungen – es erfordert Mut, Dinge zu tun. Diesen Mut, diese Entscheidungen gebe ich mir jetzt selbst. Das ist sehr anstrengend und oft mit Angst verbunden – aber es ist das Gefühl von Freiheit, das ich dabei so sehr genieße.
Seitdem ich mich nicht mehr in die Sucht flüchte, lebe ich bewusst und genieße mich so, wie ich bin.
Nur manchmal bin ich traurig, dass ich das nicht schon als Kind oder Jugendlicher tun konnte.
Frage von Detlef: Du sprichst davon, dich „nicht mehr in die Sucht zu flüchten“. Was ist darunter zu verstehen?
Kai: Die Ursache jeder Sucht ist ein falscher oder fehlerhafter Umgang mit den eigenen Gefühlen, vor denen der Süchtige in die Sucht flieht. Ich will das mal am Beispiel der Spielsucht erklären. Das „Spielen“ selbst ist für den Spieler ein geschützter Raum, in dem er sich sicher fühlt. Hier gibt es keine Überlegungen oder Alternativen, kein Wenn und Aber, hier gibt es nur falsch oder richtig, schwarz oder weiß. Aber auch die entstehenden Verluste bei der Spielsucht werden vollständig überdeckt vom Aberglauben, man beherrsche das System, den Apparat. Verliert man, wird das lediglich als die Folge vorübergehender, eigener Fehler gesehen, die man aber beim nächsten Mal natürlich beheben wird. Man will das Verlorene schließlich wiedergewinnen. Jedes nicht gespielte Spiel ist dabei eine vergebene Chance. Man kann ja alles, regelt alles, hat alles im Griff. Gewinnt man dann tatsächlich wieder etwas, potenziert das natürlich die Sucht und den Drang zum Spiel umso mehr.
Beim Süchtigen stellt sich dann durch die Sucht das ganze innere Belohnungssystem im Gehirn um. Körpereigene Endorphine, auch Glückshormone genannt, werden nicht mehr bei sportlichen Aktivitäten, Berufserfolgen und positiven Erlebnissen ausgeschüttet, sondern nur noch beim Spielen. Sogar schon beim Denken ans Spielen werden Glücksgefühle erzeugt. Deswegen kreist das ganze Denken beständig um die Automaten, um das Blatt beim Poker und wie man es besser ausspielen kann. Steht man dann vor einem Spielautomaten, beginnt ja alle 10 bis 20 Sekunden eine neue Runde. Dies ist vergleichbar mit einem Stoffabhängigen, der sich eben alle 10 bis 20 Sekunden einen neuen Schuss setzen würde: Ständig werden Endorphine ausgeschüttet. Hier muss man sagen, dass es natürlich keinen Stoffabhängigen gibt, der sich in so kurzen Intervallen einen Schuss setzen würde, denn dann würde er sterben. Übrigens verspürt der Süchtige die gleiche hohe Endorphinausschüttung wie bei einem Gewinn, wenn es sich um einen Fast-Gewinn handelt. (Ein Beispiel: Der Spieler gewinnt, wenn drei Sonnen nebeneinander stehen. Wenn jetzt nur zwei Sonnen kommen, und die dritte Sonne ein Feld darüber oder darunter ist, wirft der Automat kein Geld, denn es ist ja kein Gewinn. Der Süchtige aber denkt „fast gewonnen!“ und hat dasselbe Glücksgefühl wie beim Gewinn. Die Spieleindustrie berücksichtigt diese Tatsache. Und so kommen mathematisch nicht vertretbar oft diese Fast-Gewinne zustande. Es ist absichtlich so programmiert!)
Da spielsüchtige Menschen aber auch Meister im Spielen mit anderen Menschen sind, gelingt es ihnen jedoch „blendend“, ihre Spielsucht zu „überspielen“. Man führt zwar heimlich ein Doppelleben und häuft gerade bei der Spielsucht auch starke finanzielle Verluste an (im Schnitt 20.000 Euro), versteckt dies aber vor Partner und Freunden und letztlich sogar vor sich selbst, indem man sich nach wie vor vormacht, dass man alles und noch mehr zurück gewinnen wird. Dass die Ursache der Sucht die Flucht vor der eigenen Konfliktunfähigkeit ist, vor den eigenen, negativen Gefühlen, vor Verlust- oder Versagensängsten, kurz also: die Flucht vor sich selbst ist, wird vollständig verdrängt (man kann ja alles, regelt alles, hat alles im Griff etc. …). Um da heraus zu finden muss man als Erstes lernen, ehrlich zu sein gegenüber sich selbst, seinem Lebenspartner und seinen Freunden. Ehrlichkeit gegenüber sich selbst bedeutet, sich Gefühle einzugestehen und sich zu gestatten: „Ja, ich bin heute mal nicht so gut drauf. Nein, es klappt nicht alles so gut in meinem Leben, Nein, ich bin nicht immer perfekt. Nein, an mir ist nicht alles in Ordnung“.
Nur so kann die eigene Flucht vor sich selbst in die Abhängigkeit der Sucht endlich durchbrochen werden und man begibt endlich sich auf den Weg zu sich selbst.
Frage von Detlef:
Leo Booth überschreibt in seinem Buch "Heilung von religiösem Missbrauch und religiöser Abhängigkeit" ein Kapitel mit dem Titel "Wenn Gott zur Droge wird" und meint, dass religiöser Missbrauch den Hörer in die mit einer Sucht vergleichbare Abhängigkeit führt. "Ausgedehnter Kirchenbesuch/ zwanghaftes Nachdenken über die Bibel/ ständige Beschäftigung mit der Kirche/ verstärkter Gebrauch von Kirche, Bibel oder Gebet, um Problemen aus dem Weg zu gehen/ Verlust anderer Interessen/ Zunahme von Schwarz-Weiß-Denken/ Ärger an Kritik über die religiösen Praktiken" (Seite 61) und anderes mehr bilden für ihn Stadien auf dem Weg in die religiöse Abhängigkeit mit sich einstellendem Kontrollverlust. Zudem sind es Kriterien, ausgeübten Missbrauch aufzudecken. Das Hauptsymptom für ein dysfunktionales und damit abhängig machendes Glaubenssystem ist laut Booth die erworbene „Unfähigkeit, Informationen oder Autoritäten in Frage zu stellen, anzuzweifeln oder darüber nachzudenken“ (S.78). Der Verzicht auf eigenständiges Denken ist dabei die Basis für die missbrauchenden Leiter, über die Mitglieder die Kontrolle zu behalten. Diese lebensfeindliche Dysfunktion sieht er ferner als Familienkrankheit, die in missbrauchenden Systemen an die nächste Kindergeneration weitergegeben wird.
Stap. Leber predigte im Wort zum Monat 3/07:
"Wenn wir das Wort Gottes hören, dann soll das nicht so sein, als würden wir eine Vorlesung oder irgendeinen Bericht hören, sondern dann wollen wir das Wort Gottes essen. Wer ein spannendes Buch liest, „verschlingt“ es, weil er sich gar nicht davon lösen kann. Er wird hineingeführt in eine ganz andere Welt, die ihn gefangen nimmt. ... Und da hinein wollen wir uns führen lassen. Wir wollen uns so von dieser Atmosphäre gefangen nehmen lassen, dass wir gar nicht mehr hinaus wollen."
Für mich klingt auch das wie die Beschreibung einer Sucht, die er expressis verbis so deutlich macht:
- man soll die Sache verschlingen
- man kann sich gar nicht davon lösen
- man wird hineingeführt in eine ganz andere Welt
- man wird davon gefangen genommen
- man soll sich von dieser Atmosphäre gefangen nehmen lassen
- man will gar nicht mehr hinaus (= davon weg)
Frage von Detlef: Du kennst die NAK und hast Erfahrungen mit zwei Süchten. Was kannst du aus deiner Erfahrung dazu sagen?
KAI: Typisches Merkmal einer Sucht ist der Kontrollverlust, der es ab diesem Zeitpunkt verhindert, mit der Droge kontrolliert umzugehen. Diesen Kontrollverlust in religiöser Sicht hat meine gesamte Familie schon vor Generationen erlitten. Seitdem wird er von einer Generation an die nächste weitergegeben. Ein Merkmal dafür ist, dass Argumente nicht nur nicht zählen, sondern sogar unerwünscht sind, denn ein guter neuapostolischer Christ diskutiert nie sondern befolgt.
Mit einem Drogensüchtigen, der noch mitten in seiner Sucht lebt, kann man nicht über die Droge diskutieren. Genauso verhält es sich mit einem Sektierer. Kein Argument kann auch nur entfernt wirken, denn alles Erlebte wird in die Bestätigung des Glaubens eingebaut. Es geht einem Menschen gut? Gott hat ihn lieb. Es geht einem Menschen schlecht? Gott will ihn prüfen.
Der Süchtige wie der Sektierer verliert seine Beziehungen im sozio-ökonomischen Umfeld und konzentriert sich ausschließlich auf seine Droge / Sekte. Es gibt kein Leben außerhalb, das sich für ihn lohnen würde.
Am Ende ist er ein willenloses, fremdbestimmtes Werkzeug der Droge / Sekte.
Leserbriefe zum Thema "Sekte und Sucht" (weitere Wortmeldungen sind sehr erwünscht, traut euch für andere Betroffene zur Hilfe!)
Anonym 1s vom 23.5.2012 (die Verfasserin ist mir bekannt)
Das Gespräch mit Kai Sender habe ich gelesen und kann seine Aussagen nach eigenem Erleben bestätigen.
Meine Biographie ist jedoch eine andere. In meiner Familie hatte sich keiner „lieb“ und nichts war schön. Alkoholikerin bin ich schon in der dritten Generation. Mein Vater und mein Großvater waren ebenfalls abhängig, wobei meine Eltern erst nach ihrer Heirat neuapostolisch wurden.
Mein zerrüttetes Elternhaus war für unseren jungen, noch unerfahrenen Vorsteher jedoch die „unbehauenen Steine“ die er zu wertvollen Diamanten machen wollte. Hauptsächlich meine Mutter glaubte an das Wunder der „Erneuerung“. Mein Vater wollte dass auch gerne „glauben“. Er hat sich abgemüht und geplagt, er hat sich selbst gehasst und verleugnet, sich und andere schlimm verletzt und doch wollte es ihm nicht gelingen. Der „neue Mensch“ wollte einfach nicht zu Tage treten…
Konfliktfelder hatte ich somit ausreichend und dennoch bin ich nicht konfliktfähig.
Es ist schon sehr bemerkenswert, dass die Biographien bei Sektenopfern sich oft unterscheiden, dass Leiden im Ergebnis jedoch gleich ist.
Zunächst unterscheide ich zwischen stofflich gebundener Sucht und einer Abhängigkeit gegenüber Menschen im allgemein und einer religiös, fundamentalistischen Gruppierung im Besonderen. Der Unterschied besteht für mich darin, dass ich im Laufe meiner Abhängigkeit zur Kirche selten bis gar nicht eine Befriedigung meiner Bedürfnisse erfahren habe. Den Alkohol habe ich bewusst eingesetzt um den Leidensdruck in der Kirche auszuhalten, er hat mein Bedürfnis nach Erleichterung meiner Seelenqualen befriedigt.
Während meiner Alkoholtherapie1999 konnte ich Missbrauch in meiner natürlichen Kindheit aufarbeiten. Ich habe den Therapeuten damals aber verschwiegen, dass ich neben meiner natürlichen Familie auch noch eine geistige Familie habe, in der ähnliche Dinge geschehen sind. Ich konnte das so fein voneinander trennen, dass selbst in intensiven und emotionalen Öffnungsprozessen davon nichts zu Tage trat. Ganz bewusst habe ich die Institution geschützt, die Fähigkeit dazu war jedoch mental programmiert. Ich habe meine Alkoholabhängigkeit „verstanden“, konnte alte Denkmuster und Verhaltensweisen positiv verändern. Eine Parallele in meiner Abhängigkeit zur Kirche konnte ich dennoch nicht sehen.
Als vor zwei Jahren der Leidensdruck in der Kirche unerträglich wurde, konnte ich auf meine Erfahrungen aus der Therapie zurückgreifen. Die Mechanismen der Abhängigkeit gleichen sich sehr.
Alkoholabhängigkeit äußert es sich in erster Linie durch Kontrollverlust. So habe ich auch in der Abhängigkeit zu einer Sekte keine Kontrolle mehr über mein Urteilsvermögen und beide Formen der Abhängigkeit gehen mit Realitätsverlust einher.
Die Scham ist identisch. Als Alkoholiker möchte ich als solcher nicht erkannt werden und die Zugehörigkeit zu meiner Kirche habe ich verschwiegen und -wenn möglich- geleugnet. „Zeugnis bringen“ war immer Scham besetzt.
Soziale Isolation ist in beiden Abhängigkeiten gleich. Als Alkoholiker umgegeben ich mich nur mit meinesgleichen und in der Sekte ebenfalls.
Aufkommende Schuldgefühle ertränke ich als Alkoholiker im Suff und beginnendem Zweifel begegne ich in der Kirche mit noch mehr Aktivität.
Berichte in den Medien zur Aufklärung über Alkoholabhängigkeit meide ich und bagatellisiere meinen Zustand. Im Fall von religiöser Abhängigkeit handle ich genauso. „Verdrängung“ ist in beiden Fällen der Abhängigkeit an der Tagesordnung.
Das erlernen neuer Denkmuster ist in Bezug auf die religiöse Abhängigkeit unglaublich anstrengend. Meine Alkoholabhängigkeit habe ich recht schnell erkennen und positiv verändern können. Das ist im Fall von religiöser Abhängigkeit deutlich schwieriger.
Vieles kann ich, mit logischem Denken, einfach nur „stehen lassen“ ohne es gefühlsmäßig nachvollziehen zu können. Ähnlich wie ein Autist, der anhand von Bildern Mimik und Gestik eines Menschen zuordnet ohne sie jedoch selbst zu empfinden.
Nach meinem Empfinden, beschreibt Stap. Leber in dem Predigtausschnitt nicht eine Sucht, die er dann auch noch einfordert, sondern er beschreibt seinen eigenen Zustand. Er präsentiert den „Suchtstoff“, gibt Anweisungsempfehlungen. Ähnlich wie ein Alkoholiker, der seine Sucht verleugnet und/oder „schön-redet“ und sich mit anderen Abhängigen darin einig sieht, teilt hier ein Abhängiger seine Erfahrungen mit. Alkoholiker fachsimpeln, welcher Schnaps die geringere „Fahne“ erzeugt. Drogenabhängige wissen, wie „rein“ der Stoff sein muss um den besten „Flash“ zu erzielen.
Im Fall von Abhängigkeit gibt es zwar unterschiedliche Stadien aber keine Hierarchie. (Wenngleich ein Alkoholiker, der noch ein Bett zum Schlafen hat, meint einen anderen Stellenwert zu haben als der „Penner“ der auf einer Parkbank schläft) Einem Abhängigen hier einen anderen Stellenwert beizumessen als dem anderen, verzerrt das Bild. Präsentiert er jedoch, auf einer großen Bühne, seinen Zustand, kann ich ihn natürlich besser analysieren. Ich kann einem Abhängigen noch so oft und realistisch seinen Zustand deutlich machen, er wird ihn verleugnen und Gegenargumente finden.
Aus meiner Sicht sollte jedoch im Fall von geistlichem Missbrauch in der NAK nicht von Vorsatz ausgegangen werden, ungeachtet der Notwendigkeit langfristig zu klären, in wie weit Fahrlässigkeit oder Vorsatz vorliegt. In dem Fall könnte ich von Tätern sprechen, die früher oder später ihre Tat einsehen oder gestehen. Leben alle in dem gleichen Abhängigkeitsverhältnis sind allesamt Opfer, die fahrlässig wieder zu Tätern werden.Von dem Gedanken des vorsätzlichen Missbrauchs zur Kontrolle der Mitglieder, löse ich mich auch deswegen, weil er für mich nicht zielführend ist und mich immer wieder in das Stadium der Wut zurückführt. Ich lasse den Missbrauch zunächst als Tatsache stehen um bei mir und meinem Problem zu bleiben und nicht die Handlungsweise anderer zu meinem Problem zu machen.
Mein Rat an suchtabhängige Nakis: Suchtberatungsstelle oder jede andere Beratungsstelle in Lebenskrisen; immer der erste Weg! Selbsthilfegruppen und viel, viel reden!
Alle Therapeuten, denen ich begegnet bin, haben ihre Arbeit gut gemacht und mich in meiner Not erreicht.
T.A.: Die NAK aus meiner heutigen Sicht (eingestellt am 19.12.2012)
Eine Sekte in ausgeprägter Form. Ausgrenzung in vielfacher Weise. Aus meiner heutigen Erkenntnis. Aber wenn man da groß wird und in die Gemeinde hinein geboren wird, sieht man das anders. Ich verglei che das immer mit der ehemaligen DDR. Man war nicht befugt, über die Mauer
zu schauen. Außerdem: Gift probiert man nicht. Man hat sich ganz schlecht gefühlt, wenn man etwas gemacht hätte, was nicht mit den Glaubensdogmen dort übereingestimmt hat. Es war schon ein beängstigender Glaube. Der auch viele Möglichkeiten zur Fröhlichkeit gelassen hat, aber halt immer alles nur in einem bestimmten engen Rahmen. Und alle waren unter sich, bloß keine Fremden. Wir hatten nur Freunde in der Gemeinde. Unsere ganzen Freundschaften waren nur
neuapostolisch. Man war unter sich. Das war dort sehr wichtig. Und man hat uns viel Geld aus der Tasche gezogen. Ich hätte heute locker ein Haus haben können. Das wird heute natürlich dementiert und in der Öffentlichkeit anders dargestellt. Sie tun so, als wenn sie sich ändern. Aber es ändert sich gar nichts.
Da war ich sehr aktiv in der Gemeinde und habe dort auch gepredigt. Aber ich habe immer so gepredigt, wie ich meinte zu glauben. Und das ist mir nachher vielfach vorgeworfen worden. Da hatte ich viele Kämpfe auszufechten, und es gab viel Druck und Ärger, besonders von den selbsternannten Aposteln. Und meine Frau wurde gemieden und ausgegrenzt.
Mein Sohn ist Auslöser gewesen. Er kennt sich sehr gut in der Bibel aus. Und kam dann irgendwann mal mit Fragen, die für mich sehr aufregend waren. Und ich fing dann an, das alles zu hinterfragen: Was ist denn damit, und wie kommen die denn dazu, zu sagen, sie seien die einzig Auserwählten und so weiter. Wo ich vorher niemals drüber nachgedacht hatte. Das hat bei mir einen Prozess angeregt. Ich fing an, die Bibel von vorne bis hinten selbst zu studieren. Was ich vorher nicht gemacht hatte. Es war dort verpönt, selbst die Bibel auslegen zu wollen. Das war nicht erlaubt. Das war besonderen Amtsstufen vorbehalten. Das war, so gesehen, ganz schön krass, wenn man das im Nachhinein so betrachtet. Dennoch habe ich immer meinen Weg gesucht und mein Ding gemacht.
Ich habe viele Fragen gestellt und war sehr unbequem in den letzten Jahren, und das führte dann dazu, dass ich nach und nach meine Tätigkeiten zurückgeschraubt habe. Bis ich mich dann gefragt habe: Was machst du hier eigentlich? Und über den Tellerrand geguckt und die helle, schöne Welt entdeckt habe.
Ich hatte dort in der Neuapostolischen Kirche Gott als den Drohenden und Regierenden und den absoluten Chef kennen gelernt. Mit vielen Regeln und Vorgaben und ganz strengen Geboten. Iesus spielte eine untergeordnete Rolle in dieser Kirche. Die Apostel schienen wichtiger zu sein. Und alles war auf eine selbst ausgemalte Zukunft ausgerichtet, es wurde nichts aufgearbeitet: Der Herr
kommt bald, und dafür müssen wir bereit sein und so weiter. Sehr nachdenklich gemacht hat mich auch der »Totenkult- dieser Kirche. Man glaubt, die Verstorbenen neuapostolisch machen zu müssen und zu können. Was für ein Irrsinn!
Seit meinem Wechsel und dem absoluten Verlust meines sozialen Netzes, weil wir plötzlich keine Freunde mehr hatten, kenne ich Iesus Christus richtig und weiß, dass Glauben was unheimlich Schönes sein kann. Und kenne die liebevolle Seite plötzlich. Und das haut mich total um. Das ist komplett ein anderes Bild. Und das ist ja noch nicht so lange her. Jetzt sechs Jahre. Insofern ist alles noch relativ frisch und manches noch im Wandel.
Heute bin ich ausgetreten und somit konfessionslos. Und meine Familie auch.
Und sehr glücklich dabei. Und wir werden nie wieder in unserem ganzen Leben eine neuapostolische Kirche betreten oder dort einen Gottesdienst aufsuchen. Nie wieder. Das ist uns eine Lehre fürs ganze Leben.
Ich spreche jetzt ganz offen über meinen Ausstieg. Ich bekämpfe diese Kirche nicht, aber ich sage jedem, der danach fragt, offen ins Gesicht, was ich von dieser Kirche halte und wie ich sie erlebt habe. Und was ich glaube. Ich verfolge ab und zu die angeblichen Änderungen, die dort vorgenommen werden. Aber das ist alles Lug und Trug. Da verändert sich nichts. Es gibt für sie nur einen Weg, und alle anderen können nur auf Gnade am Tag des Gerichts hoffen. Wer so ver-
achtend über andere Glaubensrichtungen spricht ... Ich habe es als so wohltuend empfunden in den baptistischen Gemeinden, dass für andere Glaubensrichtungen gebetet wurde und für andere Gottesdienste, die stattfinden in allen Kirchen. Dass niemand ausgeschlossen wird und jeder den anderen akzeptiert. Das ist mir ganz wichtig heutzutage.
Durch die Probleme in der alten Gemeinde hat mein Glaube auch insgesamt gelitten. Und ich musste halt neue Wege finden. Aber ich habe niemals die Verbindung zu Gott verloren. Was ich vorher gesprochen und geglaubt habe, war immer ehrlich und aufrichtig. Das habe ich aus meiner innersten Überzeugung getan. Und das wirst du niemals weggeben. Und das habe ich behalten. Zwar nicht mehr so intensiv. Ich les' nicht mehr täglich in der Bibel. Ich habe früher wirklich täglich in der Bibel gelesen. Diese Zeit nehme ich mir nicht mehr. Das geb' ich zu. Aber das ist eben jetzt mein anderes Leben. Irgendwie ist es bei mir auch noch ein Prozess, der noch wird. Und weil ich erkannt habe: Das will Gott doch gar nicht, dieses Sklavische. Das ist alles selbst gemachte Pein. Das will gar keiner in der »Chefetage«.
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