Ein Zeugnis der ersten NAK-Generation meiner Familie aus dem Gesangbuch meines Opas, in dem ich als Kind während der Gottesdienste immer geblättert habe mit dem Eintrag meiner Oma von 1928 für ihren Ehemann: "Dein Wunsch ist erfüllt, mein Wunsch ist erfüllt! Nun erfülle des Herrn Wunsch, in dem du treu bleibst seinem Werk -- deine glückliche Olli" und dem unsäglichen Gedicht der Kronenträger
Sie finden auf dieser Unterseite:
- Wer bist du (Beat Imhof)
- „Die Stellung der Frau in der NAK“ Ulrike Bär-Streich
- "Die spezielle Ausstiegsproblematik von Frauen" (DS)
- Download: "Abendlied" (Text) und Musikdatei (DS)
- Download: Literaturauszug aus ANNA
- Auszug zum Thema Frauen aus: Vortrag Eugen Drewermann
- Zwei Gedichte (DS); ROLLENSPIELE, ALTRUISMUS
Das Nullchen
Wie oft geschieht es in der Welt,
dass man als Null die Frauen zählt.
Gar viele schätzen sie gering,
denn >Null< ist ein gar wertlos Ding.
Es geht auf dieser Lebensbahn
als Nummer Eins der Mann voran,
im Sturmgetös, beim Sonnenschein,
die Null folgt immer hinterdrein.
Doch seid nur still und seht es ein,
der Wert der Null ist doch nicht klein;
Steht sie nur auf dem rechten Platz,
so ist die Null ein großer Schatz.
Eins ist der Mann und Null das Weib,
ich sag's nur so zum Zeitvertreib.
Eins ist nicht viel, doch sollst du sehn:
Ein Nullchen dran, sie bilden zehn.
Die Null hat Nummer Eins erhöht,
weil sie hübsch hinterm Einer steht;
Doch möcht das Nullchen vorne sein:
Und stünd' der Einer hinterdrein,
so gibt es ein verkehrtes Ding
und beider Wert wird dann gering.
(Quelle: Neuapostolischen Rundschau 1912, Nr. 7, S. 40:)
Artikel
Wer bist du
Eine Frau träumte, sie wäre gestorben und befände sich vor dem Himmelstor.
Wer bist du?” fragte eine Stimme.
Die Frau nannte ihren Namen.
“Ich will nicht deinen Namen wissen, ich möchte erfahren, wer du bist.”
Sie nannte ihre Adresse.
“Ich will nicht wissen, wo du wohnst. Ich will wissen, wer du bist.”
“Ich bin katholisch”, gab sie zur Antwort.
“Deine Konfession interessiert uns hier wenig. Wer bist du denn wirklich?”
“Ich bin die, welche täglich zur Kirche ging und den Armen stets Almosen spendete.”
“Ich erkundige mich nicht nach deinen Taten, sondern nach deinem wahren Sein.”
Da die Frau auf die Frage, wer sie in Wirklichkeit sei, keine befriedigende Antwort geben konnte, wurde das Himmelstor vor ihren Augen so geräuschvoll zugeschlagen, dass sie darob wie von einem gewaltigen Donnerschlag erwachte.
Von nun an dachte die Frau immer wieder über die alles entscheidende Frage nach:
Wer bin ich eigentlich? Wer bin ich wirklich?
Auf diese Weise gelangte sie mit der Zeit zu großartigen Einsichten und zu tiefer Weisheit.
(Aus Beat Imhof : Wahrheit & Weisheit, Rothus Verlag, Solothurn 1995, S. 32)
„Die Stellung der Frau in der Neuapostolischen Kirche“
(Aus: Risiken für die Selbstbildung, Ulrike Bär-Streich )
„Einen hohen Stellenwert hat die Frau als Mutter. Hier kann sie sich in der Erziehungsarbeit beweisen. An den unauffälligen, dem System angepassten Kindern wird wiederum ihr Grad der Treue und Nachfolge gemessen. ...
Eine besondere Stellung innerhalb der NAK-Sozialisation erhält die Frau dann, wenn ihr Mann ein Amtsträger ist. Hier kann sie ihre ‚Mariagesinnung‘ unter Beweis stellen. Unter dieser Gesinnung, die sich auch in der besonderen Semantik der ‚Gehilfin‘ ausdrückt, ist, wie bereits beschrieben, eine Frau zu verstehen, die dem Ehemann nichts in den Weg legt, damit dieser für die NAK tätig sein kann. Dabei wird leicht übersehen, wie sehr die Frau damit zur Unterordnung, Demut und Nachsicht erzogen wird. Die ohnehin eingeschränkten Chancen zu Entwicklung eines Selbstwertes innerhalb dieser fundamentalistischen Gemeinschaft wird bei Frauen also noch weiter reduziert. Die jungen Mädchen lernen von Anfang an, dass der Verzicht auf eigene Interessen eine Tugend ist und dass sich die eigenen und familiären Bedürfnisse dem fundamentalistischen System, dessen Teil der ein Amt tragende Ehemann ist, unterordnen müssen. Frauen von Amtsträgern bilden innerhalb der Organisation noch einmal eine Subkultur. Sie heben sich in der Gemeinde ab von normalen Frauen. So werden sie z.b. hin und wieder mit ihren Männern zu besonderen Gottesdiensten eingeladen. Das betont ihre Stellung innerhalb der NAK- Gesellschaft. Es kann hier auch zum Teil zu fragwürdigen Auswüchsen kommen. Diese zeigen sich immer dann, wenn bei besonderen Gottesdiensten die Frauen der höheren Amtsstufen besondere Plätze in den ersten Kirchenbankreihen bekommen, oder sogar kurz vor dem Gottesdienst von einem Diakon oder Vorsteher einer Kirchengemeinde in der Reihenfolge der Ämterhierarchie ihrer Männer (!) zu ihren Plätzen geführt werden.
Eine andere groteske Entwicklung zeigt sich bei manchen jugendlichen Frauen. Einige von ihnen wählen ihren Lebenspartner unter der Bedingung, dass dieser bereits ein Amt besitzt, da hiermit in gewisser Hinsicht gewährleistet ist , dass er ein ‚Gott wohlgefälliges Leben’ führt und zudem ist so nebenbei der eigene Status auch gesichert.
Ohne Frage gibt es innerhalb der NAK mehrere Generationen von Frauen, die ihren Selbstwert ausschließlich über den ‚Amtswert‘ ihres Mannes beziehen, da jede eigene Entwicklung durch die starke Eingebundenheit des Mannes in das System verhindert wurde. Weil die Frau für die Kinder zuständig war, gab es für sie wenig bis keine Gelegenheit, eigenen Interessen nachzugehen und sich so außerhalb des Bereiches der Kindererziehung zu entwickeln. Der Stundenplan des Ehemannes verbot dies einfach. Mit dem gesellschaftlichen Wandel kam auch die Möglichkeit für Frauen berufstätig zu sein. Dies bedeutete und bedeutet bis heute eine immense Belastung für die Frau, da mit einer Hilfe des Mannes im häuslichen Bereich nur sehr bedingt zu rechnen ist. (...)
Zusammenfassend kann gesagt werden: Das System NAK ist darauf ausgerichtet Frauen und Männer nicht als gleichwertig zu betrachten. Es gibt eine strenge Rollenteilung innerhalb des Systems. Nicht jede Frau empfindet das für sich befriedigend. Manche jungen Frauen brechen heute offen mit den geforderten Unterordnungsprinzipien. Dies führt jedoch für sie immer zu Spannungen mit systemkonformen Menschen. Wie und wo die Frau ihre Stellung innerhalb der NAK und vor allem für sich selbst finden kann, ist sehr stark abhängig vom jeweiligen Leiter einer Kirchengemeinde, die Lehre an sich ist jedoch deutlich patriarchalisch orientiert.“
Zur Ausstiegsproblematik der Frauen (DS)
Durch die hier gezeigte, spezifische Rollenzuweisung ist es für eine sich von der NAK lösen wollende (Amtsträgerehe-) Frau in der Regel noch problematischer als für einen Mann, diesen Schritt auch wirklich zu tun. Das im Gedicht und Text gezeigte Frauenbild hat sich in vielen Generationen tief ins Unterbewusstsein der NAK-Mitglieder eingeprägt.
Wie geht es also heute schlimmstenfalls einer Frau in der NAK, so zwischen 40 und 50 Jahren alt, seit über 20 Jahren mit einem Amtsträger verheiratet, zwei Kinder und Hausfrau? (Der nachstehende Versuch einer Antwort besteht inhaltlich aus anonymisierten Originalsätzen verschiedener Mails von Frauen, die mich als Anfrage erreichten.)
Eine solche Frau hat heute meist Aufgaben in der Kirche, die ihr auch großen Spaß machen: Sonntagsschullehrerin, Kinderchorleiterin, Vizedirigentin und weitere Tätigkeiten im musikalischen Bereich. Seit einiger Zeit ist jedoch zuerst ihr Innenleben und dann ihr Glaube schieflastig geworden. Sie hat sich (heimlich) intensiv im Internet belesen und festgestellt, dass die NAK doch nicht die heile Welt und nicht der Ort der Geborgenheit ist, wie es immer verkauft und bepredigt wird. Wegen allgemeiner Depressionen, Angstzuständen oder wie immer die Diagnose heißt, sucht sie sich nach schwerer Entscheidung und einiger Zeit psychologischen Rat bei einem Therapeuten, um danach hoffentlich wieder, so wie vorher ja auch, familiär und kirchlich zu „funktionieren“!
Wenn diese Frau sich zusätzlich vielleicht traut, anonym in nak-kritischen Foren zu schreiben, bekommt sie dabei schweißnasse Hände, Herzrasen oder panische Zustände und fragt sich, wie ist es denn dann wohl erst wäre, wenn sie womöglich der NAK den Rücken zukehren würde? Die seit ihrer Kindheit anerzogene Angst vor einer Gottesstrafe, wenn man die Stätten der "Welt" besuchen oder sich „vom Herrn abwenden“ wollte, ist allgegenwärtig und immer noch so stark, dass es kaum zu beschreiben ist. ( .... ) vollständig lesen
Ich habe vielen Menschen, die mir geschrieben haben, zum Nachdenken mein sehr schlichtes "Abendlied" geschickt, mit einer längeren Musikdatei dazu, damit der Text auch zur Musik gelesen oder meditiert werden kann (nach einem kurzen Vorspiel beginnt die Strophe) oder z.B. einen kleinen Literaturauszug aus ANNA zur Gottesfrage. Dies allein in sich aufzunehmen, kann bereits der erste, eigene Schritt sein! Der Weg entsteht beim Gehen, heißt ein asiatisches Sprichwort, und tatsächlich ergeben sich meist mehrere Möglichkeiten in die persönliche, geistige Freiheit, wenn der erste, deutliche Schritt erst einmal gemacht ist.
In einem Vortrag hat Eugen Drewermann das Problem so ausgedrückt:
„Die Wahrheit ist, sie hat ihre Pflichten getan, zwanzig Jahre lang bis zum „Kotzen“, ganz wörtlich. Sie hat nie irgendein Gefühl gehabt als Frau, sie hat ihrem Mann einen Orgasmus nach dem anderen vorgeheuchelt und -gespielt, und sich dann übergeben überm Waschbecken. Und der Mann hat nie ein Wort davon erfahren.
Die Wahrheit ist, sie kommt seit über einem halben Jahr in die Psychotherapie, weil sie in irgendeinem Kurort einen Mann kennen gelernt hat. Jetzt, zum ersten Mal, fühlt sie so etwas wie Liebe. Und sie sagt, „die ganze Schuld ist, daß ich alles getan habe, wie es richtig sein sollte, drum hab ich jetzt den Kuddelmuddel.“
Ich gebe Ihnen das Beispiel, um Sie nochmal aufzufordern, sich zu fragen, wie Sie Probleme dieser Art mit Verstärkung von Moral lösen wollen! Ob diese Frau sich soll von ihrem Mann scheiden lassen oder nicht, ob sie je wieder einen Funken Liebe für ihn empfindet nach dieser überanstrengten Treue von mehr als zwei Jahrzehnten. Wer will denn das von außen sagen. Sie hat moralisch wirklich nie etwas falsch gemacht, ihr ganzes Leben ist eine einzige Abarbeitung von ganzen kirchlichen Lehrsätzen. Aber es ist kein Leben. Und jetzt, wo es beginnt, ist es außerhalb der Ordnung. Und wieder wird die Kirche sagen, „es ist schwere Sünde, Todsünde, du mußt bereuen, du mußt beichten, du mußt dich bessern.“ Aber das kann sie gar nicht, darf sie gar nicht, wenn sie irgendetwas finden will von sich. Die erste Frage ist, wer bin ich denn jetzt selber nach all dem. Und wie leb ich so, daß es mindestens meine Kinder nicht auch noch kaputt macht. So tief geht es, wenn Sie beginnen, sich zu interessieren für die Wahrheit hinter der verschlossenen Kellertür.“
Siehe dazu auch die sehr ansprechende Hör-CD von Eugen Drewermann: Frauen in der Bibel - Wage Dein Leben
Ein historisches Zeugnis findet man im Buch:
Unter Aposteln und Propheten Erinnerung aus meinem Leben von Luise Kraft (1913)
Zwei Gedichte Detlef Streich aus "Ziel hinter dem Horizont"
ROLLENSPIELE
„das spielt keine rolle“
sagt man leicht dahin
und sollte doch genauer überlegen
wer oder was da keine rolle spielt
und ob das
worum es geht
wirklich keine rolle spielt
für das leben
oder ob ich nicht selbst vielleicht
nur eine rolle spiele
anstatt zu sein
ALTRUISMUS
du lebst
du lebst in deiner familie
du lebst gefangen in deiner familie
du lebst gefangen in den mustern deiner familie
du lebst gefangen in den mustern und verhaltensnormen deiner familie
du lebst gefangen und fremdbestimmt in den mustern und verhaltensnormen deiner familie
du lebst, sagst du
aber du hast nur den namen dass du lebst
du gibst dein leben dahin für andere
du lebst, sagst du
und weißt nicht, dass du tot bist
ohne selbst gelebt zu haben
( Detlef Streich;Ziel hinter dem Horizont ; hier ein Link zum Reinlesen ins Buch; auch direkt beim Autor mit persönlicher Widmung bestellbar (Adresse siehe Impressum)
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