Aquarell D. Streich

Spirit im Gespräch mit dem Arzt Stefan Werner zum Thema "Macht, Missbrauch, Ohnmacht":

"Der pensionierte Polizeibeamte Peter Döscher sagte in einem Vortrag in der Gebietskirche Norddeutschland, ein missbrauchtes Kind müsse sich oft an sieben Personen wenden, bis ihm jemand glaubt.

Das stimmt. Und beim achten Mal gibt es dann eben auf.

Missbrauch findet überall statt, auch in der Neuapostolischen Kirche? 

Ja, und zwar so häufig, dass man davon ausgehen kann, dass in jeder Gemeinde Betroffene sind."

(Entnommen aus der Zeitschrift "Spirit", Ausgabe 01/2012 © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg)

 Quelle: NAK-Gesangbuch Ausgabe 1925, Lied Nr. 509 (Original von J. Mentzer Strophe 10 siehe: HIER

                                     

 


 

 

 

 

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Geistlicher Missbrauch- Versuch einer Annäherung und Definition PDF-Datei

 

Liedtext: Apostel Keck Im neuen, aktuellen NAK-Gesangbuch unter  "Glaube – Vertrauen - Trost"  Nr. 209 :

Gottes Wege, sie sind richtig

1. Gottes Wege, sie sind richtig
Menschlich Denken ist oft nichtig,
sein Gedanken liebend groß.
Zeitlich nur sind ird´sche Leiden,
helfen uns zu ew´gen Freuden,
machen von der Weltlust los.

2. Soll sich Frucht der Rebe mehren,
darf dem Schneiden man nicht wehren,

Läutrung macht das Gold erst rein;
Hitze bringt das Korn zum Reifen;
Edelsteine muss man schleifen,
dass sie strahlen hell und fein.

3.Trübsal macht das Herze beben,
aber auch den Herrn erleben,
bringt Erfahrung seiner Huld,
lässet hoffend auf ihn schauen,
stets auf seine Hilfe bauen,
Früchte tragen der Geduld !

 

 

12.1.21 Erneuter Missbrauchsfall in der NAK und Stap Schneiders Verstrickung: Priester missbrauchte jahrelang seinen Enkel 

"Es ist nicht unsere Aufgabe auf die Narbe der Sünde zu zeigen, oder darauf zu drücken, dass der Sünder leidet. Sonst werden wir zu Sündern und nicht mehr der andere." Stap. Schneider 2017 in Durban/ Südafrika (Kommentar zu diesem Zitat: Geistlicher Missbrauch (beepworld.de))

Wieder einmal wurde ein Missbrauchsfall in der NAK in einem Prozess in Chemnitz öffentlich verhandelt. In einem Bericht vom 8.1.2021 von Stefan Graf heißt es unter der Überschrift: Priester missbraucht jahrelang seinen Stiefenkel! Fall kommt erst 18 Jahre später ans Licht | TAG24

Zitat: „Dieser Missbrauchsfall macht fassungslos! Mindestens fünf Jahre lang hat sich Hans-Dieter V. (70) an seinem Stiefenkel vergangen. Statt Reue zu zeigen, versuchte der Rentner, die widerlichen Taten schönzureden.

Der Deckmantel des Glaubens machte Hans-Dieter V., bis Ende 2020 langjähriger Pfarrer der neuapostolischen Kirche, für sein Umfeld (fast) unangreifbar. Jetzt holt ihn seine dunkle Vergangenheit ein. Laut Anklage verging er sich sechsmal an dem damals 9- bis 14-Jährigen, fünf Taten räumte der Priester ein. Von Einsicht jedoch keine Spur, stattdessen sagte V.: "Wir haben den Jungen auf den richtigen Weg gebracht, als er bei uns gelebt hat. In Ordnung war das, was vorgefallen ist, nicht."

Sein Stiefenkel habe immer zugestimmt. Der heute 30-Jährige bestritt das in seiner Aussage.

Unter Tränen sagte die Oma des Opfers aus. Ihr Enkel hatte sich ihr 2017 anvertraut. "Ich kann mir nicht erklären, wie man so was machen und dann jeden Sonntag vor dem Altar stehen kann", sagte Marianne A. (67, Name geändert). Beim Gottesdienst habe sie V. kennengelernt. Es folgten 30 Jahre Ehe. Nach Bekanntwerden des Vorfalls ließ sie sich scheiden.“

 

In einem anderen Artikel vom 8.4.2019 von Dietmar Seher zum Thema Sexueller Missbrauch in der Kindheit: "Ich schloss meistens die Augen, weil ich es nicht ertrug" (t-online.de) zitiert der Autor:

"Es fing etwa im Alter von neun bis zehn Jahren an", berichtet Elke. "Ich wuchs in der Neuapostolischen Kirche auf, die damals noch als Sekte galt, heute leider nicht mehr. (...) Frauen werden Gehilfin genannt, man könnte auch Sklavin sagen. Mädchen haben kaum Rechte. Das Umfeld ist männerdominiert und Sexualität wird stark unterdrückt. Distanzlosigkeit, Übergriffe und Vertuschung sind die Regel. Ich wurde ständig von Glaubensgeschwistern oder Amtsträgerinnen angefasst. Noch als Erwachsene haben mir Mitglieder zur Begrüßung auf den Po geklopft oder mich einfach geküsst. Mir wurde bei Ausflügen Wasser über die Bluse gekippt, damit man meine Brüste besser sehen konnte. Es kam zu mehrfachem Missbrauch im Familienkreis und versuchter Vergewaltigung durch Amtsträger."

Weiter heißt es im Artikel:

„Elke, die vor drei Jahren aus der Kirche ausgestiegen ist, warnt: Die Neuapostolische Kirche sei eine Gemeinschaft des Öffentlichen Rechts, sie hält sie aber nach wie vor für eine Sekte und sie fordert den Staat zum Eingreifen auf: "Religionsfreiheit hört meiner Meinung da auf, wo Rechte und die Freiheiten anderer Menschen beschnitten werden." Die Jahre in der Kirche haben für sie Folgen gehabt: "Ich habe Alpträume mit Atemnot, soziale Ängste und Depressionen".

In ihrem Bilanzbericht (Seite 17: Bilanzbericht_2019_Band-II.pdf (aufarbeitungskommission.de) schreibt Elke weiter:

"Dazu gab es viel Gewalt. Zucht und Ordnung waren die Regel, aber immer nett verpackt, alles wäre nur aus Sorge und aus Liebe. Die Worte wurden so lange verdreht, bis man nicht mehr wusste, was richtig oder falsch war. Kinder, die nicht ruhig sitzen wollten, wurden im Heizungskeller während der Gottesdienste von den Eltern verprügelt, bis sie erbrochen haben. „Die Worte wurden so lange verdreht, bis man nicht mehr wusste, was richtig oder falsch war.“ Ich habe versucht, erste Übergriffe vorsichtig anzusprechen. In der Familie hieß es dann nur: „Ach, der ist harmlos, den brauchst du nicht ernst nehmen.“ Einer der Amtsträger sagte mir, dass er mir nicht glaube, ich würde mich nur wichtigmachen und außerdem wolle er das gar nicht hören. Irgendwann dachte ich, das ist alles richtig und normal. So habe ich nichts mehr gesagt. Die Mitglieder wurden in der Gruppe gehorsam und hörig gehalten. Von der sozialen Außenwelt waren wir isoliert. Und das Schlimmste war, dass alle sich dort so wohl und glücklich fühlten. Weltliche Organisationen sollten wir meiden. Mir wurde geraten, ich solle mehr beten und an mir arbeiten. Das wäre alles eine Prüfung oder eine Strafe des Himmels. Wenn es mir dadurch nicht besser ginge, hätte ich noch nicht meine Lektion gelernt und solle mehr beten und gehorchen. Ab dem zehnten Lebensjahr unternahm ich mehrere Suizidversuche, die fehlgeschlagen sind. Das hat niemand bemerkt. [...]  Es ist nicht nur der Missbrauch und die Gewalt. Dieser seelische und geistige Missbrauch ist sehr zerstörerisch und schwer zu therapieren. Ich leide unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung, an Essstörungen und Panikattacken bis hin zum Erbrechen. Ich habe Alpträume mit Atemnot, soziale Ängste und Depressionen. Aussteiger-Therapeuten sind rar. In einer konventionellen Therapie habe ich viele Stunden verloren mit Erklärungen über die Wirkweise der Sekte und der Gruppendynamik. Dazu gibt es zu wenige offizielle Anlaufstellen für Aussteiger. Die kirchlichen Sektenbeauftragten wollte ich nicht aufsuchen, aus Angst, in eine neue kirchliche Abhängigkeit zu geraten. "

 

Ein weiterer Missbrauchsfall in Aachen wurde bereits am 14.06.2019 von der dpa öffentlich gemacht:

Enkeltöchter missbraucht: Ex-Laienpriester verurteilt (t-online.de)

Zitat: „Ein 75 Jahre alter früherer Laienpriester der neuapostolischen Kirche ist für den sexuellen Missbrauch an seinen beiden Enkelinnen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. 16 Jahre nach der letzten Tat sprachen die Richter den Mann des sexuellen Missbrauchs in den vier Fällen, die er eingestanden hatte, schuldig. Sie ließen Revision zu.

Zum Zeitpunkt der Taten waren die Enkelinnen im Kindergartenalter. Die Richter schlossen nicht aus, dass es mehr Übergriffe waren. Die Anklage beinhaltete 73 Fälle. Aber die Opfer hatten nach Angaben des Gerichts Schwierigkeiten, sich genau zu erinnern, weil sie ja noch so klein waren. Die 68 Jahre alte Ehefrau des Laienpriesters sprach das Gericht vom Vorwurf der Beihilfe frei. Den Richtern fehlte aber nach eigenen Angaben die Vorstellung, dass die Frau in der kleinen Aachener Wohnung nichts mitbekommen hatte.

Mit der Geburt des dritten Kindes wurden die Eltern bei der Betreuung der beiden älteren Töchter von der Verwandtschaft unterstützt - auch von den Großeltern, also dem Laienpriester und seiner Ehefrau, sagte die Vorsitzende Richterin Regina Böhme. Ein Mädchen nässte sich wieder ein. Das andere sagte schließlich, warum es nicht mehr zum Opa wollte. Bei dem Missbrauch der größeren Schwester im Wohnzimmer und beider Mädchen zusammen im Schlafzimmer will die Ehefrau nichts mitbekommen haben, obwohl sie in der Wohnung war.

Gewusst von dem Missbrauch habe der Kindsvater, der bei der Polizei arbeitete, der Onkel, ein angehender Arzt, und die neuapostolische Kirche, sagte Richterin Böhme: "Es passierte nichts, weil es dem Ansehen schaden würde. Stattdessen wurde gebetet." Die Kirche habe gesagt, man werde für die Kinder beten, es werde nicht zum Schaden der Kinder sein. Erst zwei Jahre danach, im Jahr 2005, entband die Kirche den Laienpriester, der auch Kindern Religionsunterricht gab, von seinen Ämtern.“

Christoph Pauli ergänzt dazu in einem umfangreicheren Artikel unter der Überschrift  Landgericht verhängt Haftstrafe: Ex-Laienprediger verging sich an seinen Enkelinnen (aachener-zeitung.de) :

Zitat: „Heinz-Günter K. muss ins Gefängnis. Die 5. Große Strafkammer des Landgerichts verurteilte den ehemaligen Laienprediger der Neuapostolischen Gemeinde (NAK) am Freitagmorgen wegen sexuellen Missbrauchs in vier Fällen zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren.

[…] Der 75-Jährige hat nur vier Verbrechen eingeräumt, während die Staatsanwaltschaft ihn zunächst in 73 Fällen anklagt hatte. Weil das schriftliche Geständnis sehr allgemein gehalten war, blieb seinen Enkelinnen eine intensive Befragung - unter Ausschluss der Öffentlichkeit - nicht erspart. Die Opfer hatten ihr Märtyrium geschildert, das sich zwischen September 2001 und Februar 2003 in der Wohnung der Großeltern in Aachen-Eilendorf regelmäßig ereignet haben soll. Es war erst Karneval 2003 beendet, nachdem eines der Kinder heulend der Mutter mitgeteilt habe, warum es nicht mehr zum Opa wolle…

Bei den Besuchen der Enkelinnen lag der auf dem Sofa, trug einen Trainingsanzug, der Fernseher lief, und Oma zog die Tür zum Wohnzimmer zu, um in der Küche Milchreis zu kochen. „Als Belohnung“ - so steht es auch in der Anklage. „Die Oma kam immer erst herein, wenn alles vorbei war.“

Irmtraud K., 68 Jahre alt, war ebenfalls angeklagt. Sie wurde vom Vorwurf der „Förderung sexueller Handlung an Minderjährigen“ oder auch „Beihilfe“ freigesprochen – wie es letztlich auch die Staatsanwaltschaft beantragt hatte. Die Frau selbst hatte im Prozess geschwiegen, der Verhandlung manchmal nur kopfschüttelnd verfolgt. Der Freispruch fiel nicht blütenweiß aus. „Der Kammer fällt es schwer zu glauben, dass sie in der kleinen Wohnung nicht mitbekommen hat, was passiert ist“, sagte die Richterin. Die Angeklagte habe sich auch später immer hinter ihrem Mann gestellt, dessen Vergehen „auf eine beschämende Art bagatellisiert“.

In dem Verfahren hat Regina Böhme einen Brief vorgetragen, den die Enkelin geschrieben, aber niemals an ihren Peiniger abgeschickt hat. Es ist eine weitere Anklageschrift, die dramatisch veranschaulicht, welche Folgen der sexuelle Missbrauch Jahrzehnte danach noch hat.

Der Brief beginnt ohne Anrede. „Das hast Du nicht verdient“, schreibt die Enkelin. „Wie konntest Du uns so etwas antun? Ich war ein unschuldiges kleine Kind…Die Wunde ist im Laufe der Jahre immer größer geworden. Ich bin nicht schuldig, werde aber seit vielen Jahren gestraft.“ Es sind Zeilen voller Wut und Verzweiflung einer Frau, die noch heute von Alpträumen geplagt wird: „Wer wäre ich, wenn Du mich hättest Kind sein lassen, wie schön könnte mein Leben sein? Ich bin gefangen, warum bist Du nicht gefangen?“ Ziemlich am Ende fragt sie ihren Großvater noch: „Wie willst Du die Taten vor Gott verantworten?“ Die Frauen selbst traten in dem Verfahren als Nebenklägerinnen auf.

15 Jahre nach den Taten war die Wahrheitsfindung naturgemäß sehr schwierig. Deswegen war letztlich auch die Zahl der Verbrechen nicht mehr eindeutig zu ermitteln. Dass so viel Zeit vergangen ist, hängt mit der Entscheidung der Opferfamilie zusammen, damals keine Anzeige zu erstatten. Dieser Entschluss wiederum hängt auch mit der neu-apostolischen Kirche (NAK) zusammen, der sowohl die Opferfamilie als auch die Angeklagten angehören.

Der verurteilte Heinz-Günther K. war damals als Prediger ehrenamtlich tätig. Die Eltern der missbrauchten Töchter hatten sich an einen Seelsorger der Gemeinde gewandt. Die NAK habe der Familie sehr nahegelegt, keine Anzeige zu erstatten, sagte die Mutter aus. Die oberste Kirchenleitung habe im Gegenzug spirituelle Dankbarkeit in Aussicht gestellt. Das war 2003. „Frühzeitig waren die Eltern und die Kirche über den Missbrauch informiert, aber ihnen ging es damals nicht um den Schutz der Kinder, sondern das Ansehen der Neuapostolischen Kirche“, sagt Böhme. Anzeige wurde nicht erstattet. „Stattdessen wurde gebetet.“

Die Opferfamilie musste noch einmal bei der damaligen Kirchenleitung nachhaken. Erst 2005 gab Heinz Günter K. seine Tätigkeit in der Aachener Gemeinde 2005 auf. Verharmlosende Begründung für die Gemeinde: „Aus gesundheitlichen Gründen“. In dem Verfahren hat der Opferanwalt von „Vertuschung“ gesprochen.

Warum niemand Anzeige erstattet hat? „Das kann man nur verstehen, wenn man in der neuapostolischen Kirche großgeworden ist“, sagt Franz-Christian Schlangen. „Die Mitglieder werden von klein an manipuliert. Der Laienprediger ist ein kleiner Herrgott, gegen den man sich nicht stellen darf,“ sagt Schlangen. Er selbst war jahrelang NAK-Mitglied, er hat sich abgewendet.

Mit den Geschehnissen in Aachen hat er nichts zu tun, aber er hat das Verfahren erst ausgelöst. Der Mann aus Karlsbad betreibt im Internet eine kirchenkritische Plattform. Ende 2017 hatte die Mutter der Opfer die Erlebnisse auf seiner Webseite geschildert. Schlangen reagierte mit Strafanzeigen gegen das nun angeklagte Ehepaar – nach Rücksprache mit den Betroffenen, sagt er. Er hatte auch den damaligen Bischof und einen Apostel der NAK angezeigt. Die Staatsanwaltschaft hatte die Ermittlungen gegen die Kirchenmänner im März dieses Jahres eingestellt, die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Strafvereitelung wurden nicht festgestellt. Eine Pflicht, Strafanzeige zu erstatten, sei nicht gegeben. […]

Auch andere Ausführungen stehen im krassen Widerspruch zu den Schilderungen im Laufe des Verfahrens. Schuldt berichtet, dass der Priester damals „umgehend“ vorzeitig in den Ruhestand versetzt wurde, „um eine Wiederholung gleichartiger Taten im kirchlichen Umfeld zu verhindern“. Er sagt auch: „Bis heute gibt es hier keine Erkenntnisse, dass der Tatverdächtige seine Position in der Kirche ausgenutzt oder gar weitere Kinder, über die eigenen Enkelinnen hinaus, missbraucht haben könnte.“

Die neuapostolische Kirche reagierte schließlich auch formal, als sie von der Anklage der Staatsanwaltschaft in Aachen erfuhr. Der Landesvorstand Westdeutschland enthob den Priester Heinz-Günter K. am 2. April 2019 seines Amtes. 16 Jahre, nachdem die Vorwürfe bekannt waren, ist er ganz offiziell nicht mehr: Religionslehrer für Kinder.“

 

Pauli zitiert im Artikel zudem den Sprecher der NAK, Frank Schuldt, der zeitweise als Zuhörer dem Prozess folgte: „Er weist die Schuld von der Kirche von sich. Die Betroffenen hätten damals entschieden, nicht juristisch zu reagieren, den Wunsch habe die Kirchenleitung respektiert und sei nur „seelsorgerisch“ tätig geworden.“ Dies ist nicht einmal nur eine Verdrehung von Tatsachen, sondern schlicht eine Lüge (siehe dazu auch meine Anmerkungen von 2019: Geistlicher Missbrauch (beepworld.de) !

Anstelle der Forderung nach einer notwendigen Aufarbeitung verbreitet aber auch heute noch der amtierende Stammapostel Schneider Versöhnungsphrasen und Vergebungsforderungen, die einer öffentlichen Anklage solcher Missbrauchsfälle eher hinderlich sind und dem Opfer ein schlechtes Gewissen machen, wenn es dem Täter nicht vergibt. Alle folgenden Zitate von Schneider fördern somit die Unterdrückung der Offenlegung von Missbrauchsfällen, sie stammen aus den offiziellen und unbearbeiteten Mitschriften ganz aktuell aus dem Jahr 2020.

Zitate aus Predigten von Stap Schneider:

19.1.2020 Herne-Wanne, Jugendauftakt Gottesdienst: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Was du willst, dass die anderen dir tun, tue es ihnen! Wenn man das in sich wirken läßt, dann fängt man an, darüber nachzudenken:

  • was verletzt mich alles?  

  • was hat mich beleidigt?

  • was tut mir weh?

Da kommt eine ganze Liste, aber das ist mir wirklich unangenehm. Darunter leide ich, das macht mir zu schaffen: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Oh, jetzt habe ich erfahren:

  • das tut mir weh.

  • Da war ich tief verletzt.

  • Das ist ein Schmerz für mich.

Das will ich meinem Nächsten nicht tun! Ich will meinen Nächsten nicht verletzen; das werde ich nicht machen.“

Die unterschwellige, perfide Forderung an ein Missbrauchsopfer heißt damit: Nein, ich will meinen Missbrauchstäter nicht verletzen, ich muss ihm vergeben … So fordert es Gott von mir, denn:

8.3.2020 Bremen-Arsten:Wievielmal hat Gott dir die gleiche Sünde vergeben? Und du willst jetzt anfangen zu zählen, wievielmal du das Gleiche deinem Nächsten vergeben hast? Da stimmt doch etwas nicht. Der Heilige Geist macht uns aufmerksam, was uns Gott gegeben hat. […] Also, wir sollten eigentlich nicht vergeben, weil wir gezwungen sind, weil wir sollen, weil wir müssen. Wir sollten nicht mal vergeben, weil uns Gott vergeben hat und wir sind dann was schuldig. Die einzige Motivation sollte sein, wir vergeben, weil wir unseren Nächsten so lieben wie Gott ihn liebt. Es ist einfach ein Drang, mit dem Nächsten versöhnt zu sein, so wie es ein Drang für Gott ist, mit dir Gemeinschaft zu haben.“

Im folgenden Zitat werden zudem die Begriffe „Recht, Bestrafung“ und „Rache“ völlig undifferenziert aneinander gekoppelt:

5. 1. 2020 Neuchâtel:Jesus wusste somit: «Die Rache an dem Schuldigen und seine Bestrafung bringen mir nichts.» Weil er diesen Reichtum besaß, war er immer bereit zu vergeben, sogar denen, die ihn gekreuzigt hatten. «Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun» (Lukas 23,34). Er hatte diese Freiheit, weil er wusste: «Der Vater gibt mir alles; ob nun jener bestraft wird oder nicht, bringt mir nichts. Ich habe alles.» Er war also frei zu vergeben. Christus will uns freimachen. […] Wisst ihr, die Leute, die sich rächen wollen - dieser unstillbare Durst nach Rache, wenn man dem anderen eine Strafe wünscht, wenn man möchte, dass ihn Gott vernichtet, dass er leidet, dass er bestraft wird...

Manchmal ist dieser Durst nach Rache unstillbar, denn was auch immer passiert, man ist nicht vollständig befriedigt, und schließlich bemerkt man, dass diejenigen, die nach Rache schreien, Sklaven dieses Geistes geworden sind. Diese Leute finden keinen Frieden. Dass der Schuldige vom Gesetz, von einem Gericht verurteilt und bestraft wird, ist eine andere Sache. Das betrifft den Bereich des gesellschaftlichen Lebens; das ist völlig die Regel. Wir aber sprechen über unsere Beziehung zu Gott. Wenn wir Gott nicht bitten, den Schuldigen zu strafen und ihn vom Heil auszuschließen, dann sind wir bereit, ihm zu vergeben, denn es bringt nichts, jemandem etwas Böses zu tun und Böses mit Bösem zu vergelten. Und dann bemerkt man: «Ich habe ja alles. Rachegelüste rauben mir ja nur meinen Frieden, meine innere Abgeklärtheit und Ruhe. Wenn ich aber vergebe, dann bin ich wahrhaftig frei. » Christus will uns freimachen, so wie er frei war. Du bist so reich in Christus, dass du dir diesen Luxus leisten kannst. Werde nicht Sklave des Rachegeistes. […] Wir sind frei zu vergeben, denn wir wissen, dass uns die Rache, die Bestrafung anderer keinerlei Befriedigung schenkt. Sie würde uns nur behindern. Wir sind gewillt, zu vergeben,“

Die Bestrafung eines Täters bereitet also keinerlei Befriedigung und behindert das eigene Sein? So jedenfalls meint es der oberste Kirchenpräsident der Neuapostolischen Kirche, Stammapostel Schneider!

Im Gegenteil aber zu diesem völligen Unsinn ist jedem Missbrauchsopfer zu raten, seine persönlichen Leiden öffentlich zu machen und anzuzeigen, zumindest aber sich psychologische Hilfe oder Beratung bei fachlich fundierten Stellen zu suchen. So z.B. beim Verein LINDD (Hilfe für Opfer – LINDD – Licht nach dem Dunkel e.V.) , der von neuapostolischen Fachleuten geführt wird, oder auch bei der unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs (Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs (aufarbeitungskommission.de) z.B. auch anonym unter der kostenfreien Rufnummer (0800) 403 00 40.

Erst und nur offene Gespräche über die leidvollen und traumatisierenden Erlebnisse können dazu beitragen, die Folgen des Missbrauches zu verarbeiten und so ein neues Leben danach zu ermöglichen. Und dies - wenn möglich - auch unter den psychologisch durchaus bedeutsamen Möglichkeiten zur inneren Befreiung und Befriedung der Vergebung und sogar Vergebung - nur: Dies aber sind therapeutische zu begleitende und langwierige Prozesse, die keinesfalls durch falsche und kontraproduktive Forderungen In Predigten eingefordert werden dürfen, die das eigentliche Opfer erneut bedrängen und erneut zum Opfer - nun eines geistlichen - MIssbrauchs machen.

Es gilt aber auch: Wer zu aktuellen Fällen schweigt, nimmt auch billigend in Kauf, dass weitere Kinder missbraucht werden. Dies sollte man als Opfer eines Missbrauches ebenso bedenken.

Es ist wichtig, die Wirklichkeit so zu sehen, wie sie ist. Auch wenn mir nicht gefällt, was ich sehe. Es hat keinen Sinn, sich selbst zu betrügen. Religion ist wie eine Brille, die den Blick auf die Wirklichkeit trübt, die bittere Realitäten hinter einem milden Schleier verschwinden lässt. Deshalb wehren sich die Anhänger der Religionen auch so vehement, diese Brille jemals abzusetzen.“ Marcel Reich-Ranicki

 

Missbrauch in der NAK – Aktuelle Anmerkungen zu einem Interview der Zeitschrift Spirit von 2012  (DS 7.3.2020)

Vorbemerkung

An dieser Stelle soll daran erinnert werden, was unter dem Titel „Macht, Missbrauch, Ohnmacht / Was Missbrauch ist, was er anrichtet und wie man helfen kann in der Jugendzeitschrift Spirit in der Ausgabe 1 /2012, Hrsg. Verlag Friedrich Bischoff, S. 12-15, zu den Missständen in der NAK bereits vor acht Jahren sehr offen und deutlich zum Thema Missbrauch bekundet wurde. Beachtlich und auch einmalig der Mut der Redaktion, solche „Nestbeschmutzungen“ ohne Zensur öffentlich zu machen. Der Interviewpartner war Dr. Stefan Werner (Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie) und leitender Arzt in einer Fachklinik für Suchterkrankungen. Zu dieser Zeit war Dr. Werner auch als Priester für die NAK in der Gebietskirche Hessen/Rheinland-Pfalz/Saarland tätig.

Leider hat der Verlag Friedrich Bischoff auf Anfrage von mir nicht erlaubt, das gesamte Interview einzustellen.  Teile daraus waren jedoch bereits auf dieser Unterseite an mehreren Stellen zitiert worden. Etwas brüsk schrieb mir deswegen am 4.3.20  Herr Rink (Musikredaktion | Rechte & Lizenzen) auf meine Anfrage zur Einstellung des Textes vom 24.2.20 wie folgt zurück:

Sehr geehrter Herr Streich,

einer Veröffentlichung unseres Interviews mit Herrn Dr. Werner auf Ihrer Homepage stimmen wir nicht zu. Des Weiteren fordern wir Sie auf, das Zitatrecht korrekt anzuwenden und die Quellenangabe (Entnommen aus der Zeitschrift "Spirit", Ausgabe 01/2012, Seite xy, © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg) richtig anzugeben. Aktuell fehlt bei allen Zitaten der Quellennachweis, zudem erzeugen Sie beim Leser den Eindruck, das Interview sei in dieser Form und in diesem Zusammenhang geführt worden.
Es ist überhaupt nicht erkennbar, dass es sich hierbei um Auszüge aus verschiedenen Seiten handelt, die Sie hier als neue Einheit zusammengefügt haben. Die jeweiligen Auslassungen sind nicht gekennzeichnet. Dies ist nach dem Zitatrecht nicht zulässig. Wir fordern Sie daher auf, dies unverzüglich zu korrigieren.

Wenn man weiß (siehe meinen Artikel vom 8.9.2019  Offener Brief per Mail  an die Redaktion des Verlages Friedrich Bischoff  Betreff: Bearbeitungen der Predigten von Stap Schneider), wie die Redakteure des Verlages mit den Originalpredigten vom Stap Schneider umgehen, mutet das zumindest als messen mit zweierlei Maß an. 

Auch den Interviewpartner von Spirit, Dr. Werner, schrieb ich am 3.3.20 mit der Bitte an:

Meine Anfrage an den Verlag Friedrich Bischoff, ob ich Ihre Aussagen weitgehend zitieren und auf meiner Hp einstellen darf, blieb leider unbeantwortet - was zu erwarten war. Meine Frage an Sie ist nun, ob Sie aus heutiger Sicht nochmals Stellung zum Thema nehmen würden und mir die Veröffentlichung Ihrer Antworten gestatten würden. Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen, zumal dieses Thema und die betroffenen Opfer gerade durch den neuen Stap Schneider absolut negiert werden.

Dr. Werner schrieb (merkwürdigerweise am selben Tag wie eine Stunde später der Verlag) zurück:

Das Interview habe ich damals der Spirit gegeben. Einer weiteren Veröffentlich oder Zitierung stimme ich nicht zu.

Auch möchte ich mich zu dem Thema aktuell nicht äußern.

Ich danke Ihnen für Ihr Verständnis.

Natürlich darf ein Zitat aus einem veröffentlichten Interview jederzeit erneut wiedergegeben werden. Das bedarf keinerlei Zustimmung.

Und nein, das möchte ich deutlich sagen, ich habe keinerlei Verständnis für diese strikte Ablehnung. Als leitender Arzt für Suchtkranke trägt und übernimmt Dr. Werner auch beruflich Verantwortung für die Gesundung seiner Patienten. Dennoch ist seine Haltung zu akzeptieren.

Also lasse ich ihn nochmals und nur aus der Befragung von 2012 zu Wort kommen. Gegliedert in zwei Teile sollen zunächst Aussagen von ihm zum sexuellen Missbrauch aufgegriffen werden. Im zweiten Teil wird es um den Geistlichen Missbrauch (GM) gehen.

 

Teil 1: Sexueller Missbrauch

Wie sich Missbrauch bei Erwachsenen auswirken kann beschreibt Dr. Werner  im Interview von 2012 zunächst wie folgt: 

(Hinweis: Alle kursiv gesetzten Textpassagen sind im Folgenden Auszüge aus den Antworten von Stefan Werner aus dem Interview  mit der Zeitschrift "Spirit", Ausgabe 01/2012, vom Verlag Friedrich Bischoff, S. 12-15; die Hervorhebungen sind von mir)

Komplett unterschiedlich. Bei vielen kommt es zu schwerwiegenden Langzeitfolgen. Es kann Schwierigkeiten mit dem Selbstwertgefühl geben, mit der eigenen Sexualität, mit Beziehungen, Angststörungen, Suchterkrankungen, das alles kann bis hin zur Lebensuntüchtigkeit führen. In solchen Fällen ist eine Therapie sinnvoll. Nicht jeder Betroffene leidet allerdings unter derartigen Folgen. Manche sind stabil und kommen klar, dann kann eine therapeutische Aufarbeitung auch zu einer Verschlechterung ihrer Situation führen. Nicht jeder Therapeut ist auch für diese Art der Therapie gut ausgebildet. 

Zudem merkt Werner an anderer Stelle noch an:

In jeder Gebietskirche gibt es ein Gremium, das sich um solche Fälle kümmert, meist hat einer der Apostel den Vorsitz inne. Dieser wäre der richtige Ansprechpartner, er wird eine solche Aussage sicher ernst nehmen. Ansonsten haben Betroffene alle Möglichkeiten außerhalb der Kirche: Polizei, Staatsanwaltschaft, Beratungsstellen, Frauenhäuser. Vielleicht ist es für sie einfacher dort hinzugehen, als innerhalb der Kirche Hilfe zu suchen. Wer über den Missbrauch spricht, schützt nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Man sollte also auf jeden Fall Angst und Scham überwinden – für sich selbst und für andere.

Jegliches Schweigen zum Thema, und dies gilt auch und gerade allen Amtsträgern der NAK, ist demnach kontraproduktiv und dient faktisch niemandem. Verhängte Maulkörbe machen Opfer ein zweites Mal zu Opfern und ignorieren Straftatbestände. Juristisch gilt Opferschutz vor Täterschutz. In der NAK, dies wird später noch gezeigt werden, scheint dies trotz gegenteiliger Behauptungen umgekehrt der Fall zu sein.

Werner nun weiter zur Frage, was einem Opfer bei der Bewältigung des Missbrauchs helfen könnte:

Zunächst ist eine klare Haltung der Kirche wichtig. Sie darf solche Dinge nicht vertuschen oder Täter schützen, wenn der Sachverhalt eindeutig ist. Das zu erleben wäre für die Betroffenen genauso schlimm wie die Tat selbst. Eine solche Tat muss zur Folge haben, dass der Täter Funktion oder Amt nicht mehr ausüben darf. (…) Wenn der Sachverhalt klar ist, muss der Täter von Funktion oder Amt entbunden werden. Und dann sollte er auch in eine andere Gemeinde gehen. 

Gerade also tätige Amtsträger  sollten und dürfen sich auf Grund ihrer mit dem Amt verbundenen Verantwortung, ja letztlich seelsorgerischen Verpflichtung, dem Thema nicht entziehen. Ihr Interesse muss bzw. müsste in erster Linie den Opfern gelten, nicht dem Ansehen der Kirche! Gerade auch deswegen, weil statistisch gesehen Opfer sexuellen Missbrauchs auch in der NAK reichlich zu finden sind:

"Der pensionierte Polizeibeamte Peter Döscher sagte in einem Vortrag in der Gebietskirche Norddeutschland, ein missbrauchtes Kind müsse sich oft an sieben Personen wenden, bis ihm jemand glaubt.

Das stimmt. Und beim achten Mal gibt es dann eben auf.

Missbrauch findet überall statt, auch in der Neuapostolischen Kirche? 

Ja, und zwar so häufig, dass man davon ausgehen kann, dass in jeder Gemeinde Betroffene sind."

Diesen Aspekt bzw. Fakt zu ignorieren ist verwerflich und heute wie damals in keiner Weise zu entschuldigen.

 

Teil 2 Geistlicher Missbrauch (GM)

Zunehmend gerät aber auch der GM in den Mittelpunkt der Vorwürfe, die auch heute aktuell gegen Amtsträger der NAK erhoben werden. Dass sexueller Missbrauch an Kindern ein nicht zu diskutierender Straftatbestand ist, muss mittlerweile nicht mehr diskutiert werden, auch wenn dessen Verschleierung in allen Kirchen ein Problem ist. Dazu Werner:

Zunächst ist eine klare Haltung der Kirche wichtig. Sie darf solche Dinge nicht vertuschen oder Täter schützen, wenn der Sachverhalt eindeutig ist. Das zu erleben wäre für die Betroffenen genauso schlimm wie die Tat selbst. Eine solche Tat muss zur Folge haben, dass der Täter Funktion oder Amt nicht mehr ausüben darf. 

Nochmal deutlich: Wer einen Missbrauch verschleiert oder vertuschen möchte, sollte laut Werner Funktion und Amt nicht mehr ausüben dürfen und zudem nach einer solchen Tat die Gemeinde wechseln, damit sich Täter und Opfer nicht zwangsläufig mehr begegnen müssen! Die Interessen der Kirche oder der Täter den Interessen der Opfer vorzuziehen oder sie sogar zum Schweigen zu überreden, ist eine Form des nunmehr Geistlichen Missbrauchs, wenn sie von aktiven Amtsträgern praktiziert werden:

Man kann kirchliche Aufgaben auch missbrauchen, um etwas anderes zu ignorieren, wo man gerade nicht hinschauen will. Altruismus kann etwas sehr Narzisstisches sein. Zum Missbrauch wird er aber erst, wenn Dritte geschädigt werden, indem ich zum Beispiel meinen Aufgaben nicht mehr gerecht werde

Wer aber gibt sich dazu her, offensichtliche Straftaten zu ignorieren und durch Halbwahrheiten, Lügen oder psychische Unterdrückung des Opfers zu vertuschen? Dr. Werner beschreibt ein mögliches psychisches Profil eines solchen Täters so:

Bedürftige Menschen neigen eher dazu Macht zu missbrauchen als andere. Das kann zum Beispiel das Bedürfnis nach Anerkennung, nach finanzieller Bereicherung, nach Sexualität sein. Wenn jemand, der bedürftig ist, Macht ausübt, besteht die Gefahr des Missbrauchs. (…) In allen zwischenmenschlichen Beziehungen gibt es Konstellationen, in denen einer schwächer ist, zum Beispiel Kinder gegenüber den Eltern oder Angestellte gegenüber ihren Vorgesetzten. Da ist immer Missbrauchspotenzial da. (…)  Es geht dabei um die Befriedigung von eigenen Bedürfnissen, die über das Wohl des anderen gestellt werden. 

Für diese Befriedigung eigener Bedürfnisse bietet die NAK aber ein sehr fruchtbares Umfeld im Sinne einer Begründung für das eigene Handeln gerade durch das kirchliche Amt. Die strenge, hierarchische Struktur der Amtsträgerstufen und das damit verbundene Nachfolgeprinzip  implizieren: Gott hat mich in dieses Amt gerufen, du musst dich unterordnen, um das Glaubensziel zu erreichen. Jede höhere Amtsstufe suggeriert woederum mehr Weisheit aus dem Heiligen Geist und fordert eine entsprechende Anerkennung durch die Glaubenden. Der GM ist vorprogrammiert:

Wenn ich das kirchliche Umfeld nutze, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen. Das kann zum Beispiel das Bedürfnis nach Anerkennung sein. Wenn jemand in der Kirche eine Funktion ausübt, um Selbstbestätigung zu erlangen, führt das schnell zu einer gewissen Selbstherrlichkeit. Dann ist Seelsorge im eigentlichen Sinn nicht mehr möglich. Das wäre Missbrauch. 

Schon an die Kinder wurde aber durch die Eltern weitergegeben, dass Nachfolge und damit Unterordnung heilsnotwendige Voraussetzungen sind, um das neuapostolische Glaubensziel zu erreichen. Werner kritisiert das deutlich:

Wenn enge Gemeinschaft zu Intransparenz und mangelnder Offenheit führt, wird sie anfällig für Missbrauch. (…) Wenn Eltern zum Beispiel erzieherisch nicht weiterkommen und zu ihrem Kind sagen: Du machst das jetzt, sonst bist du am Tag des Herrn nicht dabei, ist das Missbrauch des Glaubens.

Anzumerken ist hier aber , dass von der NAK genau diese erzieherische Haltung über Generationen von den Eltern eingefordert wurde.  Einzelgänger erreichen das Ziel eben nicht, Unterordnung ist seit frühester Kindheit das oberste Prinzip! Wer sich vom Werk des Herrn (=NAK= Apostel) trennt, trennt sich von Gott. Deswegen haben auch die Opfer selbst damit zu kämpfen, die Straftatbestände öffentlich zu machen, gleich ob sie selbst die Betroffenen sind oder es sich um einen sexuellen Missbrauch an ihren Kindern handelt. 

Da gibt es ganz viel Scham, Selbstzweifel, ob man selbst etwas falsch gemacht hat. Wem es als Kind passiert ist, der erkennt oft erst sehr viel später, was ihm angetan wurde. Und viele haben große Angst, dass ihnen niemand glauben wird. Manche verdrängen das Geschehene auch komplett, weil sie es sonst nicht aushalten würden.

 

Teil 3: Geistlicher Missbrauch in der NAK

Der GM ist ein vielschichtiges Problem und oft nur schwer zu erkennen. In meiner Ausarbeitung vom Mai 2012 „Geistlicher Missbrauch- Versuch einer Annäherung und Definition; habe ich folgende Anzeichen für GM aufgelistet:

„Es ist Geistlicher Missbrauch und damit eine tiefe, psychische Verletzung der menschlichen Seele unter Ausnutzung des Vertrauensverhältnisses und der oftmals vorhandenen  Widerstandsunfähigkeit, wenn

  • ·  der Einsatz geistlicher Autorität zum Ausbau der eigenen Machtposition verwendet wird
  • Forderungen ohne Liebe (moralischer Perfektionismus) gestellt werden
  • die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit für menschliche Absichten in Anspruch genommen wird
  • die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit jede Kritik an seiner Lehre oder Person ausschließt
  • die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit oder die "Besonderheit" der Kirche/Gemeinde selbst zum Gegenstand der Predigt werden
  • im Namen der behaupteten göttlichen Legitimation der Leiterpersönlichkeit Drohungen und Einschüchterungen ausgesprochen oder unterschwellig vermittelt werden
  • wenn eine Leiterpersönlichkeit ihre Autorität gegenüber Hilfesuchenden und deren Loyalität benutzt, um Druck, Zwang, Dominanz oder Kontrolle auszuüben
  • über erzeugte Schuldgefühle der Besuch von Veranstaltungen oder finanzielle Unterstützungen zwanghaft eingefordert werden
  • die Leiterpersönlichkeit einer Person "Besessenheit" diagnostiziert oder er sie ungefragt und gegen ihren Willen von "einem bösen Geist (Dämon)" befreien will
  • wenn das Recht auf Selbstbestimmtheit und der persönliche Lebensraum aus religiösen Gründen eingeengt wird
  • eine Bevormundung in Lebensfragen oder Entscheidungen als Eingriff in die persönliche Lebensgestaltung ausgeübt wird
  • eine Grenzverletzung mit geistlich getarnter Manipulation und gedanklicher Beeinflussung begangen wird
  • vertraulich mitgeteilte Informationen in der Predigt ohne Einverständnis öffentlich gemacht werden
  • die Fürsorgepflicht vernachlässigt wird, weil kein positives Modell gesunder Spiritualität vorgelebt und gelehrt wird
  • die  Leiterpersönlichkeit ihr Gegenüber nicht lehrt, dem eigenen Herzen und der persönlichen Wahrnehmung Vertrauen zu schenken
  • versucht wird, den geistlichen Weg eines anderen zu kontrollieren

Nur wenige Beispiele von Stap Schneider aus dem „Schneiderlexikon“ sollen den GM verdeutlichen:

2013 in Saarbrücken: "Ein Jünger ist immer gehorsam, der bleibt am Wort Gottes, was auch kommen mag. Das ist für ihn selbstverständlich ... Es gibt für ihn keinen Kompromiss. Gehorsam, Glaubensgehorsam ist dem Herrn Gehorsam. Das ist der wahrhaftige Jünger. Wenn ihr an meinem Wort bleibt, kein Kompromiss, wir bleiben dabei auch wenn es schwer ist, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist – wir bleiben gehorsam."

Berlin 2018: „Der Haushalter, das Erste was da auffällt ist, der Haushalter ist, das hat Jesus selbst gesagt mehrmals, ist ein Knecht, ein Sklave wie alle anderen. (…) Er hat null Autonomie, er kann nur das machen und ausführen, was der Meister entschieden hat und ihm befohlen hat. (…) Auch wenn wir Verantwortungsträger sind, auch wenn wir ein besonderes Amt haben, wir sind Knechte, wir sind Sklaven Christi, wie jedes Glied unserer Kirche.“

15.02.2014 Innsbruck, Stärkungsstunde für Amtsträger: „Die Amtsgaben existieren nur in der Gemeinschaft mit dem Apostelamt. Das Amt ist eigentlich das Apostelamt und der Apostel überträgt nur eine gewisse Amtskraft, eine bestimmte Amtsaufgabe, seinen Mitarbeitern. Aber ohne die enge Beziehung zum Apostolat, gibt es das Amt gar nicht. Ein Bruder, der nicht in der Gemeinschaft mit dem Apostelamt wäre, könnte gar keinen richtigen Dienst verrichten in seiner Gemeinde. Das geht nicht.

11.06.2017 in Chicago, USA: Sorry, dass ich so offen spreche, aber manchmal müssen die Dinge angesprochen werden. Lasst uns tief in unserem Glauben verwurzelt sein, besonders in den Glauben an das Apostelamt. Wir glauben an das Apostelamt und in unserem Katechismus ist beschrieben, dass das Apostelamt gesandt wurde, um die Braut Christi zu bereiten.“

Hinzu kommt, dass in den Predigten deutlich manipulative, vergiftende „Glaubensüberzeugungen“ indoktriniert werden, die von den Glaubenden keinesfalls hinterfragt werden dürfen. Wer von Kindheit an diesen Manipulationen ausgesetzt ist und sein noch kleines Ich um diese „Glaubenssätze“ herum gestrickt hat, wird auch als Erwachsener sehr große Schwierigkeiten haben, sich von diesen inneren Bildern zu lösen. Nochmals ein Zitat aus der gleichen Arbeit zum Thema „Vergiftende Glaubensüberzeugungen“:

„In den Predigten werden z. B.

  1. keine wirklich lebensbewältigenden Einsichten vermittelt
  2. keine wirklich den Menschen stärkende oder tröstende Erkenntnisse mitgeteilt
  3. keine wirklich „spirituellen“ Wege aufgezeigt
  4. scheintheologische „Pseudowahrheiten“ bzw. Binsenweisheiten  verkündigt
  5. Bindungen an den Prediger/die Gruppe erzeugt
  6. Muster bedient, die die Abhängigkeit der Hörer bewirkt und fördert
  7. biblische Worte zu pseudoargumentativen, scheinlogischen Schlüssen und/oder Scheinanalogien verknüpft
  8. biblische Aussagen semantisch völlig falsch als Vergleich oder Forderung umgebildet
  9. Dinge als Wahrheiten behauptet, die keinerlei biblischen Grund haben
  10. biblische Worte umgedeutet zu eigenen Zwecken der Manipulation der Gruppe“

Zu den wirklichen Aufgaben von Menschen in Führungspositionen gerade auch in wie auch immer religiös orientierten Gruppen würde gehören, dass sie andere Menschen fördern und dabei unterstützend helfen, ihre Persönlichkeit zu entfalten und Verantwortung für sich selbst übernehmen lernen. Das Gegenteil ist in der NAK nach wie vor die gängige Praxis! Auch dazu wiederum nur wenige Beispiele von Stap Schneider für von ihm gepredigte, vergiftende Glaubensüberzeugungen, die gerade in Bezug auf erlittenen sexuellen Missbrauch verheerend undifferenziert sind:

Wort zum Monat Juli 2015: "Anstatt dem Nächsten zu vergeben, pflegt man seine Enttäuschung und die Erinnerung an erlittenes Unrecht. – Das Mitleid der anderen tut ja auch gut! Anstatt die Vergangenheit zu begraben, richtet man sich im Selbstmitleid ein. – Was habe ich schon alles durchgemacht!

22.01.2017 N’djamena (Tschad): "Wir verzichten ebenfalls auf alles, was der Einheit schaden könnte. Manche sagen: „Was ich tue, ist richtig. Ich habe recht“! Das mag auch stimmen. Problem ist, dass sie dadurch die Einheit der Gotteskinder zerstören. Also, willst du recht haben, oder willst du die Einheit bewahren? Einem Jeglichen, der dem Meister folgen will und sich auf seine Wiederkunft vorbereitet, ist die Einheit der Gotteskinder viel wichtiger als sein eigenes Recht."

26.02.2017 Durban: „Nun könnte es vielleicht sein, dass wir immer wieder auf einen Sünder zugehen und ihm sagen, dass er etwas falsch gemacht hat. Immer wieder in die Wunde drücken. Das verletzt ihn und das tut ihm weh. Seine Erlösung ist schon gar nicht mehr in Gefahr, weil Gott ihm bereits vergeben hat, aber wir verursachen ihm Schmerzen, weil wir immer wieder die alte Geschichte hoch holen. Etwas was Gott  schon vor langer Zeit vergeben hat. Der Sünder leidet, aber nicht wegen Gott, sondern wegen uns. Wir können nicht entscheiden, ob Gott schon vergeben hat oder nicht. Das ist definitiv nicht unsere Angelegenheit. Es ist eine Sache zwischen Gott und dem Sünder.“

Nochmals 26.02.2017 in Durban (mit zugegeben provokanten Einschüben von mir zur Verdeutlichung): „Es ist nicht unsere Aufgabe auf die Narbe der Sünde zu zeigen, oder darauf zu drücken, dass der Sünder (= der Vergewaltiger oder Frauenschläger oder Kinderschänder) leidet. Sonst werden wir (= die Opfer der Vergewaltiger und Frauenschläger und Kinderschänder) zu Sündern und nicht mehr der andere. Dann werden wir zu Sündern aus Mangel an Nächstenliebe. … Er braucht uns (= die Opfer der Vergewaltiger und Frauenschläger und Kinderschänder) , um sie (= die Vergewaltiger oder Frauenschläger oder Kinderschänder) zu trösten. Er braucht uns, um ihnen die großartige Botschaft des Evangeliums zu verkündigen.

05.05.2016 Maulburg: „Jesus ist die Ursache des Heils für die, die ihm gehorchen, für die, die gehorsam sind. Ja gut, Jesus  vermittelt ja Heil, denen die ihm nachfolgen. Wo findet diese Heilsvermittlung statt? In der Gemeinde, in der Kirche. (…) Heil müssen wir glauben und nachfolgen. Um die Hilfe zu bekommen, müssen wir kämpfen. In der Gemeinde müssen wir bleiben, außerhalb der Gemeinde wird das Heil nicht vermittelt.

Solche Reden weisen nicht auf Christus und sein Evangelium hin, sondern schaffen Abhängigkeiten zu den Funktionären der NAK mit der überdeutlichen Drohung;  Wer die NAK verlässt und ihre Apostel nicht annimmt, wendet sich von Gott und seinem Heil ab! Diese Drohung erzeugt tiefsitzende Angst, trennt in den Familien Eltern von Kindern und umgekehrt und ist als Gegenteil zur Verkündung der frohen Botschaft des Evangeliums anzusehen!

Und das ist in höchstem Maß verführender Missbrauch im Amt und damit Geistlicher Missbrauch!

Nochmals Dank also den Redakteuren und Herrn Dr. Werner für die Spiritausgabe 1/2012! Leider hat sich aber seitdem an den im Interview angeführten negativen Beispielen und Beschreibungen in der Praxis der NAK wenig bis gar nichts geändert. Im Gegenteil sind u.a. die Predigtäußerungen von Stap Schneider als deutliche Verschärfung des GM in der NAK anzusehen, aber niemand kritisiert ihn öffentlich dafür! 

Wer kann, übernehme also Verantwortung, schütze sich selbst und auch seine Kinder vor solchen lebens- und glaubensfeindlichen Einflüssen und ziehe klar und deutlich seine Konsequenzen aus dem dargestellten bzw. sogar selbst erlebten Missbrauch, gleich ob als Amtsträger, Ehefrau oder nur Mitglied! Es gilt nach wie vor der Schlusssatz auf der Einführungsseite meiner Homepage:

Zum Glück kann der Mensch sich wandeln. Opfer werden kann leider jeder, aber Opfer bleiben ist eine Geisteshaltung! Wobei der Satz von Vaclav Havel beachtet werden sollte:

"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewißheit, dass etwas einen Sinn hat, egal wie es ausgeht."

 

Weiterführende Links:

Herr Schlangen von canities hat die gesamte Spiritausgabe 1/2012 mit einer kurzen Einführung eingestellt, direkter download als pdf klick hier. Wie lange das ganze Interview zu lesen sein wird, wird sich zeigen!

Hinweis auf den Verein LINDD, der sich ehrenamtlich um Hilfe für neuapostolische Christen und andere Betroffene von sexueller, seelischer und körperlicher Gewalt bemüht und mit ihnen konkret an der Bewältigung der entstandenen Probleme arbeitet - unterstützt von einer Fachfrau. Diese hat auch ein Fachbuch zum Thema "Geistlicher Missbrauch" veröffentlicht. Mehr dazu unter Erfahrungen, z.B. Berichte und Bücher

Missbrauch durch Apostel Eckardt - Ein Kommentar zum "Apostelbrief zum Thema Missbrauch"  in der Spirit 1/2012 von Detlef Streich vom 1.3.2012

·         Wie steht es mit Ihrem Verhältnis zu Ihrer Glaubensgemeinschaft?

·         Fragen zur Selbstanalyse

·         Psychologischer Fragebogen zur Aufdeckung  individueller Problemfelder in einer religiösen Sondergemeinschaft

·         NAK – Chroniken des Verfalls

Kommentar zur "Narbenpredigt" von Stap Schneider (DS)

 

Rückmeldung von Rainer Ballnus und Irene Döring vom Verein LINDD aus dem Jahr 2012 zum Unterview mit Dr. Werner Stefan in der Zeitschrift Spirit, Ausgabe 1/2012 vom Verlag Friedrich Bischoff

(Anmerkung DS: Die vollständigen Rückmeldungen (klick hier) von LINDD beziehen sich auf die gesamte Ausgabe, hier ist nur der Abschnitt zum Interview wiedergegeben. Seit 2013 führt der Verein keine Gespräche mehr mit der Kirchenleitung und wird auch nicht mehr zu Veranstaltungen der NAK eingeladen!)

7. März 2012 Liebe Leserin, lieber Leser!

Dieser Bericht beinhaltet eine Rückmeldung an die Redaktion „Spirit“ zur Ausgabe 1/12 –

Gegen den eigenen Willen - Missbrauch

(…) Wir haben mit großem Interesse alle Beiträge zum obigen Thema gelesen und sind aufs Angenehmste überrascht, dass dieses immer noch nicht überall besprechbare Thema in einem Magazin für junge neuapostolische Christen behandelt wird.

Aus unserer Sicht ist es ein mutiger Schritt, das diese Thematik immer noch für viele Menschen – und damit auch für viele Glaubensgeschwister ein Tabuthema ist, öffentlich zu machen.

Mit diesen Zeilen geben wir zu den Themenkomplexen „Sexuelle Gewalt“ und

„Seelische/Geistliche Gewalt“ eine nicht erbetene Rückmeldung zu den einzelnen Beiträgen und Interviews. Warum? Die beruflichen, freiberuflichen und ehrenamtlichen Erfahrungen des Unterzeichners und die eigenen Erfahrungen zum Thema Gewalt der Unterzeichnerin sowie die fast fünfjährigeArbeit in unserem Verein haben deutlich gemacht, welche Aussagen Betroffenen aller Gewaltgeschehen gut tun und welche nicht. Unsere Rückmeldungen enthalten also sowohl fachliche als auch Hinweise von Betroffenen, die sich nach dem Lesen der Beiträge bei uns gemeldet haben bzw. die in der Begleitung durch uns ihre leidvollen Erfahrungen geschildert haben. Unsere nachfolgenden Anmerkungen, Hinweise, kritischen Betrachtungen sind größtenteils auch in unseren ergänzenden Vorschlägen zum offiziellen Leitfaden – NAKI – enthalten, die wir im letzten Jahr allen Gebietskirchenleitern sowie dem Stammapostel übersandt haben. Einwände haben wir vom Adressatenkreis nicht erhalten. Unsere Ergänzungen sind auf unserer Homepage unter „Fachliches“ nachzulesen.

Unsere jetzigen Hinweise dienen dem Ziel, das Verständnis für dieses so komplexe, schwierige und schambesetzte Thema zu vermehren.

 

4. Ein Mordanschlag auf die Seele – Interview mit dem Arzt Stefan Werner

Dieses Interview ist aus unserer Sicht der hilfreichste Beitrag zu diesem Thema. Die Redaktion hat gute und zielführende Fragen gestellt. Die Antworten des Arztes lesen sich fundiert und fachkundig. Dennoch halten wir einige Anmerkungen, Ergänzungen im Sinne der Sache für angezeigt.

· Wir wissen, dass Statistiken nur Anhalte sein können, und deshalb sind unsere Zahlen im Vergleich zu den Angaben des Arztes auch nicht in Stein gemeißelt. Wir kennen folgende Zahlen:

o 20 – 30 % der Täter sind pädophil veranlagt; über die pädophilen Täter wären an dieser Stelle ein paar fachliche Aussagen gut gewesen, weil die meisten Menschen, die wir in unseren Vorträgen und Seminaren erreicht haben, zu wenig Wissen über diese Personengruppe hatten. In diesem Zusammenhang ein nützlicher Buchtipp vom Journalisten Karremann: Es geschieht am helllichten Tag. Herr Karremann ist zwei Jahre als Undercover in die Szene der Pädophilen eingetaucht und gibt Eltern, Lehrern, Polizisten usw. geeignete Verhaltensempfehlungen.

o Ca. 60 % der Täter sind Machttäter. Bei ihnen liegt der größte Lustgewinn darin, dass ihr Opfer das tut, was er verlangt. Das sind nach unserem Wissen nicht nur Menschen mit einem geringen Selbstwert, sondern auch mit einem ausgeprägten, ja sogar gelegentlich einem übersteigerten Selbstwert.

o Zwischen 70 und 80 % der Missbräuche finden in vertrauter Umgebung statt, also in den Familien, in engen Freundschaften und eben engen und vertrauten Seelsorgebeziehungen.

· Sehr gut ist die Aussage des Arztes auf die Frage, ob auch in unserer Kirche sexueller Missbrauch stattfindet. Sehr gut deshalb, weil das noch längst nicht bei allen Glaubensgeschwistern und Seelsorgern angekommen ist. Wir geben die Aussage eines Apostels sinngemäß wieder, der einer betreffenden Schwester gesagt haben soll, dass solche Schweinereien bei uns nicht vorkommen.

· Auf die Frage, wie man Kinder vor Missbrauch schützen könne, hätten wir uns eine Erläuterung der Zeichen gewünscht, von denen der Arzt gesprochen hat. Und wie die Zeichen ernst genommen werden können.

· Zur Frage, ob Kinder so etwas auch erfinden können, ergänzen wir wie folgt: Kinder lügen! Kinder können phantasieren! Aber: Es liegt außerhalb ihrer Erfahrungswelt, sich Geschichten zur Erwachsenen-Sexualität auszudenken! Mit Eintritt der Pubertät kann es vorkommen, dass Kinder und Jugendliche z. B. aus verschmähter Liebe sich solche „Geschichten“ ausdenken. Absolute Ausnahmen sind Äußerungen von Kindern in Streitigkeiten der Eltern. Hier werden – wenn auch in einem geringen Ausmaß – Kinder von einem Elternteil instrumentalisiert und für ihre Zwecke missbraucht. Wichtig für jeden, der auch nur ansatzweise von einem Missbrauch erfährt, ist folgende Grundhaltung: Glauben Sie dem Kind! Schützen Sie das Kind! Helfen Sie dem Kind!

· Sehr nützlich ist die Aussage des Arztes, dass nach einer Verdachtsäußerung ein Nichtstun weitaus größeres Leid auslösen kann als ein angerichteter Schaden durch eine falsche Verdächtigung. Allerdings halten wir seine Empfehlungen für Glaubensgeschwister, die eine Beobachtung machen oder denen an einem Kind irgendetwas auffällt, nicht in jedem Geschehen für geeignet. Wir werden demnächst auf unserer Internetseite ein Konzept einstellen, in dem Handlungsleitlinien für Eltern, Seelsorger, Funktionsträger ein wenig Sicherheit im Umgang mit Leidoffenbarungen geben soll.

· Wir unterstützen die vom Arzt gemachte Aussage über die genannten Fachkräfte als Behandler nach einem sexuellen Missbrauch, sagen aber auch, dass einige Fachleute selbst sich dahingehend äußern, dass von den genannten Berufsgruppen der psychologische Psychotherapeut über die qualifiziertesten Grundlagen verfügt. Und es gibt sogar Psychologische Psychotherapeuten, die über ihre Berufsgruppe sagen, dass nicht jeder von ihnen qualifiziert ist, mit Patienten nach einem sexuellen Missbrauch angemessen zu arbeiten.

· Die These der Redaktion, dass es Vorbehalte von Geschwistern gegenüber nicht neuapostolischen Therapeuten gibt, weil sie doch in keinem Fall als Nestbeschmutzer da stehen möchten, können wir aus unserer Arbeit nur unterstreichen. Wie bereits ausgeführt, haben wir bis auf den heutigen Tag mit dieser Problematik in unserer Arbeit zu tun. Derzeit sind wir mit dem Stammapostel in konkreten Gesprächen, wie diese Vorbehalte deutschlandweit aufgelöst werden können.

· Zur Frage der Redaktion, wer besser sei, ein externer oder ein neuapostolischer Therapeut, haben auch wir eine Antwort aus unserer Arbeit heraus. Betroffene haben sowohl mit externen als auch mit neuapostolischen Therapeuten positive wie negative Erfahrungen gemacht. Wir haben Betroffene gesprochen, die sich niemals einem externen Therapeuten öffnen würden, weil für sie die Hemmschwelle nicht überwindbar ist, mit ihrem Leid nach draußen zu gehen. Es gibt aber auch Aussagen von Betroffenen, die sagen, sie haben bei einem neuapostolischen Therapeuten erlebt, dass dieser eher systemschützend gearbeitet und deshalb weniger Verständnis für ihr Leid entgegengebracht hätte. Auch zu diesem Thema haben wir eine Zuarbeit für den Stammapostel vereinbart, in der wir die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Therapeuten herausarbeiten werden.

· Die angesprochene These durch die Redaktion, dass Opfer sexueller Gewalt Angst haben, dass ihnen nicht geglaubt wird, wenn sie ihr Geschehen innerhalb der Kirche ansprechen, ist ebenfalls in unserer Arbeit Realität. Das gilt auch für sexuelle Gewalt an Kindern! Ein Grund, dass dem Opfer oftmals nicht geglaubt wird, ist, dass der Mensch, der für solche Taten verantwortlich gemacht wird, in der Gemeinde oftmals ein hohes Ansehen genießt, hohe soziale Kompetenzen besitzt und sich in Sonderheit um schwache Kinder kümmert und diesen Hilfe und Unterstützung anbietet. In dem Ratgeber von uns „Hilfen für Opfer von Gewalt“ ist das Beispiel des liebenswerten Diakons „Emil“ angeführt. Richtig ist aber auch, dass Betroffene innerhalb der Kirche kompetente Hilfe erhalten haben.

· Die Empfehlung des Arztes, sich durchaus auch außerhalb der Kirche Hilfe holen zu können, ist auch aus unserer Sicht zu unterstützen. Aber auch hier gilt es, den Betroffenen Mut zu machen, diesen Schritt zu gehen. Und dafür benötigen sie kompetente Unterstützung. Diese wird von vielen Hilfe-Einrichtungen/Beratungsstellen kompetent geleistet. Bei Inanspruchnahme der Ermittlungsbehörden (Polizei u. Staatsanwaltschaft) ist wichtig zu wissen, dass diese nach Kenntnisnahme eines konkreten Verdachtgeschehens zu Ermittlungen verpflichtet sind (Legalitätsprinzip). Dieser Umstand kann für manch ein Opfer zu einer zusätzlich schweren Belastung führen, über die diese aufzuklären wären.

· Zur Frage des Unrechtsbewusstseins beim Täter merken wir noch an, dass vor allem pädophile Täter oftmals überhaupt kein Unrechtbewusstsein haben. Im Gegenteil, sie sprechen nicht selten von einer wahren Liebe gegenüber dem Opfer.

· Zur Frage, ob es immer richtig sei, den Täter anzuzeigen, können wir aus fachlicher Sicht folgendes beisteuern: Bundesweit werden speziell ausgebildete Sachbearbeiter bei Polizei, Staatsanwaltschaft und Gericht vorgehalten. Mehrfachbelastung von Opfern soll vermieden werden, ist jedoch längst nicht immer gegeben. Trotz der nicht zu unterschätzenden Belastungsmomente kann eine Anzeige Nachstehendes bewirken:

  • Signal der Nichtduldung solcher Taten
  • Verhinderung weiterer Straftaten bei Täterermittlung
  • Abschreckende Wirkung durch kompetente Medienarbeit
  • Interne Aufklärung in Institutionen wird erleichtert

Aber: Nicht immer kann ein Täter auf Dauer festgesetzt werden und nicht immer wird ein Täter zu einer Freiheitsstrafe verurteilt! Wir werden von einem Staatsanwalt in unserer Arbeit unterstützt und dieser teilt unsere Empfehlung, den Schritt einer Anzeigenerstattung sorgfältig mit kompetenten Fachleuten innerhalb der Beratungsstellen abzuwägen.

· Sehr hilfreich ist die Aussage des Arztes zur Haltung der Kirche: Kein Vertuschen! Kein Täterschutz! Wie bereits an anderer Stelle vermerkt, ist die von ihm geforderte Haltung noch nicht überall anzutreffen – bis auf den heutigen Tag.

· Auch seine Aussage, dass ein Täter nach Bekannt werden der Tat in eine andere Gemeinde wechseln sollte und nicht immer zwingend das Opfer, heißen wir gut. Eine solche Grundhaltung sollte innerhalb des Gremiums im Umgang mit solch einem Geschehen gegeben sein – allerdings immer am Opferwillen orientiert.

· Ein Gedanke zu den Anmerkungen des Arztes, was er als Missbrauch des Glaubens definiert. Aus unserer Erfahrung stellen wir fest, dass nicht die Eltern für den geistlichen

Missbrauch verantwortlich sind, sondern in erster Linie alle Amts- und Funktionsträger in jeder Hierarchiestufe! Wir begleiten betroffene Glaubensgeschwister, die durch die damaligen Thesen, z. B. was sich für Gotteskinder nicht gehört, ernsthaft erkrankt sind. All diese Thesen, sind überwiegend aus Apostelmund dem Volk Gottes entgegengebracht worden. Das gehört auch zur Wahrheit. Wir glauben, dass Betroffenen, die unter dem geistlichen Missbrauch leiden, erst dann wirklich geholfen werden kann, wenn unsere Kirche sich offen zu diesen Fehlleistungen bekennt, dafür eine angemessene von Herzen kommende und zu Herzen gehende Entschuldigung findet und dann transparent den neuen Wegen Taten folgen lässt. Das wären aus unserer Sicht glaubwürdige Vorgehensweisen. Es tut Opfern weh, wenn auch neuapostolische Therapeuten sich nicht vorstellen können, worunter Glaubensgeschwister jahrzehntelang gelitten haben und bis heute leiden.

 

 

Stammapostel Schneiders willige Vollstrecker - Anmerkungen zum Thema Missbrauch in der NAK (DS im Juni 2019)

Der aktuell in ganz Deutschland über die Presse bekannt gewordene Missbrauchsfall (siehe z.B. Spiegel online klick)des ehemaligen Priesters K. der Neuapostolischen Kirche NRW (Aachen) an seinen beiden 3 und 4jährigen Enkeltöchtern soll hier zum Anlass genommen werden, Hintergründe der nach außen allzu heil kommunizierten NAK-Werbewelt aufzuzeigen, Hintergründe, die von außen weder erkannt noch analysiert werden können oder die teilweise auch gewollter Weise extern aus verschiedenen Gründen unter dem Deckel gehalten werden. Da der eigentliche Missbrauchsfall von 2003 hier nicht Gegenstand der Betrachtung sein soll, sondern das verschleiernde Verhalten der NAK selbst und konkret in Person des Kirchensprechers  und Diakons Frank Schuldt, sollen hier nur diesbezüglich die wesentlichen Fakten kürzest möglichst dargestellt werden.

In einer Stellungnahme vom 5.6.2019 zum Missbrauchsfall (klick hier) behauptet Frank Schuldt:

 „… Nach Bekanntwerden der Vorwürfe vor etwa 15 Jahren hat die damalige Kirchenleitung gehandelt, den Tatverdächtigen innerhalb weniger Tage in den Ruhestand versetzt und von seiner Aufgabe als Religionslehrer entbunden. Ziel war es, mögliche Wiederholungen gleichartiger Taten zu verhindern. …

Damals wurde der Tatverdächtige vorzeitig in den Ruhestand versetzt, um eine Wiederholung gleichartiger Taten im kirchlichen Umfeld zu verhindern. Dies geschah innerhalb weniger Tage, nachdem die Bezirks- und Kirchenleitung von den Vorfällen Kenntnis erlangt hatte.

Als die Kirchenleitung vor einigen Wochen durch die Staatsanwaltschaft von der Anklage erfuhr, handelte sie und sprach die Amtsenthebung aus. Damit wurde dem Angeklagten der Status eines Amtsträgers im Ruhestand aberkannt.

Franz-Christian Schlangen von der Homepage canities brachte den Fall zur Anzeige und berichtet in einem Video bei youtube (klick hier) ausführlich über die Hintergründe. Zudem widerspricht Schlangen in seiner Richtigstellung zu Schuldts Stellungnahme (klick hier) am 6. und 7. Juni 2019 der Darstellung Schuldts wie folgt:

Zitat Schlangen: „Richtig ist aber vielmehr, dass die NAK zunächst NICHT gehandelt hat! Schuldt unterschlägt nämlich, dass die Mutter den damaligen Bischof Otten und den damals zuständigen Apostel Brinkmann bereits 2003 anlässlich eines GD in Aachen informiert hat.

Erst als sie nach Brinkmanns Erhebung zum Bezirksapostel den dann zum Apostel avancierten Dr. Otten im Jahr 2005 erneut kontaktierte, hat Otten gehandelt und dem Täter nahegelegt, sein Ehrenamt „aus gesundheitlichen Gründen“ niederzulegen.

Den zwischen den beiden Kontakten liegenden Zeitraum kann man schwerlich „wenige Tage“ nennen!

Gegen die mögliche Wiederholung gleichartiger Taten im sog. kirchlichen Umfeld hat die NAK zunächst (also 2003) NICHTS unternommen. Es ist davon auszugehen, dass man der Mutter schlicht nicht geglaubt hat … Die NAK hat den Täter erst im Jahr 2019 des Amtes (i.R.) enthoben. Wenn man der Mutter und den Opfern Glauben geschenkt hat: Warum hat man 14 Jahre mit der Amtsenthebung zugewartet?!“

Schuldt schreibt weiter:

„Bis heute gibt es keine Anhaltspunkte dafür, dass der Angeklagte außerhalb seiner Familie gleichartige Straftaten begangen oder seine kirchliche Stellung beziehungsweise seine Lehrtätigkeit hierzu ausgenutzt haben könnte.“

Zitat Schlangen: „Richtig ist aber, dass gar keine ‚kirchen‘interne Untersuchung stattgefunden hat.“

Außerdem schreibt Schuldt:

„Die Opferfamilie hat sich damals entschieden, keine Anzeige gegen den Täter in der eigenen Familie zu erstatten. Diesen Wunsch hat die Kirchenleitung respektiert. Eine Einflussnahme auf die Entscheidung von Seiten der Kirche gab es nicht.“

Zitat Schlangen: „Tatsache ist, dass die Opfer etwas anderes sagen. – Und welchen Grund sollten diese armen Menschen haben, zu lügen? Als sich die Mutter Ende 2017 via CANITIES-News schriftlich an mich gewendet hat, war die Verzweiflung darüber, einerseits den Fall aufarbeiten lassen zu wollen, andererseits aber durch das Apostelwort zum Stillschweigen verurteilt zu sein, deutlich zu spüren…. Der Mutter war es offensichtlich unmöglich, von sich aus tätig zu werden; sie hat aber von meinem Angebot, mir zu untersagen, den Fall vor die Justiz zu bringen, keinen Gebrauch gemacht. Ganz eindeutig war sie allenfalls zur Passivität fähig.“

Zum Schluss schreibt Schuldt unter der Überschrift „Opferschutz hat Vorrang“:

„In den Medien wird teils die Frage gestellt, warum die Kirche keine Anzeige erstattet hat. Die Frage ist vordergründig verständlich. Allerdings ist es vorrangige Aufgabe der Kirche (neben der Verhinderung einer Wiederholung), den Opferschutz zu gewährleisten.

Hier respektiert die Neuapostolische Kirche die eigenverantwortliche Entscheidung des Opfers beziehungsweise der Erziehungsberechtigten, ob eine Strafanzeige gestellt wird oder nicht. Den Betroffenen wird die Entscheidung überlassen, da ein Strafverfahren auch eine Belastung für betroffene Kinder als Zeugen sein kann. Es wäre ein Vertrauensbruch, wenn die Kirche für eine in der Vergangenheit liegende Tat gegen den Willen der Opfer Strafanzeige stellen würde. (…)

Verdachtsfällen geht die Kirchenleitung umgehend nach. Für Opfer gibt es fachlich versierte Ansprechpartner.“

Letzteres sagt eine "Kirche", die Seelsorge ganz groß auf ihre Werbeplakate schreibt, nicht „Ansprechpartner!“ Der Kirchensprecher  ist zudem als Diakon aktiver Amtsträger der NAK.  Für ihn gilt laut Katechismus der NAK unter 7.9.(.2):

„So ist jeder Amtsträger ein Diener Gottes mit der Aufgabe, das Evangelium Christi unverfälscht zu verkündigen und dafür einzutreten. Er betreut die ihm zur Seelsorge anvertrauten Gemeindemitglieder und fördert ihren Glauben und ihre Erkenntnis. Als Seelsorger nimmt er teil an ihren persönlichen Anliegen, er betet mit ihnen und hilft ihnen beim Tragen der Lasten des täglichen Lebens. Der Amtsträger ist Vorbild für die Gemeinde; ihm gilt das Wort: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst“ (Phil 2,3).

Das Wort „Diakon“ hat seinen Ursprung im Griechischen und bedeutet „Diener“. Diakone helfen in vielfältiger Weise in der Gemeinde. Ihre Aufgabe ist weiterhin, die Priester bei deren seelsorgerischer Arbeit zu unterstützen.

Dazu völlig im Widerspruch werden die Opfer lediglich mit einem einzigen Satz in Schuldts Artikel abgespeist: Die Kirchenleitung bedauert zutiefst, dass den Opfern ein derart großes Leid angetan wurde.“

„Opferschutz hat Vorrang?“ Wie erklärt sich eine solche kaltherzige Arroganz, die ausschließlich die eigene Selbstdarstellung und koste es was es wolle Rechtfertigung der Kirche im Sinn hat?

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein deutlich älterer Artikel aus der Jugendzeitschrift spirit vom kircheneigenen Verlag Friedrich Bischoff, der leider nicht mehr im Netz verfügbar ist. Er bezeugt, dass sexueller Missbrauch keinesfalls bedauerliche Einzelfälle sind:

Spirit im Gespräch mit dem Arzt Stefan Werner zum Thema "Macht, Missbrauch, Ohnmacht":

(Zitat Anfang) "Der pensionierte Polizeibeamte Peter Döscher sagte in einem Vortrag in der Gebietskirche Norddeutschland, ein missbrauchtes Kind müsse sich oft an sieben Personen wenden, bis ihm jemand glaubt.

Das stimmt. Und beim achten Mal gibt es dann eben auf.

Missbrauch findet überall statt, auch in der Neuapostolischen Kirche? 

Ja, und zwar so häufig, dass man davon ausgehen kann, dass in jeder Gemeinde Betroffene sind."(Zitat Ende)

(Entnommen aus der Zeitschrift "Spirit", Ausgabe 01/2012 © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg)

 

Handelt es sich im Fall K. vielleicht um einen bedauerlichen Einzelfall eines fehlgeleiteten Kirchenschreibers? Und was sagt der aktuelle Kirchenpräsident und Stammapostel Schneider zu solchen  Fällen?

Im Jahr 2005 hat ein Vorsteher in der Schweiz folgenden Notfallzettel verfasst und ihn später auch auf der Kirchenhomepage eingestellt:

NOTFALLZETTEL

Neuapostolische Kirche Ostermundigen „ERSTE HILFE“ bei seelischen Notfällen

Wenn du von einem anderen verletzt wurdest, dann beachte:

  1.       Ruhe bewahren! Jede Hektik verschlimmert die Situation.
  2.       Überlege: Wie kann es zu dem Unfall? Hätte ich ihn vermeiden können? Wie fühlt sich der andere?
  3.       Wie Wunde gründlich auswaschen. Dabei darauf achten, dass aller Ärger und alle Unversöhnlichkeit entfernt werden.
  4.       Anschließend reichlich Nächstenliebe-Salbe auftragen. So schützt du dich vor Groll- und Bitterkeitsinfektion.
  5.       Nun die Wunde mit einem Verband der Vergebung umwickeln. Dadurch kann die Wunde heilen, ohne dass du sie jeden Tag sehen musst.
  6.       Später nicht am Wundschorf kratzen! Den Vorfall nicht zur Sprache bringen, da sonst die Wunde wieder aufbricht und es zu Infektionen kommen kann, die sich ausbreiten und geistlich tödlich enden können.
  7.       Selbstmitleid vermeiden! Das beste Gegenmittel: Entschuldigung annehmen.
  8.       Medizin: Mehrmals täglich das Wort Gottes einnehmen, dabei vor und nach der Einnahme beten. Das Medikament hat eine ausgeprägt beruhigende und schmerzstillende Wirkung.
  9.       Stets in engem Kontakt mit dem höchsten der Ärzte bleiben. Er wird dir bei der Genesung Kraft, Freude und inneren Frieden geben.
  10.   Die Heilung ist abgeschlossen, wenn der Patient wieder in voller Gemeinschaft und Harmonie mit seiner Umwelt lebt, insbesondere mit dem Verursacher der Wunde.

Unter der Überschrift „ Erste-Hilfe-Notfallzettel für seelische Verletzungen: Ein Aufruf aus der Schweiz, Opfer zu bleibenhabe ich das auf meiner HP 2013 öffentlich gemacht  und recherchiert, dass der damals noch Stammapostelhelfer Jean-Luc Schneider in Ostermundigen am 13. Januar 2013 laut eines nicht mehr verfügbaren Berichtes zum Textwort „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein.“ (Matthäus 5, aus Vers 37) passend zum Thema "Opfer" in eben genau dieser Gemeinde Ostermundigen wie folgt gepredigt hat:

 „Das erste Ja ist das Ja, das wir bei der Heiligen Versiegelung gegeben haben. Das zweite Ja wird später von uns verlangt (sic !!); es ist das Ja der Beharrlichkeit, wie es einst Abraham gegeben hat. Er hat Ja gesagt und ist mit seiner Familie weggezogen. Und später hat er nochmals sein Ja gegeben, als Gott ihm geboten hat, seinen Sohn zu opfern, diesen Sohn, den ihm Gott selber verheissen und geschenkt hatte. Wenn wir Gott unser Ja geben und ihm ganz vertrauen, können wir erfahren, dass er ständig an unserer Seite sein und uns auch immer helfen wird.“

Mein Kommentar dazu im Artikel von 2013:

(Zitat Anfang) Also nicht nur das eigene Opfersein muss man schlichtweg hinnehmen und sich mit dem Täter sogar noch in "Nächstenliebe, Gemeinschaft und Harmonie" aussöhnen, sondern auch noch bereit sein, seine Söhne und Töchter, wie es Abraham tat und der Stammapostelhelfer einforderte, zu opfern. Nur so kann man treu neuapostolisch sein. Immer schön der alten NAK-Scheinlogik folgend, wenn du .... dann wird ... was auch immer, jedenfalls alles gut! Allerdings klingt das im originalen Wortlaut des GD-Berichtes der Schneiderpredigt nochmals deutlich schärfer. Zitat:

“Ich denke an Abraham. Er hat von Gott einen Befehl erhalten und er hat „Ja“ gesagt. Er hat sein Land verlassen, er hat Gott gehorcht, ein Beispiel des Gehorsams dem Herrn „Ja“ zu sagen und viel, viel später hat er den versprochenen Segen erhalten und er hat den Sohn bekommen, den Gott ihm verheißen hatte. Ist die Geschichte jetzt zu Ende? Aber die Geschichte geht noch weiter. Gott ist wieder zu ihm gekommen und hat gesagt: „Opfere mir diesen Sohn der Verheißung.“ Er hat ihm nicht noch einmal eine weitere Verheißung gegeben: Ich werde dich noch mehr segnen…, nur diesen Befehl: „Opfere mir deinen Sohn.“ Er musste Gott diesen verheißenen Segen zurückgeben! Und weil Abraham Vertrauen hatte zu Gott, hat er ein zweites Mal „Ja“ gesagt. Und das hat ihm noch einen größeren Segen Gottes eingebracht.”

Ich kenne auch viele Geschwister, die jahrelang treu geblieben sind, die „Ja“ gesagt haben und die diesem „Ja“ treu geblieben sind und im Lauf der Jahre wurden sie reich gesegnet. Und nun kommt Gott wieder und will ihnen scheinbar einen Teil dieses Segens wegnehmen und er versetzt sie in Prüfungen, in Krankheiten, in Schwierigkeiten und dann versteht man nichts mehr und sagt: Warum, Herr, warum denn das für mich, warum muss ich das erleben? Der Herr verlangt von dir jetzt das zweite „Ja“, das „Ja“ der Beharrlichkeit!

Zum Thema “Konflikte” äußerte Schneider sich wie folgt:

“Es gibt manchmal Konflikte in den Gemeinden, da kann man nicht sechs Monate warten, um sie zu lösen, man muss sie sofort lösen und dann bemüht man sich, man bringt Opfer. Das Wichtigste ist doch, dass der Konflikt bald gelöst ist, denn der Herr kommt bald!”

Um also Konflikte zu lösen, muss man selbst Opfer bringen und zurückstecken, weil der Herr bald kommt!

Da steht doch der Vorsteher in klarer Nachfolge! Wer will ihm seinen Notfallzettel nun noch vorwerfen, wenn doch auch der Stammapostel und der Stammapostelhelfer so predigen? Das ist echte neuapostolische Seelsorge, die sich um den Täter sorgt und dem Opfer Unterordnen verordnet! Schwamm drüber, alles im Werke des Herrn ist in Ordnung!

Also völlig gleich, was früher so alles passierte oder heute passiert: Jedes kirchliche Fehlverhalten und die psychischen Folgen daraus sind für Stammapostelhelfer Schneider nichts anderes als ein Zeichen dafür, dass das anklagende Opfer die Gnade Gottes nicht mehr erkennt! Die Ausführungen Schneiders waren übrigens mit dem angeführten Zitat noch nicht zu Ende. Der designierte Stammapostel setzte sogar noch hinzu (als ob das Gesagte nicht schon längst ausreichte):

"Der liebe Gott könnte noch viel, viel mehr von mir verlangen. Ich hätte immer noch nicht einen geringsten Anspruch auf die Gnade, auf das Himmelreich, auf die Gotteskindschaft.  Es ist und bleibt unverdiente Gnade.  Und deshalb ist diese Dankbarkeit eine Grundhaltung der Gotteskinder.“

Wer also für seinen erlittenen Schaden nicht auch noch dankbar ist, der ist aus neuapostolischer Sicht wohl kein echtes Gotteskind! Basta! Wie zynisch, ignorant und selbstgefällig sind diese Bemerkungen des designierten Stammapostels.  (Zitat Ende)

Und was sagt Stammapostel Schneider heute? Womöglich hat er seine Haltung revidiert? Hier drei Beispiele:

Wort zum Monat Juli 2015: Anstatt dem Nächsten zu vergeben, pflegt man seine Enttäuschung und die Erinnerung an erlittenes Unrecht. – Das Mitleid der anderen tut ja auch gut! Anstatt die Vergangenheit zu begraben, richtet man sich im Selbstmitleid ein. – Was habe ich schon alles durchgemacht!

26.02.2017 Durban/ Südafrika: Wir kennen es, wenn wir eine Wunde haben und sie behandelt wird, um eine Infektion zu vermeiden. Es heilt und es ist nicht mehr ernst. Aber häufig bleibt eine Narbe zurück. Man kann es sehen. Da war die Wunde. Und wenn man darauf drückt, dann tut es unter Umständen sogar noch weh. (…) Ihr versteht dieses Bild der Narbe. Man muss mit den Konsequenzen leben – in der Familie, im irdischen Leben. Wenn man etwas getan hat, Gott kann vergeben und man ist aus geistlicher Sicht errettet, allerdings bleibt eine Narbe.

Nun könnte es vielleicht sein, dass wir immer wieder auf einen Sünder zugehen und ihm sagen, dass er etwas falsch gemacht hat. Immer wieder in die Wunde drücken. Das verletzt ihn  und das tut ihm weh. Seine Erlösung ist schon gar nicht mehr in Gefahr, weil Gott ihm bereits vergeben hat, aber wir verursachen ihm Schmerzen, weil wir immer wieder die alte Geschichte hoch holen. Etwas was Gott schon vor langer Zeit vergeben hat. Der Sünder leidet, aber nicht wegen Gott, sondern wegen uns. (…) Es ist nicht unsere Aufgabe auf die Narbe der Sünde zu zeigen, oder darauf zu drücken, dass der Sünder leidet. Sonst werden wir zu Sündern und nicht mehr der andere. Dann werden wir zu Sündern aus Mangel an Nächstenliebe.

21.02.2016 Luanda, Angola: Ach, du hast da einen Vorwurf gegen deinen Nächsten. Gib den Vorwurf auf, vergib deinem Nächsten und versöhne dich mit ihm. Da stellt sich die Frage: Sind wir frei? Oder sind wir gefangen von unserem Stolz und sagen: Nein, der soll sich zuerst entschuldigen, und dann soll er den Schaden gutmachen und dann kann ich ihm eventuell vergeben. Der Herr Jesus sagt uns: Nein, ich erwarte jetzt von dir, dass du diesen Vorwurf verkaufst und mir nachfolgst. (…) Lasst uns nicht Sklaven des Menschengeistes sein. Wir wollen von diesem Geist befreit werden und Sklaven Christi werden. 

Von Anfang an bis heute bietet Stap Schneider damit eine scheintheologische Begründung, Opfer eines auch sexuellen Missbrauchs im Namen des Herrn Jesus mundtot und zu Sklaven Christi zu machen! Was für eine dreiste Fehlinterpretation des Evangeliums! Hiermit erweitert sich der bereits erlebte sexuelle Missbrauch für die betroffenen Opfer hin zum Amts- bzw. Geistlichen Missbrauch durch ihre kirchlichen Amtsträger, persönlich autorisiert durch den Stammapostel Schneider!

Ich zitiere wiederum aus einem Artikel von mir vom Mai 2012:

(Zitat Anfang aus: Geistlicher Missbrauch- Versuch einer Annäherung;  Detlef Streich )

Marc Dupont (1997) definiert in  „Walking Out of Spiritual Abuse. Sovereign World Ltd., Tonbridge, Kent, GB, S.8+9“:
Missbrauch ist der missbräuchliche Gebrauch von Macht. Ob der Missbrauch emotional, körperlich, sexuell oder geistlich ist, immer geht es um den verkehrten Einsatz von Macht und Autorität, die Macht, die ein einzelner gebraucht, um andere zu kontrollieren, zu beherrschen, zu manipulieren und/oder zu benutzen. Für das Opfer ist das Endergebnis eine Schädigung, sei es ein körperlicher .. emotionaler .. sexueller .. oder geistlicher Schaden oder eine Kombination davon. Missbrauch handelt immer davon, dass diejenigen mit Macht und Autorität ihre Macht und Autorität verkehrt einsetzen, um ihre eigenen Ängste, Verletzungen oder Unsicherheiten zu kompensieren.“

„Geistlicher Missbrauch liegt dann vor, wenn eine Leiterpersönlichkeit, die geistliche Autorität über einen anderen hat, diese Autorität benutzt, um Druck oder Zwang auszuüben, und damit dem ihm Untergebenen geistliche Wunden zufügt. Geistlicher Missbrauch (wird) selten mit der Absicht zu verletzen verübt ... Menschen, die ihr geistliches Amt missbrauchen, (sind) auf merkwürdige Weise naiv hinsichtlich der Folgen ihrer Ausbeutung. Selten wollen sie ihre Opfer wirklich verletzen. Sie sind für gewöhnlich derart narzisstisch oder darauf fixiert, etwas Großes für Gott tun zu wollen, dass sie es nicht einmal merken, wie weh sie ihren Opfern tun. Deshalb: Auch wenn ich betonen möchte, dass ein solches Verhalten unmoralisch und böse ist, vermeide ich dennoch den Aspekt des ‚ absichtlichen Verletzens’ in meiner Definition. (Ken Blue 1997, Geistlichen Mißbrauch heilen. Brunnen-Verlag Basel, S. 8+9)

Geistlicher Missbrauch ist der Einsatz geistlicher Autorität zum Ausbau der eigenen Machtposition. Häufig werden dafür zwei Mittel angewendet:

1. Forderungen ohne Liebe (moralischer Perfektionismus), und

2. die Inanspruchnahme göttlicher Legitimation für eigene, menschliche Absichten, z.B. dass der Schutz des (NAK-)Systems  den eigenen Interessen vorgeschaltet ist. Hier einige Punkte, die auf GM hinweisen:

Es ist Geistlicher Missbrauch und damit eine tiefe, psychische Verletzung der menschlichen Seele unter Ausnutzung des Vertrauensverhältnisses und der oftmals vorhandenen  Widerstandsunfähigkeit, wenn

·         der Einsatz geistlicher Autorität zum Ausbau der eigenen Machtposition verwendet wird

·         Forderungen ohne Liebe (moralischer Perfektionismus) gestellt werden

·         die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit für menschliche Absichten in Anspruch genommen wird

·         die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit jede Kritik an der Lehre oder Person ausschließt

·         die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit oder die "Besonderheit" der Kirche/Gemeinde selbst zum Gegenstand der Predigt und des Glaubens werden

·         im Namen der behaupteten göttlichen Legitimation der Leiterpersönlichkeit Drohungen und Einschüchterungen ausgesprochen oder unterschwellig vermittelt werden

·         wenn eine Leiterpersönlichkeit ihre Autorität gegenüber Hilfesuchenden und deren Loyalität benutzt, um Druck, Zwang, Dominanz oder Kontrolle auszuüben

·         über erzeugte Schuldgefühle der Besuch von Veranstaltungen oder finanzielle Unterstützungen zwanghaft eingefordert werden

·         wenn das Recht auf Selbstbestimmtheit und der persönliche Lebensraum aus religiösen Gründen eingeengt wird

·         eine Bevormundung in Lebensfragen oder Entscheidungen als Eingriff in die persönliche Lebensgestaltung ausgeübt wird

·         eine Grenzverletzung mit geistlich getarnter Manipulation und gedanklicher Beeinflussung begangen wird

·         die Fürsorgepflicht vernachlässigt wird, weil kein positives Modell gesunder Spiritualität vorgelebt und gelehrt wird

·         versucht wird, den geistlichen Weg eines anderen zu kontrollieren

·         missbräuchliche Eltern oder geistliche Leiter die Hilfsbedürftigkeit und Hingabebereitschaft ihrer Kinder oder Nachfolger ausnutzen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse nach Kontrolle und Selbstwert

·         die geistliche Entwicklung der Kinder oder Nachfolger nicht dahingehend gefördert wird, wie man seinem inneren Selbst Vertrauen schenken kann

·         auch nur der Versuch gemacht wird, Menschen in eine Entwicklungsphase des Glaubens zu drängen, für die sie weder bereit noch in der Lage sind (Zitat Ende)

Das Prinzip der Vertuschung sexuellen Missbrauchs ist hinlänglich für alle Kirchen und sonstige religiöse Vereinigungen bekannt. Dass aber das religiöse Oberhaupt der NAK geradezu die Grundlage zu solchem Vorgehen liefert, ist unerhört, hat aber in der NAK eine sehr lange Tradition.  

Irgendwann hat das  „System  begonnen, ein unbemerktes Eigenleben zu führen und sich auf Kosten anderer, um den Preis eines erheblichen Ich- und Freiheitsverlustes, in einem vielschichtigen psychodynamischen Prozess erfolgreich der jeweils nächsten ´Wirts`-Generation als heimliches „Institutions-Selbst“ einzupflanzen. Da dieser Vorgang unbewusst verlief, entzieht sich intern bis heute die Existenz dieses ´Eigenlebens` des „Systems“ der Erkenntnis und somit Betrachtung. Unbemerkt bestimmt es aber als ´Graue Eminenz` mit seinen eigenen intrapsychischen Eigenschaften wesentlich Lehre und Leben in der NAK und wirkt, um sich ´Selbst` zu schützen, in strikter und rigider Weise oft dysfunktional und be- oder verhindert jede echte Reform trotz (scheinbar) bemühter Ansätze. Bestimmte irrationale Prozesse, auftretende Widersprüchlichkeiten und/oder fragmentarische Entscheidungen der jüngsten Vergangenheit sind dafür ein deutlicher Ausdruck und werden von daher erklärbar."

So analysierte ich bereits im Juni 2006 im Artikel „Zur Psychodynamik religiös fundamentalistischer Bewegungen“; Kapitel I.3. „System“ und Erziehung

Die aktuellen Aufweichungen oder behaupteten Öffnungen der NAK u.a. durch Stap Schneider und seine Sicht auf die „Schöne Neue NAK-Welt“ (siehe hier) sind marginal und betreffen mehr das offizielle „wording“, ändern aber absolut nichts an den nach wie vor dysfunktionalen und konstitutiv im Hintergrund befindlichen Gefühls-, Verhaltens- und Denkmustern innerhalb der NAK. So beschrieb ich 2006 weiter:

Hier kommt es zu einem starken Zusammenwirken von Eltern, Erziehung und System. Das „System“ beansprucht in der Erziehung eine bevorzugte Mittelstellung zwischen Kind und Eltern und vermittelt den Charakter einer großen Familie, das natürliche ´In-Beziehung-Sein` zu den biologischen Eltern wird eingeschränkt und die geistlichen Führer prägen das ´Ich-Ideal` (nach C.R.Rodgers) so stark, dass die elterlichen und/oder eigenen Normen z.T. aufgehoben und durch die systemischen Vorgaben ersetzt werden.

Wenn das Eltern-Kind-Verhältnis in einer Loyalitätsbindung (durch erzeugte Schuldgefühle) an bestimmte Aufträge geknüpft ist, spricht man von Delegationen. Delegationen können z.B. aus Konfliktvermeidung resultierende unerfüllte Elternwünsche sein (Nachholfunktion). Diese bestehende unbewusste und „unsichtbare Leine“ kann bei Unvereinbarkeit mit den eigenen Bedürfnissen stark selbstdestruktive Konsequenzen entwickeln. 

Solche Menschen fühlen sich dann schlecht, schuldhaft beladen, wertlos und depressiv. Sie können diese Gefühle aber nicht in Verbindung bringen mit ihren inneren unbewußten Bindungen und Loyalitäten.“  Zitat: Wolfgang Hantel-Quitmann: Auf der Suche nach einer neuen Familie

Methoden dieser Art sind als eine besondere Art des sozialen Lernens anzusehen. Das Aufwachsen in so beeinflussten Gruppen und die damit verbundene Internalisierung ist demzufolge eine von Kindheit an begrenzte Möglichkeit der Sozialisation, weil sie immer orientiert und beengt ist vom Muster des in der Gruppe bestehenden Geflechtes aus Glauben, Wert- und Moralvorstellungen, Verehrungen einer Idee oder Person(en) mit dem Ziel, systematisch den Zustand einer dauerhaft psychischen  Abhängigkeit zu erzeugen. Der von den Mitgliedern oft argumentierte scheinbare Wert der in der Gruppe zu erfahrenden Geborgenheit und stabilisierenden Orientierungsmöglichkeit gegenüber den möglichen Gefahren altersgemäßer peer-groups einschließlich drohender Säkularisierung steht den manipulativen Beeinflussungen mit ihren psychischen Schädigungen keinesfalls angemessen zur Güterabwägung gegenüber, weil die Beeinträchtigungen in der seelischen Entwicklung  sich zu einer annähernd unkorrigierbaren Grundeinstellung dem Leben insgesamt gegenüber verfestigen.

… Das „Werk“, die Bewegung und ihre Ideen samt Denk-, Gefühls- und Handlungsmustern musste von den Kindern internalisiert werden, damit sich überhaupt ein vor der Gemeinschaft und den Eltern gültiges und anerkanntes „ICH“ bilden konnte. Alle entstehenden eigenen intrapsychischen Bedürfnisse mussten, damit man sie sich selbst erlauben und leben konnte, an dem extrapsychisch gegebenen System „NAK“ ausgerichtet und von daher begrenzt werden.

So ist das ganze „System NAK“ bis heute ein sichtbarer Ausdruck der innerpsychischen Strukturen, also der Gesamtheit von Persönlichkeitsmerkmalen (Ich-Anteilen), die im Verlauf der  Entwicklung zu „festgefügten“ psychischen Dispositionen geworden sind und insgesamt das „Selbst“ ausmachen…. Die Mitglieder stabilisieren das System in gleichem Maß, wie das System die Mitglieder stabilisiert – Erneuerungen und Abweichungen werden (lebens-) bedrohend empfunden.

Das System NAK assimiliert also bis auf den heutigen Tag seine Mitglieder und Amtsträger nach Schneiders Worten als „Sklaven Christi“, in Wahrheit hingegen sind sie Sklaven der NAK in einem völlig fehlinterpretierten, wohl aber systemdienlichen Scheinchristentum! Jeder Systemagent ist aber nach Rupert Lay Faschist, da ihm zwangsläufig der Systemerhalt vor dem Wohl des Menschen kommt und kommen muss, weil der einzelne, unbedeutende Mensch sich vollständig den Interessen des Sytems unterzuordnen hat!


Stap Schneider Berlin 2018: „Der Haushalter, das Erste was da auffällt ist, der Haushalter ist, das hat Jesus selbst gesagt mehrmals, ist ein Knecht, ein Sklave wie alle anderen. Der Haushalter ist ein Knecht, bzw. ein Sklave, wie alle anderen Knechte, wie alle anderen Sklaven im Haus. Das ändert an seinem Status nichts, er ist und bleibt ein Knecht, ein Haushalter. Das heißt, er ist völlig von seinem Herrn und Meister abhängig. Er hat null Autonomie, er kann nur das machen und ausführen, was der Meister entschieden hat und ihm befohlen hat. Und das ist insofern ein schönes Bild für unsere Tätigkeit in unserem Amt, in unserem Dienst. Auch wenn wir Verantwortungsträger sind, auch wenn wir ein besonderes Amt haben, wir sind Knechte, wir sind Sklaven Christi, wie jedes Glied unserer Kirche. Wir sind völlig vom Herrn abhängig, wir haben keine Autonomie und wollen auch keine haben. Wir wollen lediglich nur das machen und das ausführen, was der Herr Jesus, der Meister, entschieden hat. Was er uns sagt, das machen wir. Wir sind und bleiben Diener, Knechte, Sklaven Jesu Christi.“

Stap Schneider 15.02.2014 Innsbruck, Stärkungsstunde für Amtsträger: Warum hat uns Gott gerufen? Wir müssen ihm dienen, wir sind als Amtsträger auch Helfer der Apostel. Wir sind nicht in einer evangelischen Kirche- das ist keine Kritik, sondern Tatsache-, wo der Priester zur Gemeinde gehört und ziemlich eigenständig ist. Er kann machen, was er will, weil sein Amt, sein Dienst, absolut ist. Das ist in der Neuapostolischen Kirche nicht so. Die Amtsgaben existieren nur in der Gemeinschaft mit dem Apostelamt. Das Amt ist eigentlich das Apostelamt und der Apostel überträgt nur eine gewisse Amtskraft, eine bestimmte Amtsaufgabe, seinen Mitarbeitern. Aber ohne die enge Beziehung zum Apostolat, gibt es das Amt gar nicht. Ein Bruder, der nicht in der Gemeinschaft mit dem Apostelamt wäre, könnte gar keinen richtigen Dienst verrichten in seiner Gemeinde. Das geht nicht. Von Grund auf kann der liebe Gott nur das Amt und die Amtstätigkeit segnen, wenn der Bruder in enger Gemeinschaft mit dem Apostelamt steht. Sonst geht das nicht.

Und was passiert, wenn ein Amtsträger nicht will, was er nach Meinung der Apostel tun soll? BezAp Nadolny, der lieber Mittagessen geht, als sich nach dem GD von den Geschwistern zu verabschieden (siehe hier), meint dazu:

„Ein Amtsträger ist wie der Stift in der Hand eines  Schreibers. Wenn man einen Kugelschreiber nimmt und er will und will nicht? Was macht man damit? In die Mülltonne, weg damit. So macht es Gott, wenn ich nicht mehr in seiner Hand tauge. (BezAp Nadolnys Kugelschreiberzitat in Mariendorf 2014 hier im Zusammenhang zu hören aus der Ordinationsansprache )

Es zeigt sich heute in der NAK wie damals im Tausendjährigen Reich der Nazis deutlich, „ dass die Täter, ob wortreich oder durch Auslassungen, schamlos logen, um ihre körperliche und mentale Beteiligung ...  zu vertuschen. Darum ist es aus methodischen Erwägungen notwendig, alle apologetischen Aussagen zu ignorieren ... Wer die Selbstrechtfertigung der Täter akzeptiert ... wird leicht auf Irrwege geraten und nur schwer zurück zur Wahrheit finden.“ (D.J. Goldhagen „Hitlers willige Vollstrecker“ (Siedler Verlag),Seite 547)

Wer sich also auf einen eigenen Weg hin zu sich selbst und zur eigenen Wahrhaftigkeit machen möchte, löse sich von diesen willigen Vollstreckern der neuapostolischen Apostelhörigkeit und trete mit dem, was ihm vielleicht noch zu erreichen bleibt und vielleicht mit den folgenden Gedanken von Hermann Hesse selbst ins wirkliche Leben!

Wer unahängige Hilfe bei erlebtem sexuellen Misbrauch sucht, kann sich an den Fonds Sexueller Missbrauch wenden: https://www.fonds-missbrauch.de/antragstellung/

 

 

Ps. 20.6.2019 Herr Kastl von naktalk (https://www.naktalk.de/) weist noch darauf hin, dass „Verheimlichung“ in der NAK zum System gehört und zählt folgende Aspekte auf, zu denen auf seiner Homepage ja einige Artikel zu finden sind. Passend zum Thema ist auch sein neuester Artikel zu BezAp Nadolny: Hirtenliebe sieht anders aus: Mittagessen wichtiger als Glaubensgeschwister und die konkreten Anmerkungen zum Fall K., unbedingt lesen!: NAK Aachen: Kindesmissbrauch endlich bestraft

Zitat Kastl zum Thema Verheimlichung in der NAK:
 
- Keine Aufarbeitung der dunklen Kirchengeschichte, trotz Zusagen. (Hinhaltetechnik)
- Forschungsbericht verheimlicht
- Gehälter der AT´s verheimlicht
- Abrechnung IKT 2014 verheimlicht
- Keine Transparenz bei Stiftung NAK Süddeutschland
- Finanzberichte der NAKI verheimlicht
- Genauere Finanzzahlen NAK Süd verheimlicht
- Finanzzahlen NAK Berlin-Brandenburg verheimlicht
- NAK Süd verbraucht jährlich 1,5 Millionen Euro für Reisen die nicht offengelegt werden
- Der NAK zustehende Fördergelder (z. B. für Jugendtage) werden nicht beantragt, dadurch Veruntreuung von Opfergeldern
- Keine transparenten Jahresberichte von HumanAktiv in Süddeutschland
 
Und noch ein sehr interessantes Thema ist die Gemeinnützigkeit laut Verfassungen:
"Es werden ausschließlich kirchliche und gemeinnützige Zwecke verfolgt.“ Die NAK investiert schon seit Jahrzehnten massiv in kirchenfremde Immobilien. Ehrich z. B. möchte so viel Kapital sammeln um in Zukunft nur noch von den Erträgen leben zu können. Was ist daran gemeinnützig? Die paar tausend Euro Spenden über HumanAktiv sind keine Relation zu den 20 Millionen Überschuss pro Jahr.
 
Dann natürlich die ungesetzliche EFZ-Aktion von Ehrich und der damit erzeugte psychologische Druck auf die AT´s und Funktionsträger. Verletzung der DSGVO.
 

21.6.2019 Ein Leserbrief zum Artikel (der Verfasser ist mir bekannt)

Gottes Hohe Schule?

Vorgestern war ich sehr niedergeschlagen aufgrund mehrerer Privatnachrichten,  bei denen ich einigermaßen fassungslos hören musste, dass von einer ehemaligen (!) NAKlerin, also eigentlich keine glühende NAK-Verteidigerin, der Vorwurf kam,  man müsse da doch objektiv sein! Und die Aussagen von Schuldt und der Mutter seien eben Aussagen gegen Aussage ...

Ich hatte da u.a. mit dem Hinweis auf die NAK-Indoktrination geantwortet. Uns ist doch wirklich eingehämmert worden über Jahre hinweg, dass Abraham, der seinen eigenen Sohn töten wollte aus Gehorsam, unser größtes Vorbeild sein sollte - und nein, es wurde kein Unterschied gemacht zwischen göttlichem Gebot und Gottesboten-Gebot!

Durch den Artikel von Detlef ist doch aber eindeutig belegt, dass das keine "alte Kamelle" ist, sondern auch aktuell in Schneiders Predigt genauso eingefordert wird!

Dazu passt auch folgende, weit verbreitete und aktuell in einem Forum gepostete Sache.
Der Text ist so wichtig, dass ich ihn hier als Beispiel zitieren möchte:

(Zitat Anfang) "Hör auf damit ...!"

Vor einiger Zeit erzählte ein Apostel von einem Gespräch, welches er mit seinem leiblichen Vater hatte.

Die Eltern sahen ihren Sohn, den Apostel, aufgrund seiner Reisen und seiner kirchlichen Arbeit, sehr selten. Lange war er nicht mehr bei seinen Eltern zuhause.

Die Eltern waren sehr weise und haben eine Bitte an ihren Sohn geäußert: "Wir wünschen uns einen Seelsorgebesuch von unserem Apostel!"

Das ging ihrem Sohn zu Herzen und er hat seine Eltern dann auch ganz offiziell in seinem Amt als Apostel besucht.

Der Vater des Apostels leidet seit 17 Jahren an einer chronischen Krankheit. Darauf kommen sie schnell zu sprechen. Der Apostel fragt seinen Vater: "Du Papa, was betest du eigentlich?"

Der Vater des Apostels antwortet: "Ja, ich sage dem lieben Gott, er möge mir die Krankheit wegnehmen!"

Der Apostel antwortet seinem Vater: "Papa, hör auf damit!"
"Fange ab heute an dem lieben Gott für das zu danken, was du seither durch die Krankheit lernen durftest!"

Der Vater schaut seinen Sohn, den Apostel, an und weint. Das ist eine Ansage, die muss man zuerst verdauen!
Bevor ihr Sohn, ihr Apostel, sich von seinen Eltern verabschiedet, sagt der Vater zum Sohn: "Ich danke dir, heute habe ich eine ganz wichtige Lektion gelernt!"
(Zitat Ende)

Wer in der NAK sozialisiert wurde, erkennt sofort, welche Botschaft hier transportiert werden soll:   Ein Gotteskind hat die von Gott auferlegten Prüfungen anzunehmen und dafür dankbar zu sein – und dazu gehört eben nicht nur die in diesem Fall exemplarisch angeführte Krankheit, sondern auch jedweder andere Schicksalsschlag oder Lebenssituation! Schließlich wurde auch der sexuelle Missbrauch von Gott zugelassen oder der gewalttätige Partner usw.

Derartige Botschaften zu verbreiten ist selbst bereits geistlicher Missbrauch, es wird unterschwelliger oder direkter Druck ausgeübt – wer den Normen dieser Botschaft nicht entspricht, muss sich schuldig und „falsch“ fühlen mit den entsprechenden Folgen. Vor allem aber zwingt eine solche Lehre die Opfer zum Verharren in der Passivität, zum Aushalten von Zuständen, die man gar nicht aushalten müsste, wenn man sich wehren würde oder sich von einem gewalttätigen Partner trennen – aber zahlreiche Berichte belegen, dass genau davon immer wieder durch NAK-Seelsorger abgeraten wurde. Das geflügelte Wort dafür lautet: „Wir wollen doch dem lieben Gott nicht aus der Schule laufen!“

Wieviel Opfer verharrten genau aus diesem Grund, oft auch auf ganz direkten persönlichen Rat hin in schwerst belastenden Lebenssituationen!  Begleitet durch zahlreiche NAK-Liedverse wie „Niemals will ich klagen“, „Stille, oh sei stille“, „Dunkle Stunden seid gesegnet!“ … …

Wer es nicht schafft, seine Gefühle „auf NAK-Kurs“ zu bringen, leidet doppelt, denn er ist nicht gut genug, fügt sich nicht, ist unwürdig – einfach schlecht und damit auch noch selbst schuldig, obwohl er oder sie in Wahrheit das wirkliche Opfer ist!

 

 

18.12.2017 Stap Schneider und der Geistliche Missbrauch - Anmerkungen zur Bilanz von LINDD (DS)

In einem Artikel  vom 10. Dezember 2017 mit der Überschrift „Eine Bilanz nach 10 Jahren Vereinsarbeit… nicht in Zahlen, sondern in Aktivitäten/Begleitungen/Geschehnissen“ berichtet der Verein LINDD, der sich ehrenamtlich um Hilfe für neuapostolische Christen und andere Betroffene von sexueller, seelischer und körperlicher Gewalt kümmert, von seinen Erfahrungen mit der Kirchenleitung der NAK, speziell in Person des designierten und aktuellen Stammapostels. Als Zielsetzung wird in dem sehr lesenswerten Bericht gegen Ende u.a. aus dem Jahr 2012 zum neuen Schwerpunktthema „Geistlicher Missbrauch (GM)“ folgendes Ziel benannt (siehe unter Berichte!NEU!):

Die vom Vorstand initiierte Gesprächsrunde hatte folgende Zielsetzung,

  • einen Beitrag für eine seelische Entlastung der Betroffenen zu leisten,
  • nochmals an die vom Vorstand mehrfach ausgedrückten Empfehlungen an die KL zu erinnern, für eine aufrichtige Entschuldigung und eine „Tätige Reue“ zu sorgen und
  • parallel dazu für eine exzellente seelsorgerische Begleitung einzutreten.

Das Fazit nach dem Treffen: Es gab keine eindeutigen Belege für ein Näherkommen dieser Zielsetzung; sie sollte aber weiterhin zielstrebig verfolgt werden.

Alle Bemühungen in diese Richtung bezüglich der Aufarbeitung eines GM blieben jedoch auch in den Folgejahren unter Stap Schneider nahezu völlig erfolglos. LINDD beschreibt die „ Reaktionen der Kirchenleitung deutschlandweit, einschließlich des Geistlichen Führers der NAK, Herrn Jan Luc Schneider, zum Thema „Geistliche Gewalt“. Fast in jeder Begleitung, in der die Betroffenen eine Klärung mit der KL wünschten, gab es aus Sicht der Betroffenen unverständliche Ablehnungsgründe, uns in der Begleitung zuzulassen. Dabei griff die KL, nur um uns auszuschließen, zu Argumenten, die zum Teil neues Leid bei den Betroffenen produzierten. Hierbei ist noch anzumerken, dass die von uns Begleiteten fast immer Kontakt zur KL (einschließlich des damaligen StAP Leber) gehabt hatten, aber mit dem erreichten Resultat nicht gut leben konnten, weil eine nachhaltige Klärung nicht gewünscht war.“

So lautet das Fazit aus heutiger Sicht:

Es ist festzustellen, dass die Bemühungen, dieser Zielsetzung näher zu kommen, gescheitert sind. Obwohl StAP Schneider in unterschiedlichen Kontinenten mehrfach darauf hingewiesen hat, dass die Kirche gravierende Fehler begangen hätte, die aufgearbeitet werden müssten und dass früher den Glaubensgeschwistern gedroht worden wäre, bei ihrem derzeitigen Lebenswandel nicht „am Tag des Herrn“ dabei sein zu können, hat sich aus Vereinssicht nichts Entscheidendes getan. Unverständlicherweise gab es aber auch Äußerungen von ihm, wie z. B. die Aussage, dass die älteren Glaubensgeschwister die Jungen nicht mit ihren Altlasten „belästigen“ sollten. Vom Vorstand darauf angesprochen, gab er keine direkte Antwort. Es sei ihm bewusst, dass es Glaubensgeschwister gäbe, die unter der alten praktizierten Lehre leiden würden und dass man für diese beten würde. Darüber hinaus würden sich die jeweiligen Apostel um diese kümmern.

Der geneigte Leser der Berichte auf der Homepage wird erkennen, dass die vom Verein begleiteten Betroffenen hierzu keine guten Erfahrungen mit der Kirchenleitung gemacht haben.

Zwei Situationen in der Begleitung stehen für viele andere Erfahrungen:

1. Ein Gebietskirchenleiter erlaubte nicht ein Gespräch mit einem neuapostolischen Christen in unserer Begleitung. Nach Intervention durch StAP Schneider kam dann doch ein Gespräch mit einem AP zustande, das äußerst wertschätzend und zielführend verlief. Bemerkenswert war das Eingeständnis dieses AP, dem Vorstand bei Kontaktaufnahme mit Arroganz begegnet zu sein.

2. Ein anderer Gebietskirchenleiter verwehrte dem Vorstand die Teilnahme an einem Gespräch mit der Begründung, dass dieser solche Treffen stets medial begleiten würden. Die Leser können auf der Homepage nachlesen, in welchen Geschehnissen das erfolgt ist.“

LINDD kommt am Ende der Ausführungen zu folgendem Schluss:

Es war für den Vorstand ein Lernprozess zu begreifen, dass die jeweilige KL überwiegend mehr Zeit dafür aufgewendet und Argumente gesucht hat, um LINDD-Mitarbeiter auszugrenzen, als sich um die Sorgen und Nöte der Betroffenen zu kümmern. So hatte es ein Betroffener in einem Schreiben an die KL formuliert. Das Verhalten der KL hat nicht selten zu einem erheblichen Mehraufwand in der Begleitung geführt und auch gelegentlich dazu, dass sie sich von der Kirche abgewendet haben bzw. abwenden wollten.

Manche fragen auch, wieso es eigentlich kommt, dass LINDD in der Arbeit auf die ablehnende Haltung der KL stößt. Diese Frage ist doch aufgrund vielfältiger Erfahrung sehr leicht zu beantworten: Es verlangt menschliche Größe, nachweisbares Fehlverhalten zuzugeben und gemeinsam nach Lösungen zu suchen…“

Gerade Stap Schneider ignoriert jegliche Versuche der Kontaktaufnahme seitens LINDD und verweigert damit den betroffenen Opfern eine entsprechende Hilfestellung, die er als Kirchenpräsident aber unbedingt mit auf den Weg bringen müsste, wenn er seine Aufgabe verantwortungsvoll wahrnehmen würde. Fehlt ihm also nur die von LINDD angesprochene „Größe“ als Voraussetzung oder steht mehr dahinter?  Am  26.02.2017 predigte der Stap sehr betroffen und scheinbar empathisch in Durban/ Südafrika vom Leid der Menschen:

Wenn wir in die Welt schauen, wenn wir um uns herum schauen, dann  können wir so viele, viele Menschen sehen, die zerbrochenen Herzens  sind. Die wegen Krankheit, Ungerechtigkeit und Gewalt leiden müssen. Es trifft mich, wenn ich in unsere Gemeinden schaue und sehe, wieviel schlimme Dinge immer wieder  passieren.  Kinder müssen sterben. Die ganzen Unfälle, Krankheiten und Leiden die passieren. Es bricht mir das Herz, wenn ich von den vielen Versuchungen und Erlebnissen höre, die Gotteskinder durchleben müssen. Manchmal sehr Schlimmes. Es ist manchmal sogar schwer nur zuzuhören, weil es ins Herz geht, denn die Geschwister sind direkt betroffen.“

Schneider führt im Folgenden als Ursache von Verletzungen die Sünde an. Jedoch spricht er hier nicht von den Wunden der Opfer, sondern davon, dass der Täter durch seine Tat sich selber eine Wunde zufügt. Der Täter wird dabei als Opfer seiner eigenen Tat dargestellt, dass eigentliche Opfer wird ausgeklammert:

Häufig benutzen wir das Bild eines Pfeils. Die Sünde tut weh und verletzt uns. Das Problem mit diesen Wunden: Die Verletzungen sind fatal. Die  Bibel spricht vom zweiten Tod durch die Sünde. Man kann keine Gemeinschaft mit Gott haben, man ist nicht bei ihm. Die Verletzung durch die Sünde verursacht den Tod. Es ist Gift. Und wenn man nicht behandelt wird, erleidet man den geistlichen Tod. Man hat keine Möglichkeit in die Gemeinschaft mit Gott zu treten. Und nun kommt Gott und behandelt diese Wunde, er heilt die Verletzung durch seine Gnade und Vergebung. Er sagt: „Hab keine Furcht. Wenn du bußfertig bist, an Jesus Christus  und an den Sendungsauftrag der Apostel glaubst, dann vergebe ich dir. Du musst nicht länger vom zweiten Tod leiden. Es ist, als wäre nie etwas passiert. Du bist  errettet.“ Nur Gott kann das machen. Mir gefällt dieses Bild. Wir kennen es, wenn wir eine Wunde haben und sie behandelt wird, um eine Infektion zu vermeiden. Es heilt  und es ist nicht mehr ernst. Aber häufig bleibt eine Narbe zurück. Man kann es sehen.“

Wenn wir eine Wunde haben“ meint also im Klartext, dass ich dem Anderen ein Leid zugefügt habe und dass Gott mir diese Sünde vergibt. Dieses Bild gefällt Schneider, wie er selbst sagt und führt weiter aus:

„Der Sünder kann durch Gott Vergebung erhalten und dann ist seine  Erlösung nicht mehr in Gefahr. Gott hat vergeben, allerdings könnte es sein, dass der  Sünder sich noch mit den Konsequenzen seiner Tat auseinandersetzen muss. Zum Beispiel wenn jemand etwas gestohlen hat. Gott kann ihm vergeben, wenn er Reue zeigt und an ihn glaubt. Allerdings muss er trotzdem ins Gefängnis. Wenn jemand zu viel Alkohol getrunken hat und er bußfertig ist, dann kann Gott ihm vergeben, allerdings ist trotzdem seine Leber krank und er muss vielleicht sterben. Ich möchte jetzt nicht zu viele Beispiele nennen. Ihr versteht dieses Bild der Narbe. Man muss mit den Konsequenzen leben – in der Familie, im irdischen Leben. Wenn man etwas getan hat, Gott kann vergeben und man ist aus geistlicher Sicht errettet, allerdings bleibt eine Narbe.“

Man beachte: Wieder hebt Schneider nur auf die in den Mittelpunkt gehobene Narbe des Täters ab, ignoriert aber die ganz  reale und viel größere Wunde, die die Tat beim Opfer hinterlässt! Der Hinweis hingegen auf die Konsequenzen beim Täter ist an Banalität kaum zu übertreffen. Nun aber wendet sich Schneider doch noch den wirklichen Opfern zu:

Nun könnte es vielleicht sein, dass wir immer wieder auf einen Sünder zugehen und ihm sagen, dass er etwas falsch gemacht hat. Immer wieder in die Wunde drücken. Das verletzt ihn und das tut ihm weh. Seine Erlösung ist schon gar nicht mehr in Gefahr, weil Gott ihm bereits vergeben hat, aber wir verursachen ihm Schmerzen, weil wir immer wieder die alte Geschichte hoch holen. Etwas was Gott  schon vor langer Zeit vergeben hat. Der Sünder leidet, aber nicht wegen Gott, sondern wegen uns. Wir können nicht entscheiden, ob Gott schon vergeben hat oder nicht. Das ist definitiv nicht unsere Angelegenheit. Es ist eine Sache zwischen Gott und dem Sünder.
Niemand, wirklich niemand, auch nicht der Stammapostel kann wissen, ob die Sünde bereits vergeben ist oder nicht. Das wissen wir nicht. Jesus bittet uns, dass wir unserem Nächsten vergeben. „Wenn ich ihm vergeben habe, dann vergib du ihm bitte auch.“

Schneidert fordert also vom eigentlichen Opfer, dem Täter und Verursacher des erlebten Leides keine Schmerzen zu bereiten, indem man die „alte Geschichte“ ruhen lassen soll. Das Opfer wird zur Bagatelle! Und schlimmer noch, das Opfer steht sogar Gott im Weg, der doch schon längst dem Täter verziehen hat. Das IST Geistlicher Missbrauch und eine völlige Verdrehung im Sinne einer Umdeutung der erlebten Realität. Im Weiteren macht Schneider sogar das Opfer zum Sünder, wenn es sich nämlich nicht an Schneiders (göttliche) Anweisungen hält:

Es ist nicht unsere Aufgabe auf die Narbe der Sünde zu zeigen, oder darauf zu drücken, dass der Sünder leidet. Sonst werden wir  zu Sündern und nicht mehr der andere. Dann werden wir zu Sündern aus Mangel an Nächstenliebe.“

Und es wird noch Schlimmer. Die Predigt stand unter dem Wort aus Psalm 147,1-4
„Lobet den Herrn! Denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding, ihn loben ist lieblich und schön. Der Herr baut Jerusalem auf und bringt zusammen die Verstreuten Israels. Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.

Daran knüpft Schneider nun gegen Ende an und kehrt die im Wort benannte göttliche Tröstung derer, die auf Grund erfahrenen Leides zerbrochenen Herzens sind völlig um und ignoriert damit ihr persönliches Leid. Das Opfer wird ein zweites Mal zum Opfer der Schneiderschen Reden und Forderungen:

Lobe den Herrn, er kann die Wunden der Sünder heilen. Liebe Brüder und Schwestern, er braucht uns. Er braucht uns, um die zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind. Er braucht uns, um ihnen die Liebe Jesu zu zeigen. Er braucht uns, um sie zu trösten. Er braucht uns, um ihnen die großartige Botschaft des Evangeliums zu verkündigen. Er braucht uns, um sie zu unterstützen, die Liebe Jesu zu erleben. Er möchte heilen und die Verletzungen der Sünder behandeln. Das ist seine Arbeit. Aber er braucht uns, damit der Sünder die Gnade fühlen und erleben kann. Er braucht uns, dass der Nächste die Liebe Jesu spüren kann. Lobe
den Herrn. Er macht den größten Teil der Arbeit.

Fassungslos steht man vor solcher Vergewaltigung eines Psalmwortes, das eigentlich trösten soll, nun aber in schlimmster Weise dem leidtragenden Opfer die Vergebungsrolle Gottes zuschiebt. Nicht von der Tröstung des Nächsten ist hier die Rede, der zu unterstützen wäre in seinem Leid durch eigene Anteilnahme, sondern der Geschlagene, Vergewaltigte und in welcher Weise auch immer Missbrauchte wird verantwortlich gemacht für den Seelenzustand seines Peinigers! Und das nennt Schneider zu allem Überfluss auch noch die Botschaft des Evangeliums!

Solche bedingungslosen, völlig simplifizierenden Forderungen sind selbst aus der christlichen Vergebungssicht völliger Unfug:

Mt 5,23 Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.

Mt 18, 15 Sündigt aber dein Bruder an dir, so gehe hin und strafe ihn zwischen dir und ihm allein. Hört er dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er dich nicht, so nimm noch einen oder zwei zu dir, auf daß alle Sache bestehe auf zweier oder dreier Zeugen Mund.…

Letztere Aussage verwenden übrigens die Zeugen Jehovas als Begründung, um Täter vom sexuellen Missbrauch freizusprechen, bei dem es natürlich keine Zeugen gibt. In solchen Fällen muss Gott eben selber die Sache regeln! Und Stammapostel Schneiders Ausführungen sind nicht weniger grauenvoll. Er predigt kindisch und ohne eigene Liebe, ist aber immer den Tränen nahe, wenn er von der umfassenden Liebe Gottes predigt. Das hat deutlich pathologische Bezüge. So einem „Prediger“ darf man nicht folgen, weil seine Reden psychisch krank machen und zur völligen Verzweiflung bis hin zur Depression und zum Suizid führen können.

Schon im Eingangsgebet hatte der Stammapostel scheinbar mitfühlend formuliert:

„Du weißt, dass so viele Brüder und Schwestern so schwere Lasten zu tragen haben. Sie leiden. Sie leiden wegen Krankheiten. Sie leiden, weil ihre Kinder, weil ihre Familien

leiden müssen. Sie leiden wegen Ungerechtigkeiten. Sie leiden, weil sie denken sie sind von allen verlassen. Niemand versteht sie. Beweise es ihnen bitte, dass Du niemals deine Kinder vergessen wirst und dass du sie alle lieb hast.“

Schneiders anfängliche Einleitung wird unter den besprochenen Erläuterungen zur scheinheiligen Farce:

Es bricht mir das Herz, wenn ich von den vielen Versuchungen und Erlebnissen höre, die Gotteskinder durchleben müssen. Manchmal sehr Schlimmes. Es ist manchmal sogar schwer nur zuzuhören, weil es ins Herz geht, denn die Geschwister sind direkt betroffen.“

Erst holt Schneider mit diesem Satz leidbetroffene Zuhörer ab, um ihnen dann aber im weiteren Verlauf ihre psychischen und körperlichen Schädigungen mit allen Folgen gnadenlos um die Ohren zu hauen. Nach Schneiders Ausführungen werden die betroffenen Zuhörer wissen, dass sie allein gelassen sind und sie niemand versteht! Schneiders erwähnter Gott ist in diesen Reden ein toter Gott – ein Götze!

Wer wie Schneider offensichtlich keine Liebe hat ist nichts als ein dröhnend Erz oder eine lärmende Pauke! 1. Kor. 13 Wohl dem, der Ohren hat zu hören und diesen Geistlichen Missbrauch auch als solchen erkennen und seine Konsequenzen daraus ziehen kann!

20.12.17 Kommentar zu Schneiders Narbenpredigt in Durban (DS)

Bei einer jeden Predigt, die Stap Schneider hält, finden sich nter den Zuhörern auch solche, die Opfer eines Übergriffes geworden sind. Wie hören sich für solche betroffenen Menschen Schneiders Ausführungen an? Dazu ein kurzes, einleitendes Zitat aus der Predigt vom 26.02.2017 Stap in Durban mit zugegeben provokanten Einschüben von mir:

„Es ist nicht unsere Aufgabe auf die Narbe der Sünde zu zeigen, oder darauf zu drücken, dass der Sünder (= der Vergewaltiger oder Frauenschläger oder Kinderschänder) leidet. Sonst werden wir (= die Opfer der Vergewaltiger und Frauenschläger und Kinderschänder) zu Sündern und nicht mehr der andere. Dann werden wir zu Sündern aus Mangel an Nächstenliebe. … Er braucht uns (= die Opfer der Vergewaltiger und Frauenschläger und Kinderschänder) , um sie (= die Vergewaltiger oder Frauenschläger oder Kinderschänder) zu trösten. Er braucht uns, um ihnen die großartige Botschaft des Evangeliums zu verkündigen.

Das Opfer hat in dieser Lesart seinen Peiniger zu trösten, weil der unter seiner Tat leidet. Selbstverständlich sind die Einschübe eine Interpretation der Schneiderschen Forderungen, allerdings stehen sie in einem konkreten Zusammenhang z.B.  mit der Tatsache, dass der Stap jeglichen Kontakt mit dem Verein LINDD ablehnt und damit Missbrauchsopfer schlichtweg ignoriert. 2013 predigte Schneider als Stap-Helfer in Ostermundigen. In dieser Gemeinde gab es einen Erste-Hilfe-Notfallzettel für seelische Verletzungen, in dem stand u.a. völlig bedingungslos:

"Später nicht am Wundschorf kratzen! Den Vorfall nicht zur Sprache bringen, da sonst die Wunde wieder aufbricht und es zu Infektionen kommen kann, die sich ausbreiten und geistlich tödlich enden können."

"Die Heilung ist abgeschlossen, wenn der Patient wieder in voller Gemeinschaft und Harmonie mit seiner Umwelt lebt, insbesondere mit dem Verursacher der Wunde!" ( siehe ausführlich http://nak-aussteiger2010.beepworld.de/ ... fallzettel)

Nach vielfach und auch von mir öffentlicher Kritik wurde der Zettel aus dem Netz gelöscht und die ganze furchtbare Hp völlig umgeändert. In dieser Gemeinde predigte Schneider:

“Ich denke an Abraham. Er hat von Gott einen Befehl erhalten und er hat „Ja“ gesagt. Er hat sein Land verlassen, er hat Gott gehorcht, ein Beispiel des Gehorsams dem Herrn „Ja“ zu sagen und viel, viel später hat er den versprochenen Segen erhalten und er hat den Sohn bekommen, den Gott ihm verheißen hatte. Ist die Geschichte jetzt zu Ende? Aber die Geschichte geht noch weiter. Gott ist wieder zu ihm gekommen und hat gesagt: „Opfere mir diesen Sohn der Verheißung.“ Er hat ihm nicht noch einmal eine weitere Verheißung gegeben: Ich werde dich noch mehr segnen…, nur diesen Befehl: „Opfere mir deinen Sohn.“ Er musste Gott diesen verheißenen Segen zurückgeben! Und weil Abraham Vertrauen hatte zu Gott, hat er ein zweites Mal „Ja“ gesagt. Und das hat ihm noch einen größeren Segen Gottes eingebracht.”

Ich kenne auch viele Geschwister, die jahrelang treu geblieben sind, die „Ja“ gesagt haben und die diesem „Ja“ treu geblieben sind und im Lauf der Jahre wurden sie reich gesegnet. Und nun kommt Gott wieder und will ihnen scheinbar einen Teil dieses Segens wegnehmen und er versetzt sie in Prüfungen, in Krankheiten, in Schwierigkeiten und dann versteht man nichts mehr und sagt: Warum, Herr, warum denn das für mich, warum muss ich das erleben? Der Herr verlangt von dir jetzt das zweite „Ja“, das „Ja“ der Beharrlichkeit!


Und konkret zum Thema “Konflikte” äußerte Schneider sich wie folgt:

“Es gibt manchmal Konflikte in den Gemeinden, da kann man nicht sechs Monate warten, um sie zu lösen, man muss sie sofort lösen und dann bemüht man sich, man bringt Opfer. Das Wichtigste ist doch, dass der Konflikt bald gelöst ist, denn der Herr kommt bald!”

Auch hier wieder keinerlei Differenzierung. In einem Artikel vom Verlag Friedrich Bischoff (spirit im Gespräch mit dem Arzt Stefan Werner zum Thema "Macht, Missbrauch, Ohnmacht") ist klar zu lesen:

ZITAT: (Sexueller) Missbrauch findet überall statt, auch in der Neuapostolischen Kirche?

Dr. Werner: Ja, und zwar so häufig, dass man davon ausgehen kann, dass in jeder Gemeinde Betroffene sind.


Der hinzukommende Geistliche Missbrauch steht ohnehin völlig außerhalb der Denkweite der NAK-Apostel einschließlich Stap.

Neben den kleinen Gemeinheiten wie Mobbing etc in der Gemeinde sind eben aber auch Missbrauchsopfer definitiv unter den Zuhörern, die erfahrungsgemäß je weiter oben die Amtsperson sich befindet ums so mehr ignoriert werden bzw. zum Verstummen aufgefordert werden, um den Gemeindefrieden mit dem lieben Onkel Karl, dem Kinderpriester, nicht zu gefährden. Und dann greifen solche Forderungen:

Schneider in 03.02.2013 in Saarbrücken :

„Der Herr Jesus erwartet von einem Jünger, dass er nie kommt mit einer Ausrede und dem Herrn klarmachen will, ja aber weißt du, jetzt in dieser Situation, in diesem Fall kann ich das nicht machen, das geht jetzt nicht. Da brauch ich jetzt eine Entschuldigung, aber es geht nicht. Ein Jünger ist immer gehorsam, der bleibt am Wort Gottes, was auch kommen mag. Das ist für ihn selbstverständlich ...

Es gibt für ihn keinen Kompromiss. Gehorsam, Glaubensgehorsam ist dem Herrn Gehorsam. Das ist der wahrhaftige Jünger. Wenn ihr an meinem Wort bleibt, kein Kompromiss, wir bleiben dabei auch wenn es schwer ist, auch wenn es manchmal schmerzhaft ist – wir bleiben gehorsam.“


Oder Wort zum Monat Juli 2015:
"Anstatt dem Nächsten zu vergeben, pflegt man seine Enttäuschung und die Erinnerung an erlittenes Unrecht. – Das Mitleid der anderen tut ja auch gut! Anstatt die Vergangenheit zu begraben, richtet man sich im Selbstmitleid ein. – Was habe ich schon alles durchgemacht!

Nochmal: Das alles wird bedingungs- und voraussetzungslos vom Opfer gefordert, während in ewig langer Art von den Narben des armen Täters/Sünders die Rede ist. Dr. med. Michael Depner, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, schreibt dazu auf seiner sehr interessanten und absolut lesenswerten Homepage "Seele und Gesundheit" zum Thema Vergebung folgendes:

"Die Tilgung existenzieller Schuld erfordert die Bereitschaft zu einer Wiedergutmachung, die die Lebensführung des Schuldigen verändert.... Die Grundlage echter Vergebung ist die Läuterung des Schuldigen. ... Vergebung kann auch trügerisch sein. Ist der Geschädigte so harmoniebedürftig, dass er die Spannung einer Beziehungs­störung nicht aushält, kann es sein, dass ihn seine Verlustangst dazu verleitet, vorgeblich zu vergeben, obwohl er im Herzen nicht wirklich vergeben kann."
´
Weder eine gründliche Analyse noch angemessene Auseinandersetzung mit dem Vorfall findet in der Regel statt (siehe hier: http://20402.dynamicboard.de/t609f20-Ic ... eigen.html)und dies ist absolut in Schneiders Interesse. Hinzu kommt, dass alle Mitwisser an kommenden, weiteren Missbräuchen einen Schuldanteil haben.

Schneider in der zitierten Predigt:

"Er sagt: „Hab keine Furcht. Wenn du bußfertig bist, an Jesus Christus und an den Sendungsauftrag der Apostel glaubst, dann vergebe ich dir. Du musst nicht länger vom zweiten Tod leiden. Es ist, als wäre nie etwas passiert. Du bist errettet.“ Nur Gott kann das machen. Mir gefällt dieses Bild. Wir kennen es, wenn wir eine Wunde haben und sie behandelt wird, um eine Infektion zu vermeiden. Es heilt und es ist nicht mehr ernst. Aber häufig bleibt eine Narbe zurück."

Schneider fordert den Täter/ Sünder nicht dazu auf, sich mit den Folgen seiner Tat auseinanderzusetzen oder mit dem Opfer auszusprechen usw! Nein, er redet ausschließlich vom Täter und seiner Narbe und der Versöhnungs- bzw. Vergebungspflicht des Geschädigten ...

Ist Schneider womöglich selbst - und nur so ließen sich solche Aussagen verstehen -  selbst ein Opfer eines Übergriffes, das gelernt hat, solche Vorfälle auf sich beruhen zu lassen, um die Kirche zu schützen? Wie ander erklärt sich diese Bemerkung von ihm:

„Im Kreis der Familie, im Kreis der Freunde, da werden wir verleugnet, misshandelt … und so moralisch getötet.“ Schneider am 08.12.2013 in Valencia
 
Eine Antwort wird offen bleiben müssen ...

 

27.10.17 Stammapostel Schneider ignoriert weiterhin Missbrauchsopfer

Der gemeinnützige Verein LINDD zur Hilfe für neuapostolische Christen und andere Betroffene von sexueller, seelischer und körperlicher Gewalt hat  am 20.8. erneut in einer Veröffentlichung bedauert, dass  Stap Schneider zu keinem Gespräch über eine Hilfe für betroffene Missbrauchsopfer bereit ist und dass das sogar im Widerspruch steht zu seiner eigenen Predigt. (Quelle) Zitat:

Lieber Stammapostel Schneider,

heute schreiben wir Ihnen, weil Ihre Predigt uns sehr angesprochen hat. Sie sagten u. a., dass der Mensch immer nur Mühe habe, mit dem Heil des Nächsten fertig zu werden und dass diese Menschen einfach zur Seite geschoben, missachtet würden, weil sie irgendwie anders seien – etwa ein Fremder oder ein Mensch mit einer anderen Eigenschaft oder Einstellung. Wie viel Seelennot würde bei diesen Menschen entstehen, nur weil dieses Anderssein nicht angenommen würde. Und dabei habe der Herr Jesus uns die Fähigkeiten gegeben, diese Verschiedenheiten, diese Unterschiede zu überwinden, damit wir alle eins sein könnten.

Aber Sie machten auch eindrucksvoll darauf aufmerksam, dass wir manchmal den Nächsten schon so annähmen wie er ist, dass er sich aber auch ändern müsse und dass wir dabei vergäßen, in Eigenschau auch bei uns eine Veränderungsnotwendigkeit zu erkennen. Und wir sollten mit dem Anderen auf Augenhöhe sprechen, weil wir genau in der gleichen Lage wie der Andere wären.

Und Sie haben noch etwas sehr Bedeutsames gesagt: Es gäbe Glaubensgeschwister, die geistig gesehen „tot“ seien und die Gottesdienste nicht mehr besuchen, auch nicht mehr beten könnten und offenbar keine Beziehung mehr zu Gott, zum Altar, zur Gemeinschaft hätten. Und wir sollen diese Seelen nicht aufgeben und sie ein Stück auf ihrem jeweils schwierigen Weg begleiten und dabei gibt es manch wundersame Entwicklungen.

Wir wissen, dass Sie uns bisher nicht empfangen wollten und möchten keines Falls den Eindruck einer Anbiederung erwecken, hegen aber die Hoffnung, dass bei Ihnen aufgrund Ihres Predigtinhaltes ein Umdenken erfolgt sein könnte. Wir würden deshalb gern mit Ihnen persönlich auf Augenhöhe sprechen und gemeinsam beraten, wie diese Arbeit von uns intensiviert und optimiert werden kann. Wir würden nach Zürich kommen. Selbstverständlich würden wir uns nach Ihrem Zeitplan richten.

Gern lesen wir von Ihnen und senden herzliche Grüße

gez. Rainer Ballnus und gez. Irene Döring

Der angesprochene Gottesdienst wurde am 05.03.2017 in Neumünster gehalten und liegt mir als Originalmitschrift vor. Wörtlich sagte Schneider dort schon im Eingangsgebet:

Lieber Vater, gedenke unseres Bruders, unserer Schwester, die es schwer haben. Es gibt so viele dramatische Fälle auch in unseren Reihen. Schenke deinen Trost und deine Hilfe. Wo Menschen meinen, es wäre nichts mehr zu tun, du kannst alles, schenke deine Hilfe, schenke allen deinen Trost, neue Kraft und neuen Frieden.“

Es ist höchst widersprüchlich,  Menschen in „dramatischen“ Situationen nur auf Gott zu verweisen und selbst jegliche Verantwortung bzw. Maßnahmen zur Hilfe zu verweigern. In seinen einleitenden Predigtsätzen vertiefte er dann den Gedanken nochmals:

Möge uns Gott trösten wie eine Mutter ihr Kind tröstet. Ja, gut, die Mutter kann natürlich die Wunde nicht wegblasen, sie kann auch den Schmerz nicht wegzaubern. Was macht die Mutter, wenn das Kind sich verletzt hat, wenn das Kind weint. Das Erste was sie macht: Sie nimmt das Kind in den Arm und drückt es an ihr Herz um ihm zu zeigen: Ich bin da! Ich bin da für dich, mach dir keine Sorgen! Und das ist unser Wunsch für uns alle, dass wir heute so in aller Nüchternheit so eine Umarmung Gottes erleben, dass der liebe Gott durch die Wirksamkeit des Heiligen Geistes uns einfach wissen lässt: Mach dir keine Sorge, ich bin für dich da! Mach dir keine Sorgen, ich liebe dich, mach dir keine Sorge, es wird alles gut!“

Es klingt wie eine Verhöhnung, wenn Menschen  die Umarmung Gottes angepriesen wird, der Stammapostel als geistlicher Leiter und oberster Verantwortlicher sich den Missbrauchten  aber schlicht verweigert und ihr Leiden ignoriert. LINDD schrieb dann nochmals (Zitat):

Nach einer Antwort vom Sekretariat des StAP haben wir diese am 8. 4. 17 beantwortet

Lieber Stammapostel Schneider,

natürlich war uns Ihre bisherige Haltung bekannt. Wir haben aber geglaubt, dass Sie aufgrund Ihrer Predigtinhalte in der letzten Zeit einen Sinneswandel gegenüber unserer Arbeit vollzogen hätten.

Das ist offenbar nicht der Fall.

Zum Schluss wiederholen wir noch einmal unsere Bitte: Sie scheinen einige andere Vereine zu kennen, die in ähnlicher Mission unterwegs sind. Für uns wäre es für einen fruchtbaren Gedankenaustausch sehr hilfreich, mit vergleichbaren Vereinen (Vorstand: neuapostolisch – Zielgruppe in Sonderheit neuapostolische Christen – Thematik: Geistlicher Missbrauch) Kontakt aufzunehmen. Könnten Sie uns diesen bitte vermitteln? Wir wären Ihnen dafür sehr dankbar.

(….)  Eine Antwort haben wir bis heute nicht erhalten)

Die Arbeit von LINDD ist von vielen Betroffenen sehr gewürdigt und geschätzt worden. Selbst wenn Schneider andere  (???) Vereine bevorzugen würde, die sich nur mit dem körperlichen Missbrauch beschäftigen, wäre es geradezu notwendig, auch Hilfe bei Geistlichem Missbrauch zu unterstützen! Schneider legt in diesem Entschlafenengottesdienst in Neumünster noch einen drauf und bemerkt:

Dann denke ich an die vielen Menschen, die während ihrem ganzen Leben nichts hatten, wirklich nichts Schönes. Es gibt derer so viele, die hatten ein Leben, das war so furchtbar, da war nicht einmal Sonnenschein. So, jetzt sterben sie, das war‘s, fertig… Ich kann mir das gar nicht vorstellen, das wäre doch so schrecklich. Diese Menschen haben nur ein schlimmes Leben erlebt und dann sterben sie, Ende – der Tod! So, jetzt ist es fertig, das war’s! Das kann man sich doch nicht vorstellen. (…) Geschwister, wir sind so dankbar, dass wir wissen: Nein, es ist nicht fertig. Auch wenn sie in diesem Leben nichts Schönes hatten, es gab gar nichts, nicht einen Tag Sonnenschein, aber im Jenseits können sie trotzdem Heil erlangen. Nur das ist schon Grund zur Dankbarkeit, dass wir wissen: Der Tod ist für Gott kein Hindernis. Er kann auch im Jenseits die Menschen glücklich und selig machen, er kann auch im Jenseits erretten, dafür sind wir dankbar.“

Es gehört schon eine ordentliche Portion Frechheit dazu, die Drangsale des Lebens zu bemitleiden um dann zu behaupten, Gott kann und wird das dank unserer Fürbitten im Jenseits schon alles richten. Alleine diese Ableitung ist geistlicher  Missbrauch, weil Schneider seine Verantwortung gegenüber den Opfern von Missbrauch nicht wahrnimmt und sie auf die Ewigkeit hin vertröstet!

Im Materialdienst der EZW 8/2017 schreibt Michael Utsch zum Thema „Umgang mit religiösem Machtmissbrauch in evangelikalen und in neuapostolischen Gemeinden“ (Downloadlink)

Manipulation und Machtmissbrauch sind zwei grundlegende Mechanismen, die religiöse Gruppenleiter zu „Sektenführern“ werden lassen. Derartige Prozesse verlaufen oft schleichend und machen auch vor christlichen Gemeinden und Gruppen nicht halt.

Utsch zitiert dann die Bemühungen von LINDD um ein  Gespräch mit dem Stammapostel auf  „Augenhöhe, um gemeinsam zu überlegen, wie Glaubensgeschwistern geholfen werden kann, die ihre religiöse Erziehung als krankmachend erlebt haben. Es ist hilfreich, wenn sich Kirchen und religiöse Gemeinschaften kritischen Anfragen aus den eigenen Reihen offen stellen, interne Qualitätskriterien zur Vermeidung religiösen Missbrauchs festlegen und Betroffenen neutrale Vertrauenspersonen vermitteln können. (…) Als übergriffig werden Leiter erlebt, denen die nötigen sozialen und psychologischen Führungsqualitäten und Kompetenzen für ihr Amt fehlen.

Schneider erwähnt in seiner Predigt zu Recht, dass der Mensch sich entwickeln müsse und sagt über sich selbst:

Aber auch ich kann kein Heil erlangen, wenn ich mich nicht ändere. Ich kann und darf nicht so bleiben wie ich bin, das vergessen wir, wenn wir den andern sehen: Ja, der ist ganz anders, der ist so und so eingestellt, aber er muss sich ändern. Wenn wir uns aber bewusst sind, ich habe keine Chance Heil zu erlangen, wenn ich so bleibe, wie ich heute bin, dann sieht das Ganze ganz anders aus.“

Trotz dieser Worte ignoriert Schneider aber weiter die Missbrauchsopfer und fordert nach wie vor eine allgemeine Vergebungsbereitschaft ein:

Liebe Geschwister, das ist so wichtig in unserer Zeit, dass man einfach feststellen kann: Ach, bei diesen Neuapostolischen da ist was Schlimmes passiert und siehe da, die haben sich gegenseitig vergeben. Ich will damit nicht sagen, dass wir besser als andere sind, gar nicht, aber das kann doch der liebe Gott von uns erwarten, wir feiern jeden Mittwoch, jeden Sonntag Heiliges Abendmahl, wir haben Sündenvergebung, das muss doch sichtbar werden. Natürlich es geschieht immer wieder was in der Gemeinde, das ist ja beim Herrn schon so gewesen. Aber er hat gezeigt wie gnädig er sein kann. (…) Lasst uns das unter Beweis stellen: Hier ist Gnade, hier vergibt man, hier ist keine Sünde, kein Fehlverhalten zu groß, man kann alles vergeben mit seiner Hilfe.“

Faktisch werden diese „Fehlverhalten“ aber ganz schnell unter den Teppich gekehrt, um zu Lasten des Opfers ja keine Unruhe aufkommen zu lassen. Mit solchen Mitteln werden die Opfer zudem noch unter Druck gesetzt und als Störenfriede angesehen, wenn sie diesen Forderungen nicht nachkommen. Es ist bequem und rührend, Tote einzuladen  und ihnen zuzurufen:

Wenn man an diese vielen Seelen denkt, diese vielen Menschen, die in der Lieblosigkeit, in der Gleichgültigkeit dieser Gesellschaften lebt, die so viel Schlimmes erlebt haben und auf einmal kommen sie zur Erkenntnis: Gott selbst liebt uns. … Ihr habt den Herrn erkannt, ihr habt erkannt, dass der Herr heute wirkt durch die Apostel hier auf Erden und ihr habt den Ruf vernommen: Jesus Christus ruft euch: Kommt nun in dem Namen Gottes des Vaters , des Sohnes und des Heiligen Geistes. Empfangt nun die Gabe des Heiligen Geistes durch die Wirksamkeit des HeiligenGeistes werdet ihr jetzt Gotteskinder.

Es ist aber absolut unchristlich, am Leid der Lebenden ignorierend vorbeizusehen und sie noch zusätzlich unter Druck zu setzen.

In einem  Artikel vom Verlag Friedrich Bischoff (spirit im Gespräch mit dem Arzt Stefan Werner zum Thema "Macht, Missbrauch, Ohnmacht") wurde festgestellt, dass rein statistisch Missbrauch so häufig ist, dass in jeder Gemeinde Betroffene sind. Ferner wurde Im Interview auch auf den Geistlichen Missbrauch hingewiesen (Quelle: Der Zitatauszug ist entnommen aus der Zeitschrift "Spirit", Ausgabe 01/2012 © Verlag Friedrich Bischoff GmbH, Neu-Isenburg)

"Glaube kann heilen, aber auch krank machen. Gibt es auch geistlichen Missbrauch? Was ist das?

Auch hier wieder: Wenn ich das kirchliche Umfeld nutze, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen. Das kann zum Beispiel das Bedürfnis nach Anerkennung sein. Wenn jemand in der Kirche eine Funktion ausübt, um Selbstbestätigung zu erlangen, führt das schnell zu einer gewissen Selbstherrlichkeit. Dann ist Seelsorge im eigentlichen Sinn nicht mehr möglich. Das wäre Missbrauch. (…)

Wie merkt man denn, wann die Grenze überschritten wird? 

Wenn das eigene Ego im Vordergrund steht. Eine klare Definition für die Grenze kann es nicht geben. Man kann kirchliche Aufgaben auch missbrauchen, um etwas anderes zu ignorieren, wo man gerade nicht hinschauen will. Altruismus kann etwas sehr Narzisstisches sein. Zum Missbrauch wird er aber erst, wenn Dritte geschädigt werden, indem ich zum Beispiel meinen Aufgaben nicht mehr gerecht werde.

Fördert die enge Gemeinschaft, die unsere Kirche bildet, Missbrauch? 

Erst wenn enge Gemeinschaft zu Intransparenz und mangelnder Offenheit führt, wird sie anfällig für Missbrauch. Das gibt es in anderen Kirchen aber auch, das ist nichts spezifisch Neuapostolisches. Wenn Eltern zum Beispiel erzieherisch nicht weiterkommen und zu ihrem Kind sagen: Du machst das jetzt, sonst bist du am Tag des Herrn nicht dabei, ist das Missbrauch des Glaubens. (…)"

Und in diesem Sinn wird Stap Schneider seiner Aufgabe als oberster Leiter und Seelsorger der NAK seinen Aufgaben deutlich nicht gerecht und rückt damit selbst in den Bereich der Täter geistlichen Missbrauchs! Dass hier kein Einzelfall im Raum steht, sondern Schneider ständig, vorbehaltslos und unter allen Umständen völlig undifferenziert Vergebung vom Opfer einfordert und mit dem Verlust des ewigen Lebens droht, zeigen einige weitere Beispiele deutlich auf:

Stap Schneider in 2017:

14.03.2017 Quebec: Unser Heil steht auf dem Spiel. Es ist klar: Wir müssen vergeben können und zur Versöhnung bereit sein. Wir wissen, dass wenn wir nicht vergeben, wird auch uns nicht vergeben. (...) Der Herr vergibt uns unsere Schulden, und ich sage: „Ich bin nicht damit einverstanden, denn diesem Bruder habe ich noch nicht vergeben.“
Ja, wer bist du denn? Der König hat vergeben und du willst Richter spielen?“

19.03.2017 Wuppertal: "Wenn Gott der Allmächtige, der Vollkommene, meinem Bruder und meiner Schwester vergeben hat, dann kann ich ihnen doch keine Vorwürfe mehr machen, dann ist doch für mich auch die Sache geregelt. Wie steht es denn in der Gemeinde? Verkündigt die Gemeinde den Tod des Herrn, dass man erleben kann: Jetzt schau mal: Jesus hat einem jeden vergeben, die haben Heiliges Abendmahl gefeiert, und das merkt man: Die können die Konflikte bewältigen.
Die wissen, wie man mit den Fehlern des anderen umgeht. Geschwister, das ist eine Verkündigung, die der Herr von seiner Gemeinde erwartet
."

09.04.2017 Panama City: "Wir werden hochmütig. So kann Gott uns unsere Sünden nicht vergeben. Wir denken: „Nein, Nein, ich muss meinem Nächsten nicht vergeben. Er soll kommen und um Vergebung bitten, dann werde ich ihm vergeben.“ Und dann weigern wir uns, unserem Nächsten zu vergeben, weil er nicht um Vergebung bittet. Damit haben wir keine Sündenvergebung mehr und dann werden wir definitiv schwach. Dann ist es ganz einfach für unseren Gegner uns das ewige Leben zu stehlen."

16.04.2017 (Ostern) Marburg: "Aber die Welt soll wissen: Hier wird vergeben, nicht ewig nachgetragen, nicht ewig Vorwürfe gemacht. Nein, auch der, der was ganz falsch gemacht hat ist immer noch willkommen."

22.01.2017 N’djamena (Tschad): "Wir verzichten ebenfalls auf alles, was der Einheit schaden könnte. Manche sagen: „Was ich tue, ist richtig. Ich habe recht“! Das mag auch stimmen. Problem ist, dass sie dadurch die Einheit der Gotteskinder zerstören. Also, willst du recht haben, oder willst du die Einheit bewahren? Einem Jeglichen, der dem Meister folgen will und sich auf seine Wiederkunft vorbereitet, ist die Einheit der Gotteskinder viel wichtiger als sein eigenes Recht."

Schneiders Interesse gilt laut der Zitate in allererster Linie der NAK, dann kommt der Mensch! Solche Forderungen haben nichts mit christlicher Nächstenliebe zu tun. Hier wird das System geschützt und steht noch vor und über dem absolut berechtigten, persönlichen Interesse des Opfers nach Aufklärung und angemessenem Schuldeingeständnis des Täters. Damit macht sich Schneider zum Systemagenten! Das Opfer wird ein zweites Mal zum Opfer und zudem massiv mit neuen Schuldgefühlen beladen. Stap Schneider verdreht damit den Grundsatz christlicher Nächstenliebe und macht ihn zum Handlanger der Erhaltung des Systems NAK! Diese Sachverhalte sind eindeutig geistlicher Missbrauch!

Schneider selbst bewertet ein Missbrauchsverhalten durch Amtsträger wie folgt:

"Wir sollten unser Amt niemals für eigene Interessen missbrauchen.Und es ist unsere Aufgabe als Kirchenleitung dafür zu sorgen, dass niemand sein Amt dafür missbraucht, reicher zu werden oder seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn Du Deinen Amtsauftrag in negativer Weise missbrauchst, dann richtest Du Dich gegen Christus, weil die Menschen nicht mehr Christus durch Dich sehen. Wir schwächen damit unser Amt. ... Es ist nicht unsere Aufgabe, die Welt zu verändern, in der wir leben. Es ist nicht unsere Aufgabe, die Probleme unserer Mitglieder zu lösen. Unsere Aufgabe ist es, die Braut des Herrn zuzubereiten. Wenn wir meinen, dass wir gesandt sind, um alle Probleme zu lösen oder die Welt zu verändern, dann wenden wir uns gegen Christus." (08.04.2017 Panama City, Panama - Gottesdienst für Amtsträger mit ihren Frauen)

Wie anders hingegen predigt und lehrt aktuell Papst Franziskus (Quelle Radio Vatican):

"Die Gesetzeshüter kümmerten sich nur eitel um den Schein und die äußere Ordnung, die Heiden huldigten den Götzen, die Galater-Christen hingegen seien zu Ideologen ihres Glaubens geworden – alles Formen der Korruption, so der Papst. Begonnen habe diese Verformung mit einer Taubheit für das Wort Gottes:

(…) Der Tor hört nicht zu. Er glaubt zuzuhören, aber hört nicht zu. Er verfolgt eigene Interessen, immer. Und deshalb findet das Wort Gottes keinen Eingang in sein Herz, und es ist dort kein Platz für die Liebe. Und wenn es Eingang findet, kommt es in destillierter Form hinein, durch mein Wirklichkeitskonzept verändert. Die Törichten können nicht zuhören. Und ihre Taubheit macht sie korrupt: Das Wort des Herrn kommt nicht hinein, es gibt keinen Platz für Liebe und am Ende auch keinen Platz für die Freiheit.

(…) So etwas bringt uns immer zur Sklaverei. Höre ich das Wort des Herrn? Lasse ich es hinein? Dieses Wort, von dem wir beim Halleluja gehört haben, dieses lebendige, wirksame Wort, das die Gefühle und Gedanken des Herzens unterscheiden hilft... Dieses Wort, lasse ich es ein, oder bin ich dafür taub? Verwandele ich es in Schein, in Götzendienst, in götzendienerische Verhaltensweisen oder in Ideologie? Es geht nicht hinein… Das ist die Torheit der Christen.“

Konsumismus sei ein solcher Götzendienst, merkte der Papst an, auch die Suche nach einem „bequemen Gott“. Und er forderte dazu auf, sich die „Ikonen der Törichten heute“ anzusehen, der „törichten Christen und der törichten Hirten“. Sie seien taub gegenüber Gottes Wort, hörten ihn nicht, weil sie selbstbezogen, oberflächlich und ideologisch seien. So etwas entferne uns vom Herrn, so der Papst, dieser aber warte beständig auf uns:

Wenn wir in diese Taubheit verfallen, entfernen wir uns von Ihm, und Er empfindet diese Sehnsucht. Sehnsucht nach uns. Und Jesus weint mit dieser Sehnsucht, er hat in Jerusalem geweint: Es war tatsächlich die Sehnsucht nach einem Volk, das er erwählt, geliebt hatte, das sich jedoch durch Torheit entfernt und den Schein, die Götzen oder Ideologien vorgezogen hatte.“ (rv 17.10.2017 pr)

Franziskus will natürlich die "Welt" verändern, auch und gerade die kirchliche! Wenn Schneider dazu formuliert, dass man sich damit von Christus abwende, so ist das eine dreiste Lüge und gleichzeitig Geistlicher Missbrauch!

Was aber ist geistlicher Missbrauch? Kann man ihn definieren? Marc Dupont (1997) versucht es in  „Walking Out of Spiritual Abuse. Sovereign World Ltd., Tonbridge, Kent, GB, S.8+9“:

Zitat aus der Unterseite Geistlicher Missbrauch (DS):


Missbrauch ist der missbräuchliche Gebrauch von Macht. Ob der Missbrauch emotional, körperlich, sexuell oder geistlich ist, immer geht es um den verkehrten Einsatz von Macht und Autorität, die Macht, die ein einzelner gebraucht, um andere zu kontrollieren, zu beherrschen, zu manipulieren und/oder zu benutzen. Für das Opfer ist das Endergebnis eine Schädigung, sei es ein körperlicher .. emotionaler .. sexueller .. oder geistlicher Schaden oder eine Kombination davon. Missbrauch handelt immer davon, dass diejenigen mit Macht und Autorität ihre Macht und Autorität verkehrt einsetzen, um ihre eigenen Ängste, Verletzungen oder Unsicherheiten zu kompensieren.“

Fasst man die wesentlichen Punkte aus  verschiedenen Formulierungen  zum Geistlichen Missbrauch zusammen, ergeben sich folgende Einzelphänomene, die durchaus nicht gleichzeitig zutreffend oder anwendbar sein müssen. Mag jeder selbst prüfen, welche Punkte er davon am eigenen Leib schon durch wen und wie lange erleiden musste:

Es ist Geistlicher Missbrauch und damit eine tiefe, psychische Verletzung der menschlichen Seele unter Ausnutzung des Vertrauensverhältnisses und der oftmals vorhandenen  Widerstandsunfähigkeit, wenn

  • der Einsatz geistlicher Autorität zum Ausbau der eigenen Machtposition verwendet wird
  • Forderungen ohne Liebe (moralischer Perfektionismus) gestellt werden
  • die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit für menschliche Absichten in Anspruch genommen wird
  • die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit jede Kritik an seiner Lehre oder Person ausschließt
  • die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit oder die "Besonderheit" der Kirche/Gemeinde selbst zum Gegenstand der Predigt werden
  • im Namen der behaupteten göttlichen Legitimation der Leiterpersönlichkeit Drohungen und Einschüchterungen ausgesprochen oder unterschwellig vermittelt werden
  • wenn eine Leiterpersönlichkeit ihre Autorität gegenüber Hilfesuchenden und deren Loyalität benutzt, um Druck, Zwang, Dominanz oder Kontrolle auszuüben
  • über erzeugte Schuldgefühle der Besuch von Veranstaltungen oder finanzielle Unterstützungen zwanghaft eingefordert werden
  • die Leiterpersönlichkeit einer Person "Besessenheit" diagnostiziert oder er sie ungefragt und gegen ihren Willen von "einem bösen Geist (Dämon)" befreien will
  • wenn das Recht auf Selbstbestimmtheit und der persönliche Lebensraum aus religiösen Gründen eingeengt wird
  • eine Bevormundung in Lebensfragen oder Entscheidungen als Eingriff in die persönliche Lebensgestaltung ausgeübt wird
  • eine Grenzverletzung mit geistlich getarnter Manipulation und gedanklicher Beeinflussung begangen wird
  • vertraulich mitgeteilte Informationen in der Predigt ohne Einverständnis öffentlich gemacht werden
  • die Fürsorgepflicht vernachlässigt wird, weil kein positives Modell gesunder Spiritualität vorgelebt und gelehrt wird
  • die  Leiterpersönlichkeit ihr Gegenüber nicht lehrt, dem eigenen Herzen und der persönlichen Wahrnehmung Vertrauen zu schenken
  • versucht wird, den geistlichen Weg eines anderen zu kontrollieren
  • missbräuchliche Eltern oder geistliche Leiter die Hilfsbedürftigkeit und Hingabebereitschaft ihrer Kinder oder Nachfolger ausnutzen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse nach Kontrolle und Selbstwert
  • die geistliche Entwicklung der Kinder oder Nachfolger nicht dahingehend gefördert wird, wie man seinem inneren Selbst Vertrauen schenken kann
  • auch nur der Versuch gemacht wird, Menschen in eine Entwicklungsphase des Glaubens zu drängen, für die sie weder bereit noch in der Lage sind
  • Menschen in einem Entwicklungsstadium festgehalten werden, über das sie längst hinausgewachsen sind

Einen  differenzierteren Testbogen zur Selbstanalyse finden Sie auf der Homepage Hilfe und Begleitung in Ausstiegsfragen“ von Ulrike Bär-Streich oder hier direkt als download: „Wie steht es mit Ihrem Verhältnis zu Ihrer Glaubensgemeinschaft?

Zum weiter lesen:

17.2.2017  LINDD an die Kirchenleitungen der NAK: Fehlgeleitete Kirchenlehre mit  fatalen Folgen für etliche Glaubensgeschwister"

 

„Geistlicher Missbrauch?“ Versuch einer Annäherung

Autor: Detlef Streich Mai 2012 

Der Größte unter euch soll euer Diener sein.  Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht.

Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließet vor den Menschen! Ihr kommt nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht hineingehen. 

Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr der Witwen Häuser fresset und wendet lange Gebete vor! Darum werdet ihr desto mehr Verdammnis empfangen.

Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Wasser umziehet, daß ihr einen Judengenossen macht; und wenn er's geworden ist, macht ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zwiefältig mehr denn ihr seid! (Matthäus 23, 11ff)

 

Gliederung

  1. Einführung: Formen des Missbrauchs                                        

  2. Was ist Geistlicher/Religiöser Missbrauch  

  3. Merkmale Geistlichen Missbrauchs                             

  4. Vergiftete Glaubensüberzeugungen 

  5. Beispiel für eine vergiftende Predigt                    

  6. Umgang mit Geistlichem Missbrauch           

  7. Anhang: Linkadressen         

 

1.Einführung: Formen des Missbrauchs

Das Substantiv Missbrauch gibt es laut Duden in Deutschland seit dem 16. Jahrhundert und bezeichnet im Gegensatz zum rechtmäßigen Gebrauch eine  falsche oder böse Handlung, beziehungsweise  die „ Anwendung einer Sache auf eine ihrem Zwecke und ihrer Bestimmung zuwider laufende Art“ (Oeconomische Encyclopädie 1773-1858).

Der Missbrauch, der speziell nur durch die Position eines Amtsträgers begangen werden kann, gilt als Amtsdelikt (Amtsmissbrauch).

Der Missbrauch innerhalb einer therapeutischen Beziehung gilt als Machtmissbrauch.  Die Abhängigkeit der Klienten und das damit verbundene Machtungleichgewicht des Hilfe Suchenden wird manipulierend ausgenutzt, um eigene Bedürfnisse zu befriedigen oder in den Vordergrund zu stellen. Die Ziele des Klienten werden dabei gefährdet oder verraten. Hierbei ist nicht entscheidend, ob die missbräuchliche Handlung  mit oder ohne Zustimmung des Klienten vollzogen wird.

In der Psychologie spricht man vom Missbrauch in Zusammenhang mit Kindern von Misshandlung durch Körperliche Gewalt und sexueller Missbrauch, Seelische Gewalt und Vernachlässigung.

Weitere Formen von Missbrauch, die besonders (oft unerkannt) an Frauen ausgeübt werden:

  • visueller sexueller Missbrauch
  • verbaler sexueller Missbrauch
  • seelischer Missbrauch
  • Missbrauch durch den Ehepartner
  • Emotionaler Missbrauch
  • Körperlicher Missbrauch

Medizinisch ist der Missbrauchs- und Suchtbegriff (in diesem Fall gegen sich selbst gerichteter Missbrauch) ersetzt worden durch vier definierte Klassen des Gebrauchs:

  1. Unerlaubter Gebrauch ist von der Gesellschaft nicht tolerierter Gebrauch.
  2. Gefährlicher Gebrauch ist Gebrauch mit wahrscheinlich schädlichen Folgen für den Konsumenten.
  3. Dysfunktionaler Gebrauch liegt vor, wenn psychischen oder sozialen Anforderungen nicht mehr entsprochen werden kann.
  4. Schädlicher Gebrauch hat bereits schädliche Folgen (Zellschäden, psychische Störung) hervorgerufen.)

Die Bezeichnung Ritueller Missbrauch wird verwendet für fortgesetzte, extreme und sadistische Misshandlungen an Menschen (vornehmlich Kindern) oder Tieren innerhalb von Gruppen, deren Ideologie solche Handlungen rechtfertigt. Die geheim stattfindenden, äußerst brutalen Misshandlungen werden in Zeremonien oder Ritualen ausgeübt und vermitteln die Ideologie der sich oft religiös gebenden Gruppierung.

Versucht man nun, die verschiedenen Fälle von Missbrauch unter Einbezug ihrer verbindenden Eigenschaften allgemein zu definieren, kann man feststellen, dass Missbrauch immer unter Ausnutzung eines gegebenen Machtgefälles dazu dient, einen anderen Menschen zu benutzen, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Die eigentlich bestehenden Fürsorgepflichten werden dabei vernachlässigt.


Marc Dupont (1997) definiert in  „Walking Out of Spiritual Abuse. Sovereign World Ltd., Tonbridge, Kent, GB, S.8+9“:
Missbrauch ist der missbräuchliche Gebrauch von Macht. Ob der Missbrauch emotional, körperlich, sexuell oder geistlich ist, immer geht es um den verkehrten Einsatz von Macht und Autorität, die Macht, die ein einzelner gebraucht, um andere zu kontrollieren, zu beherrschen, zu manipulieren und/oder zu benutzen. Für das Opfer ist das Endergebnis eine Schädigung, sei es ein körperlicher .. emotionaler .. sexueller .. oder geistlicher Schaden oder eine Kombination davon. Missbrauch handelt immer davon, dass diejenigen mit Macht und Autorität ihre Macht und Autorität verkehrt einsetzen, um ihre eigenen Ängste, Verletzungen oder Unsicherheiten zu kompensieren.“

Ausgeübt wird Missbrauch also von einer Person gegenüber einer anderen Person in einer klaren Täter-Opfer- Beziehung, oft unter Ausnutzung eines bestehenden Vertrauens–  oder Schutzverhältnisses (Ehe, Verwandtschaft, Kind, Schüler, Klient). Das Opfer erleidet durch die missbräuchlichen Handlungen oft unter Ausnutzung der Widerstandsunfähigkeit  je nach Art des Missbrauchs in jedem Fall (meist starken) psychischen und/oder physischen Schaden. Bereits der Versuch der Misshandlung gilt als Straftatbestand und wird wie die Tat selbst strafrechtlich verfolgt (z.B. § 225, § 176 )

 

  1. Was ist Geistlicher/religiöser Missbrauch (GM)

"Weh den Hirten Israels, die sich selbst weiden! Sollen nicht die Hirten die Herde weiden?Aber ihr fresset das Fette und kleidet euch mit der Wolle und schlachtet das Gemästete; aber die Schafe wollt ihr nicht weiden.Der Schwachen wartet ihr nicht, und die Kranken heilt ihr nicht, das Verwundete verbindet ihr nicht, das Verirrte holt ihr nicht und das Verlorene sucht ihr nicht; sondern streng und hart herrschet ihr über sie!" (Hesekiel 34, 2ff)

Wie das Bibelzitat zeigt, ist GM vermutlich so alt wie die Religionen selbst. Nicht nur in sektenähnlichen Sondergemeinschaften oder religiösen Randgruppen, sondern auch in traditionellen religiösen Gruppen und Kirchen wird seit einiger Zeit verstärkt auch auf die Gefahr des  Geistlichen bzw. Religiösen Missbrauchs (spiritual abuse) aufmerksam gemacht. Hierbei ist vorab zu unterscheiden zwischen dem (z.B. sexuellen) Missbrauch in der Gemeinschafft durch Kirchenvertreter und dem grundsätzlichen Missbrauch durch und mit der Religion (Kirche) selbst, der gleichzeitig seelischer, psychischer und zusätzlich auch physischer und/oder sexueller Missbrauch sein kann.  Aber was ist nun GM? Verschiedene, sich ergänzende  Ansätze einer Definition liegen vor. Auf das Wesentliche beschränkt, könnte man sie so zusammenfassen:

Geistlicher Missbrauch ist der Einsatz geistlicher Autorität zum Ausbau der eigenen Machtposition. Häufig werden dafür zwei Mittel angewendet: 1. Forderungen ohne Liebe (moralischer Perfektionismus), und 2. die Inanspruchnahme göttlicher Legitimation für eigene, menschliche Absichten.

Hier einige Definitionsbeispiele (Quelle Internet) mehrerer Autoren:

Der Rahmen, in dem sich geistlicher Missbrauch vollzieht, ist die christliche Gemeinde. Seine Opfer sind folglich engagierte Christen. Das Interesse am Glauben macht sie anfällig. … Kernpunkte sind … Dominanz und Kontrolle gegenüber Hilfesuchenden.“ Harald Lamprecht bei Confessio


„Geistlicher Missbrauch liegt dann vor, wenn eine Leiterpersönlichkeit, die geistliche Autorität über einen anderen hat, diese Autorität benutzt, um Druck oder Zwang auszuüben, und damit dem ihm Untergebenen geistliche Wunden zufügt. Geistlicher Missbrauch (wird) selten mit der Absicht zu verletzen verübt ... Menschen, die ihr geistliches Amt missbrauchen, (sind) auf merkwürdige Weise naiv hinsichtlich der Folgen ihrer Ausbeutung. Selten wollen sie ihre Opfer wirklich verletzen. Sie sind für gewöhnlich derart narzisstisch oder darauf fixiert, etwas Großes für Gott tun zu wollen, dass sie es nicht einmal merken, wie weh sie ihren Opfern tun. Deshalb: Auch wenn ich betonen möchte, dass ein solches Verhalten unmoralisch und böse ist, vermeide ich dennoch den Aspekt des ‚ absichtlichen Verletzens’ in meiner Definition. (Ken Blue 1997, Geistlichen Mißbrauch heilen. Brunnen-Verlag Basel, S. 8+9)

„Anders als der körperliche Missbrauch, den man meist an den entsprechenden Wunden erkennen kann, hinterlässt der geistliche Missbrauch psychische Wunden tief in der menschlichen Seele. Er wird von denjenigen Menschen zugefügt, denen unsere Gesellschaft normalerweise Respekt und Achtung zollt, weil sie eine Leiterfunktion im geistlichen Amt ausüben und als Vorbilder gelten. Sie gründen ihre Autorität auf die Bibel als Gottes Wort und sehen sich selbst als Hirten, denen ein heiliges Amt auferlegt ist. Wenn solche Menschen jedoch das ihnen anvertraute Amt missbrauchen und ihre kirchliche Position dazu benutzen, ihre Herde unter Druck zu setzen und zu manipulieren, kann dies zu katastrophalen Folgen führen.“  [Ron Enroth (1992). Churches that abuse. Zondervan, Grand Rapids, S. 29]

„Von religiösem (geistlichem) Missbrauch spreche in dann, wenn Grenzen, die Gott selbst jedem Menschen zugedacht hat, aus religiösen Gründen überschritten werden und / oder wenn der Lebensraum, der einer Person von Gott geschenkt ist, wiederum aus religiösen Gründen eingeengt wird. Dies geschieht entweder ohne das Einverständnis der Betroffenen (man stülpt es ihnen über und kontrolliert sie), oder die Grenzverletzung wird aufgrund von geistlich getarnter Manipulation und gedanklicher Beeinflussung bereitwillig zugelassen. In beiden Fällen werden persönliche Grenzen unrechtmäßig überschritten, und zwar von Menschen, die Macht im Leben des einzelnen haben und denen es letztlich um die Befriedigung eigener (möglicherweise unbewusster) Bedürfnisse geht. Ausgenutzt werden in diesem Zusammenhang die Hilfsbedürftigkeit und Hingabebereitschaft der Betroffenen.

In die Begrifflichkeit des Missbrauchs gehört ferner der Aspekt der Vernachlässigung einer Fürsorgepflicht. Dies geschieht, wenn Autoritätspersonen (Eltern, geistliche Leiter, Seelsorger oder andere Menschen, die eine Aufgabe der Fürsorge übernommen haben) kein positives Modell gesunder Spiritualität vorleben, und wenn sie ihr Gegenüber nicht lehren, dem eigenen Herzen und der persönlichen Wahrnehmung Vertrauen zu schenken. Geistliche und emotionale Verwundungen und Verunsicherungen sind die Folge.”  (Inge Tempelmann, Arbeitspapier 2006)

Es ist religiös „missbräuchlich, zu versuchen, den geistlichen Weg eines anderen zu kontrollieren … Religiös missbräuchliche Eltern oder geistliche Leiter benutzen Kinder oder Nachfolger, um ihre eigenen Bedürfnisse nach Kontrolle und Selbstwert zu erfüllen, statt die geistliche Entwicklung derer zu fördern (zu nähren), die zu ihnen aufschauen … Genauso wie emotionaler oder körperlicher Missbrauch Vernachlässigung beinhalten kann, z.B. was nicht getan wird, gilt dies für religiösen Missbrauch.“ Wenn z.B. Eltern „kein positives Modell gesunder Spiritualität vorleben noch lehren, wie man seinem inneren Selbst Vertrauen schenken kann.

Religiöser Missbrauch beinhaltet den Versuch, Menschen in eine Entwicklungsphase des Glaubens hineinzudrängen, für die sie noch gar nicht bereit bzw. zu der sie noch nicht in der Lage sind, oder sie in einem Entwicklungsstadium festzuhalten, über das sie längst hinausgewachsen sind.“ (Matthew Linn, Sheila Fabricant Linn and Dennis Linn (1994) Healing Spiritual Abuse & Religious Addiction. Paulist Press, New York/Mahwah, N.J., S. 12-13,15,18)

Fasst man die wesentlichen Punkte aus den verschiedenen Formulierungen  zusammen, ergeben sich folgende Einzelphänomene, die durchaus nicht gleichzeitig zutreffend oder anwendbar sein müssen, zur Definition Geistlichen Missbrauchs:

Es ist Geistlicher Missbrauch und damit eine tiefe, psychische Verletzung der menschlichen Seele unter Ausnutzung des Vertrauensverhältnisses und der oftmals vorhandenen  Widerstandsunfähigkeit, wenn

  • der Einsatz geistlicher Autorität zum Ausbau der eigenen Machtposition verwendet wird
  • Forderungen ohne Liebe (moralischer Perfektionismus) gestellt werden
  • die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit für menschliche Absichten in Anspruch genommen wird
  • die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit jede Kritik an seiner Lehre oder Person ausschließt
  • die behauptete göttliche Legitimation der Leiterpersönlichkeit oder die "Besonderheit" der Kirche/Gemeinde selbst zum Gegenstand der Predigt werden
  • im Namen der behaupteten göttlichen Legitimation der Leiterpersönlichkeit Drohungen und Einschüchterungen ausgesprochen oder unterschwellig vermittelt werden
  • wenn eine Leiterpersönlichkeit ihre Autorität gegenüber Hilfesuchenden und deren Loyalität benutzt, um Druck, Zwang, Dominanz oder Kontrolle auszuüben
  • über erzeugte Schuldgefühle der Besuch von Veranstaltungen oder finanzielle Unterstützungen zwanghaft eingefordert werden
  • die Leiterpersönlichkeit einer Person "Besessenheit" diagnostiziert oder er sie ungefragt und gegen ihren Willen von "einem bösen Geist (Dämon)" befreien will
  • wenn das Recht auf Selbstbestimmtheit und der persönliche Lebensraum aus religiösen Gründen eingeengt wird
  • eine Bevormundung in Lebensfragen oder Entscheidungen als Eingriff in die persönliche Lebensgestaltung ausgeübt wird
  • eine Grenzverletzung mit geistlich getarnter Manipulation und gedanklicher Beeinflussung begangen wird
  • vertraulich mitgeteilte Informationen in der Predigt ohne Einverständnis öffentlich gemacht werden
  • die Fürsorgepflicht vernachlässigt wird, weil kein positives Modell gesunder Spiritualität vorgelebt und gelehrt wird
  • die  Leiterpersönlichkeit ihr Gegenüber nicht lehrt, dem eigenen Herzen und der persönlichen Wahrnehmung Vertrauen zu schenken
  • versucht wird, den geistlichen Weg eines anderen zu kontrollieren
  • missbräuchliche Eltern oder geistliche Leiter die Hilfsbedürftigkeit und Hingabebereitschaft ihrer Kinder oder Nachfolger ausnutzen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse nach Kontrolle und Selbstwert
  • die geistliche Entwicklung der Kinder oder Nachfolger nicht dahingehend gefördert wird, wie man seinem inneren Selbst Vertrauen schenken kann
  • auch nur der Versuch gemacht wird, Menschen in eine Entwicklungsphase des Glaubens zu drängen, für die sie weder bereit noch in der Lage sind
  • Menschen in einem Entwicklungsstadium festgehalten werden, über das sie längst hinausgewachsen sind

Je enger und autoritärer eine Gemeinschaft in ihren hierarchischen Strukturen organisiert ist, desto größer ist dabei die Gefahr des Aufkommens von GM. Handelt es sich um eine bereits tradierte Gemeinschaft, die über die jeweils nächste Kindergeneration weiter getragen wird, besteht die Gefahr, dass die Kinder von Beginn an im Interesse der Gemeinschaft indoktriniert werden um den zukünftigen Bestand zu bewahren. Ihr eigentlich genuin eigenes religiös/spirituelles Interesse wird kontrolliert in die gewünschte Richtung gelenkt. Ein freiwilliges Bekenntnis ist unter diesen Bedingungen nicht möglich, da Kritik und Alternativen sukzessive dem spezifischen Gruppeninteresse  zumindest untergeordnet werden oder durch die manipulierende Indoktrination gänzlich „undenkbar“ geworden sind. Nicht aber die in jeder christlichen Kirche praktizierten Rituale (Konfirmation, Firmung etc.) sind an sich ein Indiz für GM, sondern die spezifische Art der begleitenden sozialen Umstände durch das Elternhaus, besondere Lehrstunden, Lieder und Predigten sowie exklusivistische Glaubensinhalte können je nach Ausprägung zum GM führen. Kriterien zur Aufdeckung von GM sollen im nächsten Abschnitt aufgezeigt werden.

 

  1. Merkmale Geistlichen Missbrauchs

Fredy Falger, selbst ein Missbrauchsopfer einer Freikirche (Zeitungsbericht), hat seine Erfahrungen zum GM in 10 Punkten aufgelistet, die helfen sollen, missbräuchliche Praktiken aufzuzeigen (wer sich bereits mit dem Phänomen „Sektenmerkmale“ beschäftigt hat, wird hier klare Parallelen finden …):

  1. Wenn du ein Problem ansprichst, wirst du zum Problem und das Problem wird nie besprochen.
    Ein sachliches Problem oder ein Missstand werden angesprochen. Plötzlich merkst du, während dem meist manipulativen Gespräch mit dem Leiter, dass du zum Problem gemacht wirst.
    Dies kann ausarten bis hin dazu, dass die Leiter dir den Glauben absprechen, dich als psychisch krank oder sogar besessen, resp. als Werkzeug Satans betiteln.
    Die sachliche Diskussion über einen Missstand wird nie stattfinden.
  2. Wenn du einen Leiter/Pastor hinterfragst, wird dir gesagt, du hast ein Autoritätsproblem.
    Bibelstellen über "Leiterschaft" werden dir als Lektüre verschrieben und stark auf Unterordnung gepocht.
    Entspricht eigentlich dem Merkmal 1 - du wirst zum Problem gemacht.
  3. Mentoring wird zur Kontrolle missbraucht.
    Mentoring, Coaching, Seelsorge - und alle Namen, die man noch dafür finden möge - wird für die Kontrolle der Mitglieder missbraucht. Leiter besprechen persönliche Details aus seelsorgerlichen Sitzungen miteinander und versuchen die Untergebenen damit zu manipulieren, bis hin zu Erpressung.
  4. Die Leitung nimmt sich das Recht, über dein Privatleben zu bestimmen.
    Die Leitung ist mehr an deinem Lebensstil als an dir als Person interessiert.
    Hier ist nicht eine Anregung über deinen Lebenswandel gemeint, sondern eine Kontrolle. Es kann vorkommen, dass man dir ein Hobby nicht mehr gewährt, einen Musikstil oder Bücher verbietet etc.
  5. Die Leitung steht nicht zu gemachten Fehlern.
    Da die Leitung sich als ultimatives Werkzeug Gottes sieht, oft auch der Pastor als eine Art Auserwählten, der nicht angetastet werden darf - was übrigens völliger Unsinn ist - wird er seine Fehler nicht einsehen (wollen).
    Allgemeine Aussagen wie "Wir machen alle Fehler" kann ein Missbrauchender Leiter schon mal von sich geben, doch wenn man von ihm konkret eine Entschuldigung verlangt, werden Merkmale 1 oder 2 in Kraft treten.
  6. Der Schein zählt mehr als das Sein.
    Fehler, Missstände, körperlicher oder sexueller Missbrauch werden lieber verdeckt gehalten, um den Schein einer heilen Gemeindewelt zu wahren.
    Besucherfreundliche Gottesdienste werden eingeführt. Da sind alle so lieb und die wahren Charaktere kommen nicht zum Vorschein - man spielt sich was vor, wie es die Leitung der Gemeinde schon lange tut.
    Bei Abstimmungen wird befohlen, gemäss Meinung der Hauptleitung zu stimmen. Kritische Stimmen werden auf fiese Art und Weise "bekämpft".
  7. Freundschaften und Ehen werden zerstört.
    Kann man den/die Hinterfragenden nicht ruhig stellen, werden die Mitglieder, Freunde und sogar Ehepartner manipuliert und gegen den/die Hinterfragenden aufgehetzt. Aussagen wie: "XY hat eine schwere Zeit und lebt in der Verführung." oder "XY lässt sich nicht mehr vom Geist Gottes leiten und greift die Leiterschaft mit Lügen an." werden meist sehr subtil in diverse Gespräche, Gebetskreise und sogar Predigten eingebaut.
  8. Unangenehme Aussagen werden als Missverständnisse abgetan
    Oft werden in bewusst geplanten Zweiergesprächen Aussagen gemacht, welche die Leiterschaft als Missverständnis oder Lüge deklariert, sollte der Inhalt dieser Gespräche anderen zuteil werden. Der Hinterfragende wird bewusst als unglaubwürdig dargestellt.
  9. "Kleider machen Leute"
    Mitglieder werden aufgrund ihrer Position, sei dies innerhalb der Kirche oder im Beruf,  bevorzugt behandelt.
    Andererseits werden kranke oder depressive Menschen bewusst gemieden oder als Minderwertig abgestempelt. z.B. "XY kann Gott noch nicht gebrauchen bis er/sie heil ist."
  10. Mit-Entscheidung nur proforma
    Die Leiterschaft vermittelt den Mitgliedern oder den Mit-Leitern das Gefühl , sie hätten weitgehend bei einer Entscheidung mitbestimmen dürfen. Oft sind solche Gespräche eine abgekartete Sache, in denen die Leitung bereits entschieden hat und die Diskussion manipulativ zu ihrem Wunschergebnis hin steuert.
    Beim Erkennen und Ansprechen eines solchen Manövers, treten meist Merkmale 1 und 2 in Kraft.

Weitere Erkennungsmerkmale des GM sind laut Falger (Quelle):

  • Manipulation
    (z.B. Gott hat mir gesagt dass du... # Hat Gott wirklich gesagt ? # Kann dies tatsächlich der Heilige Geist in dir bewirken ? etc.)
  • Themen die nicht angesprochen werden dürfen.
    (Dies merkt man meist erst, wenn man die Regel des Nicht-sprechens gebrochen hat, und eben diese Themen anspricht.)
  • Machtanspruch
    ("Ich bin Leiter, also musst du mir gehorchen !" ein Hinterfragen wird immer als Rebellion angesehen! # Das Image ist immer wichtiger als Wahrheit und Gerechtigkeit!)
  • Lügen, die dann als Missverständnisse abgetan werden.
  • Vertrauensvorschuss wird oft von missbräuchlichen Leitern gefordert !
    (man bedenke, dass Vertrauen die Summe aller Kontrollen ist ! Da diese Leiter jedoch nicht kontrolliert werden wollen, verlangen sie das Vertrauen auf Vorschuss. Sie wissen, dass die wenigsten, im Nachhinein kontrollieren werden, und schon gar nicht das kontrollierte ansprechen. Man gesteht sich nicht gern ein, dass man diesen Fehler wirklich begangen, und einfach blindlings einem "Guru" vertraut hat.
    So wird die Lüge aufrechterhalten und der Fehler bei sich selbst gesucht. Diese Leiter sind Meister im Einreden eines schlechten Gewissens!)

Vielfältige Erfahrungsberichte zum GM finden sich auf der HP Cleansed.

 

  1. Vergiftete Glaubensüberzeugungen

Die Manipulation und der Geistliche Missbrauch in christlichen Gemeinden oder Gemeinschaften erfolgen auch über ideologiespezifische „ Glaubensüberzeugungen“, die meist einem simplifizierenden Bibelverständnis folgen. Die Bibel wird dabei als authentisches „Wort Gottes“ betrachtet, wörtlich genommen und mit gezielt ausgewählten Passagen immer wieder zur Bestätigung der Richtigkeit der eigenen Aussagen verwendet, bzw. missbraucht.  Dr. Christoph Rohde  beschreibt diese „Charakteristika einer Missbrauchsumgebung in einem Interview wie folgt:

„ Es liegen einfache Strukturen vor. Eine einfache Auslegung einer Schrift – die meist völlig nichtssagend ist und so besonders anfällig wird für Willkürauslegung. „Jesus war auch Diener“ - „vergebt einander“ - „Jesus war auch opferbereit“. Der Mangel an Bibelkompetenz, verbunden mit psychologischer Unkenntnis führt zu einem Drucksystem. Von manchen wird das bewusst gesteuert, aber in vielen Gruppen erkennen die Anführer diese Muster selber nicht.“

Als „Vergiftete Glaubensüberzeugungen“ bezeichnen Stephen Arterburn und Jack Felton in ihrem gleichnamigen Buch Toxic Faith, (WaterBrook Press, Colorado Springs 2006, S.33-78)Sätze, wie die  folgenden:

1. Gottes Liebe und Gnade sind von meinem Verhalten abhängig

2. Wenn ein tragisches Schicksal zuschlägt, sollten die wahren Gläubigen tiefen Frieden darüber haben

3. Ich habe wirklich Glauben, deshalb wird Gott mich oder denjenigen für den ich bete auch heilen

4. Alle Leiter (Älteste) und verantwortlichen Mitarbeiter (Diakone) sind Männer und

Frauen Gottes und daher vertrauenswürdig

5. Materieller Segen ist ein Zeichen geistlicher Stärke

6. Je mehr Geld ich Gott gebe, desto mehr Geld gibt er mir zurück

7. Ich kann mir den Himmel erarbeiten

8. Probleme in meinem Leben resultieren von bestimmten Sünden

9. Ich darf nicht damit aufhören, für die Nöte anderer da zu sein

10. Ich muss mich einer Autorität immer unterordnen

11. Wahren Glauben zu besitzen bedeutet, auf Gottes Hilfe zu warten und nichts zu

unternehmen, bis Er etwas tut

12. Alles, was mir widerfährt ist gut

13. Ein starker Glaube wird mich vor Problemen und Schmerzen bewahren

14. Gott hasst Sünder, Er ist verärgert über mich und will mich bestrafen

15. Jesus war hauptsächlich ein großartiger Lehrer

16. Gott ist zu groß, um sich um mich zu kümmern

 

 

  1.  Beispiel für eine vergiftende Predigt (DS)                           

Die Art und Weise, wie solche Sätze zu einer Predigt zusammengefügt werden, ist letztlich nichts weiter als eine assoziative Reihung, durchsetzt von Bibelzitaten, die auch leicht abgewandelt werden können (wem fällt das schon auf?). Wenn die Predigt gut gemacht ist, durchzieht sie zudem ein immer wiederkehrender Schlüsselbegriff, der in den einzelnen Abschnitten aber wechseln kann. Der Zuhörer wird da abgeholt, wo er sich befindet (Sorgen etc), und es werden ihm ständig zu bejahende Aussagen hingeworfen, die er bereitwillig aufgreift. Dass diese scheingeistlichen Assoziationen völlig inhaltsleer sind, wird nicht wahrgenommen, da sich von Beginn an eine leichte bis mittlere Trance einstellt, die das Gehirn rezeptiv/passiv macht und damit sehr empfänglich für „einfache Botschaften“. Die ständigen Bejahungen führen zu Ausschüttungen von Endorphinen (Glückshormonen), die den Zustand  emphatisch bis zur Euphorie steigern können (je nach Fähigkeit des Predigers). Das Sprachtempo ist anfänglich stets langsam, der Tonfall oft ruhig bis gleichförmig, der Inhalt ist durchsetzt von Verknüpfungen, die nicht verstanden werden können (Paradoxa). Kurz: Es sind alle Elemente vorhanden, die auch bei einer Tranceinduktion zur Vorbereitung der sich anschließenden Heilhypnose verwendet werden. Wie so etwas in der Praxis aussehen kann, habe ich im Folgenden als konstruiertes Beispiel sehr verkürzt notiert, denn meistens gehen solche Reden über den Zeitraum von 40 bis 60 Minuten. Die Menschen, die solche Reden hören wollen, machen sie süchtig nach diesen vergiftenden Worten (siehe dazu das nächste Kapitel):

Liebe Geschwister im Herrn,

wie wunderbar ist es heute Morgen wieder, dass wir uns wieder alle hier gemeinsam versammelt haben, um unseren himmlischen Vater zu ehren, ihn zu preisen, ihm zu danken für all das Wunderbare, was er bereitet hat und nun bereiten wird in Seinem Wort. Keiner von uns ist zu Hause geblieben. Vielleicht war der eine oder andere versucht, im Bett liegen zu bleiben wie der Kranke am See zu Zeiten Jesu. Dann aber hättest du heute nicht die Verwandlungsworte des Herrn gehört, die ER jetzt auch wieder zu DIR spricht: Stehe auf!

Viele unter uns waren ebenso wie der Mensch am See 38 Jahre krank. Krank an der Seele, krank am Körper, krank in der Familie und hofften auf Hilfe, die niemals kam. Und plötzlich trat uns der Herr in den Weg und sagte ganz schlicht: Stehe auf! Steh einfach auf! Stehe auf aus deinen Sorgen und lass meine Kraft an dir geschehen! Ich bin die Kraft, die Auferstehung und das Leben. Und wir haben die Kraft genommen und sind aufgestanden. Wir haben SEINEN Ruf gehört und gehandelt! Jeder von uns ist ein Zeugnis dieser Auferstehung, die der Herr an uns geschaffen hat. Dem Herrn sei Dank dafür und Halleluja seiner unbeschreiblichen Liebe. Wir konnten mit seiner Kraft, die jetzt in uns ist, aufstehen aus all unseren Sorgenlagern, in die wir uns gebettet hatten, aus unseren Kummerhöhlen, in die wir uns geflüchtet hatten, aus unseren geistlichen Irrtümern, in die wir geführt wurden, aus der Verzweiflung, in die wir gestürzt waren.

Der Herr hatte zu uns gesagt: Stehe auf! Und wir sind aufgestanden und haben uns in die Arme seiner Liebe geworfen, einer wahrlich umwerfenden Liebe! Sie wirft alles um, macht alles neu, hat uns neu werden lassen. Zur neuen Kreatur, gezeugt aus seinem Geist! Aber wir sind nicht vollkommen geworden, keiner von uns. Auch ich nicht, der zu euch heute aus dem Heiligen Geist die Worte des Herrn spricht. Vollkommen ist nur ER! Halleluja, und gelobt sei er, Jesus der Christus! Nein, wir sind nicht vollkommen. Immer wieder packt uns der Teufel an unserer empfindlichen Stelle und will uns wegziehen, uns wieder zurückbringen auf unser unbequemes Sorgen- oder Kummerbett. Deshalb brauchen wir auch heute wieder seinen Ruf, sein Befehlswort: Stehe auf! Und ich sage dir: Stehe jetzt auf und wirf deine Sorge um deine Arbeit, die Sorge um deine Familie, um deine Gesundheit  in die Arme der Liebe des Herrn. Wirf das alles einfach weg! Und dann ? Dann stehe auf, nimm dein Bett und gehe los! Gehe los mit neuem Mut zu neuen Taten. Du kannst dir gewiss sein: Er ist da, Halleluja! Er begleitet dich, Halleluja! Er liebt dich, Halleluja! Er kennt deinen Weg, Halleluja! Er, der Herr, ist dein Weg! Preis und Halleluja! Er ist unsere Kraft, unser Ziel, unser Mut: Er ist alles in allem, wie Paulus sagt: Preis, Ruhm, Anbetung bringen wir dir Herr, jetzt und in Ewigkeit! Amen

Dies wäre sozusagen die Einführung und Einstimmung der Zuhörer, noch ohne direkt konkrete Manipulation. Im folgenden Teil würden Anweisungen eingebaut, was gut und schlecht ist, was zu tun und was zu lassen (Triggersetzungen). Abgrenzungen von anderen Gemeinschaften könnten eingestreut werden und gegen Ende nochmals auf die wunderbare exklusive Gemeinschaft hingewiesen werden, die natürlich nur HIER zu finden ist.

Aber was ist nun wirklich „vergiftend“ an solchen Aussagen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)?

Es werden z. B.

  1. keine wirklich lebensbewältigenden Einsichten vermittelt
  2. keine wirklich den Menschen stärkende oder tröstende Erkenntnisse mitgeteilt
  3. keine wirklich „spirituellen“ Wege aufgezeigt
  4. scheintheologische „Pseudowahrheiten“ bzw. Binsenweisheiten  verkündigt
  5. Bindungen an den Prediger/die Gruppe erzeugt
  6. Muster bedient, die die Abhängigkeit der Hörer bewirkt und fördert
  7. biblische Worte zu pseudoargumentativen, scheinlogischen Schlüssen und/oder Scheinanalogien verknüpft
  8. biblische Aussagen semantisch völlig falsch als Vergleich oder Forderung umgebildet
  9. Dinge als Wahrheiten behauptet, die keinerlei biblischen Grund haben
  10. biblische Worte umgedeutet zu eigenen Zwecken der Manipulation der Gruppe

 

6. Umgang mit Geistlichem Missbrauch

Im Gegensatz zum meist nachweisbaren körperlichen Missbrauch ist der Nachweis geistlichen Missbrauchs schwierig und wird zudem oft weder vom Täter noch vom Opfer als solcher erkannt, weil die Selbstverständlichkeit der missbräuchlichen Handlungen und Lehren zutiefst im Inneren verankert sind. Die verletzte Persönlichkeit zieht sich wegen der Verletzungen hinter verschiedene Schutzmöglichkeiten (Schutz vor der Realität) zurück:  Die Tatsachen werden verharmlost (bagatellisiert), verdreht, ignoriert, verleugnet und umgedeutet, eigene Gefühle und Wünsche werden unterdrückt, abgespalten, verdrängt (kurz dissoziiert) mit der Folge, dass das „ geliebte Wunschbild“ erhalten bleiben kann. Diese Opferreaktionen sind bekannt auch bei sexuellem Kindesmissbrauch oder Gewalt in einer Beziehung/ Familie. Im späteren Leben führen sie u.a. zu Lebenskrisen, Depressionen oder Psychosen und müssen meist langwierig therapeutisch behandelt werden.  Wird von außen in einer Gruppe GM beobachtet oder vermutet, ist es sehr schwer bis unmöglich, die betroffenen Personen darüber aufzuklären oder gar daraus zu befreien. Wer selbst Bedenken hat, GM ausgesetzt zu sein, kann den folgenden Fragebogen als ersten Test verwenden:

Antwort: „Ja“ oder „Nein“

1. Hat sich Ihre Familie darüber beschwert, dass Sie zu häufig zu Gemeindeveranstaltungen gehen und sich zu wenig um sie kümmern?

2. Empfinden Sie extreme Schuldgefühle, wenn Sie einen Sonntag einmal nicht zum Gottesdienst gehen?

3. Haben Sie das Gefühl, dass Gott auf das sieht, was Sie tun. Und wenn Sie nicht genug tun, dass er sich vielleicht von Ihnen abwendet und Sie nicht mehr segnet?

4. Sagen Sie Ihren Kindern oft. was sie zu tun haben ohne Angabe der Gründe, da Sie wissen, dass Sie einfach Recht haben?

5. Finden Sie selbst kaum noch Zeit für Vergnügungen früherer Jahre, weil Sie so damit beschäftigt sind, in Arbeitskreisen mitzuarbeiten und an kirchlichen Gruppen teilzunehmen?

6. Haben sich Menschen darüber beschwert, dass Sie so viele Bibelstellen in Ihren Gesprächen zitieren, dass es schwer ist, sich mit Ihnen zu unterhalten?

7. Spenden Sie Geld, weil Sie glauben, dass Gott Sie reich macht wenn Sie geben?

8. Fällt es Ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen, ohne sich mit Ihrem Pastor (geistlichem Berater) beraten zu haben? Selbst wenn es sich um unwichtige Entscheidungen handelt?

9. Sehen Sie Ihren Pastor oder geistlichen Berater als mächtiger ja als andere Menschen?

10. Hat Ihr Glaube Sie hineingeführt in ein isoliertes Leben, wo es ihnen schwerfällt, mit Freunden und Familie in Beziehung zu stehen?

11. Haben Sie sich dabei entdeckt, dass Sie von Ihrem Pastor/geistlichem Berater für ein lebenslanges Problem eine schnelle Lösung erwarten?

12. Fühlen Sie sich extrem schuldig für die kleinsten Fehler oder Schwächen?

13. Haben Sie schon einmal gedacht, Gott würde von Ihnen verlangen, dass Sie sich selbst oder andere zerstören, um mit ihm zu leben?    '

14. Sind Sie der Meinung, dass Sie immer noch für etwas bestraft werden, dass Sie als Kind getan haben?

15. Haben Sie den Eindruck, dass Gott Ihnen endlich vergeben wird, wenn Sie sich noch ein wenig mehr bemühen?

16. Hat Ihnen schon einmal jemand gesagt, dass ein Prediger ihre Gedanken und Gefühle manipuliert?

(Aus: Stephen Arterburn & Jack Feiton: Toxic Faith. Experiencing Healing from Painful Spiritual Abuse. Colorado Springs 1991/2001. S. 264: sowie »Praxis«. Heft 1/97. Nr. 68. Wenn Leiter ihre Macht missbrauchen. S. 23 Fragebogen im Internet  )

Wenn Sie mindestens drei der Fragen mit „Ja“ beantwortet haben, ist es annähernd sicher, dass Sie zum Opfer eines geistlichen Missbrauchs (vergifteten Glaubens) geworden sind. Aber auch bei einer einzigen Ja-Antwort  sollten Sie sich an eine Person Ihres Vertrauens außerhalb Ihrer Gruppe wenden (Pfarrer, Beratungsstellen, Therapeut) und die Problematik schildern. Wenn Sie ein direktes Gespräch mit dem verursachenden Geistlichen führen wollen ist es für beide Seiten dringend anzuraten, einen unabhängigen und neutralen Mediator zur Klärung der Sachlage dabei zu haben. Einen weiteren und differenzierteren Testbogen „Wie steht es mit Ihrem Verhältnis zu Ihrer Glaubensgemeinschaft?“ und Psychologischer Fragebogen zur Aufdeckung  individueller Problemfelder in einer religiösen Sondergemeinschaft finden Sie zur Selbstanalyse auf der Homepage „Hilfe und Begleitung in Ausstiegsfragen“ von Ulrike Bär-Streich, ebenso Ausführungen zu den Folgen Geistlichen Missbrauchs.

So wie jede Form von Missbrauch inakzeptabel und verwerflich ist, heiligt auch beim GM nicht etwa der beabsichtigte Zweck (eines in Folge scheinbar göttlich gesegneten Lebens) die dafür eingesetzten Mittel der geistigen und psychischen Manipulation, des seelischen Drucks, der körperlichen Züchtigung, der pseudotheologischen Drohungen mit ewiger Verdammnis, der angedrohten  Isolation und sozialen Entfremdung von der Gruppe usw. Unter diesem Aspekt dürfen Menschen, die ihrer Kirche oder ihrem Seelsorger GM vorwerfen, keinesfalls als „Nestbeschmutzer“  abgetan werden, sondern es muss geradezu im ureigenen Interesse der Seelsorger, Kirchenvertreter und insbesondere der Kirchenleiter liegen, solche dysfunktionalen Vorgänge und erhobenen Vorwürfe zu klären und vorbehaltslos zu prüfen. Wer sich hier Gesprächen verweigert, sich desinteressiert und arrogant abwendet oder schlicht auf menschliche Schwächen verweisen möchte, gehört bereits relativ sicher zu den Tätern, die GM ausüben!

Viele herkömmliche Missbrauchsfälle, die strafrechtlich relevant verfolgt werden könnten, werden jedoch nicht angezeigt und bleiben verborgen (ca. 90 %), weil das Opfer sich schämt und/oder die durchaus berechtigte Sorge hat, unglaubhaft zu klingen und nicht ernst genommen zu werden. Der Versuch einer Petition, dass „der Deutsche Bundestag beschließen möge, dass das Strafrecht so ergänzt wird, dass in Zukunft auch "Religiöser Missbrauch", insbesondere bei Kindern, strafrechtlich verfolgt werden kann“, ist 2009 abgelehnt worden u.a. mit der Begründung, dass die „angesprochenen Rechtsgüter sämtlich durch das Strafrecht geschützt und die genannten Handlungen bereits strafbar“ sind. Ohnehin bliebe und bleibt ein strafrechtlich begründeter Versuch, eine Anklage gegen verübten GM zu formulieren, bereits bei dem Problem stecken, konkret nachweisbare Handlungen und schädigende Folgen zu benennen. Die Grenzen zwischen korrektem Verhalten von geistlichen Führern und ihrem missbräuchlichem Tun sind mitunter Gradwanderungen. Grundsätzlich ist aber die Redeabsicht bei exegetischen Bibelauslegungen und Predigten der Versuch, den Hörern eine Glaubens- und Lebenshilfe anzubieten und Tröstung oder Mut zu vermitteln. Die Redeabsicht, die hinter dem GM steht, zielt entweder auf den Gruppenerhalt (WIR) ab, betont oft in selbstgefälliger Art die Wichtigkeit des Predigers und/oder die besonderen Lehre, die nur hier und durch ihn so vermittelt und erlebt werden kann. In meinem Artikel "Vom Regen in die Jauche?  Warnende Anmerkungen zu Gospel Of Grace  von „Pastor“ M. Thiemann" habe ich die Folgen daraus so skizziert:  "Die Zuhörer werden  über diesen GM  in den suggestiven Bann gezogen und in eine Abhängigkeit geführt, die nur mit einer Sucht zu vergleichen ist, denn das gesamte Leben gestaltet sich fortan um zu einer "Suche" nach dem "Stoff" in den Predigten, Schriften, Kursen und Medien der Gruppe. Vernunft und Denken werden ausgeschaltet, das Unterbewusstsein wird neu programmiert und die eigene, persönliche Individualität nach und nach aufgegeben. Hinzu kommt der Drang zur Mission, auch andere Menschen in diese Gruppe hinein zu bringen und das Anliegen der "Bewegung" in der "Welt" durch das Schulungsmaterials voran zu treiben. Die geistige und seelische Abhängigkeit an den/die geistigen Führer wird dabei so stark, dass auch nahe Verwandte oder Freunde, kurz das gesamte soziale Umfeld darauf kaum mehr Einfluss nehmen können. Familie, berufliche Entwicklung, persönliche Interessen, all das wird sukzessive dem Gruppendenken geopfert. Jeder Versuch, den Menschen aus dieser Abhängigkeit zu befreien, ist angstbesetzt und wird als "geistlicher Tod" verteufelt."


Leo Booth überschreibt in seinem Buch "Heilung von religiösem Missbrauch und religiöser Abhängigkeit" ein Kapitel mit dem Titel "Wenn Gott zur Droge wird" und meint, dass religiöser Missbrauch den Hörer in die sogar mit einer Sucht vergleichbare Abhängigkeit führt. "Ausgedehnter Kirchenbesuch/ zwanghaftes Nachdenken über die Bibel/ ständige Beschäftigung mit der Kirche/ verstärkter Gebrauch von Kirche, Bibel oder Gebet, um Problemen aus dem Weg zu gehen/ Verlust anderer Interessen/ Zunahme von Schwarz-Weiß-Denken/ Ärger an Kritik über die religiösen Praktiken" (Seite 61) und anderes mehr bilden für ihn Stadien auf dem Weg in die religiöse Abhängigkeit mit sich einstellendem Kontrollverlust. Zudem sind es Kriterien, ausgeübten Missbrauch aufzudecken. Das Hauptsymptom  für ein dysfunktionales und damit abhängig machendes Glaubenssystem ist laut Booth die erworbene „Unfähigkeit, Informationen oder Autoritäten in Frage zu stellen, anzuzweifeln oder darüber nachzudenken“ (S.78). Der Verzicht auf eigenständiges Denken ist dabei die Basis für die missbrauchenden  Leiter, über die Mitglieder die Kontrolle zu behalten.  Diese lebensfeindliche Dysfunktion sieht er ferner als Familienkrankheit, die in missbrauchenden Systemen an die nächste Kindergeneration weitergegeben wird.

Gerade wegen dieser beschriebenen und verheerenden Folgen und wegen des besonderen Auftrages von Religion und Kirche und ihrer Vertreter besteht nahezu eine moralisch-ethische Verpflichtung für seriöse Gruppierungen und deren Leiter, sich erhobenen Vorwürfen offen zu stellen, um dem selbst gestellten Anspruch und Ziel der fürsorgenden Seelsorge und christlichen Nächstenliebe gerecht zu werden.  Mehr noch müssen sich die Institutionen und Gemeindeleiter ihren eigenen Wurzeln stellen und ihre z.T.  sogar konstitutiven Denkweisen, Traditionen, Organisationsformen und Verhaltensmuster auf ihre tatsächlich fördernde Funktion im Sinne  wirklicher Lebenshilfe und Bereicherung hin für den Einzelnen prüfen. Das „System Kirche bzw. Gemeinde“ muss dem Menschen dienen und nicht der Mensch durch Anpassung dem Erhalt des Systems. Jesus drückte diesen Sachverhalt so aus (Markus 2,27): „Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen.“  Auf die Kirchen bezogen bedeutet das, nicht der Mensch ist für das System da, sondern das System muss für den Menschen da sein. Oder, wie der Titularbischof Gaillot es prägnant formulierte:

Wenn die Kirche nicht dient, dient sie zu nichts!“

Hesekiel 22,23f 

Und des HERRN Wort geschah zu mir und sprach: Du Menschenkind, sprich zu ihnen:

Du bist ein Land, das nicht zu reinigen ist, wie eines, das nicht beregnet wird zur Zeit des Zorns. Die Propheten, so darin sind, haben sich gerottet, die Seelen zu fressen wie ein brüllender Löwe, wenn er raubt;

sie reißen Gut und Geld an sich und machen der Witwen viel darin. 

Ihre Priester verkehren mein Gesetz freventlich und entheiligen mein Heiligtum;…. 

Und ihre Propheten tünchen ihnen mit losem Kalk, predigen loses Gerede und weissagen ihnen Lügen und sagen: "So spricht der Herr, HERR", so es doch der HERR nicht geredet hat.

 

Anmerkungen:

Zu Geistlichem Missbrauch in modernen christlichen Gruppierungen siehe Drehtüreffekt

Zur weiter vertiefenden Beschäftigung mit diesem Thema in Bezug auf die NAK empfehle ich meine beiden Arbeiten "NAK- Christliche Sondergemeinschaft oder Sekte?" und  "Spachliche Mittel zur mentalen Zwangsüberzeugung in der NAK - Eine rhetorische Stilmittelanalyse" 

Rainer Ballnus und Irene Döring von LINDD e.V. : Rückmeldung zu Spirit-Ausgabe 1/12 - Gegen den eigenen Willen - Missbrauch

 

Missbrauch durch Apostel Wolfgang Eckhardt - Ein Kommentar zum "Apostelbrief zum Thema Missbrauch"  von Detlef Streich vom 1.3.2012

Unlängst äußerte sich der neuapostolische Apostel  Eckhardt zum heiklen Thema des Missbrauchs in der Kirche in einem Artikel der Jugendzeitschrift „spirit“ (Ausgabe 01/2012, S. 22), und wie zu erwarten war, mit einem entschlossenen Pfuizeigefinger weit weg von sich und der Kirche hin zu bösen Eltern die, man höre und staune, den „Namen der Kirche“ missbraucht haben. Man fragt sich: „Wie das?“


Nach kurzen, einführenden Worten im Allgemeinen zum Thema kommt Eckardt sogleich  zu einer ziemlich merkwürdig  in diesen Zusammenhang gerückten  Aussage: „Schon im zweiten Gebot warnt Gott vor Missbrauch: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.“ Nach einigen Erläuterungen dazu  betont er weiter, dass „es ein ernstliches Anliegen im Miteinander im Werk Gottes sein (muss), jegliche Form eines solchen Missbrauchs zu unterlassen.“

Und sogleich rückt er die NAK in den Mittelpunkt seiner Ausführungen, der angeführte Missbrauch des Gottesnamens diente nur als Sprungbrett! Die NAK habe sich nämlich eine „Vision gegeben“, eine Kirche zu sein, „in der sich Menschen wohl fühlen und vom Heiligen Geist und der Liebe zu Gott erfüllt ihr Leben nach dem Evangelium Jesu Christi ausrichten und sich so auf sein Wiederkommen und das ewige Leben vorbereiten.“  Und solch einen Visionsnamen darf man natürlich genauso wenig missbrauchen wie den des Gottes im Alten Testament!

Diese „Definition“ der Vision  der NAK sollten Amtsträger beachten, wenn sie „also im „Namen der Kirche“ oder als Amtsträger oder Lehrkraft der Kirche sprechen oder handeln“. Die Formulierung „Vision gegeben“ weist allerdings doch sehr deutlich darauf hin, dass sich zur Zeit die Menschen in der NAK also nicht „wohl fühlen und vom Heiligen Geist und der Liebe zu Gott erfüllt sind“, sonst bräuchte es schließlich diese zukünftige „Vision“ der Kirche nicht! Zudem wird hier über die ungeheuerliche Ableitung vom Missbrauch des Gottesnamens hin zum Missbrauch des Kirchennamens suggeriert, dass die Kirche das Opfer eines verbalen Missbrauchs ihres Namens werden kann, der genauso  schlimm ist wie die missbräuchliche Verwendung des Gottesnamens!

So geschehen z.B. durch Eltern in der Erziehung ihrer Kinder. Ein Beispiel aus des Apostels Jugendzeit sollte dieses missbräuchliche Verhalten verdeutlichen. Wenn „Eltern Regeln im Familienleben mit der Kirche beziehungsweise deren Lehre begründeten und sagten: „Gotteskinder tun dieses und jenes nicht …“ und haben dabei alltägliche Dinge wie Freizeitgestaltung angesprochen, oder „Kinder müssen um 22 Uhr zuhause sein“, denn das ist „neuapostolische Zeit“, dann wurde nach Eckhardt „der Name der Kirche missbraucht!“  Natürlich „ohne jede böse Absicht!“, wie er edel anmerkt!

Was ist das für eine Verdrehung der Tatsachen! Die Eltern wurden gerade zu genau diesem Verhalten von den Amtsträgern ganz oben und den kircheneigenen Zeitschriften aufgefordert! So  z.B. im Amtsblatt Nr. 11 vom Mai 1955: „Wir erleben in unserer Gegenwart eine fortschreitende Lockerung aller guten Sitten. In der Schule und im Beruf sind unsere Kinder dem Zeitgeist ausgesetzt. Dazu kommt, daß manche Kinder sich nicht gerne belehren lassen. Sie befinden sich in den kritischen Jahren, in denen sie sich für klüger halten als ihre Eltern. Es ist die Zeit, in der die Mutter den Vater bittet: Sprich du einmal mit unserem Sohn oder unserer Tochter, ich werde allein nicht mehr fertig! Ist es soweit, dann ist höchste Wachsamkeit notwendig“, dennwenn Kinder wegen ihres ungöttlichen Verhal­tens gestraft werden müssen, dann ist es eine schlimme Sache, wenn die Eltern selbst durch ihr Benehmen dazu die Aussaat gemacht haben.“

Aber es geht noch weiter, denn ein anderer Missbrauch besteht  auch dann, wenn Amtsträger das „Evangelium beliebig interpretieren, nur, um eventuell gut anzukommen. Das wäre Populismus und ebenso Missbrauch der Autorität.“   Ein Missbrauch der Autorität ist auch „jeder leichtfertige Rat in irdischen Angelegenheiten.“ Man beachte hier das Wörtlein „leichtfertig“! Nicht leichtfertige Einmischungen in das Leben der anvertrauten Schäfchen auf der Basis neuapostolischer Lehre  sind demnach legitimiert! Und noch ein schlimmer Missbrauch,  sozusagen ein Apostelmissbrauch, durch neuapostolische Segensträger besteht dann, wenn behauptet wird, „Der Apostel will das so …“ und in Wirklichkeit gibt es gar keine solche Regelung durch den Apostel, beziehungsweise erfolgte keine Rücksprache mit ihm.“ Das grenzt nämlich alles an Blasphemie!   

Diese Vorgänge subsummiert Eckhardt nun als Missbrauch im „Gemeindeleben“!  Hier muss man  sich fragen, was Kirche und Apostel letztlich mit Gemeindeleben zu tun haben? Wie auch immer wünscht Eckardt abschließend „uns allen immer neu Weisheit und Kraft, mit Gottes Gaben recht umzugehen und unsere Aufgaben im Sinn und Geist Jesu Christi zu erfüllen.“

Fassen wir also zusammen, was Eckhardt unter der Überschrift Missbrauch miteinander verkettet: Du sollst nach Gottes Gebot  SEINEN Namen nicht missbrauchen, deshalb sollst du auch nicht für die Kindererziehung  missbräuchlich den Namen der Neuapostolischen Kirche benutzen, auch wenn die Kirche das beständig fordert. Und amtsmissbräuchlich sollst du keinesfalls den Namen „Apostel“  für irgendwelche Behauptungen verwenden, wenn du keine „Rücksprache mit ihm“ geführt hast! Frage jetzt also immer erst nach, bevor du etwas vom Apostel behauptest! Ebenfalls gelten als Missbrauch der „Autorität“ leichtfertig gegebene Ratschläge!  Aber nur die …

Kurz: Missbrauche nicht die Namen NAK und Apostel und auch nicht deine segenstragende Amtsautorität!

Was für ein erneuter Missbrauch an Worten zur scheinheiligen Verschleierung aller kirchenbedingten Suggestionen und Manipulationen, die ursächlich hinter dem Handeln der Eltern und Amtsträger liegen. Und was für ein Missbrauch des Wortes „Missbrauch“ in diesem Artikel, der eigentlich z.B. den in der NAK beständig praktizierten geistlichen Missbrauch durch die verantwortlichen Apostel und den Stammapostel benennen müsste. Ebenso und gleichwertig hätten die bekannten und unbekannten körperlichen Missbräuche an Kindern, Jugendlichen und alleinstehenden Schwestern genannt werden müssen.  Missbrauch war und sind auch die seelischen Verstümmelungen, die durch die von der NAK geprägte und von Eltern ausgeübte Kindererziehung verursacht wurden! Aber all dieses wird nicht erwähnt sondern völlig ignoriert durch den von Eckhardt in den Mittelpunkt gerückten „Kirchen- und Apostelmissbrauch“! Aber das Schreiben zeigt auch deutlich auf, wo von den Funktionären dieser Apostelkirche die Prioritäten gesehen werden: Kirche und Apostel sind hochheiligstes und schützenswertes  Gut, alles andere ist schlicht Wurscht und interessiert nicht!

Bravo, Herr Apostel und Dank für diese deutliche Darstellung Ihrer persönlichen Sehensweise und für die Darstellung der Haltung Ihrer Kirche! Aber danke auch den verantwortlichen  Redakteuren des Bischoffverlages, die uns dieses Machwerk unzensiert lesen ließen!  Mal sehen, wie lange noch, wenn dieser Kommentar bis zu ihnen durchgesickert ist …

Download des Artikels unter http://www.bischoff-verlag.de/public_vfb/pages/Downloads/Downloads_UF/1201_spirit_S02_23.pdf
 

(Anmerkung 5.3.2020: Natürlich ist der Link schon lange verschwunden ...)

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Rückmeldung von Rainer Ballnus und Irene Döring vom Verein LINDD aus dem Jahr 2012 zum Apostelbrief in der Zeitschrift Spirit, Ausgabe 1/2012 vom Verlag Friedrich Bischoff

(Anmerkung DS: Die vollständigen Rückmeldungen (klick hier) von LINDD beziehen sich auf die gesamte Ausgabe, hier ist nur der Abschnitt zum  Apostelbrief wiedergegeben. Seit 2013 führt der Verein keine Gespräche mehr mit der Kirchenleitung und wird auch nicht mehr zu Veranstaltungen der NAK eingeladen!)

5. Apostelbrief zum Thema Missbrauch

Die Eingangssätze werden dem Thema Kindesmissbrauch nicht gerecht. Man könnte sie als Abwertung interpretieren. Wir hätten uns gewünscht, dass Apostel Eckhardt zunächst angemessen auf solch schlimme Geschehen und manchmal lebenslangen Leiden der Betroffenen eingeht, bevor er mit seinen Ausführung auf die anderen Missbrauchsformen beginnt. Wie bereits von uns zum Interview des Arztes Stefan Werner angemerkt, tut es noch heute manchem Opfer weh zu lesen, dass sie als Eltern für den geistlichen Missbrauch bzw. Kirchenmissbrauch verantwortlich seien. Wir sind in unserer Arbeit auf diesen Artikel mehrfach angesprochen worden. Entrüstet wurde uns entgegengebracht, dass das eine unzulässige Verschiebung der Verantwortung sei. Das neuapostolische Leben sei unzweifelhaft durch die geistliche Autorität bestimmt worden. Aus der Begleitung wissen wir auch, dass eine Erklärung der Kirchenleitung, dass es seit Ende der 80er Jahre eine „Eigenverantwortung“ gebe, nicht ausreichend ist. Diese Verantwortungsverschiebung halten wir für zu einfach. Abgesehen davon, dass die neuapostolischen Christen sich ihre eigene „Eigenverantwortlichkeit bastelten“, haben viele Glaubensgeschwister keine zuverlässige und kompetente Begleitung auf dem Weg in die Eigenverantwortung erlebt. Die Auswirkungen von den damaligen seelsorgerischen „Geboten“ durch die verantwortlichen Seelsorger, inkl. Apostel, halten bis in die Gegenwart an. Ein gravierendes Beispiel möge als Beleg dienen: Es hat land auf land ab Aussagen von verantwortlichen Seelsorgern gegeben, keine Psycho-Therapie für ein seelisches Leid einzugehen bzw. sie abzubrechen, weil dort „nur der Glaube wegtherapiert werden solle“. Die verheerenden Folgen solcher „Gebote“ erleben Glaubensgeschwister bis auf den heutigen Tag. Auch die Abkehr von dieser unseligen Haltung der Kirche gegenüber einer professionellen psychischen Beratung bzw. Psycho-Therapie ändert an den Spätfolgen nur wenig. Im Gegenteil, heute reagieren manche Betroffene sogar entsetzt, wenn ihnen empfohlen wird, psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Solche Empfehlungen sorgen nach unserer Wahrnehmung nicht für eine Erleichterung bei Betroffenen, sondern eher für eine Irritation und manchmal auch für große Wut. Nochmals: Von der Kirchenleitung wurde immer wieder gepredigt, „was sich für Gotteskinder nicht gehöre“ – weit bis in die 90er Jahre. Die Ausläufer dieser „Erziehungspredigten“ reichen bis in die heutige Zeit. Noch vor zwei Jahren haben die Unterzeichner in einem Gottesdienst von dem Dienstleiter gehört, dass „… er sich nie erlauben würde, in Jeans in den Gottesdienst zu gehen…“ oder „… wenn mein Bezirksevangelist mir sagte, dass meine grüne Krawatte rot sei, dann ist sie eben rot…“. Ein weiteres Beispiel, das dem einen oder lapidar erscheinen möge, steht für viele andere: Zur Jugendzeit der beiden Unterzeichner wurden Glaubensgeschwister aus ihren Funktionen herausgenommen, wenn sie beispielsweise einen Bart oder lange Haare trugen. Noch ein Gedanke zum Rat einholen. Neuapostolische Christen sind in der Vergangenheit geradezu dazu erzogen worden, sich bei allen irdischen Angelegenheiten den Rat des Seelsorgers einzuholen. Und wenn dieser Rat zwar befolgt wurde, aber trotzdem kein gutes Ergebnis erzielt worden war, dann wurde der Glauben des Ratsuchenden nicht selten infrage gestellt.

(…) Die Glaubwürdigkeit der Kirche würde dann zunehmen, wenn die damaligen (und manchmal gibt es sie noch heute) Fehlleistungen, die nichts mit dem Evangelium zu tun haben, unumwunden zugegeben werden könnten, wenn man das Leid der Betroffenen anerkennt und Wege für eine von Herzen kommende und zu Herzen gehende Entschuldigung findet. Insofern trägt aus unserer Sicht der Apostelbrief nicht dazu bei, das Leid vieler Betroffener zu minimieren. Im Gegenteil, die Kontaktaufnahmen zu unserem Verein nach der Veröffentlichung dieses Briefes belegen, dass solche Aussagen eher geeignet sind, das Leid zu verschlimmern.

 

Weiteres zum Thema:

9.12.13  Wölfe im Schafspelz – gibt es sie wirklich? Und wenn ja, wie kann man sich vor geistlichem Missbrauch schützen?  PDF zur Sendung mit umfangreichen Literaturtipps

Zitat zur Sendung: Andere Menschen fördern, damit sie sich entfalten und eigene Verantwortung übernehmen können – dazu sind Leiter da. Doch wenn diese ihre Position für persönliche Zwecke einsetzen und sich damit eigene Vorteile verschaffen, missbrauchen sie ihre Macht. Vordergründig sind die Motive oft nicht so leicht zu durchschauen. Findet der Machtmissbrauch in christlichen Gemeinden statt, hat er in der Regel sogar einen besonders frommen Anstrich. Der Schaden, der Menschen dabei zugefügt wird, hat ein ungeahntes Ausmaß. Wie kann man sich davor  schützen und wie können verwundete „Schafe“ wieder heil werden? Darüber reden wir mit Betroffenen und Experten bei „wirklich.“

 

 

Anhang: Eingefügte Linkadressen

INFO: Gewalt gegen Kinder

http://www.psychologie-info.org/Missbrauch/missbrauch.html

Artikel zum GM bei Confessio:

http://www.confessio.de/cms/website.php?id=/religionheute/grundlagen/geistlicher-missbrauch.html

Arbeitspapier Inge Tempelmann

http://www.isodos.at/Vortraege/WorkshopRelMissbrauch.doc

Lebenslauf Titularbischof Galliot:

http://www.partenia.org/deutsch/biographie_ger.htm

Petition an den Bundestag:

https://epetitionen.bundestag.de/files/0339.pdf

Fredy Falger, Zeitungsbericht:

http://www.geistlicher-missbrauch.info/medien/LIZ%20Artikel.pdf

Homepage:

http://www.geistlicher-missbrauch.info/index.php?10_Merkmale

Zitat: „Charakteristika einer Missbrauchsumgebung“ von Dr. Christoph Rohde

http://www.christoph-rohde.de/counseling.html

Erfahrungsberichte zum GM:

http://www.cleansed.de/berichte.php

 

Wie steht es mit Ihrem Verhältnis zu Ihrer Glaubensgemeinschaft?“ von Ulrike Bär-Streich:

http://nakaustiegshilfenundberatung.beepworld.de/selbstanalyse.htm

Psychologischer Fragebogen zur Aufdeckung  individueller Problemfelder in einer religiösen Sondergemeinschaft

Fragebogen: Stephen Arterburn & Jack Feiton: Toxic Faith:

http://www.darvsmith.com/dox/toxicfaith_test.html

Predigtanalysen zu Stap Schneider

 

 

Die Wolkenpredigt - Ein konstruiertes Beispiel für geistlichen Missbrauch in der NAK (DS)

Vorbemerkungen zur Wolkenpredigt

Als Einführung zur Wolkenpredigt eine kurze Kostprobe einer Leberschen Predigtsequenz, die durchaus auch in die Unterseite Satire passen würde. Oder hat schon einmal jemand von Ihnen "Schnecken herumtoben" sehen"?

Europäischer Jugendtag der NAK

Datum Donnerstag, 21. Mai 2009
Ort/Land Düsseldorf Deutschland
Bezirksapostelbereich A. Brinkmann
(Wörtliche Predigtmitschrift von NAK-NRW)

 Stap. Leber  (Zwischenbemerkung):  „Lasst mich noch ein Wort sagen zu diesem Gedanken, dass wir manches Mal fragen: „Warum?“ und eigentlich diese Frage töricht ist, weil wir nicht den Überblick haben, wie ihn natürlich Gott hat.  Da gibt es eine kleine Geschichte. Es sind Schnecken irgendwo auf dem Weg. Dann kommt ein Wanderer vorbei und sieht die Schnecken, die mitten auf dem Fahrweg sind. Er sagt sich: Die sind in großer Gefahr. Wenn ein Auto kommt, können sie schnell überrollt werden und müssen mit ihrem Leben büßen. Er nimmt die Schnecken und setzt sie irgendwo an den Rand auf die Blätter. Die beiden Schnecken toben und sagen: Was fällt dem ein, uns von unserer Bahn wegzunehmen und irgendwo abzusetzen? 

Das ist eine ganz simple Geschichte, die aber zeigt: Wenn man nicht den Überblick hat, dann beurteilt man die Dinge falsch. Darum ist es manchmal so töricht, immer zu fragen: „Warum?“ Wir haben nicht diesen Überblick, und stattdessen wollen wir Vertrauen haben und nicht herumtoben wie diese Schnecken.“

Neben einigen typischen neuapostolischen Predigtfloskeln ist der folgende Predigtentwurf von mir vor allem eine NAK-Musterpredigt zur Verdeutlichung tranceinduzierender Stilmittel. Eine grobe Analyse dazu finden Sie hier, Ausführliches in der Ausarbeitung zu den " Rhetorischen Stilmitteln zur Zwangsüberzeugung . Manches NAK-Mitglied wäre wohl heute noch hochzufrieden, wenn es eine Predigt in diesem Stil ( z.B.Bezirksapostel Steinweg) mal wieder hören "dürfte"! Siehe zu diesem Thema auch die Artikel zu "Predigten in der NAK" und "Kinder und Jugendliche" sowie aktuelle Analysen zu Predigten von Stap Schneider und den grundlegenden Artikel " Was ist eine Sekte - Psychologische Aspekte zur Sektendefinition von D. Streich, August 2013
(Überarbeitete Auszüge aus der Ausarbeitung „ChristlicheSondergemeinschaft oder Sekte“).

 Bei den jetzt folgenden Predigtsätzen handelt es sich eigentlich um keinerlei Glaubensinhalte, sondern nur um einleitende, inhaltslose Formulierungen, die zur unbemerkt bleibenden Mind Control führen. Für Die Mitglieder der NAK sind dies aber deutlich "Glaubenssätze". Die Überschriften entsprechen den 8 Kriterien, die Robert J. Lifton in seiner Ausarbeitung „Thougt Reform and the Psychology of Totalism - A Study of Brainwashing in China; New York, 1961“ entwickelt hat und die bis heute für eine Untersuchung zur Anwendung von ausgeübter Mind Control herangezogen werden!

Gruppensätze zur Milieukontrolle

Wir haben ein so schönes Miteinander, das kann man nicht erklären – komm einfach mal

Die anderen können das nicht verstehen, erzähle ihnen lieber nichts

Bei uns ist vieles ganz anders als ...

Noch wird dir manches ein wenig fremd sein, aber nach einer Weile wirst du erleben, dass ...

Gruppensätze zur Mystischen Manipulation

Wir haben uns das nicht selbst ausgedacht, es ist „Sein“ Wille

Wir sind Werkzeuge einer höheren Macht

Wir können „Seinen“ Willen nicht immer verstehen, aber wenn wir „Seinem“ Wort folgen, werden wir erleben, wie sich alles zum Guten entwickelt

Gruppensätze zur Forderung nach Reinheit

Wir müssen unseren eigenen Willen überwinden und unter Seinen Willen stellen

ER sieht und bemerkt alles

ER kennt jeden unserer Gedanken und weiß, was gut für dich ist

Draußen ist nur das Böse, dass uns vom Weg/Ziel abbringen möchte

Gruppensätze zum Bekenntniskult

Wir müssen lernen, uns stets mit Seinen Augen zu sehen, wenn wir ...

Wir müssen unsere Gedanken und Gefühle kontrollieren, sonst ...

Nimm dich selbst nicht so wichtig, denn was sind wir ohne ...

Diese Gedanken führen uns ins Verderben, weil ...

Gruppensätze für die "Heilige Wissenschaft"

Wir glauben das, weil .... und können es belegen, denn ... . Also ...

Der Plan ist von Ihm schon lange festgelegt, nichts hält den vorgegebenen Lauf auf

Der Stap. und die Apostel sind zwar auch nur Menschen, aber ihre Worte sind Eingebungen sind von ...

Wir haben das höchste Ziel, was ein Mensch erreichen kann. Das wollen wir nicht aufs Spiel setzen

Gruppensätze zur Sprachlichen Beeinflussung

Alles Denken der anderen ist Torheit und zeigt ihr Unvermögen, unsere gute Sache zu begreifen

Die anderen sehen nur sich selbst, wir aber folgen ...

Mag es denen da draußen auch scheinbar gut gehen, letztlich wird sich doch zeigen, dass ...

Manches können wir jetzt mit unserem begrenzten/natürlichen Verstand noch nicht verstehen, aber wenn ...

Gruppensätze zur personenbeherrschenden Doktrin

Nur wer sein eigenes Wollen der Sache unterordnet, wird am Ende das wundervolle Ziel erreichen

Der Einzelne mit seinem Wissen kann den ganzen Plan nicht verstehen, aber ...

Wir wollen doch den anderen und dem Ziel nicht im Weg stehen

Wir müssen innerlich völlig neu werden, der alte "Adam" kann es nicht erreichen

Gruppensätze zur Dispensierung der Existenz

Wenn auch die Anderen die Wahrheit/unsere Apostel/das Ziel/die Botschaft/Seinen Willen/ das Gute/unseren Weg nicht verstehen und annehmen können, wir wissen doch aber, worum es in der Zukunft wirklich geht

Die Anderen werden einmal bereuen, wir aber werden erleben, dass ...

Die Anderen haben/wissen/verstehen/sind nichts, ihr Leben und Streben ist vergeblich. Was nützt es ihnen, dass sie ...

Nur wir ...

 Wer nun den Test auf die tranceerzeugende Wirkung durch direkte und indirekte Suggestionen machen will: Die Predigt einem Partner langsam vorlesen, gut und abwechslungsreich betonen und die Wirkung als Lesender selbst erspüren. Nicht unterbrechen bis zum AMEN! Und dann hinterher Reaktionsmuster erfragen oder: Was weißt du noch von dem, was du gerade gehört hast. Wie nach einer NAK-Predigt üblich, wird man fast nichts von der Vielzahl des Gehörten noch wissen ...

 

Wolkenpredigt von Detlef Streich

Als "Schale zum Wort" dient uns Markus 13, Vers 26
„Und dann werden sie sehen des Menschen Sohn kommen in den Wolken mit großer Kraft und Herrlichkeit.“
Chor: Auf Adlers Flügeln getragen (siehe dazu auch den Beitrag von Hermann Ober)

Liebe Geschwister!

Wer in den letzten Tagen und Wochen das Geschehen um uns herum mit verfolgt hat und gesehen hat, wie es in der Welt so auf und ab geht,  dem könnte manchmal Angst und Bange werden vor all den Dingen, die da wohl noch kommen. Und gerade auch dann, wenn man manchmal meint und denkt, jetzt wird es besser, es wird etwas heller am Horizont, und man freut sich, dann bricht plötzlich das nächste Unwetter herein und alles ist danach noch schlimmer als zuvor. Das gehört aber alles zu den Zeichen der Zeitverhältnisse, die uns umgeben, und die der Herr so zugelassen hat und die seiner Wiederkunft vorausgehen müssen. Auch viele Mitmenschen sehen diese Verhältnisse, liebe Geschwister, und auch die sind oft entsetzt über die Dinge, die da geschehen. Eben denkt man noch, es ist alles in Ordnung, es geht mir doch ganz gut, auch in meiner Familie, mit den Kindern, oder im Beruf. Und plötzlich treten dann Dinge und Umstände ein, und alles ist von einem Moment auf den andern ganz anders. Das passiert, das kennen wir alle auch aus dem eigenen Erfahren und Erleben.

Aber was macht man dann in der Not? Schreit und tobt man herum und beklagt man sich über die Ungerechtigkeit in der Welt? Sicher, viele Mitmenschen machen das so, aber hilft ihnen das weiter? Manche schrecken dann nicht einmal davor zurück und klagen sogar den lieben Gott an. Wir wollen darüber nicht urteilen, liebe Brüder und Schwestern, aber gilt solchen nicht auch das Wort, was der Herr einst zu Hiob sprechen musste, als er sagte: „Und der HERR antwortete Hiob aus dem Wetter und sprach: Wer ist der, der den Ratschluss verdunkelt mit Worten ohne Verstand?“ {Hiob.38,1} Und auch zu Hiob direkt sprach der Herr dann noch: "Hiob redet mit Unverstand, und seine Worte sind nicht klug." {Hiob.34,35}  Liebe Geschwister, wir wollen doch nicht unklug sein!
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Ergänzende Anmerkungen zum Thema Missbrauch in der NAK (Februar 2013)

Erste-Hilfe-Notfallzettel für seelische Verletzungen: Ein Aufruf aus der Schweiz, Opfer zu bleiben (Druckfassung)

Zitat: 7. Selbstmitleid vermeiden. Das beste Gegenmittel: Entschuldigungen annehmen.

Wenn du von anderen seelisch oder körperlich verletzt wurdest, dann beachte den folgenden Notfallzettel zur "Ersten Hilfe bei seelischen Verletzungen" der NAK-Schweiz/ Ostermundigen  auf keinen Fall. Und es sage niemand, dass diese "10 Gebote" nur der Einzelfall eines gedanklichen Ausfalls eines kleinen NAK-Gemeindevorstehers seien. "Gehe den unteren Weg" oder "Sei stille, oh sei stille, Gott will nur dein Heil" ist das konstitutive Prinzip in der NAK. Dieser Notfallzettel ist nur die hier deutlich sichtbar gewordene, vergiftende Frucht eines Myzels, das die gesamte NAK und ihre genauso indoktrinierten Mitglieder durchzieht: "Durch Leiden und Stillhalten zu ewigen Freuden!" Stap. Leber formuliert das laut "Impulse 19/2012 wie folgt:

Wenn wir Probleme haben, anderen zu vergeben, lasst uns an unsere eigenen Sünden denken. Dann wird uns so manches einfallen, das uns zur Erkenntnis führt, kein Recht zu haben, andere zu verurteilen. (Q)

Als Entgegnung auf diesen Unsinn sollte man zunächst  HIER den leider sehr seltenen Bericht eines betroffenen Missbrauchsopfers lesen und sich bewusst machen, dass das beileibe keine Seltenheit ist. Betroffene seien entgegen des Rates im Notfallzettel an dieser Stelle aufgerufen, Fälle von selbst erfahrenem oder mit angesehenem Missbrauch öffentlich zu machen, gerne auch an mich. Jede Mitteilung wird absolut vertraulich behandelt und nur mit ganz klarer Genehmigung als Erfahrungsbericht anonymisiert eingestellt. In einem Artikel vom Verlag Friedrich Bischoff (spirit im Gespräch mit dem Arzt Stefan Werner zum Thema "Macht, Missbrauch, Ohnmacht") ist klar zu lesen:

ZITAT: (Sexueller) Missbrauch findet überall statt, auch in der Neuapostolischen Kirche?

Dr. Werner: Ja, und zwar so häufig, dass man davon ausgehen kann, dass in jeder Gemeinde Betroffene sind.

Es ist also davon auszugehen, dass auch in Ostermundigen mindestens ein Opfer sexueller Gewalt in der Gemeinde ist. Umso schlimmer sind also die Bemerkung von Leber und der nachstehende "Notfallzettel" anzusehen, weil die betroffenen Opfer in ihrer Verletzung damit völlig ignoriert werden und erneut in seelische Nöte gestürzt werden. In Absatz 10 heißt es im Notfallzettel:

"Die Heilung ist abgeschlossen, wenn der Patient wieder in voller Gemeinschaft und Harmonie mit seiner Umwelt lebt, insbesondere mit dem Verursacher der Wunde!"

Irene Döring und Rainer Ballnus vom Verein LINDD - Licht nach dem Dunkel e.V.(Gemeinnütziger Verein zur Hilfe für neuapostolische Christen und andere Betroffene von sexueller, seelischer und körperlicher Gewalt) kommentieren das in einer Mail so:

Wir stufen diesen Notfallplan nicht nur als nicht hilfreich ein,  sondern sehen die Gefahr, dass Notleidende in noch größeres Leid fallen könnten. Wir werden aktiv werden und in mehreren Schritten gegen diese Gefahr vorgehen. Wir werden unsere Arbeit auf unserer Homepage transparent machen.

In einer weiteren Stellungnahme vom 25. 2. heißt es weiter:

"Wir haben deshalb den Stammapostel kontaktiert, und er hat uns sinngemäß geantwortet, dass es hier doch erkennbar um alltägliche Verletzungen im zwischenmenschlichen Bereich ginge und nicht um gravierende Ereignisse und dass er uns davon abrate, das Thema aufzugreifen.

Wir teilen diese Einschätzung nicht. Zum einen lässt dieser Zettel alle Interpretationen für seelische Verletzungen zu, also auch für trauatisierende. Zum anderen aber widersprechen die Empfehlungen seinen selbst getätigten Äußerungen, „nichts unter den Teppich zu kehren“, sondern miteinander „miteinander zu reden“, gerade wenn es um zwischenmenschliche Verletzungen geht."

Zwischenbemerkung: Meinen obigen Einleitungstext habe ich  am 23.1.2013 am Nachmittag  im Gästebuch der HP eingestellt. Dort gab es bereits drei weitere kritische Neueinträge. Jetzt, um 22.00 Uhr ist mein Eintrag nebst den anderen kritischen Einträgen bereits gelöscht - der Notfallzettel blieb! Als ob es hilft, solche Einträge schlicht zu löschen ... Und noch etwas: Seit dem 24.1. ist das gesamte Gästebuch entfernt! Auch ein Erfolg! Aber das hier ist tatsächlich immer noch drin:

NOTFALLZETTEL

Neuapostolische Kirche Ostermundigen „ERSTE HILFE“ bei seelischen Notfällen

Wenn du von einem anderen verletzt wurdest, dann beachte:

  1. Ruhe bewahren! Jede Hektik verschlimmert die Situation.

  2. Überlege: Wie kann es zu dem Unfall? Hätte ich ihn vermeiden können? Wie fühlt sich der andere?

  3. Wie Wunde gründlich auswaschen. Dabei darauf achten, dass aller Ärger und alle Unversöhnlichkeit entfernt werden.

  4. Anschließend reichlich Nächstenliebe-Salbe auftragen. So schützt du dich vor Groll- und Bitterkeitsinfektion.

  5. Nun die Wunde mit einem Verband der Vergebung umwickeln. Dadurch kann die Wunde heilen, ohne dass du sie jeden Tag sehen musst.

  6. Später nicht am Wundschorf kratzen! Den Vorfall nicht zur Sprache bringen, da sonst die Wunde wieder aufbricht und es zu Infektionen kommen kann, die sich ausbreiten und geistlich tödlich enden können.

  7. Selbstmitleid vermeiden! Das beste Gegenmittel: Entschuldigung annehmen.

  8. Medizin: Mehrmals täglich das Wort Gottes einnehmen, dabei vor und nach der Einnahme beten. Das Medikament hat eine ausgeprägt beruhigende und schmerzstillende Wirkung.

  9. Stets in engem Kontakt mit dem höchsten der Ärzte bleiben. Er wird dir bei der Genesung Kraft, Freude und inneren Frieden geben.

  10. Die Heilung ist abgeschlossen, wenn der Patient wieder in voller Gemeinschaft und Harmonie mit seiner Umwelt lebt, insbesondere mit dem Verursacher der Wunde.

 

Ittigen, im September 2005/ HRB

 

28.1. 2013; 21.00 Uhr:

Der Notfallzettel ist von der Homepage zwar entfernt worden, war aber über den Link oben aus technischen Gründen immer noch erreichbar, ebenso unter der Googlesuche "NAK Ostermundigen Erste Hilfe". Umfangreiche Interventionen an diverse Opferberatungsstellen in der Schweiz und die zuständigen Dienstvorgesetzten in der NAK (Bezirksapostel etc.) sowie NAKI International und Pressesprecher Johanning sind dem vorausgegangen, Reaktionen stehen aber noch aus. Nun bekommt der kleine Vorsteher wohl einen auf den Deckel wegen seines persönlichen Machwerkes. Zurecht? Schon, aber was predigte der Stammapostelhelfer Jean-Luc Schneider in Ostermundigen am 13. Januar 2013 laut eines Berichtes zum Textwort „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein.“ (Matthäus 5, aus Vers 37) passend zum Thema "Opfer" in eben genau dieser Gemeinde:

 „Das erste Ja ist das Ja, das wir bei der Heiligen Versiegelung gegeben haben. Das zweite Ja wird später von uns verlangt (sic !!); es ist das Ja der Beharrlichkeit, wie es einst Abraham gegeben hat. Er hat Ja gesagt und ist mit seiner Familie weggezogen. Und später hat er nochmals sein Ja gegeben, als Gott ihm geboten hat, seinen Sohn zu opfern, diesen Sohn, den ihm Gott selber verheissen und geschenkt hatte. Wenn wir Gott unser Ja geben und ihm ganz vertrauen, können wir erfahren, dass er ständig an unserer Seite sein und uns auch immer helfen wird.“

Also nicht nur das eigene Opfersein muss man schlichtweg hinnehmen und sich mit dem Täter sogar noch in "Nächstenliebe, Gemeinschaft und Harmonie" aussöhnen, sondern auch noch bereit sein, seine Söhne und Töchter, wie es Abraham tat und der Stammapostelhelfer einforderte, zu opfern. Nur so kann man treu neuapostolisch sein. Immer schön der alten NAK-Scheinlogik folgend, wenn du .... dann wird ... was auch immer, jedenfalls alles gut! Allerdings klingt das im originalen Wortlaut des örtlichen GD-Berichtes der Schneiderpredigt nochmals deutlich schärfer. Zitat:

“Ich denke an Abraham. Er hat von Gott einen Befehl erhalten und er hat „Ja“ gesagt. Er hat sein Land verlassen, er hat Gott gehorcht, ein Beispiel des Gehorsams dem Herrn „Ja“ zu sagen und viel, viel später hat er den versprochenen Segen erhalten und er hat den Sohn bekommen, den Gott ihm verheißen hatte. Ist die Geschichte jetzt zu Ende? Aber die Geschichte geht noch weiter. Gott ist wieder zu ihm gekommen und hat gesagt: „Opfere mir diesen Sohn der Verheißung.“ Er hat ihm nicht noch einmal eine weitere Verheißung gegeben: Ich werde dich noch mehr segnen…, nur diesen Befehl: „Opfere mir deinen Sohn.“ Er musste Gott diesen verheißenen Segen zurückgeben! Und weil Abraham Vertrauen hatte zu Gott, hat er ein zweites Mal „Ja“ gesagt. Und das hat ihm noch einen größeren Segen Gottes eingebracht.”

Ich kenne auch viele Geschwister, die jahrelang treu geblieben sind, die „Ja“ gesagt haben und die diesem „Ja“ treu geblieben sind und im Lauf der Jahre wurden sie reich gesegnet. Und nun kommt Gott wieder und will ihnen scheinbar einen Teil dieses Segens wegnehmen und er versetzt sie in Prüfungen, in Krankheiten, in Schwierigkeiten und dann versteht man nichts mehr und sagt: Warum, Herr, warum denn das für mich, warum muss ich das erleben? Der Herr verlangt von dir jetzt das zweite „Ja“, das „Ja“ der Beharrlichkeit!

Zum Thema “Konflikte” äußerte Schneider sich wie folgt:

“Es gibt manchmal Konflikte in den Gemeinden, da kann man nicht sechs Monate warten, um sie zu lösen, man muss sie sofort lösen und dann bemüht man sich, man bringt Opfer. Das Wichtigste ist doch, dass der Konflikt bald gelöst ist, denn der Herr kommt bald!”

Um also Konflikte zu lösen, muss man selbst Opfer bringen und zurückstecken, weil der Herr bald kommt!

Da steht doch der Vorsteher in klarer Nachfolge! Wer will ihm seinen Notfallzettel nun noch vorwerfen, wenn doch auch der Stammapostel und der Stammapostelhelfer so predigen? Das ist echte neuapostolische Seelsorge, die sich um den Täter sorgt und dem Opfer Unterordnen verordnet! Schwamm drüber, alles im Werke des Herrn ist in Ordnung! Und auch nicht Murren, so jedenfalls im  Erntedankgottesdienst der NAK in  Duisburg 2012 nochmals Stammapostelhelfer Schneider (im Videolink ab 4.05 Minuten):

Manchmal hört man, ach vielleicht hier und da und in Deutschland nicht, aber bei uns hört man so manchmal  so Leute von meiner Generation oder der Generation vorher, da ist ein bisschen Murren, so  Unzufriedenheit, wenn man daran denkt, was zu unserer Zeit alles geschehen ist, wie es  schwer war, neuapostolisch zu sein.
Das durfte man nicht machen - und jenes durfte man nicht machen; und man war so hart mit uns usw. usw... Und heute ist alles so einfach und so gelassen. Da kommt schon ein bisschen Murren und Unzufriedenheit auf!
Ich muss dann immer wieder an dieses "Gleichnis" denken:
Ja, meinst Du vielleicht, Du hättest deswegen mehr verdient als der, der heute in einer anderen Zeit, in einer anderen Welt seines Glaubens lebt? Meinst Du vielleicht, du hättest was verdient, du hättest mehr verdient als der andere? Wenn dieses Murren, dieser Gedanke aufkommt, beweist man lediglich, man erkennt die Gnade nicht mehr."

Also völlig gleich, was früher so alles passierte oder heute passiert: Jedes kirchliche Fehlverhalten und die psychischen Folgen daraus sind für Stammapostelhelfer Schneider nichts anderes als ein Zeichen dafür, dass das anklagende Opfer die Gnade Gottes nicht mehr erkennt! Die Ausführungen Schneiders waren übrigens mit dem angeführten Zitat noch nicht zu Ende. Der designierte Stammapostel setzte sogar noch hinzu (als ob das Gesagte nicht schon längst ausreichte):

"Der liebe Gott könnte noch viel, viel mehr von mir verlangen. Ich hätte immer noch nicht einen geringsten Anspruch auf die Gnade, auf das Himmelreich, auf die Gotteskindschaft.  Es ist und bleibt unverdiente Gnade.  Und deshalb ist diese Dankbarkeit eine Grundhaltung der Gotteskinder.“

Wer also für seinen erlittenen Schaden nicht auch noch dankbar ist, der ist aus neuapostolischer Sicht wohl kein echtes Gotteskind! Basta! Wie zynisch, ignorant und selbstgefällig sind diese Bemerkungen des designierten Stammapostels. Wenn man dann noch die Vortragsweise und den Ton in seiner Ansprache hört, bekommt man vollends das Grausen ….

Einen dazu erschreckend passenden Liedbeitrag gibt es auch im neuen Gemeindegesangbuch. Das textliche Machwerk stammt von Apostel Keck und findet sich paradoxer Weise zum Thema "Glaube – Vertrauen - Trost" unter der Nr. 209 auf Seite 312:

Gottes Wege, sie sind richtig

1. Gottes Wege, sie sind richtig
Menschlich Denken ist oft nichtig,
sein Gedanken liebend groß.
Zeitlich nur sind ird´sche Leiden,
helfen uns zu ew´gen Freuden,
machen von der Weltlust los.

2. Soll sich Frucht der Rebe mehren,
darf dem Schneiden man nicht wehren,

Läutrung macht das Gold erst rein;
Hitze bringt das Korn zum Reifen;
Edelsteine muss man schleifen,
dass sie strahlen hell und fein.

3.Trübsal macht das Herze beben,
aber auch den Herrn erleben,
bringt Erfahrung seiner Huld,
lässet hoffend auf ihn schauen,
stets auf seine Hilfe bauen,
Früchte tragen der Geduld !


 

Da fehlt jetzt nur noch die Geschichte eines unbekannten Verfassers zum Thema "Gottes Fürsorge", die so durchaus auch in einem Gottesdienst der NAK erzählt werden könnte. Ein Hirte hat hier ein krankes Schäflein auf dem Arm. Auf die Frage, was es mit dem gebrochenen Fuß des Schafes auf sich hat, gibt der Hirte folgende Erklärung:

Ich selbst habe ihm den Fuß gebrochen, weil ich seinen Ungehorsam nicht länger ertragen konnte. Monatelang habe ich versucht, es mit Liebe zu leiten und ihm nur Gutes zukommen zu lassen, aber es hat nie richtig auf meine Stimme gehört. Immer ging es seinen eigenen Weg. Einmal musste ich es von einem steilen Felsen herunterholen und ein andermal aus einem Abgrund herauf tragen. Fast wäre es einem Adler zum Opfer gefallen, aber das Schlimmste war, dass auch andere Schafe ihm nachliefen. Da wusste ich nur noch ein Mittel:

Ich musste ihm einen Fuß brechen, damit es nicht mehr weglaufen kann. Erst war es böse, fraß nichts und stieß nach mir; aber jetzt sieht es mich demütig an und leckt mir meine Hände. Auch auf den Ton meiner Stimme achtet es genau. Bald kann es wieder laufen, und eines weiß ich, dass ich dann in meiner Herde kein ungehorsames Schaf haben werde.


So arbeitet in der NAk der "liebe Gott" eben, da kann man nichts machen! Ansonsten erübrigt sich fast jeder Kommentar zu diesem unglaublichen Machwerk vom neuapostolischen Gemeindevorsteher  sowie den so immer wieder gehörten Vorgaben seiner oberen Kirchenführer, die solches Denken und damit dieses Papier erst möglich machten.

Inge Deutschkron, heute 90 Jahre alt und als Jüdin Opfer eines anderen System, gab dazu im Gegensatz als Zeitzeugin am 30. Januar 2013 in ihrer Rede im Deutschen Bundestag den Rat ihrer Mutter weiter: "Lass Dir nichts gefallen, wenn Dich jemand angreifen will. Wehr Dich!" Gleiches gilt auch denen, die Opfer im Rahmen des NAK-Systems geworden sind: Schweigt nicht und wehrt euch und ermuntert die, die im Begriff stehen, sich wehren zu wollen und helft ihnen, den Weg heraus zu finden aus dem Bann des Stillhaltens.

Und noch etwas, hier genauso Relevantes, sagte sie bezüglich der alle Erinnerung verdrängen wollenden Nachkriegsdeutschen und ihrer „Sprachlosigkeit, wenn Menschen im Nachkriegsdeutschland … sagten: "So vergessen sie doch", wenn sie mich nicht anders zum Schweigen bringen konnten. "Sie müssen doch auch vergeben können", meinten sie. "Es ist doch schon so lange her." Die meisten, denen ich in der provisorischen Bundeshauptstadt Bonn begegnete, hatten sie einfach aus ihrem Gedächtnis gestrichen, die Verbrechen, für die der deutsche Staat eine eigene Mordmaschinerie hatte errichten lassen und sie es geschehen ließen.“

 Die Geschichte der NAK ist eine Geschichte der Unterdrückung und des psychischen Missbrauchs mit zahllosen Einzelopfern und über Generationen geschädigter Familien. Niemand „muss“ hier vergeben „müssen“! Auch  ist dabei unbedeutend, ob das missbräuchliche Verhalten länger oder kürzer her ist: Schweigt nicht, wenn ihr darum wisst! Klärt auf und gebt der Erinnerung Raum zum Schutz der kommenden Generationen eurer Enkel und Urenkel!  Die Religionsfreiheit als hoch zu schätzendes Gut ist kein Deckmantel für systematische, psychische Unterdrückung oder stillschweigende Erduldung körperlichen und geistlichen Missbrauchs durch ein System, für dessen Existenz aber die indoktrinierte Unterordnung und das damit verbundene Schweigen die konstitutive Voraussetzungen sind. Wie drückte Rupert Lay das drastisch aus: „Systemagenten“, und dazu gehören der Stammapostel und alle leitenden Funktionäre der NAK, „sind alle Faschisten,“ denn sie setzen den Schutz des Systems vor die Bedürfnisse der  Menschen und gehen dabei sinngemäß über Leichen.  Vielleicht haben gerade wir als Deutsche da eine historisch bedingte, ganz besondere Verantwortung, der wir nachkommen sollten.

Nachbemerkung: Die Hausregeln von HRB zum Verhalten vor, im und nach dem GD sind übrigens auch sehr aufschlussreich und zeigen die menschenverachtende Psychomanipulationen in der NAK! Die Anweisungen/Vorgaben unter "Vor dem Gottesdienst" bezeichnen eine deutliche Einleitung einer Tranceinduktion zur Vorbereitung der nachfolgenden Redebeiträge, die dann direkt und ungefiltert  auf die Psyche der Hörer systemgewünscht einwirken können. Mittlerweile (31.1.) sind auch die Hausregeln von der Homepage Ostermundigen entfernt worden, können hier aber weiterhin gelesen werden. Zudem wird diesen Machenschaften und Machwerken alleine mit diesem Artikel ein bleibendes "DENK-MAL darüber nach" erhalten bleiben.

Hinweis: Dieser Artikel ist bei Readers Edition unter dem Titel "Täter – oder Opferschutz in der Neuapostolischen Kirche?" eingestellt und kann dort mit Leserbriefen kommentiert werden. Wie ein typischer NAK´ler das aus seiner fundamentalistischen Sicht sieht und arrogant kommentiert, kann man HIER  nachlesen.

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23.2.2013 Ergänzungen zum Thema Notfallzettel

Ebensfalls hat der Verein LINDD reagiert und ein konzeptionelles Schreiben zum Thema der Prävention vor sexuellem Missbrauch herausgegeben (Artikel Download). Dort heißt es u.a.:

Zitat: Ballnus/Döring vom Verein LINDD – Licht nach dem Dunkel e.V.:

Wir haben seit geraumer Zeit zum Thema „Sexuelle Gewalt an Kindern“ die Frage bewegt: „Wie können wir unsere Gemeinden sicherer machen?“. …

Wir haben deshalb ein Konzept hierzu entwickelt, das wir dem Stammapostel mit der Bitte um Prüfung bzw. Weiterleitung an den designierten Stammapostel-Nachfolger übersandt haben.

Dieses Konzept ist auf unserer Homepage unter „Fachliches“ eingestellt.

Zitat aus dem benannten Aufsatz vom 22. Februar 2013 zum Thema „Wie gelangen wir in unserer Kirche zu „sicheren“ Gemeinden?“ :

Bestimmte Faktoren im Gemeindeleben begünstigen sie (Anm. die Täter) und ihr schändliches Tun:

  • In den Gemeinden ist nicht selten eine familiäre Struktur vorzufinden, der vorbehaltlos vertraut wird.

  • Das Thema „Gehorsam-Ungehorsam-Gehorsamspflicht“ wird nicht zuletzt durch biblische Hintergründe auch heute noch streng beachtet.

  • Auch die Vergebungs-Haltung wird derzeit immer noch eingefordert, ohne auf ganz spezifische Situationen einzugehen.

  • Nicht zuletzt ist die Amtsautorität, verbunden mit dem Amtsauftrag und der Vorbildfunktion zu benennen.“

Aus unserer Sicht hat vor einer Vergebung gegenüber der Institution Kirche Folgendes Vorrang:

1. Eine vorbehalt-, lücken- und vor allem schonungslose Vergangenheitsbewältigung.

2. Ein erkennbarer Veränderungswille im Umgang mit solchen Geschehnissen in der Zukunft und

3. Implementierung einer angemessenen und wirkungsvollen Prävention zu allen Arten von Gewaltgeschehen.

Niemand kann von Opfern Verzeihungsbereitschaft erwarten!

Auch der These …l, dass eine von der Kirche geforderte Versöhnungsbereitschaft des Opfers im Falle eines sexuellen Gewaltgeschehens völlig unangemessen ist und nicht dem Leid des Opfers gerecht wird, sondern eher dem Bedürfnis der Kirche dient, diese in ihrer Verantwortung zu entlasten, können wir zustimmen.“

 

Unter Berichte finden sich auf der Hp von LINDD folgende Anmerkungen:

21.12.12 - Bericht - nach einem Treffen mit dem Stammapostel und einer Auswahl von Gewalt-Betroffenen am 10.11.2012 in Friedewald in Hessen

„2. Eine andere teilnehmende Person bat den Stammapostel um eine geistliche Entlastung für ihren Schritt, die neuapostolische Kirche verlassen zu haben. Der Stammapostel sagte hierzu sinngemäß Folgendes: Gewiss sei sie nicht verloren für alle Ewigkeit. Der liebe Gott habe für uns unbekannte Wege, Menschen zu sich zu nehmen. Es sei als nicht sein Anliegen, Angst zu erzeugen. Im Übrigen sei das auch im neuen Katechismus nachzulesen – ganz offiziell. Natürlich sei es der neuapostolische Glaube, dass die Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi durch Apostel geschehe. Es entziehe sich aber unserer Kenntnis, in wieweit der liebe Gott andere Menschen annimmt. Jedoch sei es vorstellbar, dass der liebe Gott sich auch anderen Menschen gnädig zuwende. Es sei deshalb heute nicht das kirchliche Verständnis zu sagen, dass nur die neuapostolischen Christen eine Chance auf ewiges Leben hätten. Ja, es gäbe Glaubensgeschwister, die fragten, warum seien sie denn überhaupt noch neuapostolisch? Unsere Antwort laute dann, dass wir in unserer Kirche alle Heilseinrichtungen hätten, die eben biblisch begründet seien und die uns die Möglichkeit eröffneten, am Tag des Herrn dabei zu sein. Das gäbe uns eine gewisse Sicherheit. Alles andere könnten wir nicht beurteilen, das läge in der Hand Gottes. Also, niemand würde kategorisch vom Heil ausgeschlossen.

Diese Ziff. II wird im Einvernehmen mit dem Stammapostel veröffentlicht.“

Aus den Rückmeldungen von den am Gespräch mit dem Stammapostel Teilnehmenden:

Es ist anerkennenswert, dass der Stammapostel sich die Zeit für uns genommen hat. Ich hoffe sehr, dass ihm bewusst geworden ist, dass wir nur eine verschwindend kleine Gruppe waren, die einmal zum Ausdruck bringen konnte, wie wir unter dem psychischen Druck der Kirche gelitten haben. Erschreckend beeindruckt war ich davon, wie stark bzw. zum Teil unheilbar die entstandenen psychischen und körperlichen Schäden sind.“

 

 

Kurze Beispiele zum Thema Geistlicher Missbrauch von Stap. Leber (Mai 2012; DS)

 Charakteristika einer Missbrauchsumgebung von  Dr. Christoph Rohde

„ Es liegen einfache Strukturen vor. Eine einfache Auslegung einer Schrift – die meist völlig nichtssagend ist und so besonders anfällig wird für Willkürauslegung. „Jesus war auch Diener“ - „vergebt einander“ - „Jesus war auch opferbereit“. Der Mangel an Bibelkompetenz, verbunden mit psychologischer Unkenntnis führt zu einem Drucksystem. Von manchen wird das bewusst gesteuert, aber in vielen Gruppen erkennen die Anführer diese Muster selber nicht.“

Im NAK-Originalton hörte sich das von Stap. Leber 2008 in Herne z.B. so an (nur eine kleine Auswahl):

  • Es ist wichtig, dass wir miteinander verbunden sind
  • Wir haben einen Auftrag in dieser Welt
  • Wir wollen bauen mit kindlichen Glauben und mit tiefen Glauben.
  • Wollen wir doch immer wieder mit dem Glauben da heran gehen
  • Glaube kann Berge versetzen! Glauben wir es doch!
  • Setzen wir den Glauben ein, damit wollen wir bauen
  • Wir klammern uns an den Herrn. Das ist Glaube!
  • Die Hirtenliebe, die wollen wir alle in uns tragen, die möge uns formen, damit wollen wir bauen.
  • Arbeiten wir mit der Liebe
  • Mit dem Hochmut dieser Zeit, da kommen wir nicht weit
  • Lasst uns in der Geduld ausharren. Geduld im Warten, Geduld auch in den einzelnen Verhältnissen.
  • Wir bitten dich, du mögest alle Seelenschäden beseitigen

Und, um ein Beispiel zu geben für vergiftete Glaubenssätze, ein aktuelles Wort zum Monat Mai 2012:

Stap. Leber: "„Was schaut ihr gen Himmel? Dieser Jesus wird wiederkommen.“ Damit war der Weg in die Zukunft gewiesen. So wollen auch wir es halten: Wir bleiben nicht stehen bei dem Geschehen von damals. Vielmehr ist dies ein Hinweis auf unsere triumphale Zukunft."

Man weiß nicht, was schlimmer ist: Diese versuchte Scheinkausalität oder der Verweis auf "unsere triumphale Zukunft"?

Oder sind es die im weiteren Text völlig falschen Bezüge: "Was bedeutet es aber hier, wenn der Sohn Gottes gesagt hat: „Ich verlasse die Welt wieder“? Er meinte damit sicherlich den irdischen Bereich; er hat die irdische Welt verlassen und ist wieder zurückgegangen zum Vater. Ich möchte das auch für uns als ein Motto sehen: Wir wollen die Welt verlassen." Erklärend setzt Leber hinzu: "In diesem Sinn wollen wir die Welt verlassen: Wir wollen das ungöttliche Wesen verlassen."

Was bislang noch mehr oder weniger als banales Geschwafel zu bezeichnen wäre, wird im Folgenden aber zur Manipulation und damit zum GM: "Jetzt stellt sich die Frage: Was ist das ungöttliche Wesen? „Welt“, ungöttliches Wesen ist zunächst einmal, wenn man Götzen neben den Herrn stellt. ...  Was sind das für Götzen? Auch in unserem Leben gibt es Dinge, die den ersten Platz einnehmen wollen und zum Lebensinhalt werden können: mancherlei Interessen, mancherlei Neigungen, mancherlei Dinge, die man im Herzen trägt, die einem wichtig sind. Das wollen wir vermeiden, ..."

Der Hörer, man mache sich das bewusst, wird dazu aufgefordert, Dinge, die ihm absolut wichtig sind, die zu seinem Leben dazu gehören, als "Götze" zu betrachten und diese Lebensinhalte tunlichst zu "vermeiden"! Im Wortlaut: "Verlassen wir die Welt, indem wir Abstand von diesen Götzen halten!"

Auch bei der sich anschließenden Aussage kann man nur verwundert den Kopf schütteln: "Wir wollen immer sehen, dass wir uns nicht überheben und meinen, wir seien groß in den Augen Gottes. Wir verlassen die Welt, wenn wir solchem Hochmut keine Chance lassen." Was hier assoziierend aneinandergereiht wird, sind deutlich die  oben benannten "Charakteristika einer Missbrauchsumgebung", zeigt es doch klar den Mangel an Bibelkompetenz, nichtssagende Sentenzen, Willkür der Auslegung und psychologische Ahnungslosigkeit, die zu einem starken, inneren Druck führt: Eigene, lebenswichtige Interessen kontra Nachfolge dieser Aufforderungen!

Die krönende Schlusszusammenfassung heißt dann: "Das sind weltliche Wesenszüge: dass man Götter hat neben dem Herrn, dass man sich dem Hochmut hingibt und meint, den Herrn nicht nötig zu haben, dass man nur auf die eigene Kraft baut und das Vertrauen in den Herrn aufgibt. Daraus wollen wir heraus."

Mit solchen Sätzen wird nicht nur dysfunktional gegen das Leben selbst gepredigt, sondern es wird zudem das verfassungsmäßig garantierte Recht auf Selbstbestimmtheit verletzt! In der NAK wird der Verzicht auf die Selbstbestimmtheit als "Nachfolge" bezeichnet und immer wieder konkret und vollständig eingefordert. Hier nur einige wenige und spezifische NAK-Beispiele vergiftender Glaubenssätze, die immer wieder in den Predigten vorkommen:

  • Wir haben ein so schönes Miteinander, das kann man nicht erklären – komm einfach mal
  • Die anderen können das nicht verstehen, wir aber …
  • Bei uns ist vieles ganz anders als ...
  • Wir haben uns das nicht selbst ausgedacht, es ist „Sein“ Wille
  • Wir sind Werkzeuge einer höheren Macht
  • Wir können „Seinen“ Willen nicht immer verstehen, aber wenn wir „Seinem“ Wort folgen, werden wir erleben, wie sich alles zum Guten entwickelt
  • Du musst deinen eigenen Willen überwinden und unter Seinen Willen stellen
  • ER sieht und bemerkt alles
  • ER kennt jeden deiner Gedanken und weiß, was gut für dich ist
  • Draußen in der Welt ist nur das Böse, dass dich vom Weg und Ziel abbringen möchte
  • Du musst lernen, alles mit den Augen des Geistes zu sehen, wenn du ...
  • Du musst deine Gedanken und Gefühle kontrollieren, sonst ...
  • Wir haben das höchste Ziel, was ein Mensch erreichen kann. Das wollen wir nicht aufs Spiel setzen
  • Alles Denken der anderen ist Torheit und zeigt ihr Unvermögen, unsere gute Sache zu begreifen
  • Die anderen sehen nur sich selbst, wir aber folgen ...
  • Mag es denen da draußen auch scheinbar gut gehen, letztlich wird sich doch zeigen, dass ...
  • Manches können wir jetzt mit unserem begrenzten, natürlichen Verstand nicht verstehen, aber wenn ...
  • Nur wer sein eigenes Wollen der Sache unterordnet, wird am Ende das wundervolle Ziel erreichen

 

Im Original klingen diese Sätze unter anderem wie folgt (kleine Auswahl):

Der Verstand muss ausgeschaltet werden!" (2002 Bezirksapostel Studer am16.06. in Halle/Saale; Originalmitschrift GK)

 "Wir wollen das Wort vom Altar nicht nur mit dem Verstand aufnehmen, sondern in die Seele dringen lassen." (Stap. Leber im Wort zum Monat 08/2009)

Das Wichtigste ist auch heute: denen zu glauben, die Gott sendet. Wenn man das tut, kann man den Segen Gottes auf sich ziehenEs geht also auch heute darum, die Apostel des Herrn aufzunehmen und ihrem Wort zu glauben. Wer das tut, erlebt Nähe und Gnade Gottes; wer das tut, den führt der Herr in die Herrlichkeit. Glauben wir denen, die der Herr heute sendet, seinen Aposteln – das ist Gottes Werk.“ (Wort zum Monat Februar 2006)

Hier am Altar unseres Himmlischen Vaters wird die absolute Wahrheit verkündet. Nirgendwo sonst, weder im Himmel noch auf Erden noch sonst wo ist dieser Altar aufgerichtet, wo uns die absolute göttliche Wahrheit verkündet wird. Wenn wir diese göttliche Wahrheit akzeptieren, wird sie uns frei machen." ( Co-Predigt beim Stap.GD; 2002 Bezirksapostel Latorcai am 11.12 in New York   (Originalmitschrift, Übersetzung R.S.)

Wer am Altar des Herrn vorbeigeht, vielleicht sogar eigene Wege sucht, um selig zu werden, wird früher oder später bemerken, dass er innerlich vereinsamt und sogar in die Irre geht ..." (Stap.  Fehr : "Leitgedanken   (Predigtanweisungen)   zum Gottesdienst"  am  26.1.2003)

Wer das Schiff verlässt, ertrinkt! Wer an Bord bleibt, kommt in den Hafen des ewigen Vaterlandes. Das edle Schiff, die Kirche von Jesus Christus, wird sein Ziel erreichen, denn Gott sorgt dafür.“( Stap. Fehr : "Leitgedanken (Predigtanweisungen) zum Gottesdienst"  am  18.7. 2004)

„Und da es in dieser Zeit so viele "natürliche Menschen" gibt, weil so viele sich ganz und gar weltlich ausrichten, wird es in manchen Breiten dieser Erde immer schwieriger, Menschen für das Werk Gottes zu gewinnen. Das Wirken des Heiligen Geistes können wir dem natürlichen Menschen, der hierfür verschlossen ist, nicht plausibel machen. ... In der Zeit der Entscheidung und Bewährung hilft es uns aber, alles, was an uns herankommt, geistlich zu beurteilen.
Ich nehme diesen Satz als eine Mahnung an uns: Alles geistlich beurteilen – nicht natürlich! Dann erschließt sich uns viel Gutes.
“ (Stap.Leber Wort zum Monat 11/2005)

Als Beispiele vergifteter Glaubenssätze mögen die wenigen Zitate genügen, viele weitere finden sich auch hier auf der HP immer wieder zwischen den Artikeln eingestreit!

Wer aber immer noch nicht genug hat, findet eitere Textquellen zum Thema hier:

Unter diesem Link finden Sie eine Fülle älterer NAK-Predigtbeispiele zum Thema. Aktuelle Beiträge der Stammapostel sind in dieser Sammlung der Worte zum Monat. Ganze Gottesdienstberichte sind als Link auf der Unterseite zur Predigt in der NAK und Aktuelles.

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